44. Solothurner Literaturtage: Ein überzeugendes Comeback!

Nach pandemiebedingtem Unterbruch strahlen die 44. Solothurner Literaturtage über alle Erwartungen hinaus. Ein dreitägiges Fest der Literatur, der kulturellen Vielfalt und der Freundschaften. Und fast 20000 BesucherInnen!

Mag sein, es hatten alle Hunger und Durst. Es war, als würde über allem das Wort „Endlich“ stehen. Durchaus im doppelten Sinn. Zum einen war da die Freude, dass es dieses Festival in der einem so lieb gewordenen Form überhaupt wieder gegeben hat. Zum andern war man sich bewusst, dass es der äusseren Einflüsse genug gäbe, die einem solchen Festival an die Gurgel springen können.
Es war ein Fest – ein Fest des Wiedersehens, ein Fest der Begegnungen, ein Fest der Freude, ein Fest der Hoffnung, ein Fest des Buches, ein Fest der Kunst – ein Fest der Freundschaft. Und niemand hatte Lust, sich dieses Fest verderben zu lassen, schon gar nicht, wenn das Wetter zum verlässlichen Freund wird. Ich erinnere mich an Austragungen der Solothurner Literaturtage, an denen heftigst darüber diskutiert wurde, wen man versäumt habe, einzuladen, wer vergessen ging, wie gross der angerichtete Schaden sei. Diese Diskussionen fanden kaum statt, auch wenn man hätte diskutieren können.

«Ein eindrücklicher Beweis, wie klar und doch vielschichtig Lyrik sein kann, wie sehr einem Sprachkunst in Ekstase versetzen kann, wie leidenschaftlich Lyrik beim Schreiben und Lesen Lebenslust erzeugen kann!» Rolf Hermann «In der Nahaufnahme verwildern wir»

Es gab wie immer von allem einiges, von Spoken Word, zum Beispiel die junge Sarah Elena Müller, der das Publikum artig applaudierte, obwohl sie all den Gutbetuchten einen grellen Spiegel vorhielt, Lyrik wie der von Simone Lappert, die bewies, das Dichtung einen Körper zum Instrument werden lassen kann und dieses Instrument ein Stadttheater zum Wabern bringt, grosse Namen der Belletristik wie jener von Nino Haratischwili, die mit ihrer Art des Erzählens nicht nur in ihren Büchern bannt, bis hin zu Kinder- und Jugendbuchliteratur, die es meisterhaft versteht, Geschichten sinnlich werden zu lassen. Kleine Verlage und grosse, grosse Namen und unbekannte. Als Ganzes war das Programm durchaus gelungen, auch wenn der ganz grosse Gast aus Übersee, Joshua Cohen, eben preisgekrönt durch den Pulitzer-Preis, seine Teilnahme absagen musste.

«Nino Haratischwili zieht mich mit in unsägliche Tiefen, überzeugt mich mit einem satten Sound, einer Vielstimmigkeit, die mich bei der Lektüre manchmal schwindlig macht.» Nino Haratischwili «Das mangelnde Licht»

Auffällig war, wie sichtbar das Aufbrechen von Grenzen war. Musik beispielsweise wird immer offensichtlicher nicht einfach zu einer Begleitung, einer Auflockerung. Vielen AutorInnen gelingt es eindrücklich, mit Musik Sinne zu öffnen, Bilder und Eindrücke zu verstärken, manchmal alleine durch die eigene Stimme, die Rhythmus und Tonalität in ganz andere Sphären hieven kann. So sah man Michael Fehr auf der Bühne des Stadttheaters sitzen und singen, ohne Begleitung, nur mit sich und seiner Stimme! Da wird jemand zu Musik! Oder in Formation, unterlegt durch einen eigentlichen Soundtrack.

Lange forderte man das Ende der klassischen „Wasserglaslesung“, schien es nicht mehr zu genügen, dass Schreibende aus ihren Werken lesen und Fragen dazu beantworten. Glücklicherweise gibt es diese noch immer, auch jene kauzigen Urgesteine der Literatur, bei denen man nie so richtig weiss, ob sie Zuhörende an der Nase herumführen oder die Performance der einzige Weg durch das Buch ist.

«Frank Heer vermischt Genre ebenso lustvoll wie Handlungsstränge. Und alles ist unterlegt vom satten Sound einer Generation, die noch glaubt, dass mit der Kraft der Musik etwas zu erreichen ist.» Frank Heer «Alice»


Auch bei den Formaten ist man selbst nach der 44. Austragungen noch immer auf der Suche nach Verbesserungen. So platzierte man die „Gratislesungen“ auf der Aussenbühne vor die breite Treppe der St. Ursenkathedrale. Was für ein Anblick, wenn bei der Lesung von Julia Weber aus ihrem Roman «Die Vermengung» auf der Treppe vor der beeindruckenden weissen Kalksteinfassade regelrechte Arenastimmung aufkommt und der Eindruck, Literatur breite sich über eine ganze Stadt aus!

«Rebecca Gislers erstaunliches Debüt verblüfft nicht durch seine Geschichte, sondern durch die Sprache, die hohe Kunst schmeichelnder Sätze, die Frische verspielter Satzkaskaden. Wer sich als literarischer Gourmet versteht, lese diesen Roman!» Rebecca Gisler «Vom Onkel»


So viele Menschen wie schon lange nicht mehr besuchten dieses Festival der geschriebenen Bilder. Der Organisation der Solothurner Literaturtage gelang das, was eigentlich nur schwer zu schaffen ist; eine repräsentative Nabelschau der CH-Literatur, angereichert mit grossen Namen aus dem Ausland. Aber es waren nicht Landesgrenzen, die man demonstrativ überschritt, sondern jene der Künste. Etwas, was angesichts der Grenzenlosigkeit in der aktuellen Geschichte Signal sein könnte.

«Ein Roman, der mir das Blut in den Kopf treibt, der mich schwindlig macht, der mich hin- und herschlägt zwischen Entsetzen, Verunsicherung und dem Schmerz darüber, in der Gegenwart der Hölle ein schönes Stück näher gekommen zu sein.» Julia von Lucadou «Tick Tack»

Wer nicht an den Solothurner Literaturtagen war – lesen Sie! Kaufen Sie Bücher! Lesen ist vielfach sinnlich. Und wenn auch kein Buch die Welt zu retten vermag; Literatur schenkt unendliche Weiten! Besuchen Sie die vielen Festivals, die übers Jahr stattfinden. An solchen Festivals, an Lesungen und Darbietungen rund um die Literatur entsteigt den Büchern der Dschinn, der fast jeden Wunsch in Erfüllung bringen kann.

«Ob nun ein simpler Eingriff im Kopf direkt, mit Medikamenten, eine politische oder gar militärische Operation. Meret begehrt auf, in ihrem Innern, gegen Aussen. „Ein simpler Eingriff“ ist die Emanzipationsgeschichte einer jungen Frau in den Machtstrukturen der Gesellschaft, der Tradition, der Geschichte.» Yael Inokai «Ein simpler Eingriff»


An einer Lesung von Urs Mannhart aus seinem hellsichtigen Roman „Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen“, sass eine Frau neben mir, die während der Lesung zeichnete. Die hier wiedergegebenen Zeichnungen sind ein Geschenk der Zeichnerin Charlotte Walder, entspringen einer spontanen Begegnung und symbolisieren wunderbar, was ein solches Festival leisten kann: Viel mehr als Berührungen!

«Urs Mannharts neuer Roman „Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen“ schlägt mir arg in die Kniekehlen. Ein Roman über die mutmassliche Unvernunft des Menschen.» Urs Mannhart „Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen“

Reservieren Sie sich den 19. bis 21. Mai 2023!

(Eingefügt in den Text sind all jene Rezensionen auf literaturblatt.ch, die mit den AutorInnen an den 44. Literaturtagen in Solothurn korrespondieren.)

Sturm im Gebälk: Christian Uetz im Literaturhaus!

Er riss ganz ordentlich am alten Gebälk! Ein Mann, der ganz wörtlich kein Blatt vor den Mund nimmt! Der seine Wortkunst dermassen verinnerlicht, dass er sie frei vorträgt. Wobei «Vortrag» dem, was er tut, bei weitem nicht gerecht wird. Christian Uetz ist, was er spricht und schreibt. Christian Uetz ist ein Ereignis – und zusammen mit dem Musiker Adrian Egli sowieso!

Christian Uetz musste eine ordentliche Weile warten. Vor ein paar Jahren spazierte ich mit ihm an den Walliser Hängen und er erzählte mir, er wäre als Thurgauer noch nie im Literaturhaus Thurgau Gast gewesen. Damals ahnte ich noch nicht, dass ich eines Tages die Ehre haben würde, die Geschicke eben dieses Hauses mitgehalten zu können. Aber nun war er da, Christian im Literaturhaus Thurgau, wo es ihn auch schon viel früher hätte hertragen sollen. Ist er doch nicht nur Thurgauer und einer der wenigen, die sich mit Ostschweizer Wurzeln im Literaturbetrieb etablieren konnten. Seine ersten Gedichte erschienen vor bald 30 Jahren in Beat Brechbühls hoch verdientem Waldgut Verlag. Beat Brechbühl muss gerochen haben, was im damals Dreissigjährigen steckte.

