Sun Wei, eine der originellsten und führenden Stimmen Chinas, ist für zwei Sommermonate Gast und Stipendiatin der Kulturstiftung Thurgau und der Bodman Stiftung im Bodman-Haus in Gottlieben am Bodensee. Zusammen mit der seit zwei Jahrzehnten in der Schweiz lebenden chinesischen Schriftstellerin Wei Zhang, stellte Sun Wei sich ein erstes Mal dem Publikum und gab Kostproben ihres vielfältigen Schaffens.

Sun Wei, 1973 während den Zeiten der Kulturrevolution in China geboren, war vor ihrer Profession als Schriftstellerin Journalistin, Dokumentarfilmerin und Geschäftsführerin eines Betriebs. In «the confession of a baer» erzählt Sun Wei Geschichten über das zeitgenössische Shanghai, gibt Einblicke in die moderne chinesische Gesellschaft. Das geschäftige Treiben im Shanghai des 21. Jahrhunderts dient als Hintergrund für eine Geschichte voller Intrigen.
Ein tief verunsicherter Mann hat die Aufgabe, eine gespendete Satellitentelefonausrüstung in ein abgelegenes Dorf zu liefern, in dem die Menschen ihren Traditionen folgen und ein Leben führen, das dem Gegenteil in der Stadt entspricht. In diesem abgelegenen Dorf lernt der Mann die wilden Bären kennen, Symbol für längst verlorene Tugenden. Seine Anwesenheit verändert das Dorf, während ihn seine Abwesenheit von der Arbeit zu einem unwissenden Spieler in einem Spiel macht, das sein Leben zwischen Guten und Schlechten pendeln lässt.
Sun Wei veröffentlichte bereits 23 Bücher, die mit vielen Preisen ausgezeichnet wurden. Ihr Roman «The Map of Time» wurde 2017 in China ein Verkaufsschlager. Ihre Novellen «Farewell», «Ignition» und «Second Son» wurden ins Englische, Französische, Spanische, Bulgarische übersetzt. Sun Wei sticht in die vielen psychologischen und sozialen Probleme der chinesischen Stadtbewohner. Ihre Arbeiten spiegeln Einsamkeit, Stolz und das Gefühl der Entfremdung wider.
Sun Wei bedankte sich nach Lesung und Gespräch innig bei all jenen, die ihr diesen Aufenthalt an diesem magischen Ort ermöglichen. Allen voran bei den beiden Stiftungen und beim Schriftsteller und Stiftungsratsmitglied der Kulturstiftung Thurgau Peter Höner, der Schriftstellerinnen und Publikum im Bodman-Haus begrüsste.
Sun Wei meinte, sie werde sich bemühen, die deutsche Sprache zu erlernen, von der sie schon jetzt die Melodie liebe, um endlich all jene grossen Autorinnen und Autoren zu lesen, die ihr sonst verschlossen blieben.

If I Were a Girl in Fairytales
By Sun Wei
If I were Sleeping Beauty,
An alarm clock could have worked
Much better than a kiss from an unpunctual princess.
If I were Snow White,
I would have never married a man who
Merely fell in love with my body in coffin.
If I were Cinderella,
No fairy godmother could have convinced me to
Dress up for a dance,
Smile sweetly for attention,
Display in the corner as a candidate,
Disguise as someone else.
Why should I be running like hell at every midnight,
Only for running away from
Who I really am?
If I were Little Mermaid,
Why should I give up my voice to trade for
Whatever between human legs,
Whatever makes me the same as others,
Whatever is said to be the
Most necessary to please a king-to-be in order to
Get a marriage,
Certificated by human world,
Go through all these humiliations,
Give up my own soul,
In order to
Achieve a so-called human soul,
A soul belonging to a mass,
A common sense leading to the immortality of the soul,
A reward for ignorance,
A prison for eternity.
I don’t want a soul like this,
I’d rather become bubbles on the sea to
Smell the free life,
Swim with whales,
Slide into my own dreams,
Disappear with pride.
10,7,2019, Bodmanhaus, Gottlieben
The Dusk
By Sun Wei
Hallo Dusk,
I’ve come to visit you again
For our private date.
No third can share the secret land of us,
No sage can provide maneuver,
No spectator can define us.
People always said,
Let’s go to see sunset together.
They never mean it.
You never show up.
You never show up if I am not alone,
You prefer a quiet observer,
A patient admirer,
A non-instrumental soul,
One of your kind.
