Noemi Somalvico «Ist hier das Jenseits, fragt Schwein», Voland & Quist, an den Weinfelder Buchtagen

Selbstfindung im Fabelkleid

Mit Gott, Schwein und Dachs durch Welten und Wüsten; Noemi Somalvicos Debutroman «Ist hier das Jenseits, fragt Schwein» begleitet eine skurrile Reisetruppe auf ihrer Suche nach dem Paradies.

Gastbeitrag von Aline Tettamanti
Aline Tettamanti studiert Deutsche und Englische Philologie in Basel. Ansonsten überarbeitet sie Texte und schreibt Kurzgeschichten, Gedichte und Lieder.


Die Geschichte beginnt, nachdem für Schwein die Welt zu Ende ging: Biber ist weg, und Schwein sitzt in einer stillen Wohnung mit einem biberförmigen Loch in der Brust.
In einer anderen Welt schleicht sich Gott von einer Party, schliesst sich auf dem stickigen Dachboden seines Hauses ein und sieht durch seine Fernbrille der Welt beim Drehen zu. Man sollte die Erde keinem Melancholiker überlassen, denkt Gott, als er Schwein am Küchentisch weinen sieht. Die Wesen, die darauf leben, werden nach seinem Ebenbild geschaffen sein.

Doch weder Schwein noch Gott haben lange Zeit, sich in ihrem Selbstmitleid zu suhlen: Dachs tüftelt an einem Apparat, mit dem er zwischen Welten reisen kann – und trifft auf der anderen Seite prompt Gott, als dieser auf dem Velo auswandern will.
Während Gott Dachs das «Du» anbietet, gewinnt Schwein im Radio eine Wüstentour und findet sich stattdessen mit Dachs auf Gotts Balkon. Aus Fremden werden Freunde, und aus Freunden wird eine Reisetruppe, die sich auf den Weg ins Jenseits begibt, um einen Fisch zu suchen.

Noemi Somalvico «Ist hier das Jenseits, fragt Schwein», Voland & Quist, 2022, 142 Seiten, CHF 26.90, ISBN 978-3-86391-321-2

Auf der Erde verbringt Reh eine Nacht mit Hirsch und lässt das Herz auf dessen Nachttisch zurück. Im Jenseits steckt Gottes Reisetruppe in der Wüste fest, und Gott schliesst sich in einer Telefonkabine ein. Reh beschliesst, unabhängig von seiner abhängigen Mutter und dem Nachbild von Hirsch für sich selbst zu leben. Gottes Reisetruppe findet im Sand versteckt das Paradies in Form von Hotel Jenseits: Gott liegt wie ein gestrandeter Wal im Sand, Schwein verführt seinen Tangolehrer und Dachs ist gänzlich unbeeindruckt von dem Kitsch, den das Paradies zu bieten hat. In allen Dingen, in jeder Lampe und jedem Stück Stoff sah er einen Versuch von Eleganz und in jedem Ding ist dieser Versuch gescheitert.

Die Geschichte springt hin und her zwischen Welten und den darin lebenden Figuren. Mit Fingerspitzengefühl und viel Liebe zum Detail verknüpft Somalvico die verschiedenen Schicksale in einem bunten Teppich. Schweins Selbstsuche, Dachs’ Erfinderneugier, Gottes Burn-Out und Rehs Liebeskummer verstricken sich immer stärker miteinander, bis sie nicht mehr voneinander zu trennen sind.
Auf ihrem Abenteuer lernen die Freunde, sich an das «Jetzt» zu wagen, ohne der Vergangenheit nachzutrauern – ob das nun die Beziehung zu Bibern und Hirschen betrifft, den sicheren Job oder den Fisch in Gottes Gang.

In der ganzen Geschichte treten ausschliesslich Tiere und Götter auf, Menschen sind in dem Buch keine zu finden. Trotzdem sind die Figuren so menschlich, dass es leicht ist zu vergessen, was Schwein und was Gott ist.
Das Ganze erinnert an eine Fabel, doch Somalvico haucht der traditionellen Gattung neues Leben ein. Ihre Kreaturen leben in einer modernen Welt und stellen sich modernen Problemen. Anstatt zu moralisieren, begleitet die Geschichte die Figuren auf ihrer Suche nach Identität.

Die wiederkehrenden Motive von zunächst belanglos wirkenden, schlichten Gegenständen und Nebengedanken verleihen der absurden Handlung ein Gefühl von Vertrautheit. Obwohl die Reise ins Jenseits führt, rückt die Geschichte nicht den Kosmos, sondern vielmehr die kleinen Dinge des Alltags ins Rampenlicht. Wer sich also vor pseudo-philosophischen Auseinandersetzungen mit Religiosität scheut, hat hier nichts zu befürchten.

In den 144 Seiten stecken so viele Motive, Themen und Parallelen, dass sich auch beim zweiten und dritten Mal Lesen immer wieder etwas Neues finden lässt. Somalvico spielt gekonnt mit Assoziationen und schafft zarte Szenen, die trotz ihrem traumhaften und sonderbaren Charakter direkt aus dem Leben gegriffen zu sein scheinen.
Dieses Buch ist ein Genuss für neugierige, experimentierfreudige Lesende, die sich einen gemütlichen Abend gönnen möchten. Ein sehr gelungener Debütroman, der gespannt auf weiteres macht.

(Dieser Text entstand im Rahmen eines Seminars zur Literaturkritik im Frühjahr 2022 an der Uni Basel, Seminarleitung: Daniel Graf, Literaturkritiker beim Republik Magazin.)

Noemi Somalvico, 1994 in Solothurn geboren, studierte Literarisches Schreiben in Biel, contemporary arts practice in Bern und ging dazwischen allerlei Beschäftigungen nach. Sie arbeitete für den Film, in Schulen, an Empfängen. Ihre Erzählungen und Lyrik wurden in Zeitschriften und Anthologien abgedruckt, im Dunkeln performt und im Radio vorgelesen. „Ist hier das Jenseits, fragt Schwein“ ist Somalvicos Debütroman.

Franziska Gänsler «Ewig Sommer», Kein & Aber, an den Weinfelder Buchtagen

„Ewig Sommer“ ist nicht einfach ein Sommerbuch. Dafür ist der Stoff zu heiss, die Geschichte zu brenzlig, die Atmosphäre zu fiebrig. Franziska Gänslers Roman in die Ecke der düsteren Dystopien zu schieben, ist ebenso falsch. Der Bandgeruch hängt schon zu lange in der Luft.

Liest man einen Romane, in dem Endzeithitze flimmert in einem Sommer wie heuer, dann kann die Lektüre eines Romans doppelt beklemmend werden. „Ewig Sommer“, das Debüt von Franziska Gänsler ist so ein Buch. Endzeithitze darum, weil ein nicht enden wollender Sommer wie eine starre Glocke über dem Land hängt, Brandgeruch von den nahen Wäldern in der Luft, Durchsagen der Polizei, die Häuser nur in Ausnahmesituationen zu verlassen. Endzeithitze darum, weil nicht nur Deutschland unter den immer heisser und trockener werdenden Sommern ächzt und unleugbar ist, dass flockig-locker-heitere Sommer endgültig Vergangenheit sind.

