7. Juni 2022 KultBau St. Gallen: «Louise Landes Levi – THE GODDESS – DIE GÖTTIN»

Louise Landes Levi und Florian Vetsch als Moderator, St. Gallen Kultbau 7. 6. 2022, Teil A by Amsél – YouTube

Louise Landes Levi und Florian Vetsch als Moderator, St. Gallen Kultbau 7. 6. 2022, Teil B by Amsél – YouTube

Louise Landes Levi, Christian Berger und Dominic Doppler, Kultbau St. Gallen, 7. 6. 2022 by Amsél – YouTube

Musikalische Untermalung:
Christian Berger (Saiteninstrumente) & Dominic Doppler (Schlagzeuge)
Moderation: Florian Vetsch

Die Dichterin, Sarangi-Spielerin und Weltreisende Louise Landes Levi (*1944 in New York) kehrt nach einem langen Aufenthalt in Japan nach Europa zurück. Am Dienstag, den 7. Juni 2022, wird sie im Kult-Bau in einem ersten Set gemeinsam mit Florian Vetsch aus ihren Gedichten lesen und in einem zweiten mit den Musikern Christian Berger & Dominic Doppler performen.

Mit LLL kommt eine grosse Figur der Post-Beat-Szene nach St.Gallen, eine GURU PUNK Lady und praktizierende Buddhistin jüdischer Herkunft, eine Persönlichkeit, die an vielen Hot Spots auf den Seiten- und Kreuzwegen der Literaturgeschichte mitgewirkt hat: in NYC, Frisco, London, Amsterdam, Kyoto… Zu den von ihr übersetzten Autor*innen gehören Mira Bei, René Daumal und Henri Michaux.

LLL zählt zum kreativen Freundeskreis von Gerard Bellaart, Franco Beltrametti, Ira Cohen, Gregory Corso, Diane di Prima, Allen Ginsberg, Janine Pommy Vega, Kazuko Shiraishi, Simon Vinkenoog, Philip Whalen… Sie ist als eine echte Agentin der kosmischen Alternative unterwegs. Eine wahre Inspiration. 

Drei Gedichte von Louise Landes Levi
(aus dem Amerikanischen von Florian Vetsch)

TANTRISCH

Die
tantrische Blume

CLEROENDIUM
                    THOMSONIAE

ihre
Kelchblätter weiss,
ihre
          Blüte
               rot.

(München 1984)

 

grün & weiss, das
Herz rotiert auf/ einer
silbernen
                  Schwinge/
                         singe
Gesänge
uraltes Ich
ringe. Nebensächlich
das Verschwiegene dabei
TARA TARA TARA
„jeder Verlust ist ein Gewinn“
lehrte
             der
                                Meister.

(NYC 2001)

 

Ich
bin wie der Pimpf/ gefallen
         in die
                      Milch,
Also/ was passiert, nachdem der Prinz
den Turm erklimmt und die Prinzessin gerettet hat?
Sie rettet ihn. Richtig?/ O
Goldene Schalen, O Orphisches Ritual/
«Ich bin ein Kind dieser Erde und des Sternenhimmels,
doch mein Geschlecht ist des Himmels allein/»
Sexuell
&
             mystisch… mein
                            Verbündeter.

 

Quellen: 
TANTRISCH aus Louise Landes Levi: GURU PUNK. Cool Grove Press. New York City 1999  
GRÜN & WEISS aus Louise Landes Levi: GREEN & WHITE. Love Thy Poet #21. Postcard. Longhouse. Vermont 2002
ICH BIN WIE DER PIMPF aus Louise Landes Levi: BANANA BABY. www.bigbridge.org (2006)

 Beitragsbilder: Schwarzweiss-Fotografie © Ira Cohen Archives LLC, Farbfotografien © Louise Landes Levi

KultBau St. Gallen

KultBau St. Gallen: Amsél & Miriam Spies – Zwei Frauen in Marokko

Der KultBau St. Gallen lädt am Dienstag, den 15. Februar um 20 Uhr zu einer Doppellesung ein. Unter dem Titel «Zwei Frauen in Marokko» entführen sie die beiden Autorinnen Miriam Spies und Amsél begleitet vom Moderator Florian Vetsch auf die andere Seite des Meeres.