Heute ist Christian Uetz ein literarisches Urgestein, jemand, dem es beim Schreiben um viel mehr geht, als bloss eine Geschichte zu erzählen. Christian Uetz Gedichte, Essays und Romane sind Herausforderung, für viele Provokation, manchmal sogar Zumutung, sowohl inhaltlich wie sprachlich. Ganz sicher aber ist Christian Uetz ein Monolith in der deutschsprachigen Literatur, in der Literaturszene. Jemand, der mit seinem ganzen Sein Sprache und Leidenschaft ist und diese Leidenschaft mehr als wörtlich nimmt. Jemand, durch den sich Sprache manifestiert, der in Zungen redet und schreibt.

Auf eben jenem Spaziergang im Wallis, an einer Weggabelung unter einem Baum, performte Christian Uetz seinen verinnerlichten Text, auswendig und mit weit ausholenden Gesten. Während er zu Hochform auflief, kreuzte das Geschehen eine nichts ahnende Wandergruppe. Ich kann gut nachempfinden, was sich in den Köpfen jener Erstaunten abspielte, als sie den einen gegen den Himmel aufrufend sahen und eine ordentlich grosse Gruppe andächtig Lauschender.

Sein neuster Roman „Das nackte Wort“ ist vieles zugleich; die Findungsgeschichte eines Paars, ein existenzialistisches Tagebuch, ein philosophischer Trommelwirbel und der Versuch, dem Eros Sprache auf die Schliche zu kommen. Er will nicht schmeicheln, wahrscheinlich nicht einmal unterhalten. Aber ganz bestimmt will er Auseinandersetzung, so wie sein Schreiben Auseinandersetzung ist. Er will nicht unterhalten, weil auch sein Schreiben für ihn kein Unterhalten, kein netter Zeitvertreib, sondern bisweilen existenziell in seiner Auseinandersetzung ist.

«Ich war überwältigt von der Begeisterung, die «Das nackte Wort» im Bodmann-Haus auslöste und über die vielen persönlichsten Zusprüche danach! Ebenso hat mich das Zusammenspiel mit Adrian Emmanuel Egli, welches sich völlig aus dem Augenblick improvisierte, ekstatisch entfesselt. Dass die Befürchtung des Protagonisten Georg, die den Alltag lähmende Pandemie werde die Welt so depressiv und agressiv machen, dass sie nur Vorbote von neuen Weltkriegen sei, am Tag der russischen Invasion in die Ukraine wie stummmachende Prophetie klang, machte mir den Abend im Thurgauer Literaturhaus auch zu einem Schicksalstag der Geschichte, den ich doppelt nie vergessen werde.» Christian Uetz

Rezension von «Das nackte Wort» auf literaturblatt.ch

Christian Uetz und Arian Emanuel Egli am Samstag, 26. Februar in der Grabenhalle St. Gallen

Beitragsbilder © Sandra Kottonau / Literaturhaus Thurgau

Christian Uetz «Das nackte Wort», Secession

Eine Geschichte fürs Nachttischchen? Nein, sie müssten, wenn sie das Bett mit jemandem teilen und zu erzählen beginnen, mit heftigen Diskussionen rechnen. Strandlektüre? Nein, ausser es stört sie nicht, wenn ihnen die Schamesröte im Liegestuhl in den Kopf steigt. Zur „Reanimation“ auf dem Sofa nach einem Arbeitstag? Ich weiss nicht. Vielleicht erschlägt sie das schmale Buch.

Soll man „Das nackte Wort“ überhaupt lesen? Auf jeden Fall! Wenn man sich selbst etwas zutraut. Wenn man sich nicht ungerne provozieren lässt. Wenn man bereit ist, bei der Lektüre etwas zu investieren – mehr als nur Lebenszeit. Wenn man die Uetz’schen Sprachkaskaden zu geniessen versteht. Erst recht dann, wenn man den Dichter schon einmal live erlebt hat und sich mit der Lektüre der Sound seiner Sprache im Kopf entfaltet. Und nicht zuletzt dann, wenn man im immer grösseren Meer von Büchern nach den Klippen sucht, die das Zeug haben, dass man Schlagseite bekommt. „Das nackte Wort“ ragt wie ein einsamer Monolith aus der Vielheit der Gegenwartsliteratur. Ja doch, Christian Uetz ist ein Polterer, ein Provokateur, aber niemals Schaumschläger oder blosser Selbstinszenierer. Christian Uetz ist es bitter ernst. Er lockt mich aus meiner gedanklichen und weltanschaulichen Komfortzone. Manchmal zerrt er mich förmlich. Er zwingt mich, mich mit meinem eigenen Dasein, meinen Vorstellungen, meinen festgefahrenen Meinungen auseinanderzusetzen. Er rüttelt nicht nur an mir, sondern an den Grundfesten einer Gesellschaftsordnung, die sich schwer tut, sich von Festgefahrenem zu befreien, obwohl leere Kirchen und Querdenkerdemonstrationern vorgaukeln, man sei auf dem Weg der Emanzipation.

Christian Uetz «Das nackte Wort», Secession, 2021, 159 Seiten, CHF 32.90, ISBN 978-3-96639-045-3

Georg Niemann ist verheiratet und Vater. Er pendelt zwischen Deutschland und der Schweiz, seiner Familie und seiner Arbeit. Seine Ehe ist das, was man eine offene Beziehung nennt. Beide haben an das Gegenüber nicht den Anspruch unbedingter Treue, beide bleiben offen, nicht nur in ausserehelichen Beziehungen, sondern auch im Bestreben, dem andern gegenüber damit offen und ehrlich zu sein. Corona und Lockdown stossen Georg aber in eine innere und äussere Auseinandersetzung mit sich selbst und den Gegebenheiten, die ihn bis in die Grundfesten erschüttern. „Das nackte Wort“ ist eine Art Tagebuch. Georg erzählt von seiner Liebe zu Liv, seiner Frau. Seiner Liebe zu Toa, einer jungen Studentin. Von seinen Dialogen, seinen Gesprächen, seinen Auseinandersetzungen. Von den Tagen, an denen er mit aller verfügbaren Unruhe nach Klarheit und Antworten sucht, denn Georg möchte dienen, sucht nach einer Herrin, die herrscht, sucht nach dem erotischen Kick, der uferlosen Leidenschaft, die das bedingungslose Dienen bei ihm auszulösen vermag. 

Da ist aber nicht nur die Suche nach der grenzenlosen Erregung im Zusammensein mit Liv oder Toa. Georg sucht nach mehr, nach dem Göttlichen im Wort, in der Sprache, nach dem Göttlichen in der unbegrenzten Liebe. Georg schreibt, spricht und argumentiert sich in einen Sprachrausch, weit ab von unbedachten Plaudereien, gedankenlosem Geschwätz, banalem Geschichten-erzählen. Was ich in Georgs Auseinandersetzungen mitlese, reibt  an mir, schleift, eckt an, verunsichert mich. Christian Uetz schreibt keine Wohlfühlprosa. Christian Uetz forscht sprachlich ebenso nach der Göttlichkeit der Sprache, wie nach der Göttlichkeit des Eros. „Das nackte Wort“ ist Prosa gewordene Auseinandersetzung in der von Christian Uetz hochphilosophischen Art (Art sehrwohl doppeldeutig gemeint!).

Dass Christian Uetz zusammen mit dem Musiker Adrian Emanuel Egli zum ersten Mal in „sein“ Literaturhaus eingeladen wird, ist höchste Zeit und tiefe Verneigung vor einem Mann, der sich mit ganzem Geist, ganzer Seele und ganzem Körper der Sprache verschrieben hat!

Christian Uetz, geboren 1963 in Egnach, ist ein philosophischer Poet und lebt in Zürich. Nach einer Ausbildung zum Lehrer studierte er Philosophie, Komparatistik und Altgriechisch an der Universität Zürich. 2010 erhielt er den Bodensee-Literaturpreis für sein bisheriges literarisches Gesamtwerk. Seine Performanceauftritte sind legendär!  Nach «Nur Du, und nur Ich» (2011) und «Sunderwarumbe – Ein Schweizer Requiem» (2012), «Es passierte» (2015) ist «Das nackte Wort» neben vielen Gedichtbänden, den ersten erschienen beim Waldgut Verlag, sein vierter Roman.

Beitragsillustration © leafrei.com / Literaturhaus Thurgau

Urs Mannhart «Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen», Secession

Ganz am Schluss des Romans steht ein Mann oben auf einer Treppe, ohne Geld, ohne Kreditkarte, ohne Brille, mit seinen Schnürsenkeln in der Hand. Er hat alles verloren, nur das eine nicht; seinen unbändigen Glauben, stets eine Chance zu haben. Urs Mannharts neuer Roman „Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen“ schlägt mir arg in die Kniekehlen. Ein Roman über die mutmassliche Unvernunft des Menschen.

Man kann Urs Mannharts Roman mit einem Lächeln weglegen. Kann man. Wenn man aber weiss, das der Autor nichts anbrennen lässt und alles, was er schreibt, bis ins Detail recherchiert, dann muss im Weglegen schon mal ein kleines Zögern liegen, denn da gehen Welten unter. Man kann den Roman auch weglegen und argumentieren, das Personal sei allzu plakativ und klischeehaft gezeichnet. Aber der Gier, der Dummheit, der Naivität, dem Extremismus, der Verklärtheit, der Verblendung sind selbst in der realen Welt keine Grenzen gesetzt. Die Gegenwart beweist das offensichtlich. Somit müsste auch hier ein Zögern liegen, denn Verrücktheiten sind uferlos, in der Realität und lustvoll in der Literatur.