In einem einsam gewordenen Hotel im einstigen Kurort, in dem Messen stattfanden und eine ganze Reihe von Hotels ihre Gäste empfingen, steigt völlig unerwartet eine junge Frau mit ihrer kleinen Tochter ab. Für Iris, die Besitzerin des letzten noch offenen Hotels, eine Überraschung. Nicht nur, weil sich der Ring der grossflächigen, nicht mehr zu zähmenden Waldbränden immer enger um den Ort schnürt, Niederschläge nicht in Sicht und Evakuierungen geplant sind, sondern weil die beiden Gäste fast lautlos in ihrem Zimmer verschwinden und Iris Raum lassen für Spekulationen. Was tut eine Frau mit ihrem Kind an einem Ort, von dem andere nur noch weg wollen, von wo die letzten Kinder schon längst abgezogen wurden und es nur noch eine Frage der Zeit sein kann, bis die Glut überspringt?

Iris ist geblieben, weil das Hotel das einzige ist, was sie von ihrem Leben behalten konnte, ihrer Familie, ihrer Vergangenheit. Iris ist alleine geblieben. Und dass nun alle wegziehen, evakuiert werden, passt zu ihrem Leben, in dem Leerräume immer grösser werden. Nur Baby ist geblieben, mittlerweile alt geworden, im Haus neben dem Hotel. Manchmal sitzen sie zusammen, rauchen, trinken, erzählen gegen die Hitze, die in Schwaden durch den Ort zieht. Franziska Gänsler schreibt sich förmlich in die Hitze hinein, dieses Heisse, dem alle Zukunft genommen, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint.

Franziska Gänsler «Ewig Sommer», Kein & Aber, 2022, 208 Seiten, CHF 29.00, ISBN 978-3-0369-5881-1

In diese Hitze taucht die junge Frau mit ihrem Kind auf, Dori und Ilya. Erst mit der Zeit offenbaren sich kleine Einsichten in das Leben der jungen Frau, lassen sich Zeichen lesen, Hinweise interpretieren. Dori ist auf der Flucht vor ihrem Mann. Dori ist auf der Flucht vor ihrem Leben. Dori versteckt sich, will um keinen Preis, dass das alte Leben sie einholt. Iris und Dori kommen sich näher, weil die Hitze sie immer näher aneinander drängt, weil Dori irgendwann mit ihrer Tochter in den Gemeinschaftraum zieht, ihr Schlaflager dort einrichtet, zwischen feuchten Laken, mit Sicht auf den Wald, der im orangen Licht flimmert.

Später stranden auch noch zwei junge Frauen im Hotel, Verirrte, die nach einem Unterschlupf suchen, Cleo und Lou. Sechs Frauen und ein Mädchen. Während draussen die Luft kaum mehr zum Atmen ist, hören sie drinnen die Musik alter Schallplatten, tanzen und trinken, während sich die Zeichen häufen, dass bei Dori mehr als nur der Rückweg verbaut ist. Iris’ Auto wird ungefragt gebraucht, Dori verschwindet zeitweise, ihr Mann ruft an, weil er erfahren hat, dass Dori im Ort sein muss, im letzten Hotel. Und als auch die kleine Ilya verschwindet, wird das heisse Inferno zur drohenden Katastrophe.

Franziska Gänslers Debüt ist atemraubend. Nicht nur, weil sie sich meisterhaft in die Szenerie dieser Sommergluthitze hineinschreibt, sondern weil sie einerseits subtil mit den verschiedenen Dramen ihrer Konstellation spielt und andererseits klug konstruiert, was sich wie ein Thriller liest. Die Temperatur steigt auch während des Lesens. Sechs Frauen und ein Kind schnappen nach Luft, ich als begeisterter Leser schnappe nach Luft. Ich verfange mich selbst in Vermutungen und Interpretationen, ganz und gar nicht die Autorin, die mit absoluter Souveränität erzählt.

Franziska Gänsler, geboren 1987 in Augsburg, hat in Berlin, Wien und Augsburg Kunst und Anglistik studiert. 2020 stand sie auf der Shortlist des Blogbuster-Preises und war Finalistin des 28. open mike. «Ewig Sommer» ist ihr Debütroman. Sie lebt in Augsburg.

Beitragsbild © Linda Rosa Saal

Samstag, 20. August, Sommerfest im Literaturhaus Thurgau: «Der Wod» mit Silvia Tschui und Philipp Schaufelberger & «Textkiosk» mit Laura Vogt und Karsten Redmann

Jeden Sommer feiert das Literaturhaus mit einem Sommerfest die Literatur, die Bodman-Stiftung, all die Zugewandten und FreudInnen – und sich selbst. Auch Sie sind eingeladen zu Speis, Trank und einem ordentlichen «Gutsch» Kultur mit:

Silvia Tschui – «Der Wod» mit Philipp Schaufelberger – Text, Sound und Gesang

In «Der Wod» (Rowohlt 2021) erzählt Silvia Tschui die Geschichte einer schweizerisch-deutschen Unternehmerfamilie, die von einem lange zurückliegenden Sündenfall bis in die Gegenwart verfolgt wird. Tschui, die 2019 für den Ingeborg Bachmann Preis nominiert war, berichtet von Geheimdienst-Agenten und Nazi-Widerständlern, von Berner Künstlerkreisen und Hell’s Angels – und nicht zuletzt vom Wod, dem Jäger einer norddeutschen Sage, der den Figuren dieser Familiensaga immer wieder als Personifikation der Angst erscheint. Das reichhaltige Personal ihres vielstimmigen neuen Romans präsentiert die Autorin in einer etwas anderen Form, nämlich mit Lesung, Gesang und Zufallsgenerator, begleitet von Philipp Schaufelberger an der Gitarre.


„Textkiosk“ mit den SchriftstellerInnen Laura Vogt und Karsten Redmann

Laura Vogt und Karsten Redmann schreiben Texte auf Bestellung. Ob kurze Briefe, Gedichte, kleine Geschichten – stets hantieren sie mit kunstvoll gedrechselten Satzgirlanden; allzeit das verbale Risiko suchend. Andere jonglieren mit bunten Bällen, wir werfen Worte in die Luft und wirbeln sie wild herum. Bei „Textkiosk“ heisst es: Jeder Text ein Unikat. Und alle Texte zusammen ergeben eine wunderbare Erinnerung an Ihr Fest. Mal surreal, mal witzig, mal tiefgehend, mal Dada; alles ist möglich. Neue literarische Welten zu erschaffen ist ihrer täglich Brot.

Der Anlass ist kostenfrei!

„längst fällige verwilderung“ Die Dichterin Simone Lappert und der Musiker Andreas Bissig in einem Experiment

Freitag, 8. Juli, 19.30 Uhr – die Performance im Literaturhaus Thurgau

„Simone Lapperts erster Lyrikband legt einen brodelnden Untergrund frei.“

Simone Lappert (1985) war mit ihrem letzten Roman „Der Sprung“ 2019 auf der Shortlist zum Schweizer Buchpreis. Schon bei den Lesungen zu diesem Roman machte sie auf den Literaturbühnen im In- und Ausland klar, dass es ihr bei der Präsentation ihrer Spracharbeit nicht um blosse Wiedergabe geht. Simone Lappert macht ihre Sprache zu Ausdruck, zu Gestik, zu Lautmusik. Da bringt eine junge Frau Atmosphäre zum Wabern!Schon alleine deshalb konnte man nur gespannt sein auf ihren aktuellen Lyrikband „längst fällige verwilderung“. Und was Simone Lappert schreibt, euphorisiert!