Wind down over a drink after a long day,
You look tipsy and rosy,
You can’t hide yourself
Before my gaze,
You are luminescent when I stare
Into your eyes,
You are waiting patiently for me
To approach and have a word with you.
But I’d rather stay silent with you,
For the last hours we have,
Staying away from the human world,
Staying away from our terrene lives,
Staying away from aging and death,
Staying away from past and future,
Staying together for now,
For the last and the first glance.
Look into my eyes,
I am reading you at the moment,
I am listening to you at the moment.
22,6,2019, Bodmanhaus, Gottlieben


grossen Erkenntnisse der Welt. Es geht in seinem Buch um die grossen Fragen des Lebens. Gibt es eine Grenze zwischen Gut und Böse? Wann gilt ein Leben als erfolgreich oder gescheitert? Ferdinand von Schirach ist verstörend ehrlich, direkt und auf seine Weise authentisch. Nach Bestsellern mit den Titeln „Tabu“ oder „Strafe“, in denen er von seinen zwanzig Jahren Erfahrung als Strafverteidiger erzählt, ist „Kaffee und Zigaretten“ sein persönlichstes Buch über eine Jugend voller Traumatisierungen. Ferdinand von Schirachs Auftritt, etwas zischen welt- und staatsmännisch und empfindsamer Scheu beschreibt exakt, was im Buch geschieht. Er breitet aus, sich und die Welt, macht kein Geheimnis aus seinen Depressionen und dem Leiden an der Welt und fordert mehr als deutlich, dass ihm ein Leben mit Respekt und deutlich gelebter Ethik überlebenswichtig erscheint.
Thomas Hürlimann ist unbestritten einer der Grossen, nicht nur in der Schweiz, sondern in der ganzen deutschsprachigen Literatur. „Das Gartenhaus“, eine Novelle, die die Geburtsstunde des vielvermissten Ammann-Verlags bedeutete, ist genauso Eckpfeiler, wie fast alle folgenden Publikationen, Prosa oder Theater. Und jetzt, nach Krankheit, langer Abwesenheit, las Thomas Hürlimann zum ersten Mal vor grossem Publikum aus seinem Roman „Heimkehr“. Heinrich Übel, Fabrikantensohn, hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater. „Heimkehr“ beschreibt die Rückkehrversuche eines Sohnes in die verlassene Welt der Familie. Ein Autounfall katapultierte ihn aus seinem Leben, seiner Identität. „Heimkehr“ ist ein vielschichtiger Roman mit einem grossen Bruder, Max Frischs „Stiller“. Dem Tod von der Schippe gesprungen, sei alles neu gewesen, erzählte Thomas Hürlimann. Auch das Schreiben. Ein zu der Zeit fast fertiger Roman musste noch einmal neu erzählt werden. Die Frage „Bin ich oder bin ich nicht mehr?“ war in der Fassung vor der Krankheit und dem drohenden Tod nicht vorhanden. Thomas Hürlimanns Roman sprudelt vor Fabulierlust, Witz bis hin zur „Klamotte“. Ein grosses Buch!
Als Spiel mit dem Grossen gibt Thomas Meyer, der sich mit dem Roman «Wolkenbruchs wundersame Reise in die Arme einer Schickse» ins Bewusstsein der Schweizer schrieb, erst recht mit dem Drehbuch zum gleichnamigen Film, «Meyers Kleines Taschenlexikon» heraus – «150 Stichwörter von A bis Z und ihre schmählichen Bedeutungen».
«Bei der Zusammenstellung seiner Misanthropismen ließ «Bitter Bierce» die reine Willkür walten. So folgt auch in der Übersetzung auf die «Braut» das «Brechmittel», auf «Betragen» das Wort «betrügen» und auf den «Erzbischof» der «Esel». Bierce’ Spott gilt sozialen, politischen und charakterlichen Missständen, seine Geißel trifft Machthaber und Autoritäten jeden erdenklichen Kalibers. Mit weit über 1000 Stichworten präsentiert die vorliegende Ausgabe diesen Klassiker der satirischen Literatur so umfangreich wie nie zuvor in deutscher Sprache.» Manesse Verlag
«Wild wie die Wellen des Meeres» ist ein Sedimentroman, der beim Lesen Schicht um Schicht freilegt, als sei ich der Archäologe, als würde ich die Stein gewordenen Wurzeln eines Lebens freilegen, Wurzelfaden um Wurzelfaden.