Pascal Gschwind ist noch nicht lange in der Führungselite eines international agierenden Bergbauunternehmens. Zwar noch in der Probezeit, aber mit bester Aussicht, das Vertrauen seines Chefs zu gewinnen. Gschwind wohnt in einer schmucken Villa am Thunersee, ist seit mehr als zwei Jahrzehnten verheiratet und gesegnet mit einem Sohn, der eigentlich immer tat, was von ihm zu erwarten war. In der Garage steht ein Tesla der Extraklasse und in ein paar Wochen auch im Bootshaus ein schmucker Schlitten, selbstverständlich um einiges schnittiger als der seines Nachbarn. Gschwind ist mehr als zufrieden mit sich selbst. Und als man in den Bergen über dem Thunersee per Zufall die Seltene Erde Rapacitanium findet, einen Rohstoff, der die Effizienz von Batterien revolutioniert, und Pascal Gschwind von seinem Chef darauf angesetzt wird, scheint einer gesegneten Zukunft im Schoss einer expandierenden Firma nichts mehr im Wege zu stehen. Wär da nur nicht die Tatsache, dass sich Dinge höchst selten so entwickeln, wie man sich das in seinen Träumen vorstellt. 

Während Pascal Gschwinds Frau, die ihren Mann bald nur noch aus der Erinnerung kennt, in den Armen eines fürsorglichen Nachbarn Trost findet, Levin, ihr gemeinsamer Sohn die Schule schmeisst und in den Wäldern mit Gleichgesinnten das wahre Leben zu suchen beginnt, Gschwind die Arbeit mehr und mehr über den Kopf wächst, obwohl er mit jeder Faser seines Seins die Oberhand zu gewinnen sucht, beginnt nach eilig beschlossenen Sondierbohrungen über dem Thunersee die Erde zu beben, der Wasserspiegel des Thunersees zu sinken und ein Strohsack voller Geld im Tesla seines Besitzers zu glühen.

Urs Mannhart „Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen“, Secession, 2021, 280 Seiten, CHF 29.90, ISBN 978-3-96639-039-2

„Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen“ passt in eine Erzählgegenwart, in der mit Extremen dramatisiert werden muss, um mit den Extremen der Gegenwart die Gegenwärtigen zu rütteln. Sei es in Fernsehserien wie „Tschugger“ zur blossen Unterhaltung oder in Romanen wie dem neuen von Urs Mannhart. Denn eigentlich ist mit den im Roman beschriebenen Szenarien nicht zu spassen, weder mit der Gier und der Dummheit der menschlichen Spezies, noch mit den drohenden Abgründen des wirtschaftlich Machbaren. „Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen“ peitscht mich als Leser hin und her zwischen perfekter Unterhaltung, scheinbarer Satire und offensichtlichem Mahnfinger.
Schon mit seinem ersten Roman „Luchs“ ging es um den Kampf zwischen Mensch und Tier. In seinem umstritten gewesenen Roman „Bergsteigen im Flachland“ um den Krieg des Menschen gegen die Natur. Urs Mannhart, Reporter, ehemaliger Velokurier und ausgebildeter Biobauer kann und will nicht verbergen, dass es ihm um weit mehr als Unterhaltung geht. Urs Mannhart hat eine Mission. Sein Held in „Gschwind oder Das mutmasslich zweckfreie Zirpen der Grillen“ gibt wenig Grund zur Hoffnung. Zu hoffen ist, dass das Zirpen bleibt!

Interview

Pascal Gschwind ist ein Erfolgreicher, „fühlt sich hineingebaut in eine Gemeinschaft von Auserwählten“. Ein Formulierung in deinem Roman, die mich in den Kniekehlen traf. Seien es die Glückseligen in irgendwelchen Anschauungen, seien sie religiöser, gesellschaftlicher, politischer oder sonstiger Natur. Müssen wir uns vor den Erfolgreichen fürchten, weil ihnen ihr Erfolg stets Recht gibt?
‹Erfolg› ist ein positiv besetzter, semantisch verengter Begriff, dem ein mächtiger Wandel bevorsteht. Erfolgreich zu sein in der Schweiz, das hiess bisher meist, viel Geld zu verdienen und Besitz anzuhäufen. Diese Art von Erfolg ist jedoch folgenreich: Konsum kostet, sei er nun privat, unternehmerisch oder staatlich, und ein grosser Teil dieser Kosten wird derzeit externalisiert. Nur so sind die dicken Löhne in wohlhabenden Ländern überhaupt möglich. Der Rest der Rechnung wird oft von der Natur, von Menschen in anderen Ländern und von kommenden Generationen bezahlt. Bald wird Erfolg bedeuten, unabhängig von Geld tragende Zufriedenheiten zu finden.

Du nennst deinen Protagonisten fast durch das ganze Buch stets mit Vor- und Nachname. Ich glaube, es gibt nur zwei Szenen, in denen aus Pascal Gschwind Gschwind wird. In beiden Szenen ist der geschwinde (schnelle) Gschwind durch das Schicksal arg gebremst, bis zum absoluten Stillstand. Muss der Mensch durch Schock wachgerüttelt werden?
Unvermittelt sind wir angekommen im Anthropozän, in einem Erdzeitalter, das uns daran hindert, die Folgen unseres Tuns länger kleinzureden. Allmählich bildet sich dies auch in den Medien ab. Aber Informationen richten wenig aus; wie die anderen Säugetiere auch verändert sich der Mensch nur äusserst träge. Am liebsten modifiziert er seine Gewohnheiten erst, wenn es anders nicht mehr geht. Unterdessen zeigen sich auch in Europa deutliche Folgen klimatischen Wandels – jedoch längst nicht derart dramatisch, dass man nicht weitermachen könnte wie bisher. Ein Schock wäre also nötig. Wenn ich die Berichte des IPCC lese, dann stehe ich unter Schock.

Die Grenze zwischen Erfolg und Prostitution ist fliessend. Machen dich die Einsichten, die du durch die Recherche zu deinem Roman gewonnen hast nicht hoffnungslos?
Hoffnungslos war ich mit 18, als ich, schwer pubertierend, einen Hass verspürte auf alle Autos und den so genannten Fortschritt. Unterdessen bin ich angekommen bei einem inneren Zustand, der sich vielleicht als gut gelaunt resigniert bezeichnen liesse. Heftige Widersprüche globaler Dimension auszuhalten, das gehört offenbar zum 21. Jahrhundert. Ich versuche, meine Liebe zur Langsamkeit zu leben: Die Hin- und Rückreise von Bern zum Internationalen Literaturfestival Berlin im September 2021 zählt zu meinen schönsten Erlebnissen des Jahres — mit dem Velo bin ich gereist, eine Woche hoch, eine Woche runter, mit Zelt und Schlafsack. Wunderbar.

Gschwind will alles und verliert alles. Er lebt in einem Krieg mit sich selbst, seiner Frau, die er eigentlich liebt, seinem Sohn, der sich ihm entgegenstellt, seiner Mutter, die ihr altes Leben abstreift, selbst mit seiner Grossmutter. Dein Roman liest sich wie ein Kriegsroman, dessen Fronten sich vermischen, in denen alles wegzubrennen droht. Dein Buch gewordener Alptraum?
Ich denke, Gschwind will unbedingt das Gute. Für seine Liebsten, für sich, für die Gesellschaft. Bloss versteht er nicht, wer die Grundlagen der Ökonomie liefert. Als deren Grundlagen sieht Gschwind den Kapitalismus und dessen Gesetzmässigkeiten. Auf was dies fusst, erkennt er nicht; von der Natur hat er sich entfremdet. Wie zahlreiche Menschen im 21. Jahrhundert.

Eine Leserin hat mir geschrieben: «Sie beschreiben alles als Groteske, aber irgendwie ist es auch erschreckend real.» Ich jedenfalls habe den Verdacht, es könnte sich bei Gschwind wider Erwarten nicht um eine Karikatur handeln. 

Urs Mannhart liest aus seinem neuen Roman in der Buchhandlung Bostryche in Biel

Neben deinem Beruf als Reporter, jenem des Schriftstellers, bist du nun auch ausgelagerter Bauer. Was macht die Kombination von Schreiben und Bauern mit Urs Mannhart?
Das Landwirten hält mich in meist angenehmer Weise davon ab, nur am Schreibtisch zu sitzen. Und es politisiert mich, es erhellt meine Sicht auf das Ökologische. Wer selber wertvolle Lebensmittel herstellt, bekommt einen anderen Bezug zum Essen. Betrete ich einen Supermarkt, bekomme ich sogleich schlechte Laune. Die immer noch weiter fortschreitende Industrialisierung beim Anbau von Pflanzen und bei der Haltung von Tieren ist grauenerregend. — Jetzt bin ich freilich eingeschüchtert, weil Du eingangs die ‹Glückseligen in irgendwelchen Anschauungen› erwähnt hast. Aber als Biolandwirt habe ich tatsächlich eine politische Haltung, und für eine ökologische, tiergerechte und sozialverträgliche Landwirtschaft gibt es meiner Meinung nach eindrückliche Argumente, die sich fern aller Emotionen verankern lassen. Dass ich mich derzeit auf einem kleinen, tierhaltenden, ökologisch wirtschaftenden Hof in der Nähe von La Chaux-de-Fonds engagiere, heisst offenbar, dass ich tatsächlich noch nicht ganz hoffnungslos geworden bin. Vielleicht werde ich künftig vermehrt über Landwirtschaftliches schreiben?