Zusammen mit Andreas Bissig (1985), der sich als Musiker, Komponist, Sound- und Gamedesigner profiliert und seit 2017 an der Hochschule Luzern unterrichtet, experimentieren die zwei einen ganzen Tag im Literaturhaus Thurgau in Gottlieben. Sie steigen, ohne je miteinander gearbeitet zu haben, in dieses Unternehmen ein und präsentieren abends die Performance! Ein Abenteuer!

«Eine transdisziplinäre Kooperation ist für mich immer auch eine Begegnung, ein künstlerisches Experiment, ein Dialog zwischen verschiedenen Ausdrucksformen. Im besten Fall neugierig und ergebnisoffen.» Simone Lappert

Simone Lappert, Schriftstellerin und Dichterin ist auch Mitorganisatorin der Basler Lyriktage, an denen jedes Jahr der Basler Lyrikpreis vergeben wird. Simone Lappert weiss aus vielfacher Erfahrung sehr genau, was mit solchen experimentellen Gefässen zu erreichen ist. Allen Gästen an diesem Freitag wird ein einmaliges, nicht zu wiederholendes Kunststück der Extraklasse geboten!

Illustration © leafrei.com / Literaturhaus Thurgau

Patrick Tschan «Schmelzwasser», Braumüller

Eine Kleinstadt am See will nach dem verlorenen Krieg nur ihre Ruhe. Aber eine Buchhändlerin, eine Fremde, eine Zugezogene mit ihren MitstreiterInnen stemmt sich gegen die Starre, gegen die alten Nazis, die sich hinter einer neuen Ordnung verstecken.

Was sich in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts als ein 1000jähriger Eiszeitgletscher über ganz Europa ausbreitete, war nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 nicht einfach weg. Eine von einer Rasse getragene Maschinerie der Unterdrückung, Gewalt und institutioneller Vernichtung löscht sich nicht mit einem Wisch ins Nichts. Hätten sich die Köpfe, die sich mit der Idee des Endsiegs, der Dominanz einer arischen Rasse, eines Grossdeutschen Reiches imprägnierten, nur ein paar Mal schütteln müssen, um sich von verinnerlichten Denkmustern zu trennen?

Patrick Tschans Roman „Schmelzwasser“ beschäftigt sich mit Schicksalen in den zwanzig Jahren nach dem Krieg. Mit dem langsamen Abtauen, dem stetigen Durchsickern jenes kontaminierten Schmelzwassers in einem Deutschland der Besiegten, der Verwundeten, der Abgesägten, der ewig Gestrigen. „Schmelzwasser“ ist die Geschichte einer Kleinstadt am Bodensee. Unverkennbar Überlingen, das nach dem Krieg in Schockstarre am liebsten in langes Vergessen versinken möchte, sich nur ja nicht konfrontieren will mit dem, was während Jahrzehnten der glorreiche Beginn einer tausendjährigen Ewigkeit hätte werden sollen. Der eigentliche Protagonist in Patrick Tschans neuem Roman ist diese kleine Stadt, ein Städtchen, das exemplarisch für viele Städtchen steht, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.

Patrick Tschan «Schmelzwasser», Braumüller, 2022, 336 Seiten, CHF 37.90, ISBN 978-3-99200-330-3

Im Frühling 1947 steigt die Buchhändlerin Emilie Reber aus einem Linienschiff in der Kleinstadt am Bodensee. Voller Tatendrang eröffnet sie mit Hilfe der französischen Besatzungsmacht in den Gassen der Altstadt eine Leihbücherei mit Antiquariat und Buchhandlung. Mit Büchern, die während der Nazizeit nicht gelesen werden durften, Bücher über die Nazizeit… Bücher, die helfen, zukünftig mit Rückgrat zu leben mit tausenden von Büchern aus der von Heinrich Mann in Paris gegründeten Freiheitsbibliothek. Emilie Reber, die in den Reihen der Resistance mit der Waffe in der Hand gegen die Nazis kämpfte, hat ihre Waffe nach dem Untergang der Schreckensherrschaft noch längst nicht an den Nagel gehängt. Nur die Waffe selbst ist eine andere geworden. Sie stellt sich dem modrigen Schmelzwasser, das alles durchdringt, das scheinbar friedliche und ruhige Städtchen am idyllischen Bodensee zu einem morastigen Sumpf werden lässt.

Kaum eröffnet, siegt die Neugier. Und natürlich sind die ersten die Schriftsteller, die in den Regalen nach ihren Büchern suchen, die meisten enttäuscht, weil ihre Bücher, geschrieben in der Zwischenkriegszeit oder im Schweif der Naziideologie, in der Auswahl Emelie Rebers ihren Platz in ihrer Buchhandlung nicht verdienen. Aber Neugier allein füllt die Buchhandlung nicht mit Kundschaft. Es harzt. Man scheint keine Lust zu haben, sich mit den Auslagen der Buchhandlung provozieren zu lassen. Man will nach den Jahren des Krieges seine Ruhe. Es soll erst mal Gras über die Sache wachsen. Aber Emilie Reber will nicht. Sie findet Verbündete; Fräulein Ilse, die den frivolsten Friseursalon Süddeutschlands eröffnet, Hildegard Zahnlaub, die in ihrem Laden zuerst bloss unter dem Tisch Artikel aus dem Beate-Uhse Sortiment verkauft und echte amerikanische Jeans der Marke Levi. Die Frauen treffen sich regelmässig zu einer Flasche Chablis und besprechen ihre Strategien zur Unterspülung, jene der Aufklärung und Reflexion. Mitstreiter wird Ignaz Franck, ein Heimatloser, einer, der sich am liebsten in einer Ecke des Buchladens aufhält, weil dort alles ist, was man ihm genommen hatte. Und Ignaz Franck schreibt.

Obwohl dem Buchladen immer mehr Kundschaft die Treue erklärt, die Karteikartensammlung Emilie Rebers, auf der sie die Eigenschaften ihrer Kundschaft notiert immer umfangreicher wird, hat das Gespann arg zu kämpfen gegen all jene, die sich in ihrem Innersten nach der verlorenen braunen Ordnung zurücksehnen. Immer wieder kommt es zu offenen Bösartigkeiten, bis eines Nachts sogar ein Schuss fällt. Aber Emilie Reber lässt sich nicht klein kriegen. Die, die Bücher liebt, liebt die Wahrheit, die Konfrontation, die Offenheit. Was in ihrem Buchladen beginnt, breitet sich immer mehr in den verkrusteten Strukturen eines verschüchterten, verwundeten, verstörten Nachkriegsstädtchens aus. Selbst die alten Nazis, die noch immer ihre Gefolgschaft zu mobilisieren verstehen, werden mit dem Geist einer „neuen deutschen Welle“ aus Literatur, Musik und Lifestyle aus ihren Löchern gespült.