Miriam Spies lebt als Autorin und Verlegerin in Mainz – sofern sie nicht gerade durch die Welt tingelt, um literarische Psychogramme über die Gattung Mensch zu erstellen. In ihrem Gonzo Verlag hat sie u.v.a. Titel von Pablo Haller, Hadayatullah Hübsch, Susann Klossek und Enno Stahl verlegt. Bei Conbook, Neuss, ist 2019 ihr marokkanischer Roadtrip «Im Land der kaputten Uhren» erschienen. Darin zeigt sie, dass in Marokko Wunder an jeder Ecke lauern. Per Anhalter, im Nachtbus oder zu Fuss findet sie märchenhafte Geschichten direkt vor sich auf der Strasse…

Amsél lebt als Fotografin und Autorin in Zürich und Tanger. Ihre Fotobücher «Tanger Tance» (Benteli, Sulgen 2010) und «Jbala» (Till Schaap, Bern 2020) führen tief in die diverse Wirklichkeit Marokkos hinein. Amséls preisgekrönter Roman «Wiedersehen in Tanger» (Brotsuppe, Biel 2016) erzählt von dem lebenserfahrenen Tarik, der Erleuchtung sucht, der Ornithologin Chaya, die einen seltenen sibirischen Zugvogel sucht, und der Botanikerin Thelma, die meint, nichts mehr suchen zu müssen… Aber dann geht die Abenteuer- und Liebesgeschichte erst los…

Manch einer mag einwenden, dass es nicht die cleverste Idee ist, alleine als Frau in einem islamischen Land mit zwei wildfremden Marokkanern quer durch das Königreich zu brettern. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass das immer noch besser war, als mir die Nacht in den Strassen von Nador um die Ohren zu hauen und auf den ersten Bus nach Tanger zu warten. Und wenn ich in den letzten Monaten auch nicht viel gelernt hatte: Dass ich ein ausgezeichnet funktionierendes Bauchgefühl habe, hatte ich schmerzlich herausgefunden. Und dass Menschen, die dich belügen und betrügen, nicht zwingend wildfremde Kriminelle auf verruchten Flughafenvorplätzen arabischer Provinzstädte sein müssen, sondern durchaus langjährige Weggefährten sein können.
Also gut, Koffer bei besagtem Bruder in den Kastenwagen geworfen, reingesprungen, mich kurz mit ihm darüber verständigt, dass wir uns leider nicht verständigen können, und los ging die Reise. Die zwei Brüder, die sich seit anderthalb Jahren nicht gesehen hatten, lachten unaufhörlich. Ich wusste zwar nicht, worüber, machte aber auch nichts, die Wiedersehensfreude war ansteckend, und ich genoss es einfach nur, dass diese ganze Herzlichkeit auch auf mich überschwappte. Als die erste euphorische Welle verebbt war, drehte sich der Heimkehrer von seinem Beifahrersitz zu mir nach hinten um und streckte mir die Hand entgegen: «Ich bin Wassim, und das ist Dulamah, mein grosser Bruder. Und wie heisst du?»
(aus Miriam Spies «Im Land der kaputten Uhren – Mein marokkanischer Roadtripp» Conbook. Neuss 2019)

Später berichteten Einheimische, Touristen und Wüstentrecker, die sich zu jenem Zeitpunkt auf halber Höhe des Hohen Atlas, jedenfalls über dem Sandnebelmeer, befunden hatten, in diversen Blogs, sie hätten am Himmel über der Hamada eine schwarze Wolkenwand auffahren sehen. Mit hoher Geschwindigkeit habe sie sich auf den Nordrand der Sahara zubewegt. Ein Triangel Zugvögel und zarte Schlieren seien ihr voran geschwebt, fast wie Bannerträger, die eine Prozession ankündigen. Bald darauf sei der Himmel erzittert. Man habe phantastische Blitze gesehen, die sich zuhauf über der Ebene entladen hätten, gefolgt von ohrenbetäubendem Donnerschlag, der einem bis ins Gebirge hinauf einen Schauer über den Rücken gejagt habe.
Im Schritttempo erreichten Chaya und Tarik den Platz vor dem Ksar Kulshi, dessen Umrisse diffus zu erkennen waren. Unter den Pneus knirschte Kies, als Chaya durch die Nebelsuppe auf einen Sandplatz fuhr, den ein schiefes Schild am Eingang als Parkplatz kennzeichnete; bis auf zwei Kastenwagen von Hertz war er leer. In dieser Minute schob sich eine dunkle Wolkenwand von Norden herkommend vor die Sonne – und jäh verwandelte sich jetzt alles in eine düstere Unterwelt. Chaya stellte den Motor ab und knipste das Notlämpchen an.
«Ich habe dich gewarnt», klagte Tarik, «wir hätten im Hotel bleiben sollen.»
(aus Amsél «Wiedersehen in Tanger» Verlag Die Brotsuppe. Biel 2016)