Urs Mannhart, geboren 1975, lebt als Schriftsteller, Reporter und Landwirt in der Schweiz. Er hat Zivildienst geleistet bei Raubwildbiologen und Drogenkranken, hat ein Studium der Germanistik abgebrochen, ist lange Jahre für die Genossenschaft Velokurier Bern gefahren, war engagiert als Nachtwächter in einem Asylzentrum und absolvierte auf Demeter-Betrieben die Ausbildung zum Bio-Landwirt. Für sein literarisches Werk erhielt er eine Reihe von Preisen, darunter 2017 den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis. Im selben Jahr war er zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen; sein Text stand auf der Shortlist.

Webseite des Autors

Beitragsbild © leafrei.com / Literaturhaus Thurgau 

Meine ganz persönlichen Highlights des 25. Internationalen Literaturfestivals Leukerbad

Es schien, als hätte die Leitung der Jubiläumsausgabe des Internationalen Literaturfestivals in Leukerbad sämtliche unbeeinflussbaren Einwirkungen doch irgendwie besänftigen können: Das Festival stand unter einem guten Stern, in allen Belangen.

Wie würde das Festival sein? Ohne die Abende in den wasserentleerten Becken des Thermalbads? Mit Zelten? Was wäre, wenn sintflutartige Regengüsse auf die Zelte trommeln würden? Wenn sich die Wiesen in Festivalmatsch verwandeln? Nichts davon geschah. Es fügte sich alles harmonisch ineinander. Alles passierte so, wie man es sich erhofft hatte und es breitete sich erleichterte Zufriedenheit aus. Nicht zuletzt darum, weil es ein Experiment sein sollte, die beste Gelegenheit, mit Traditionen zu brechen, deren Alternativen sich viel genussfördernder erwiesen.
Als ich am Sonntag mit dem Bus die Kurven aus dem Tal hinunterfuhr, war ich mehr als zufrieden. Beglückt! Verführt und beseelt! Das Festival in Leukerbad hat mich einmal mehr gewonnen. Auch weil man dort besondere Namen trifft, weil man sie wirklich trifft, weil man die Gelegenheit geboten bekommt, ihnen wirklich zu begegnen, nicht nur aus der Ferne. Aber weil dieses Festival Überraschungen birgt, mit denen man nicht rechnet, selbst dann, wenn man wie ich, ihre Lesungen versäumt.

Es gab sie grossen Themen am diesjährigen Festival, grosse Namen und spektakuläre Diskussionen mit langanhaltendem Applaus. Aber es gab auch die leisen Töne, das Spektakel der Sprache, die Bezauberung. «Kapital und Ressentiment», «Nationalismus», «Brücken über den Röstigraben», «Populismus» oder «Gewalt gegen Frauen» hiessen die Themen der Diskussionen – auch wenn ich nicht verstand, dass bei den einen Themen nur Frauen, bei anderen Themen nur Männer auf der Bühne sassen, waren viele Themen doch auch ein Statement dafür, dass die offenen Gräben zwischen den Geschlechtern noch immer klaffen.
Aber es war auch ein Fest der Sprache, sei es in Lyrik oder Prosa.

Schmerzlich für mich war die Feststellung, dass ich einen der literarischen Höhepunkte versäumt hatte. Nachdem ich andere Festivalbesucher:innen immer wieder nach ihrem absoluten Highlight fragte, wurde immer wieder der eine Name genannt: Jakub Małecki! Der 1982 in Polen geborene Schriftsteller ist in seinem Heimatland ein gefeierter Autor, veröffentlichte fast ein Dutzend Romane. «Rost», sein erster auf Deutsch erschienener Roman ist die Geschichte des siebenjährigen Szymek, dessen Eltern bei einem Autounfall sterben, den man zu seiner Grossmutter Tosia bringt, raus in die Provinz, in ein Leben, dass so ganz anders tickt als das alte. Jakub Małecki erzählt aber auch die Geschichte der Grossmutter, die Auswirkungen jener Brüche, die der Krieg hinterliess, was mit den Menschen im kleinen Ort Cholny passierte. Dass «Rost» nun im Buchhandel liegt, sei einem reinen Zufall zu verdanken. Der Verleger sah den auf Polnisch ebenfalls „Rost“ betitelten Roman aufliegen, nahm ihn zur Hand und liess danach nicht mehr los. Jakub Małecki hat mit «Rost» ein im Licht der dörflichen Besonderheit erstrahlendes Lebenspanorama erschaffen, das aus Cholny heraus tief in unsere Welt zu leuchten vermag.
Als ich mir in der Festivalbuchhandlung den Roman von Jakub Małecki kaufen wollte, war dieser schon am zweiten Festivaltag ausverkauft.

Jakub Małecki im Gespräch mit Thorsten Dönges

Ein grosses Versprechen ist auch der neue Roman von Eva Menasse, von dem sie exklusiv zum ersten Mal einige Abschnitte vor Publikum las. Der Roman «Dunkelblum», der im kommenden August erscheinen wird, leuchtet in einen fiktiven Ort, eine Kleinstadt an der österreichisch-ungarischen Grenze. Während man 1989 Zeuge wird einer Massenflucht aus der sich auflösenden DDR, taucht ein rätselhafter Besucher im Städtchen auf, findet man ein Skelett in einer Wiese am Stadtrand und verschwindet eine junge Frau. Alles an dem Ort beginnt sich zu verschieben. Mit einem Mal tritt hervor, was man über Jahrzehnte totzuschweigen versuchte; all die Massaker, die in den Wirren des letzten Krieges geschahen. «Dunkelblum» ist ein schaurig-komisches Epos über die Wunden in der Landschaft und den Seelen der Menschen, die, anders als die Erinnerung, nicht vergehen. Eva Menasses Sprache ist gestochen scharf, ihr Erzählen gekonnt konstruiert und alles durchsetzt mit einer bissigen Prise Humor.

Jan Filipenko mit seinem Roman «Der ehemalige Sohn»

Aber nebst all den tiefschürfenden und aufwühlenden Gesprächen und Diskussionen gab es auch Momente, in denen ich herzhaft lachen konnte. Christoph Simon, der gleich mit mehreren Publikationen nach Leukerbad fuhr und die Zeiten des Ein- und Ausgesperrtseins äusserst produktiv und kreativ zu nutzen wusste, hätte am Freitag um Mitternacht oben auf der Gemmi gelesen. Man musste sich durch die Nacht mit einer Seilbahn hinauf auf den Felssporn tragen lassen und wäre nicht nur mit dem Blick auf die Lichter Leukerbads (die einzigen Stunden des Tages, an denen der Ort selbst strahlt!), sondern mit dem hintergründigen, skurrilen Witz des Schriftstellers und Kabarettisten belohnt worden. Aber nach einem langen Festivaltag wollte ich mich vor der Bergfahrt nur ganz kurz auf meinem Bett im Hotel niederlegen, nur einen Augenblick. Als ich irgendwann in meinen Kleidern aufwachte, pfiffen bereits die Vögel. Glücklicherweise las Christoph Simon aber auch noch am Samstag. Neben literarischen Kostbarkeiten aus verschiedenen Büchern auch aus seinem neuen mit dem sinnigen Titel «und das nach vier milliarden jahren evolution», dem bislang einzigen Buch aus der edition merkwürdig. Wer bewiesen haben will, dass Lyrik alles andere als kopflastig, verschroben oder verunsichernd sein muss, lese in den Gedichten Christoph Simons. Da geht des Herz gleich mehrfach auf! Simons Gedichte sind als lyrische Stories angelegt. Sie haben alle einen Inhalt, der sich sogar nacherzählen lässt. Aber das lyrisch Unsagbare lauert zwischen den Zeilen und in jenen Zeilenabbrüchen, die immer dann auftauchen, wenn man glaubt, etwas linear kapiert zu haben

Das sind nur drei Namen. Nur ein ganz kleines Stück von dem Spektakel, das einem mitten in der felsigen Arena geboten wurde. Mit alle den Veränderung, die die Zeit dem Festival aufzwang, freue ich mich auf das kommende Jahr noch etwas mehr!

Weitere Bücher mit ihren Autorinnen, die in Leukerbad lasen:
Lukas Maisel «Das Buch der geträumten Inseln»
Anna Prizkau «Fast ein neues Leben»
Michelle Steinbeck «Eingesperrte Vögel singen mehr»
Rolf Hermann «Eine Kuh namens Manhattan»
Patrícia Melo «Gestapelte Frauen»

Beitragsbilder © Literaturfestival Leukerbad

«Was bleibt? Die Geschichten, der Wahnsinn.» Es floss an der Literaare!

Christoph Geiser, Träger des Schweizer Literaturpreises 2020, über den es auf der Webseite des Bundesamtes für Kultur heisst: Ein scharfzüngiger, sprachmächtiger Erzähler zeigt sich als Chronist, Museumsbesucher, Leser, Beobachter, Tourist, Gourmet und verhinderter Gerichtsreporter, bot mit der jungen «Literaturaktivistin» Svenja Gräfen aus Leipzig und der in Moskau geborenen Katerina Poladjan ein vielseitiges Kontrastprogramm.