Patrick Tschans Roman „Schmelzwasser“ ist ein höchst unterhaltsames und gekonnt erzähltes Sittenbild mit cineastischer Wirkung. Was sich in dem kleinen Städtchen am Bodensee ereignete, ist stellvertretend für einen Kontinent, der aus der Starre erwacht.

Patrick Tschan liest aus seinem Roman im Literaturhaus Thurgau am 24. November 2022!

Interview

Ein Faszinosum deines Romans „Schmelzwasser“ ist seine Beispielhaftigkeit. Sei dies nun im Rückblick auf die Zeit nach einem Krieg, nach dem Zusammenbruch einer alles dominierenden Ideologie oder im Ausblick auf all das, was noch kommen wird, wenn die aktuellen Diktaturen (zumindest vorübergehend) ihr Ende finden. Oder den ewigen Kampf zwischen Verweigerung und Konfrontation. War das auch eine der Intentionen beim Schreiben deines Romans?
Ideologien jeglicher Couleur sind immer ein Graus. Früher oder später werden ihre Exponenten intolerant und diktatorisch, da sie davon ausgehen zu wissen, wie das Glück der Menschen zu gestalten ist. Die einen sind mörderischer, andere weniger in ihren Methoden. Gehen sie zu Ende, hinterlassen sie „grosse Löcher“ und Orientierungslosigkeit. Da müssen sich die Menschen zuerst mal wieder zurechtfinden. Am einfachsten ist dies bei den „alten Ideen“, einer Verklärung der Vergangenheit (Putins Zarenzeit, Österreich anhaltender Kaiserkult). So sprangen viele im Deutschland der Nach-Nationalsozialismus-Zeit wieder ins gesellschaftliche Korsett der Kaiserzeit zurück. Dieses Gemisch aus Verklärung, nicht zurückweisbarer Schuld und Hilflosigkeit (Löcher) führte zu diesem Mief, dieser Verkrustung, diesem Schweigen, von dem mir viele Zeitzeugen berichteten.

Obwohl du den Namen des kleinen Städtchens am Bodensee nie nennst, ist Ortskundigen schnell klar, dass die Kulisse Überlingen beschreibt. Das muss mehr als Zufall sein. Was an deiner Geschichte ist Historie?
Macht Euch auf Spurensuche …

Drei Frauen und ein Mann stemmen sich gegen die verkrusteten und verhärteten Strukturen, die im Hintergrund einer Bodenseeidylle jede offene Auseinandersetzung zu verhindern versuchen, die sich mit letzter Kraft an alten Bündnissen zu halten versuchen. Auch die Gegenwart ist durchsetzt mit reaktionären Kräften, sei es in der Klima-, Integrations- oder Finanzpolitik. Würde uns nicht ein gutes Stück mehr Frauenpower näher an die Lösung vieler Probleme bringen?
Mehr Frauenpower bestimmt, keine Frage. Aber mit der nötigen Toleranz und auch fachlichen Kompetenz. Da schliesse ich alle Seiten (auch Männer) mit ein. Nicht einfach Quoten und Oasen, sprich unzählige Fachstellen schaffen. Das hilft auf Dauer auch nicht.

„Schmelzwasser“ aus einem dicken Gletscher, der nur ganz langsam schmelzt. Der Gletscher Nationalsozialismus hätte ja 1000 Jahre über Europa liegen sollen. Aber auch die drei Frauen bringen mit ihrem Kampf ewiges Eis zum Schmelzen, wagen sich dafür aber ziemlich weit aus ihrer Komfortzone. Sind wir eine Gesellschaft der Feiglinge geworden, die angesichts der Zeichen, die überdeutlich lesbar sind, zu keinem Kampf mehr bereit sind?
Bei meinen Figuren steht ihr Kampf um ihr privates Glück im Vordergrund. Das setzte damals wie heute einen unabhängigen Geist voraus. Gerade damals wurden die Frauen nach dem Krieg wieder ins zweite Glied gedrängt, nachdem viele durch den Krieg ganz andere Fähigkeiten an sich entdeckt haben, welche plötzlich nicht mehr gefragt waren. Das hat bei vielen Frauen zu Depressionen (Valiumkonsum USA, Frauengold als antidepressive Alkoholika in Deutschland) geführt. Meine Figuren wollen nur das private Glück, aber das weckt Widerstände und gegen die lohnt sich allemal zu kämpfen. Und dieser Kampf lässt sich nicht mit Gendersternchen führen. Dazu müsste man zuerst mal zu sich selbst finden und das Handy mal weglegen.

Emilie Reber ist mir über alles sympathisch. Eine Frau, die für ihre Überzeugung kämpft, wenn nötig gar mit mehr als „nur“ ihrem Verstand. Sie liebt Bücher, rettet die Bestände der Freiheitsbibliothek, die Heinrich Mann zusammen mit anderen in Paris zusammentrug. All jene Bücher, die die Nazis auf dem Scheiterhaufen ihrer Ideologie verbrannten. Dein Roman ist voller Querverweise, in die man sich verlieren kann. Was kann Literatur?
Ich glaube, Literatur kann enorm viel und gleichzeitig nichts. Viel, bei den wenigen die sie erreicht, nichts bei den vielen anderen. Nun, die Literatur hatte damals noch einen ganz anderen Stellenwert, da ein Buch, eine Geschichte, noch nicht mit derart vielen und unterschiedlichen Medien und Erzählformen in Konkurrenz standen. Ich glaube Emilie Reber spürt instinktiv, das die Zerstörung der deutschen Literatur eine unwiderrufliche Zäsur darstellt. Da nützt auch die Rettung der Freiheitsbibliothek nichts. Darum öffnet sie sich auch, weil sie ahnt, dass das, was sie möchte, das Aufbrechen des Eises, Literatur niemals alleine leisten kann, sondern die Literatur nur im Bund mit anderen Kunst- und Lebensformen (Mode, Musik, Freigeist, Erotik etc.) den Staub auf den Seelen der Menschen fortblasen kann.

Patrick Tschan, geb. 1962 in Basel, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie, führte in zahlreichen Theaterstücken Regie, war viele Jahre in der Werbung und Kommunikation tätig. Autor zahlreicher Essays und Kolumnen. Er ist Präsident der Schweizer Schriftsteller- Fussballnationalmannschaft. Nach Keller fehlt ein Wort», «Polarrot», «Eine Reise später» und «Der kubanische Käser» ist «Schmelzwasser» ist sein fünfter Roman.

Vormerken: Patrick Tschan liest am Donnerstag, 24. November, um 19.30 Uhr aus „Schmelzwasser“ im Literaturhaus Thurgau!

Webseite des Autors

Illustration © leafrei.com / Literaturhaus Thurgau

Karl Rühmann «Die Wahrheit, vielleicht», rüffer & rub

Felipe ten Holt ist Dolmetscher. Ein Beruf zwischen den Wahrheiten. Er übersetzt, steht bei Gesprächen zwischen den Parteien, zwischen den Fronten. Felipe ten Holts Leben stand schon immer zwischen den Wahrheiten, zwischen den Welten. Karl Rühmann begibt sich in seinem neuen Roman „Die Wahrheit, vielleicht“ auf einen schmalen Grat.