mit Sicht auf Loch Maree. Ava will dort Ruhe finden, um einen Weg, vielleicht einen Ausweg zu finden. Gegen den Willen fast aller, trotz der Bedenken Pauls, ihres Freundes, der nicht verstehen will und kann, dass man Probleme gemeinsam lösen kann. Paul ist Polizist, daran gewöhnt und daraufhin geschult, dass man Probleme anpacken soll. Ava und Paul sind seit ewig ein Paar. Ava kam als junges Mädchen in Pauls Familie, ausgesiedelt aus einer Familie, der der Boden entzogen wurde. Paul, zuerst mehr ein grosser Bruder, acht Jahre älter, wird Vertrauter, Freund. Und als Ava Studentin wird, ziehen sie zusammen, in eine kleine Mansardenwohnung. Aber nicht nur die Wohnung wird Ava schnell zu eng. Es ist die Vergangenheit, die sich nicht abschütteln lässt, auch wenn Ava sich den Fragen verweigert.
Anna Stern, geboren 1990 in Rorschach, lebt in Zürich. Studium der Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich. Seit 2018 Doktorat am Institut für Integrative Biologie. 2017 Teilnahme an der Kunstausstellung EAM Science Meets Fiction mit den Kurzgeschichten «Karte und Gebiet» und «Quecksilberperlen». 2014 erschien ihr erster Roman «Schneestill», 2016 «Der Gutachter», in dem Ava Garcia und Paul Faber zum ersten Mal auftauchen (beide Salis). 2017 folgte der Erzählband «Beim Auftauchen der Himmel» bei lectorbooks. Die Arbeit am neuen Roman wurde von der Pro Helvetia und dem Kanton St. Gallen mit Werkbeiträgen unterstützt.
Anna Stern liest an den

selbstverliebter Potentaten und allmächtiger Konzerne. Wer sie wirklich liest und sich auf sie einlässt, spürt die Hoffnung, die darin steckt, den Glauben an die Menschheit, den ungebrochenen Glauben an eine menschenwürdige Zukunft, dass Wissen, dass einzig Toleranz und Respekt einer drohenden Katastrophe entgegenwirken können. Das Lesen der 30 Artikel der Menschenrechte schmerzt, tut weh, dieser selbstverständliche, gradlinige Ton, diese Sätze, die offensichtlich und überall mit Füssen getreten werden, sei es von den eigenen Politikern im Land, den umsatz- und wachstumsgeilen Wirtschaftskäpitänen oder selbstverliebten Staatsoberhäuptern diesseits und jenseits der grossen Wasser. Die Distanz und Diskrepanz zwischen formuliertem Recht und globaler Wirklichkeit sind hanebüchen.
Svenja Herrmann, 1973 in Frankfurt a. M. geboren, Schriftstellerin, Studium der Germanistik und Rechtsgeschichte, Schriftstellerin (Lyrik), seit vielen Jahren als Begabungsförderin im Bereich Literatur tätig, vor mehr als zehn Jahren hat sie
Ulrike Ulrich, 1968 in Düsseldorf geboren, Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Publizistik. Seit 2002 lebt und arbeitet sie in der Schweiz. 2010 erschien ihr Romandebüt »fern bleiben« im Luftschacht Verlag in Wien. 2008 erschien die Anthologie »60 Jahre Menschenrechte – 30 literarische Texte« im Salis Verlag. Sie ist Mitglied der Literaturgruppe index (
Ein Buch zum Mitnehmen. Ein Buch, das zerfleddern soll. Ein Buch in Taschengrösse. Für die Hosentasche, die Westen- oder Jackentasche. Fürs kleine Fach in der Mappe, im Aktenkoffer. Fürs Nachtischchen, fürs stille Örtchen, fürs Handschuhfach, zum Liegenlassen, Weitergeben. Endlich das richtige Buch, das als einziges in der Nachttischschublade des Hotelzimmers zu finden ist.
Beat Gloor, 1959 geboren, hat Erfahrungen als Programmierer, Pianist und Papperlapappi gesammelt. Seit 1989 führt er das verlagsunabhängige Unternehmen Text Control, das sich mit Lektorat, Stil, Schreiben und Namensfindung beschäftigt. Beat Gloor interessiert sich für alle Formen des Schreibens, des Sprechens und des Denkens. Er lebt in Klingnau.