Katerina Poladjan «Hier sind Löwen», S. Fischer, 2019, 288 Seiten, CHF 32.90, ISBN 978-3-10-397381-5

Katerina Poladjan schreibt von «unbekannten Gebieten», nicht Kartographiertem, jenem Unerschlossenen, Unentdeckten in uns. In ihrem aktuellen Roman «Hier sind Löwen» erzählt Katerina Poladjan von Helen, die wie die Autorin selbst einen armenischen Familiennamen trägt. Helen ist auf der Suche nach Spuren, verwickelt sich in neuen Zugehörigkeiten, in einer Geschichte, die weit in die tragische Geschichte des armenischen Volkes zurückgreift. Helen ist Buchrestauratorin, flickt aber nicht einfach alte Folianten. Sie macht Geschichte und Geschichten sichtbar. Die Geschichte Armeniens, ihrer Familie, ihre eigene Geschichte. Katerina Poladjan nennt ihren Roman ein Erinnerungsfenster, ihr Fenster in die Erinnerung eines Landes. «Hier sind Löwen» löste in Armenien selbst ganz gemischte Reaktionen aus, war es doch den einen zu zahm, zu wenig dramatisch. Die Autorin selbst zeigt sich aber überrascht, dass ihr Roman sowohl ins Türkische wie ins Armenische übersetzt wurde, dass es das Buch schaffte, auf «beiden Seiten» gelesen zu werden. Etwas, das nur gelingen konnte, weil die Autorin es schafft über den Genozid zu schreiben ohne in das übliche Täter-Opfer-Muster zu verfallen.

Christoph Geiser «Verfehlte Orte», Secession, 2019, 176 Seiten, CHF 27.90, ISBN 978-3-906910-51-2

Christoph Geiser ist mit vielen seiner Romane als Familienchroniker, als Seismograph und Kritiker der «heiligen» Familie in die Literaturgeschichte eingegangen, genauso wie als Stimme der Verbannten und Verstossenen. Christoph Geiser ist ein «Entfesselungskünstler», sprachlich, formal und inhaltlich.
Sein preisgekrönter Erzählband «Verfehlte Orte» ist der Schnittpunkt seiner Motive, ein Band, in dem Christoph Geiser sämtliche Register seines Könnens zeigt, seine Radikalität, seine Lust zu fabulieren genauso wie jene zu provozieren.
Selbst in seinem neuen Romanprojekt, seinem «letzten Manuskript» ist der Ursprung des Schreibens eine Art Provokation. Der Protagonist, Christoph Geiser sitzt auf seiner Grabkiste und räsoniert. Aber der Schriftsteller Christoph Geiser ist zurückgebunden, denn sein neuer Roman über seine jüdische Grossmutter la grandmama russe verlangt nach Recherche in Minsk, Moskau, Gorki und Nazareth. Aber wer fährt jetzt dorthin. 

Christoph Geiser ist auf der Suche nach den «Hasen», einer Familie, deren Name sich verloren hat in Geschichte, Verfolgung, Verbannung und Genozid. Die Geschichte einer verrückten Grossmutter, wieder eine Familiengeschichte, die sich nach der jüdischen Apokalypse verlor. Über eine Frau, die in der Engelgasse in Basel die letzten beiden Jahre ihres Lebens verbrachte, nachdem sie aus dem Irrenhaus entlassen wurde.
Christoph Geiser ist ein lustvoll Massloser, dessen Virtuosität und sprachliche Leidenschaft in krassem Gegensatz steht zu seinem Gehstock, der hinter ihm am Türknauf zum Nebenraum hängt. «Was bleibt? Die Geschichte. Der Wahnsinn.» In seinem kommenden Roman «Die Spur der Hasen» wird Christoph Geiser von der Tragödie des Ostjudentums erzählen, die Opfergeschichte eines Kollektivs, sich einmal mehr mit dem Vergessen auseinandersetzen.

Svenja Gräfen «Freiraum», Ullstein, 2019, 304 Seiten, CHF 30.90, ISBN 978-3-96101-037-0

Ein wunderbar angenehmer Kontrast zu Christoph Geiser bot Svenja Gräfen mit ihrem 2019 erschienen Roman «Freiraum». Er, der sich an seiner Geschichte, seinem Leiden abarbeitet, sie, die sich locker und flockig mit dem Personal einer ganz besonderen Bühne beschäftigt; einer Hausgemeinschaft, einem Versuch alternativen Wohnens am Stadtrand, von den Träumen einer noch offenen, vielversprechenden Zukunft und den Ernüchterungen in den aufkommenden Zwängen. Svenja Gräfen macht ein Haus zu einem eigentlichen Experimentierfeld, witzig mit starken Dialogen – eine eigentliche Soziostudie über Lebens- und Wohnentwürfe.

Und am Sonntag? Elsie Schmit liest aus ihren Erzählungen «Stürze aus unterschiedlichen Fallhöhen», Miku Sophie Kühmel aus «Kintsugi», einem flimmernden Roman über die Liebe in all ihren Facetten, Kirstin Köhler aus ihrem Roman «Schöner als überall», der bei Suhrkamp erschien und Simone Lappert aus ihrem Bestseller «Der Sprung»! Unbedingt hingehen! (Festivalprogramm)

Webseite Katerina Poladjan

Webseite Christoph Geiser

Webseite Svenja Gräfen

 Illustrationen © leafrei.com

Christian Uetz «Nur dieses Leben», Plattform Gegenzauber

… und das Jenseits in der Sprache

Die Pandemie zeigt um eine Dimension deutlicher, dass Glauben im gesellschaftlichen Diskurs und im politischen Handeln keine Relevanz hat. Das verneint hier nicht, dass Gott die Sprache der Seele sein kann, die es nicht gibt. Es sagt, dass der Tod allein das Leben bestimmt, aber nicht im erregenden Sinn, sondern so, dass aus ganz sachlichen Gründen die zwischenmenschliche Distanz und der Tod der Natürlichkeit dem Tod vorgezogen wird. Das mag und wird in einer säkularen Gesellschaft das Beste sein, aber es geht hier radikal um die Feststellung, dass das Nichtglaubenkönnen der Grund ist, dass es so ist. Wohl heisst es, für Christen sei jedes Leben heilig. Aber ebenso auch das Sterben. Denn wer von der ein jenseits-von-allem innewohnenden Sprache lebt, hält sich an die Gegenwart einer in Gedanken anderen Welt, die das Denken selber ist. Dieses relativiert das reale Leben und erfährt es als verlierbar ohne Verlust. Oder sogar mit Gewinn: Christus ist mein Leben, sterben mein Gewinn (Paulus). Da dieser Horizont politisch ausgeschlossen ist, muss das Überleben mehr zählen als die sinnliche Nähe und das gemeinsam atmende Gespräch. Das lässt sich daran sehen, dass sehr viele Menschen in Alters- und Pflegeheimen jahraus- und jahrein so bitterseelenalleingelassen werden und so freudlos die Tage verbringen müssen, dass sie am liebsten sterben wollen. Durch Corona aber wurden auch die Hundertjährigen zwangsisoliert, damit auf keinen Fall jemand stirbt oder auch noch andere ansteckt. Dass das Überleben ganz sachlich auch mehr zählen muss als die Würde, zeigt sich in der Art und Weise, wie mit Covid-19 Menschen auf der Intensivstation sterben, ohne Kontakt zu den Liebsten, zu Tode isoliert schon vor dem Tode, so dass die unantastbare Würde nur noch darin bestehen kann, unantastbar zu sein. Aber das Monströseste ist die wachsende Depression und die in ihr wiederum brütende Destruktion. Auch Depression kann als ein das Leben lähmender, todähnlicher Zustand bezeichnet werden. Dieser psychische Todeszustand muss so unweigerlich in Kauf genommen werden, dass die grosse Depression die noch viel grössere Destruktion an Gewalt schürt. Umgekehrt kann Glauben als Vertrauen die Angst nehmen und bei manchen die Abwehr- und Heilkräfte stärken, wenn es nicht die Angst nur verdrängende Realitätsflucht ist. Angst auf jeden Fall macht auch krank. Die Umkehr des Johannesprologs zu  Das Wort ist Gott aber heisst für die darin sich erhellende Inexistenz, das Leben von der Begeisterung ob der Unsterblichkeit der Sprache her zu verstehen, von der Verzückung ob der jede Sekunde Unglaublichkeit des Lebens her, von der Ekstase der Liebe her, vom Lachen, vom Übermut her, von dem durch die herzzerreissende Traurigkeit des Todes hindurch zu noch herzzerreissenderer Freude Erwachen her, Pathos hin oder her. Die nur als peinlich aussprechbare Haltung der Glaubenden bleibt, sich auch auf das Sterben zu freuen, darin nichts ihnen die elende Heiterkeit und die übermütige Schwermut nehmen kann, komme da an Angst und Bedrohung, an Pandemie und Panik, was da wolle. Das mag ein Glaubensheldentum sein, hat aber nichts mit faschistischem, volksgesundheitlichem, vaterländischem Heroismus zu tun, denn es schliesst alle Fremden und Minderheiten und Schwachen nicht aus, sondern herzlich ins Jenseitsverlies der Sprache mit ein. Ist umgekehrt Sterben nicht nur das Allerletzte, sondern auch das Allerletzte, und ist es in der Sprache nicht auch ein anderes Leben, zählt nur das eigene Leben und das der Anderen vielleicht schnell nichts mehr. Aber auch ohne das Sterben zu verklären ist auch nur eine Sekunde gelebt zu haben ein Wunder, und wenn von der völligen Unwahrscheinlichkeit ausgegangen wird, überhaupt zu leben, hängt ein erfülltes Leben weniger von der Länge des Lebens als von der Art der Gegenwart ab, so dass auch mit sechzig oder vierzig oder zwanzig zu sterben die Unglaublichkeit, gelebt zu haben, nicht widerlegt. Die durch die Säkularisierung unvermeidliche Verabsolutierung des Lebens bestätigt sich auch darin, dass das immer längere Leben der klarste Sinn und das erklärteste Ziel ist, so dass hundert Jahre alt zu werden schon fast als ein allen zustehendes und zu ermöglichendes Grundrecht angesehen werden kann. Zumindest macht die Coronakrise die so unfassbar hoch gestiegene Lebenserwartung in ebenso unfassbar grosser Selbstverständlichkeit deutlich, dass vielleicht auch ein Hundertjähriger bald nicht mehr sterben kann, ohne elend vor der Zeit gestorben zu sein. Jünger sterben, überhaupt sterben ist ein Skandal. Es ist nicht nur seit Camus der Skandal schlechthin, daran wiederum nur Gott schuldig sein könnte, wenn er wäre. Und dass gestorben und gelitten wird, genügt auch zum Gegenbeweis. Und spräche auch das Nichtsein nicht gegen den zusehends weiblichen Engel, und wäre das nichtseiende Licht auch eine Sie, die Herrin Sprache, und wäre diese Herrin auch alle Sprechenden selber, so wäre sie doch der Kapitalgrund, die Gottillusion als völlig jenseits zu erledigen. Aber achtzig Jahre alt zu werden ist nicht nur historisch, sondern in Hinsicht auf manche Weltregionen auch heute noch ein grosses Glück. Es als selbstverständlich zu erwarten, bleibt unserer Vergänglichkeit gegenüber auch in noch so hochmedizinischer Wohlstandswelt verblendet. Und doch können auch viele betagte Patienten von Covid-19 geheilt werden, bei der die Sterberate immer noch um ein Vielfaches geringer ist als die an Herzversagen oder Krebs. Hoffentlich wird hier erwidert: Wenn das Sterben an Krebs durch einen Lockdown verhindert werden könnte, würde man es auch tun. Und tatsächlich zeigt sich ja nun, dass durch die viel geringeren Feinstaubwerte in den grossen Städten weniger Menschen sterben. Warum also nicht ab sofort weltweit überhaupt das Fliegen und Autofahren für immer einstellen, weil die dadurch bessere Luft viele Todesfälle verhindert und zugleich die von Klimaschäden bedrohte Erde schützt? Aber es geht hier und erst recht beim aus Lebensliebe auch Sterbenwollen darum, dass eine solche Haltung im öffentlich ernstzunehmenden Diskurs nicht haltbar ist. Auch wenn das alltägliche Leben vielleicht über Jahre ausgehebelt bleibt, kann lebensschutzvernünftig nicht berücksichtigt werden, was Corona an psychischer Not bringt: den massenhaften Spontanitätstod, Umarmungstod, Nähetod, was sich für vom leibhaft Begegnen Lebende nicht digital ersetzen lässt, auch wenn es die Lösung der Zukunft ist. Es ist denkbar, dass die vorwiegend digitale Begegnung und das Physical Distancing für die biologische Sicherheit nicht nur vorübergehend, sondern in alle Zukunft zur vorgeschriebenen Lebensweise wird. Dass sich aber auch die Kinder nicht mehr unbekümmert nahekommen und nicht mehr übermütig miteinander spielen dürfen, ist als Gedanke fast nicht zu ertragen, nicht nur, weil Kinder das kaum einhalten können, sondern weil sie es auch nicht einhalten sollen um ihrer spontansten Nähe Willen. Habermass beunruhigt, dass auch Juristen den Lebensschutz zugunsten der Selbstbestimmung relativieren. Das Leben als Lebendigkeit ist anderseits nicht nur für die vom Wort Inbrünstigen auch ekstatische Leidenschaft, dazu auch Selbstverausgabung, sich Verschwenden, sich-aufs-Spiel-Setzen, lieber-Gefahr-als-Sicherheit und Lust des Wahnsinns gehören, welchen im Diskurs der Vernunft der vernünftige Grund fehlt. Allerdings hat auch das vernünftige Sterbenkönnenpathos nur das Jenseits in der Sprache, um verstehbar zu machen, dass es nicht sozialdarwinistisch und nicht volksheroisch und nicht lebensleichtsinnig gemeint ist, sondern ganz persönlich transzendent.