Karl Rühmann liest am 26. Internationalen Literaturfestival Leukerbad

Überall, wo gesprochen wird, prallen Wahrheiten, verschiedene Realitäten aufeinander. Die beiden Pandemiejahre machten offensichtlich, das Wahrheiten völlig unterschiedlich, manchmal unvereinbar, in nichts deckungsgleich sein können. Gespräche in unterschiedlichen Sprachen. Wenn bei Gesprächen die Sprache an sich schon verschieden ist und man sich nur über DolmetscherInnen verständigen kann, wenn Parteien aufeinander stossen, deren Ziele, Absichten und Hoffnungen diametral auseinander liegen, dann wird Wahrheit zu einem flirrenden Etwas; unfassbar, kaum einzugrenzen.

Felipe ten Holt wuchs in einer Familie auf, in der Sprachen schon immer eine übergeordnete Rolle spielten. Muttersprache seiner Mutter war Spanisch, Vatersprache Deutsch. Felipe ten Holts Vater sprach mit ihm in einer Mischung aus Niederländisch und Deutsch. Wäre es nach dem Wunsch Felipes Mutter gegangen, hätte sie noch viel mehr Sprachen gelernt. Sprachen schienen so etwas wie Gewänder und Kleider, in denen man sich ganz anders bewegte. Aber die Geschichte der Mutter sollte nicht nach ihren Wünschen verlaufen. Pappie, ihr Mann, wurde eines Tages von der Polizei abgeholt und verschwand im Gefängnis. Die Gründe für das Verschwinden von Felipes Vater liess seine Mutter im Dunkeln. Das war nichts für einen kleinen, sensiblen Jungen.

Karl Rühmann «Die Wahrheit, vielleicht», rüffer & rub, 2022, 224 Seiten, CHF 26.00, ISBN 978-3-907351-00-0

In der ganz eigenen Welt seiner Mutter beginnt der junge Felipe Eigenheiten zu entwickeln, die er bis in sein Erwachsensein mitnehmen wird; seine Sehnsucht nach Klarheit und Ordnung, seine stetige Suche nach Zusammenhängen und Zuordnungen. Aber eine neue Bekanntschaft seiner Mutter zu einem Maler, die zu Beginn noch wie Liebe aussieht, bringt nicht nur das Leben von Felipe in einen Sturm aus Emotionen und Verunsicherung. So sehr der Neue Felipe als Störfaktor in seiner Beziehung sieht, so sehr ist Felipe überzeugt, das die Motive des Neuen an der Seite seiner Mutter keine redlichen sind. Es entbrennt ein Kampf um die Gunst der Mutter, ein Krieg verschiedener Wahrheiten. Bis die Situation eskaliert.

Sprachen werden auch Felipes Leidenschaft. Er studiert sie, wird dank seiner kombinatorischen Fähigkeiten zum Verhörspezialisten ausgebildet, bis ihn seine Reisen und Einsätze wieder zurück an jene Orte führen, aus denen er in seiner Jugend gerissen wurde. Felipe wird Dolmetscher, manchmal in Spitälern oder Schulen, manchmal bei Ämtern oder auf Polizeiposten. Felipe versucht sich tunlichst aus den Leben herauszuhalten, die an solchen Gesprächen teilnehmen, auch wenn er als ehemaliger Verhörspezialist genau spürt und aus den Formulierungen heraushört, dass sich die Wahrheit versteckt hält, dass man Lügen aufsitzt, man sich nicht versteht, obwohl Formulare ausgefüllt und Abmachungen festgelegt werden. 

Karl Rühmann schildert ein Leben, das sich im Dazwischen festgesetzt hat, eine Existenz, die schon in der Jugend erfahren musste, dass sich Wahrheit diametral spiegeln kann. „Die Wahrheit, vielleicht“ ist zum einen die Geschichte eines Mannes, der an den Spiegelungen der Wahrheiten zu zerbrechen droht und ein Roman über die Wahrheit selbst. Trägerin dieser Wahrheiten ist die Sprache. Und so sehr Verständigung unter Sprachen, selbst in der gleichen, schwierig bis unmöglich ist, so sehr verhält es sich mit den Wahrheiten selbst. Sprache suggeriert Eindeutigkeit. Aber so sehr Deutung und Interpretation das Gehörte und Gelesene erreichen können, so sehr kann die Suche nach Wahrheit zerreissen. Karl Rühmanns Protagonist hofft auf Strategie, Technik, nicht zuletzt auf die Psychologie, um irgendwann festzustellen, dass nicht einmal der eigenen Wahrnehmung, der eigenen Wahrheit zu trauen ist.

Karl Rühmann erzählt auf drei Ebenen. Szenen aus der Lebensgeschichte des Protagonisten sind verwoben mit Schilderungen verschiedenster Gesprächssituationen, in die Filipe ten Holt gerufen wird – und Auswertungsgesprächen zwischen ihm und seinem Ausbildner, als man im zum Verhörspezialisten machte. Alle drei Ebenen erzählen vom Kampf eines Mannes, sich aus fremden Geschichten heraushalten zu wollen. Ein Kampf, der letztlich nur zu verlieren ist. Ein Kampf, bei dem es keinen Trost gibt.

„Die Wahrheit, vielleicht“ ist keine leichte Kost, auch keine Geschichte, die klärt. Karl Rühmanns Roman ist die Aufforderung, sich mit seinem eigenen Sehen und Hören auseinanderzusetzen, sich diesem einen „Vielleicht“ auszusetzen!

Karl Rühmann wurde 1959 in Jugoslawien geboren und wuchs dort auf. Er studierte Germanistik, Hispanistik und Allgemeine Literaturwissenschaft in Zagreb und Münster und war Sprachlehrer und Verlagslektor. Heute lebt er in Zürich als Literaturübersetzer und Autor von Romanen, Hörspielen und zahlreichen, international erfolgreichen Kinderbüchern. Sein Roman «Der Held» war nominiert für den Schweizer Buchpreis 2020. Für seinen ersten Roman «Glasmurmeln, ziegelrot» wurde Karl Rühmann 2015 mit dem Werkjahr der Stadt Zürich ausgezeichnet. Publikationen, die nicht bei rüffer&rub erschienen: «Der alte Wolf» (2019), «Eine wundersame Reise» (2018), «Komm mit zum Fluss» (2017), «Leseglück» (2015), «Wer bist denn du?» (2010) u. a.

Webseite des Autors

Beitragsbild © Franz Noser

Robert Bussmann & Peter Weibel, zweimal 75 Jahre Leben, zweimal 40 Jahre Literatur!

Das Literaturhaus Thurgau lädt die beiden Dichter Rudolf Bussmann und Peter Weibel zusammen mit ihrer Verlegerin Judith Kaufmann zu einem Geburtstagsabend ein. Ein Feiertag für alle drei Gäste und ein Feiertag für die Literatur!

Rudolf Bussmann und Peter Weibel feiern in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag. Beide sind von Literatur durchtränkt. Beide schreiben Romane, Erzählungen, Gedichte. Und weil ihr Verlag, die edition bücherlese, heuer ihr 10jähriges Jubiläum feiert, waren dies Gründe genug, um mit Literatur und Gespräch Rudolf Bussmann, Peter Weibel und Judith Kaufmann zu feiern.