KultBau St. Gallen

Beitragsfotos: Miriam Spies © Nora Scheffel / Amsél © Abdenbi Sarroukh

Kult Bau St. Gallen: Superbastard comes to town

Am Dienstag, den 20. November, um 20.00 Uhr in St. Gallen, im Kult-Bau an der Konkordiastrasse 27 in St.Gallen: «SUPERBASTARD COMES TO TOWN» mit Susann Klossek, Benedikt Maria Kramer und Andreas Niedermann. Moderation: Florian Vetsch

Susann Klossek studierte in Leipzig Germanistik und Slawistik. Im Zuge der Wende verschlug es sie nach Zürich, von wo aus sie acht Jahre lang Rohöldestillationsanlagen nach Russland verkaufte. Später wechselte sie in den Journalismus und ist seither als freie Redakteurin und Produzentin für verschiedene Medien, fürs Theater und das Schweizer Fernsehen tätig. Bisher sind zehn Bücher (Reisereportagen, Gedichte, Shortstories, Zeichnungen) von ihr erschienen, zuletzt im Gonzo Verlag das Road-Poem Pferde wetten nicht auf Menschen und im Freiraum-Verlag die Kollaboration mit Benedikt Maria Kramer Der Mann im gelben Kleid – Hohelied der Flughunde. Unter dem Titel Nachrichten aus dem beschädigten Ich schreibt sie einen Blog.
Hier mehr Informationen über die als weiblicher Bukowski gefeierte Autorin

Benedikt Maria Kramer (*1979 in Dachau) studierte nach einer Ausbildung zum Steinmetz Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Zwischen 2002 und 2007 Regie bei Kurz- und Langfilmen. Einige Auszeichnungen und Nominierungen. 2010 Gründung des Literaturmagazins Superbastard, das von Anfang an im Maro-Verlag gedruckt und ab 2013 vom Songdog-Verlag verlegt wird. 2016 Veröffentlichung des Lyrikbands Glücklichsein ist was für Anfänger und des Wortgefechts Der Mann im gelben Kleid, ein Dialog in Gedichtform zwischen Kramer und der Zürcher Autorin Susann Klossek. Zuletzt erschien in der Reihe Verstreute Gedichte im gONZo-Verlag das Heft In der Nachbarschaft. Vertonung vieler Texte durch die Band Rabenbad, deren Sänger er ist. Die Lesung am 20.11. im Kultbau ist auch Buchpremiere für seinen neuen bei Songdog erscheinenden Gedichtband Würdest du die Cops rufen, wenn ich in deiner Einfahrt mein Portemonnaie verbrenne? Mehr Informationen unter: www.Benedikt-Maria-Kramer.de

Andreas Niedermann (*1956 in Basel) zog nach einer Ausbildung zum Chemie- und Textillaboranten quer durch Europa. Er war als Steinbrecher, Journalist, Kinobetreiber, Alphirt, Theatertechniker und Fitnesstrainer tätig. 1987 veröffentlichte er seinen ersten Roman Sauser (Neuausgabe 2007). 1989 zog er nach Wien, wo er 2004 den Songdog-Verlag gründete. Inzwischen sind von ihm ein halbes Dutzend weitere Romane sowie ein paar Story-Bände erschienen, zuletzt der atmosphärische, im hochsommerlichen Wien angesiedelte Kriminalroman Blumberg. Andreas Niedermann lebt als Autor und Verleger in Wien und Wengen. Mehr Informationen unter http://www.songdog.at/andreas-niedermann.html