Christian Uetz, geboren 1963 in Egnach in der Schweiz, ist ein philosophischer Poet und lebt in Zürich. Nach einer Ausbildung zum Lehrer studierte er Philosophie, Komparatistik und Altgriechisch an der Universität Zürich. 2010 erhielt er den Bodensee-Literaturpreis für sein bisheriges literarisches Gesamtwerk. Seine Performanceauftritte sind legendär! Nach «Nur Du, und nur Ich» (2011) und «Sunderwarumbe – Ein Schweizer Requiem» (2012) erschien 2018 mit «Es passierte» sein dritter Roman.

Beitragsbild © Mathias Bothor

Urs Mannhaft «Der Leserbrief», Plattform Gegenzauber

Sicher hat vieles damit zu tun, dass ich nun schon eine Weile arbeitslos bin. Dass niemand einen Ingenieur brauchen kann, schon gar nicht einen, der spezialisiert ist auf Anlagen für Wärmerückgewinnung im Niedrig-Temperatur-Bereich. So dass ich ein bisschen viel Zeit habe, um Zeitung zu lesen, aus dem Fenster zu schauen und kleine Runden zu drehen auf meinem schönen alten Rennrad.
Während einer Ausfahrt in die Hügel zwischen Bern und Burgdorf fahre ich, in einem Wald hinter Bäriswil, eine Weile entlang von Tüten, Servietten, Bechern und anderem Unrat, der da, hingeschmissen von einem McDonald’s-Kunden, den Weg säumt. Als mir zwei, drei Kilometer später eine ähnliche Szene begegnet, werde ich hineingezogen in eine sonst Pubertierenden vorbehaltene Stimmung, in welcher man alle wachrütteln, zur Besinnung rufen und die Welt retten möchte.
Egal, mit welch grossen Gängen ich die folgenden Steigungen, insbesondere den ruppigen Aufstieg nach Dieterswald auch bewältige, mein Ärger über die Ignoranz gewisser Menschen und der Wunsch, mich für mehr Ökologie einzusetzen, bleiben an mir haften.
So stelle ich mich nach dieser Radtour nicht wie gewöhnlich unter die Dusche, sondern hocke mich an den Laptop und schreibe einen Leserbrief. Ich beginne mit dem Elektro-Velo, das mich in der letzten Steigung überholt hat und erwähne, dass auch ich, wäre mein Velo derart schwer, eine Batterie nötig hätte. Und dass es unverantwortlich sei, statt Körperfett zu verbrennen, mit einem unsäglichen Aufwand in China und Afrika seltene Metalle aus dem Boden zu holen, sie nochmals mit einem unsäglichen Aufwand in eine Batterie zu drücken und dann so zu tun, als wäre das Umweltschutz.
Nach ein paar Zeilen, in welchen ich hervorhebe, wie idiotisch es ist, vom Zahnbürstchen über den Rasenmäher bis zum Auto alles mit einer Batterie auszurüsten, komme ich auf den Klimawandel zu sprechen und auf die Verträge von Paris. Kaum habe ich beim Thema Massentierhaltung und Abholzung der Regenwälder argumentativ ein bisschen an Fahrt gewonnen, klingelt das Telefon; von meiner Mutter aber lasse ich mich gerne unterbrechen. Sie ist 71, hat eine schwierige Knieoperation hinter sich, wäre fast begraben worden unter einer Lawine von Medikamenten; erleichtert vernehme ich, dass es ihr deutlich besser geht. So gut geht es ihr, dass sie nun zusammen mit Vater die Sommerferien gebucht hat. Jetzt freue sie sich riesig auf Ägypten.
Ehe ich reflektiere, höre ich mich fragen, ob sie noch nie etwas von Ökologie gehört habe und ob so ein Flug wirklich nötig sei.
Meine Mutter kennt meine etwas direkte Art; dennoch scheint sie frappiert. Ihre zögerliche Erklärung, man könne ja doch nichts gegen den Klimawandel machen, erzürnt mich so sehr, dass ich auflegen muss.
Mit umso grösserem Furor führe ich meinen Leserbrief fort. Schon möglich, dass Wut in der Regel kein guter Antrieb ist, um etwas zu Papier zu bringen. Aber für mich ist dieser Zustand genau der richtige; es fühlt sich gut an, loswerden zu können, wie ignorant meine Eltern sind. Dann resümiere ich, dass viele Pensionierte zum Glück alt genug seien, um ungestraft glauben zu dürfen, der Klimawandel sei wie einst das Waldsterben nichts weiter als eine medial inszenierte Aufregung. Anderseits seien die Pubertierenden jung genug, um glauben zu dürfen, es ließe sich mit Protesten etwas bewegen, sei es auch nur das Gefühl, einer Protestbewegung anzugehören. Folglich sei es an den Mittelalterlichen, an den Praktizierenden, wie ich sie nenne, die Welt als Lebensraum zu retten: Wir dürfen nicht dumm genug sein zu glauben, wie bisher leben zu können. Wir müssen unser Leben in der Schweiz wandeln hin zu einem Stil, der einem rumänischen Provinzdorf bei Stromausfall ähnelt.
Diese Formulierung gefällt mir. Gerade weil das Wort Rumänien bei den meisten Schweizern negative Gefühle auslöst, will ich es drinhaben. Die Leute sollen endlich begreifen, dass die Zukunft unbequem wird, dass es mit der Faulheit, mit dem Fleischessen ein Ende haben wird, dass fertig ist mit warm duschen.
«Die Schweiz ist gut aufgestellt, um das Übereinkommen von Paris umzusetzen», lese ich dann auf der Website des Bundesamtes für Umwelt. Und erleide beinahe einen hysterischen Lachanfall. Die Menschen vom Bundesamt für Umwelt wissen natürlich, dass wir überhaupt nicht gut aufgestellt sind. Dass der Mensch nicht gut aufgestellt ist, bescheidener zu leben. Der schweizerische Mensch sowieso nicht. Denn welcher Schweizer, welche Schweizerin möchte weniger Kaffee? Weniger Wohnfläche? Weniger Apfelkuchen? Weniger Liebe? Wer möchte in alten Kleidern rumlaufen? Keine Butter aufs Brot? Ein lahmes Auto fahren? Zu Fuss in die Ferien? Nicht in den Mangoschnitz beissen?
Ja, die Menschen vom Bundesamt für Umwelt wissen das alles, sie dürfen es aber nicht hinschreiben. Also schreibe ich es in meinen Leserbrief hinein.
Und versuche schließlich, diesen abzurunden mit einer klaren, auf ihre Art vielleicht auch radikalen Forderung: Nicht Fridays for Future sei das Programm der Stunde, sondern Mondays for now. Mit den Protesten der Jugendlichen sei nichts falsch, im Gegenteil. Aber die Erwachsenen müssten eben antworten. Und ich schlage vor, sie sollen das tun mit einem arbeits-, auto- und flugzeugfreien Montag. In den 70er-Jahren hat doch der Bund aufgrund der damaligen Erdölkrise unserer Schweiz einige autofreie Sonntage anbefohlen. Abgesehen von ein paar Besitzern abgelegener Ausflugsrestaurants war das damals für alle eine grossartige und höchst erholsame Sache. Also empfehle ich dem Parlament, das Verbrennen treibhausgasemittierender Stoffe und das Benutzen der ökologisch ebenso bedenklichen Elektrofahrzeuge an Montagen generell zu verbieten. Rasch rechne ich vor, dass dies — mit all den leeren Autobahnen, mit Flughäfen, die für Spaziergänger und Rollschuhfahrer geöffnet sind — die CO2-Emission der Schweiz sofort runterbringt auf einen Wert, von dem aus sich die in Paris vereinbarten Klimaziele mit einigen zusätzlichen Massnahmen erreichen lassen.