Beide Dichter, werden sowohl Passagen aus ihrer Prosa lesen wie Gedichte, die in den vergangenen Jahrzehnten geschrieben wurden. Gemeinsam mit der Verlegerin Judith Kaufmann tauchen wir in den Kosmos zweier Dichter ein, denen die Leidenschaft für Literatur eine breite Spur ins Leben zeichnet.

Ein paar Stimmen:

«Ungerufen»: Hier versammelt Rudolf Bussmann an die hundert Gedichte, die in sechs Abteilungen eine breite Vielfalt an lyrischen Formen präsentieren. Der Autor lässt sich ganz auf Bilder ein, die ihm ungerufen begegnen. In der Stille erreicht ihn nur leise das Nachklingen des alltäglichen Lärmens. Gemeinsam ist diesen Gedichten eine poetische Beweglichkeit, die unterschwellig immer auch eine leise Melancholie verrät. Trotz und Demut heben sich gegenseitig auf. Der Autor hält sich, wie es einmal heisst, an all das, was ihm beim Anfassen zerfiel.
Beat Mazenauer in Viceversa 14

«Ein Duell»: Eingebettet in die Auseinandersetzung zweier Schweizer Freunde beschreibt Rudolf Bussmann auf ebenso erschütternde wie zurückhaltende Weise die letzten Lebensmonate der DDR-Autorin Irmtraud Morgner, mit der er selbst liiert war und deren Werk er postum herausgegeben hat.
Charles Linsmayer

«Der Schmetterling schläft»: Peter Weibel hat sich stets des Menschen und des Lebens angenommen. Die Worte, die er in seinen Büchern wählt, wirken wie heilende Hände. Seine Sprache ist wie Poesie, sie schafft wunderbare Bilder und ist von einer Poesie und einer Eindringlichkeit, die ihresgleichen sucht.
Dieter Langhart, St. Galler Tagblatt

«Schneewand»: Ein intensives Lektüreerlebnis, das mit kraftvollen Bildern existenzielle Fragen aufwirft.
Babina Cathomen über Peter Weibel, Kulturtipp

Rudolf Bussmann, 1947 in Olten geboren, studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte. Nach der Promotion bildete er sich zum Gymnasiallehrer aus und war an verschiedenen Berufs- und Höheren Fachschulen tätig. Er schreibt Romane, Kurzprosa, Lyrik und ist als Herausgeber und Übersetzer tätig. Zuletzt erschienen: „Das andere Du“ Roman (2017), „Ungerufen“ Gedichte (2019), „Herbst in Nordkorea. Annäherung an ein verschlossenes Land“ (2021) und «Der Flötenspieler» (1991/2022). Rudolf Bussmann leitet Schreibseminare und Lesezirkel, er lebt in Basel.

Peter Weibel, geboren 1947, hat Medizin studiert und arbeitet seit vielen Jahren als Allgemeinpraktiker und in der Geriatrie. 1982 erschien ein erster Prosaband «Schmerzlose Sprache», seither veröffentlich er regelmässig Prosa und Lyrik. Er erhielt unter anderem einen Buchpreis des Kantons Bern für den Erzählband «Die blauen Flügel» (2013) und den ersten Kurt Marti Literaturpreis für «Mensch Keun» (2017). Für die Texte «Hannah» und «Kocherpark» wurde er beim Bund-Essay-Wettbewerb 2015 bzw. 2019 ausgezeichnet. 2019 «Schneewand«, 2021 «An den Rändern» und im kommenden Herbst die Erzählung «Akontos Berg». Peter Weibel lebt in Bern.

Die edition bücherlese wurde 2013 von Judith Kaufmann gegründet und verlegt überwiegend belletristische Werke von Schweizer AutorInnen. Als junger Verlag veröffentlichte die edition bücherlese in den letzten Jahren einige Debütromane, etwa von «Knochenlieder» von Martina Clavadetscher oder «Balg» von Tabea Steiner, aber auch Bücher von bereits etablierten Schreibenden wie Rudolf Bussmann oder Peter Weibel. Der Verlag ist seit 2018 in Luzern beheimatet. Blick in den Verlag (video, youtube)

Rudolf Bussmann «Der Flötenspieler», edition bücherlese

In „Der Flötenspieler“ geht einer weg, haut ab. Etwas, was man in der Gegenwart manchmal gerne tun würde, wenn es denn eine Chance gäbe. Thomas Waller tut es, mit fast nichts, ausser seiner Flöte und einer Vergangenheit, die sich nicht mehr mit der Gegenwart koppeln lässt. Ein Roman für AbenteurerInnen!


Rudolf Bussmann, Dichter, Romancier, Übersetzter, Herausgeber und Literaturvermittler feiert heuer seinen 75. Geburtstag. Rudolf Bussmanns Leben ist Literatur. Er ist keiner jener, die sich in ihrer stillen Kammer zurückziehen und nur dann an die Öffentlichkeit treten, wenn ihre Literatur im Fokus steht. Nichts gegen ein spitzweg’sches Dasein, nichts gegen Schreibende, die sich ganz auf ihr eigenes Tun konzentrieren (müssen). Rudolf Bussmann schreibt nicht nur Gedichte, Erzählungen und Romane, er schreibt sich mit seinem Engagement auch in die Herzen jener, die ein Gegenüber brauchen, das zuhört und versteht. Sei es als Moderator an der BuchBasel oder am Internationalen Lyrikfestival in Basel, sei es in der Lyrikgruppe Basel um Alisha Stöcklin, Claudia Gabler, Simone Lappert, Ariane von Graffenried und Wolfram Malte Fues, in der man sich regelmässig trifft, die Lyriktage vorbereitet, kuratiert und jedes Jahr den von der GGG Basel gestifteten Basler Lyrikpreis vergibt.

«In ein paar Jahren, wenn die Alten weg sind, haben wir nur noch Leute, wie wir sie brauchen, durch und durch eingespielt in die Elektronik. Zuverlässig wie die Programme.»

Rudolf Bussmann «Der Flötenspieler, edition bücherlese, 2022, 288 Seiten, CHF 29.00, ISBN 978-3-906907-57-4

Anlässlich seines 75. Geburtstags brachte sein Verlag edition bücherlese seinen 1991 bei Luchterhand erstmals erschienenen Roman „Der Flötenspieler“ erneut heraus. Ein Geschenk an den Schriftsteller, aber viel mehr an LeserInnen, denen der Zugang zu diesem schillernden Roman verwehrt geblieben wäre, hätte der Verlag den Mut nicht gehabt, dem Roman noch einmal eine Tür zu öffnen. „Der Flötenspieler“, ein gleichermassen geheimnisvoller, prophetischer und poetischer Roman.

Thomas Waller, verheiratet mit Mathilde, arbeitet bei der Perduta-Versicherung, eben umgezogen ins Limbus-Haus, einen gläsernen Palast, minothaurisch verwinkelt. Limbus, im Volksmund auch „Vorhalle“, Sitz einer Versicherungsgesellschaft, die Rationalisierung und Effizienz zur obersten Maxime macht und hinter Hochglanzfassaden seinen ArbeitnehmerInnen selbst dann ein Lächeln abringen will, wenn es rein gar nichts zu lachen gibt. Auch Thomas Waller hat nichts zu lachen. Die Enge am Arbeitsplatz schlingt sich immer heftig um ihn, schlägt auf seine Gesundheit, bis er abtaucht und verschwindet, nicht nur von seiner Arbeitsstelle, sondern auch aus seiner Ehe, die wie seine Arbeit zu einem Gefängnis wurde. Er verschwindet im Jura, im Wald, einem kleinen Dorf, in einem Hotel, das nicht wirklich offen für Gäste scheint, in einem kleinen Kosmos. Etwas, was er aus seinem alten Leben mitnimmt, ist seine Flöte, ein Instrument, dass in der Vergangenheit einst eine grosse Hoffnung in sich trug.

«Der Hass läuft ins Innere der Gesellschaft und frisst die Liebe aus ihr weg.»

Rudolf Bussmanns Geschichte ist in der Zeit nach der Tschernobyl-Katastrophe angesiedelt. Waller führt Tagebuch und jene, die sich nach seinem gänzlichen Verschwinden auf die Suche nach Waller machen, finden diese Bücher. Auch die Polizei, die einen Suizid nicht ausschliesst, aber trotz Nachforschungen keine Beweise offen legen kann, beschäftigt sich mit Wallers Verschwinden. Die Tagebücher zeigen einen sensiblen Mann, der sich durch Tschernobyl, zunehmende Umweltsorgen, den Kämpfen am Arbeitsplatz und den Verlust seiner Liebe zu seiner Frau immer mehr in eine Zwischenwelt verliert. Heute würde man bei Waller wohl von einem Burnout sprechen, damals, in den 80er, schien es ein solches nicht zu geben.

Das minotaurische Labyrinth im Limbus-Haus an seinem Arbeitsplatz spiegelt sich auch im Leben des Protagonisten. Waller findet nicht heraus. Und wenn, dann nur durch die bedingungslose Flucht. Einfaches Leben scheint nicht mehr möglich. Das Leben hat sich zu einer Vorhalle verwandelt. Eine Ansicht, die angesichts dessen, was momentan auf unserem immer kleiner werdenden Planeten an Aktualität nur gewonnen hat. Aber es ist nicht so sehr das Labyrinthische in Wallers Leben, das an „Der Flötenspieler“ interessiert und fasziniert. Es ist das Labyrinthische an der Geschichte selbst. Der Roman selbst ist ein Labyrinth, das mich als Leser immer und immer wieder zu einem Innehalten zwingt. Faszinierend, wie Geschichte und Sprache schillern und oszillieren. Rudolf Bussmanns Roman ist von kafkaesker Kraft, überzeugt mit Bildern, die ausmachen, was Menschsein bedeutet; Geheimnisse.

«Um lieben zu können, muss man eine Zukunft vor sich haben.»

Waller flieht nicht nur vor seinen Aufgaben, er flieht auch vor sich selbst, all den Unerklärlichkeiten, dem Scheitern, seiner Psyche, in der er sich verliert. „Der Flötenspieler“ ist ein Abenteuer, ein literarisches Abenteuer, dem ich auch 30 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung abenteuerliche LeserInnen wünsche!

Rudolf Bussmann, 1947 in Olten geboren, studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte. Nach der Promotion bildete er sich zum Gymnasiallehrer aus und war an verschiedenen Berufs- und Höheren Fachschulen tätig. Er schreibt Romane, Kurzprosa, Lyrik und ist als Herausgeber und Übersetzer tätig. Zuletzt erschienen: «Das andere Du» Roman (2017), «Ungerufen» Gedichte (2019), «Herbst in Nordkorea. Annäherung an ein verschlossenes Land» (2021). Rudolf Bussmann leitet Schreibseminare und Lesezirkel, er lebt in Basel.

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Beitragsbild © Claude Giger

7. Juni 2022 KultBau St. Gallen: «Louise Landes Levi – THE GODDESS – DIE GÖTTIN»

Louise Landes Levi und Florian Vetsch als Moderator, St. Gallen Kultbau 7. 6. 2022, Teil A by Amsél – YouTube

Louise Landes Levi und Florian Vetsch als Moderator, St. Gallen Kultbau 7. 6. 2022, Teil B by Amsél – YouTube

Louise Landes Levi, Christian Berger und Dominic Doppler, Kultbau St. Gallen, 7. 6. 2022 by Amsél – YouTube

Musikalische Untermalung:
Christian Berger (Saiteninstrumente) & Dominic Doppler (Schlagzeuge)
Moderation: Florian Vetsch

Die Dichterin, Sarangi-Spielerin und Weltreisende Louise Landes Levi (*1944 in New York) kehrt nach einem langen Aufenthalt in Japan nach Europa zurück. Am Dienstag, den 7. Juni 2022, wird sie im Kult-Bau in einem ersten Set gemeinsam mit Florian Vetsch aus ihren Gedichten lesen und in einem zweiten mit den Musikern Christian Berger & Dominic Doppler performen.

Mit LLL kommt eine grosse Figur der Post-Beat-Szene nach St.Gallen, eine GURU PUNK Lady und praktizierende Buddhistin jüdischer Herkunft, eine Persönlichkeit, die an vielen Hot Spots auf den Seiten- und Kreuzwegen der Literaturgeschichte mitgewirkt hat: in NYC, Frisco, London, Amsterdam, Kyoto… Zu den von ihr übersetzten Autor*innen gehören Mira Bei, René Daumal und Henri Michaux.

LLL zählt zum kreativen Freundeskreis von Gerard Bellaart, Franco Beltrametti, Ira Cohen, Gregory Corso, Diane di Prima, Allen Ginsberg, Janine Pommy Vega, Kazuko Shiraishi, Simon Vinkenoog, Philip Whalen… Sie ist als eine echte Agentin der kosmischen Alternative unterwegs. Eine wahre Inspiration. 

Drei Gedichte von Louise Landes Levi
(aus dem Amerikanischen von Florian Vetsch)

TANTRISCH

Die
tantrische Blume

CLEROENDIUM
                    THOMSONIAE

ihre
Kelchblätter weiss,
ihre
          Blüte
               rot.

(München 1984)

 

grün & weiss, das
Herz rotiert auf/ einer
silbernen
                  Schwinge/
                         singe
Gesänge
uraltes Ich
ringe. Nebensächlich
das Verschwiegene dabei
TARA TARA TARA
„jeder Verlust ist ein Gewinn“
lehrte
             der
                                Meister.

(NYC 2001)

 

Ich
bin wie der Pimpf/ gefallen
         in die
                      Milch,
Also/ was passiert, nachdem der Prinz
den Turm erklimmt und die Prinzessin gerettet hat?
Sie rettet ihn. Richtig?/ O
Goldene Schalen, O Orphisches Ritual/
«Ich bin ein Kind dieser Erde und des Sternenhimmels,
doch mein Geschlecht ist des Himmels allein/»
Sexuell
&
             mystisch… mein
                            Verbündeter.