Ich setze einen Punkt, notiere meinen Namen, meinen Wohnort, speichere zufrieden meine Zeilen und schicke sie, weil mir scheint, es sei trotz allem die einzige halbwegs anständige Zeitung, an die NZZ.
Drei Tage später, ich denke schon nicht mehr an diese Sache, erreicht mich eine Mail von einem mir unbekannten Mann aus Oberburg bei Burgdorf, der erklärt, er habe seinen Müll im Wald hinter Bäriswil eingesammelt; er entschuldigt sich und wünscht mir weiterhin gute Fahrten mit dem Rennrad.
Da sehe ich, dass die NZZ meine Zeilen tatsächlich abgedruckt hat. Nicht hinten, nicht versteckt bei den Leserbriefen. Sondern ungekürzt und ziemlich prominent im Wirtschaftsteil als Gastkommentar; hinter meinem Namen steht das Wort Ingenieur. In einer Mail aus dem NZZ-Sekretariat werde ich nach meinen Kontoangaben und meiner Pensionskasse gefragt. In einer anderen Mail der NZZ ist entschuldigend von einem Missverständnis die Rede; ein Redakteur drückt gewunden seine Hoffnung aus, es sei mir die Sache nicht zu unangenehm. Im Ressort Wirtschaft habe man verzweifelt auf einen längst vorbesprochenen Gastkommentar gewartet, und ein offenbar übermüdeter Blattmacher habe schliesslich geglaubt, ich sei jener Ingenieur, dessen Text man herbeigesehnt hatte. Aber ja, vielleicht sei es auch gar nicht so schlimm, meine Ausführungen seien jedenfalls erfrischend und überraschend bunt.
Ich will mich gerade fragen, ob die Worte erfrischend und überraschend bunt unter Journalisten vielleicht gemeinhin nicht als Kompliment gelten, als meine Mutter anruft und ganz aufgeregt erzählt, es seien verschiedene Mails bei ihr eingegangen, alle mit wüsten Beschimpfungen, eine sogar mit einer Drohung: Wenn sie die Flugreise nach Ägypten nicht annulliere, werde man ihr co2-neutral das Haus abfackeln.
So gut es geht, versuche ich, meine Mutter zu beruhigen. Die Vorstellung, dass das Haus, das ich in wenigen Jahren erben werde, ein Raub der Flammen werden könnte, alarmiert mich. Also empfehle ich meiner Mutter, auf Facebook zu posten, dass sie die Reise nach Ägypten abgesagt habe. Dann muss ich auflegen, denn jetzt prasseln die Nachrichten nur so auf mein Telefon nieder. Ich kann mich nicht erinnern, je derart viel Lob, Zuspruch und Ermutigungen erhalten zu haben. Endlich jemand, der nicht davor zurückschrecke, vollkommen moralisch an die Sache heranzugehen, lese ich.
Mir war nicht bewusst, dass meine Zeilen moralisch sind, ich habe bloss getippt, was mir durch den Kopf ging.
Eine unbekannte Frau erzählt mir in einer Mail, wie sie aufgrund meiner Ausführungen zur Massentierhaltung entschieden habe, nur noch Fleisch zu essen von Tieren, die sie kennen gelernt hat. Also habe sie einen Bauernhof am Stadtrand aufgesucht und nach einem Tier gefragt, das demnächst geschlachtet werden soll. Der Landwirt habe sie im Stall zu einem rabenschwarzen jungen Stier geführt, der auf den Namen Sultan höre. Kaum sei sie vor dem kräftigen Tier gestanden, sei es zu einem Blickkontakt gekommen, dessen Intensität zu beschreiben ihr schwer falle. Jedenfalls könne sie sich nicht erinnern, je zuvor in einem Auge derart deutlich gefühlt, nein: gesehen zu haben, was gemeinhin als Seele bezeichnet werde. Ergriffen habe sie sich gefragt, wie sie all die Jahre überhaupt habe leben können, ohne regelmässig einem derartigen Tier in die Augen zu blicken.
Kurz danach habe sie am Hals des schönen jungen Stiers eine Beule entdeckt. Danach gefragt, habe der Landwirt gelacht und erklärt, das sei vielleicht ein bisschen gross, allerdings nichts anderes als ein Pickel. Der junge Kerl befinde sich halt in der Pubertät.
Das habe sie nur zusätzlich berührt. Und sie habe den Stall nicht verlassen können, ohne das Versprechen des Landwirts mitzunehmen, diesen jungen, bildhübschen Stier am Leben zu lassen. Bald schon werde also sie sich um das Tier kümmern — und vielleicht könnte ich ihr behilflich sein auf der Suche nach einem guten Platz für Sultan.
Noch während ich überlege, wie viel Gras wohl ein junger Stier frisst und wie gross seine Weide sein muss, erreicht mich eine Mail aus dem Bundeshaus. Zwar stehe noch eine ausserordentliche Sitzung an mit den Dachverbänden von Wirtschaft und Zivilluftfahrt, aber eigentlich sei klar, dass Mondays for now die einzige Chance sei, um die hochgesteckten, in Paris beschlossenen Klimaziele zu erreichen. Man möchte gerne wissen, ob ich kommende Woche für ein Podiumsgespräch sowie assistierend, mit meiner Erfahrung als Ingenieur, bei der Ausarbeitung der gesetzlichen Grundlagen zur Verfügung stehen könne — natürlich gegen Honorar.
Die Anfragen nehmen gar kein Ende; bald schon werde ich als Star der Schweizer Klimaszene bezeichnet. Journalisten melden sich, begeisterte Bürger, ein jungen Mann, der sich dabei gefilmt hat, wie er seinen Führerschein in einen Schredder wirft, eine fremde Frau, die mir tausend Herzen aufs Papier gemalt hat, ein nervöses Fernsehteam, ein feister Wirtschaftsboss aus Deutschland.
Und drei Tage später, kurz nachdem ich den Flug nach Brüssel gebucht habe, kaufe ich mir einen schicken Anzug, schicke Lederschuhe einen dieser schlanken Laptops und ein neues Telefon, damit ich an der Konferenz, zu der ich eingeladen bin, auch seriös und glaubhaft auftreten kann.
Seltsam, aber heute kann ich kaum mehr verstehen, wie ich es geschafft habe, diese unendlich langweiligen, des fehlenden Einkommens wegen auch brutal bescheidenen Monate der Arbeitslosigkeit durchzustehen, ohne psychisch krank zu werden. Ja, es tut mir gut, ich fühle mich wertvoll, mich in einer ganz neuen Position für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen zu können.

Urs Mannhart hat als Velokurier, Nachtwächter, Journalist und in der Landwirtschaft gearbeitet. 2004 erschien sein Erstling «Luchs», 2006 dann «Die Anomalie des geomagnetischen Feldes südöstlich von Domodossola». Als Reporter berichtet Mannhart aus Ungarn, Serbien, Kosovo, Rumänien, Russland, Weissrussland und der Ukraine. «Bergsteigen im Flachland» ist sein dritter Roman, für den er 2016 mit dem Conrad Ferdinand Meyer-Preis ausgezeichnet wurde.