 

Quellen: 
TANTRISCH aus Louise Landes Levi: GURU PUNK. Cool Grove Press. New York City 1999  
GRÜN & WEISS aus Louise Landes Levi: GREEN & WHITE. Love Thy Poet #21. Postcard. Longhouse. Vermont 2002
ICH BIN WIE DER PIMPF aus Louise Landes Levi: BANANA BABY. www.bigbridge.org (2006)

 Beitragsbilder: Schwarzweiss-Fotografie © Ira Cohen Archives LLC, Farbfotografien © Louise Landes Levi

KultBau St. Gallen

Nino Haratischwili «Das mangelnde Licht», FVA

Nino Haratischwili ist eine grosse Erzählerin. Sie zeichnet mit satten Farben, komponiert mit ebenso sattem Sound. Und doch ist nichts dick aufgetragen. In Zeiten wie diesen, in denen sich die Gewalt wie ein Schwarm Heuschrecken über ein ganzes Land legt und alles Leben frisst, ist ein Roman wie „Das mangelnde Licht“ die einzig wahre Medizin, die Hoffnung nicht zu verlieren!

Als meine Frau und mich 2014 Nino Haratischwilis 1300 Seiten dicker Roman „Das achte Leben (Für Brilka)“ in die Ferien auf eine Insel in der Nordsee begleitete, rissen wir uns den Schmöker zur Lektüre beinahe aus der Hand. Immer wenn meine Frau eine Lesepause einlegte, schnappte ich mir das Buch – und umgekehrt. Wir waren zwar auf dieser Insel, aber auch auf einer georgischen Reise durch das 20. Jahrhundert, fasziniert, bezaubert, in Leben eingetaucht.
Nach „Die Katze und der General“ erschien nun Nino Haratischwilis dritter monumentaler Roman „Das mangelnde Licht“. Nino Haratischwilis Werk darf aber bei weitem nicht nur an diesen drei dicken Büchern gemessen werden, erschienen doch zuvor schon preisgekrönte Romane und Theaterstücke. Aber so wie die drei dicken Bücher im Regal den Blick auf sich ziehen, so bündeln sie auch die Aufmerksamkeit auf eine Autorin, die zwar in den drei Romanen immer wieder von Georgien erzählt, aber immer wieder aus anderer Perspektive. Georgien und seine Geschichte ist viel mehr als Horizont und Geschichte in allen drei Romanen, die keine Fortsetzungsromane sind und ganz eigene Geschichten erzählen. Georgien ist einer der Protagonisten. Ein Land, das immer wieder von der Geschichte zerrieben wurde. 

Nino Haratischwili «Das mangelnde Licht», Frankfurter Verlagsanstalt, 2022, 832 Seiten, CHF 45.00, ISBN 978-3-627-00293-0

„Das mangelnde Licht“ erzählt die Geschichte von vier Freundinnen, die jung und voller Pläne waren, als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Georgien in einem Vakuum zu versinken drohte, Unabhängigkeitsbestrebungen, kriegerische Auseinandersetzungen, grassierende Korruption das Land in ein Trümmerfeld verwandelten, das zur Spielwiese von Clans mit mafiösen Strukturen wurde. Dina, Nene, Ira – und Keto, die die eigentliche Erzählerin der Geschichte ist, eine Geschichte, die ganz langsam aufbricht, denn Nene, Ira und Keto sind zwei Jahrzehnte nach den Geschehnissen in Tbilissi (Tiflis) nach Brüssel an eine pompöse Ausstellung mit den Fotografien von Dina eingeladen. Schwarzweissfotografien, die das Leben jener Tage abbilden, ihre Freundschaft, ihre Familien, die Gewalt in den Strassen, den Krieg an den Grenzen, ihre Heimat, eine Zeit, die nicht mehr ist und die Frauen an der Eröffnung dieser grossen Ausstellungen zu Objekten macht, denn Dina ist nicht mehr. Dina, die zu einer Ikone der Geschichte wurde, als Fotografin ebenso wie als Kämpferin, überlebte ihren Schmerz nicht. Ihr Tod war damals ein Grund, der die drei anderen Frauen auseinandertrieb und erst an dieser Ausstellung wieder zusammenführt. Eine Ausstellung mit Fotos für die Gäste, Fenster in Abgründe für die drei Frauen, vor allem für Keto, die mich als Leser mit ihren Rückblenden immer tiefer in Geschehnisse mitnimmt, die mir die Geschichten hinter den Hochglanzfotografien erzählen.

So wie der Film „Once Upon a Time in Amerika“ in Hollywoodmanier ein „männliches“ Gangsterepos erzählt, ist „Das mangelnde Licht“ die Geschichte einer Frauenfreundschaft, die an eben solchen Gangsterstrukturen zerbricht. „Once Upon a Time in Georgia“ erzählt aus weiblicher Perspektive die Geschichte von vier Frauen, denen die Freiheit von allen Seiten permanent genommen wird. Sei es vom Staat, von familiären Strukturen und Traditionen, sei es von der Geschichte und unabwendbaren Umständen und Zwängen. Dina, die Fotografin, ist der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, eine Frau, die letztlich an mangelndem Licht zugrunde geht.

Klar fasziniert die Geschichte, die Dichte all der Binnengeschichten, die Konstruktion des Romans, die Rahmenhandlung ebenso wie all die weitschweifenden Geschichten hinter den Fotografien. Nino Haratischwili schafft es aber auch, dass Georgien, das Land und seine Geschichte, nicht einfach Kulisse ist, Staffage für ein Melodrama à la Hollywood. „Das mangelnde Licht“ bringt Licht in eine Zeit, in Zeiten wie diese, wo durch brutale Angriffskriege Staaten in Schutt und Asche gelegt werden, nicht nur Häuser und Strassen, sondern Strukturen, Kultur, Ordnung und letztlich auch Gesetz. Wo Kriege Leben unwillkürlich auslöschen, Familien auseinandergerissen werden und brutale Gewalt Menschen in ein Leben zwingt, das sie eigentlich verabscheuen.

Nino Haritischwilis literarischer Epos ist ein monumentales Sittengemälde. Ihr Roman wie „Bilder einer Ausstellung“ ein literarischer Gang durch eine Fotoausstellung der besonderen Art. Nino Haratischwili zieht mich mit in unsägliche Tiefen, überzeugt mich mit einem satten Sound, einer Vielstimmigkeit, die mich bei der Lektüre manchmal schwindlig macht.
Ich freue mich auf den Besuch der Autorin an den diesjährigen Solothurner Literaturtagen!

Nino Haratischwili, geboren 1983 in Tbilissi/Georgien, ist preisgekrönte Theaterautorin, –regisseurin und Romanautorin. Ihr grosses Familienepos «Das achte Leben (Für Brilka)», in 25 Sprachen übersetzt, avancierte zum weltweiten Bestseller, eine grosse internationale Verfilmung ist in Vorbereitung. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Anna-Seghers-Literaturpreis, dem Bertolt-Brecht-Preis und dem Schiller-Gedächtnispreis, ihr Roman «Die Katze und der General» stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2018. Heute lebt die Autorin in Berlin.

Beitragsbilder © Dina Oganova