Christian Uetz «Von mir ist nur der Gedanke», Plattform Gegenzauber

Ich habe kein Recht,
nicht Nietzsche zu sein, nicht
Kierkegaard, nicht Rilke. Auch ohne
Werke. Ich habe kein Recht, nicht wahnsinnig
zu sein, nicht zerspringend, nicht zerrissen. Auch
ohne Erfolg. Kein anderer ist schuld
am mich vom Anderen vom
Anderen abbringen lassen, wo
auch immer.

Von mir
ist nur der Gedanke, und der
ist nicht. Nicht da, nicht ich. Also bin ich nicht.
Nur du, und auch du nur mit allen gebrochen,
alle Zeit auf den toten Punkt gebracht, den schwarzloch
gerochenen. So sterngenau strahlt deines maßlos
ermordeten Morgens unvermoderbare
Mittagsverzückung aus den Lichtporen der
augenübersäten Nacht.

Ich trinke dich in mich
zurück. Ich sauf dich Tag und Nacht.
Und wiederum seufzst du mich in dich
hinaus. Du bist ja draußen in mir drin. Ich bin ja völlig
außer mir aus dir. Das macht ja den ununterscheidbaren
Unterschied zu meiner unverlassbaren Unentscheidbarkeit,
dass ich dich Lichttrunkene noch nicht, nicht und nicht mehr hell
sehe. Doch Himmel unserer höllischen Gottgleichheit, du uns in Funken
Getunkte, die du nicht bist, bist das
Werde, der du bist. Ich bin nicht
so. Du allein gibst mir das Unrecht, so
zu sein, wie ich bin. Und
so bin ich nicht.
Wenn es ist,
ist es immer, und es ist
nicht. Wenn du bist, bist du überall, und
du bist nicht. In dem Ich bin bist du, indem
ich bin nicht da. Und immer schlägst du unser
Du Nichtsein nieder. Da bin ich wieder, und kann mich
zum Büßen noch einmal entblößen. Bringt es das?
Nicht wirklich. Wirklich nichts als das ist
wirklich, worin wir allein uns begegnen,
im Unwirklichen von allem. Bringt
dich das näher?
Vollkommen.

Wo ich nicht
bin, bist du, wenn
ich weg will. Womit zeigst
du dich nicht? Mit der Zeit,
mit der abständigsten, durch
die abgestrittenste Lust, die
allmählich abseitigste, ab
schaumgeborenste.

 

secession Verlag

Der 1963 in Egnach am Bodensee geborene Christian Uetzist studierter Philosoph, und er glaubt an keine Wahrheit ausserhalb der Sprache. Ob im Gedicht oder in der Prosa: Sein Tanz an ihren Rändern ist immer auch ein Seiltanz über den Abgründen der Existenz. Und er gilt als Virtuose, wenn es um die Intensität der Sprache geht. Auswendig und in einem rasenden Tempo rezitiert er seine Texte bei Auftritten, dass einem Hören und Verstehen vergeht. Das ist gewollt. Einzig die Wortkraft zählt und die Suggestivkraft der Sätze,ckaum deren Inhalt. In seinem Gedichtband «Engel der Illusion» formuliert Uetz spielerisch und doch souverän Gedichte um gewichtige Themen: um die Präsenz des Anderen im Selbst, um Anwesenheit und Abwesenheit, um Negativität und Transzendenz. Mit seinen bildgewaltigen, selbstverlorenen und dabei tief nachdenklichen Gedichten sucht Christian Uetz in der Sprache nach der verborgenen Präsenz dieser Engel der Illusion, um ihr Scheinen erfahrbar zu machen. Was seine Texte so hervorbringen, sind Ekstasen der Begierde und die Trunkenheit der Vernunft. Es ist der Wahnsinn des Tages. Ihr Fluchtpunkt bleibt dabei stets eine mitreissende Affirmation des Lebens und der Sinnlichkeit, ein Lob der Sprache als derjenigen Kraft, welche die Illusion als Wahrheit, das Jenseits als Teil des Diesseits erkennbar macht.

Beitragsfoto © Internationales Literaturfestival Leukerbad

40° Literatur am Festival Leukerbad, Rückblick 2/3

Am Literaturfestival Leukerbad zur Tradition geworden, lädt diese ihre Gäste seit Jahren zu Beginn des Festivals zu einer «Literarischen Wanderung» ein. Hoch über dem Rhonetal von Erschmatt bis Leuk ging die diesjährige Literaturwanderung, durch Geschichte, Geschichten und Gedichte, über Spuren der Zeit, unter der glühenden Sonne der Gegenwart.

Vom Sortengarten, an Findlingen so gross wie Häuser vorbei, begleitet vom «Carillon», umarmt und betört von den Satzsalven eines Dichters, über Ho Briggu in den Schatten einer Eiche, der Angst vor einem Eichhörnchen ausgesetzt, über Brenntjong, an riesigen, stählernen Ohren vorbei bis nach Guttet – ein heisses, literarisches Abenteuer!

Die in der Ukraine aufgewachsene Tanja Maljartschuk, die vor drei Jahren das letzte Mal mit ihrem Roman «Biographie eines zufälligen Wunders» in Leukerbad las und mich damit bezauberte und Christian Uetz, wortgewaltiger Performer, Lyriker und Erzähler vom Bodensee begleiteten eine mehr oder weniger hitzeresistente Schar Wortverliebter durch die Glut eines literarischen Sommertages. 

Tanja Maljartschuk und Christian Uetz bildeten ein kongeniales Begleitpaar. Die eine mit feinem Witz, grosser Beobachtungsgabe und Empathie – der andere mit grosse Geste, laut und raumgreifend, von der Sprache berauscht. Man geht und hört, man nimmt auf und reflektiert schweigend in sich hinein, gibt sich dem Rhythmus von Sprache und Schritt, spürt den Puls innen und aussen!

© Michael Schwarz

Tanja Maljartschuk, geboren 1983, ist in der Ukraine aufgewachsen, wo sie einige Jahre als Journalistin gearbeitet und schon mehrere Bücher publiziert hat. Sie schreibt regelmässig Kolumnen für die Deutsche Welle (Ukraine) und für Zeit Online. Seit einigen Jahren lebt und arbeitet sie in Wien. 2018 hat sie mit ihrem ersten auf Deutsch geschriebenen Text den Bachmann-Preis gewonnen. In ihrem neusten Roman Blauwal der Erinnerung schreibt sie über den vergessenen ukrainischen Volkshelden Wjatscheslaw Lypynskyj, dessen Leben auf kunstvolle Weise mit dem der Ich-Erzählerin verknüpft wird: Sie sucht in dessen Vergangenheit nach Spuren, um besser mit ihrer eigenen Gegenwart zurechtzukommen. Lypynskyj befasste sich politisch und historisch mit der zwischen Polen und Russland zerrissenen Ukraine und forderte wie besessen ihre staatliche Unabhängigkeit. Ähnlich kränklich wie diese historische Figur und – wie er – auf der Suche nach Zugehörigkeit, folgt die Erzählerin diesem stolzen, kompromisslosen, hypochondrischen Mann, um durch die Erinnerung der sowjetischen Entwurzelung zu trotzen. Ein literarisch beeindruckender Roman, der zeigt, was es heisst, wenn die eigene Identität aus Angst, Gehorsamkeit und Vergessen besteht.
Die Frankfurter Rundschau über den Roman: «Das Tröstliche an diesem Buch ist seine Untröstlichkeit. Der Blauwal schliesst sein Maul und schwimmt weiter.»

© Literaturfestival Leukerbad

Der 1963 in Egnach am Bodensee geborene Christian Uetz ist studierter Philosoph, und er glaubt an keine Wahrheit ausserhalb der Sprache. Ob im Gedicht oder in der Prosa: Sein Tanz an ihren Rändern ist immer auch ein Seiltanz über den Abgründen der Existenz. Und er gilt als Virtuose, wenn es um die Intensität der Sprache geht. Auswendig und in einem rasenden Tempo rezitiert er seine Texte bei Auftritten, dass einem Hören und Verstehen vergeht. Das ist gewollt. Einzig die Wortkraft zählt und die Suggestivkraft der Sätze, kaum deren Inhalt. In seinem Gedichtband Engel der Illusionformuliert Uetz spielerisch und doch souverän Gedichte um gewichtige Themen: um die Präsenz des Anderen im Selbst, um Anwesenheit und Abwesenheit, um Negativität und Transzendenz. Mit seinen bildgewaltigen, selbstverlorenen und dabei tief nachdenklichen Gedichten sucht Christian Uetz in der Sprache nach der verborgenen Präsenz dieser Engel der Illusion, um ihr Scheinen erfahrbar zu machen. Was seine Texte so hervorbringen, sind Ekstasen der Begierde und die Trunkenheit der Vernunft. Es ist der Wahnsinn des Tages. Ihr Fluchtpunkt bleibt dabei stets eine mitreissende Affirmation des Lebens und der Sinnlichkeit, ein Lob der Sprache als derjenigen Kraft, welche die Illusion als Wahrheit, das Jenseits als Teil des Diesseits erkennbar macht.

Christian Uetz ist Gast an den 15. Frauenfelder Lyriktagen vom 13. – 15. September!

Rezension von Tanja Maljartschuks Erzählung «Überflutet» auf literaturblatt.ch

Fotos © Literaturfestival Leukerbad