Daniela Krien «Der Brand», Diogenes

Ein Viertel Jahrhundert verheiratet. Eltern zweier Kinder. „Aus dem Gröbsten raus“. Aber die beiden Stadtmenschen Rahel und Peter ahnen, dass ihre Ehe an einem Wendepunkt angekommen ist. Daniela Krien leuchtet in ein Zerwürfnis. Wenn auch mit schwacher Funzel.

Zwischen Rahel und Peter ist das Brennen erloschen. Nach beinah dreissig Jahren ist ihnen die Leidenschaft abhanden gekommen. Sie ist Psychotherapeutin, er Literaturprofessor, beide fest eingebunden planen sie Ferien in den Bergen, Zeit füreinander. Obwohl das Virus sie zwang, ihre Ferien nicht allzu weit von ihrem Zuhause zu verbringen und sie beide nicht mehr wirklich an Aufwind glauben, erreicht sie kurz vor der Abreise die Mitteilung, dass das Haus in den Bergen abgebrannt sei und man ihnen eine Alternative im Dorf anbieten könne. Kaum abgesagt und den Ärger fürs erste geschluckt, erreicht sie ein weiterer Anruf einer Freundin Rahels Mutter, ihr Mann Viktor habe einen Schlaganfall erlitten und man suche jemanden, der für ein paar Wochen das Haus in der Uckermark hüten würden, während sie ihrem Mann in der Klinik beizustehen versuche.

Daniela Krien «Der Brand», Diogenes, 2021, 272 Seiten, CHF 29.90, ISBN 978-3-257-07048-4

Was am Anfang bloss einzige Alternative ist und ein Liebesdienst an einem Paar, mit dem man sich schon ein Leben lang verbunden fühlt, wird immer mehr zu einem Ort, der Klarheit und Perspektiven in das Leben der beiden Verlorenen bringen könnte. Rahel, geplagt von ihren Stimmungsschwankungen, vermisst Peters Leidenschaft. Auch wenn das noch nie viel war, das grosse Feuerwerk ausgeblieb, erklärt Peter ziemlich trocken, dass er keine Lust mehr verspüre. Die Lunte brennt nicht mehr. Rahel hat zu akzeptieren, mehr noch. Das Auseinanderleben, die immer grösser werdende Distanz, reisst an ihrem Selbstverständnis. Und Peter? Peter will einfach nur weg. Weg aus dem aufgeheizten Universitätsbetrieb. Weg von den Brandherden dort, weil er während einer Vorlesung mit einer non-binären Studierenden ungewollt und tollpatschig in einen Konflikt vor Publikum geriet. Ein Konflikt, dem man ihm aufzwang, für den er schlicht weder Lust noch Kraft hatte, sich zu stellen.

Drei Wochen auf einem Hof in der Uckermark. Mit Pferden, Hühnern und Katzen, einem grossen Haus mit vielen Zimmern, einem Stall und einem Nebengebäude, in dem Viktor, der den Schlaganfall erlitten hatte, schon Jahrzehnte ein Künstleratelier führt. Für Rahel ist der Ort ein Ort der Erinnerungen. Und als sie aus Neugier und Unruhe Schubladen öffnest und in Skizzen und Zeichnungen blättert, erhärtet sich ein Verdacht, den sie als Keim schon ein Leben lang mit sich herumträgt.

Daniela Krien erzählte in einem Interview, dass sie eben solche Ferien in einem Haus machte, weil ein Feuer einen Strich durch Ferienpläne machte. Der Hof dort draussen in der Einsamkeit wird zur Bühne eines Zweipersonenstücks. Während der Mann ganz unerwartet auf diesem Hof seine perfekte Erholung zu finden scheint, beginnt ein anderes Feuer, ein Schwelbrand aus Rahels Vergangenheit, der die Krise der sonst rational Denkenden noch potenziert. Eigentlich ein perfektes Setting über ein Paar, das sich aufgezwungenen Veränderungen stellen muss. Ein Geschichte, die mich eigentlich berührt, zumal es doch reichlich eigenartig ist, dass es noch immer Paare gibt, die sich dem Abenteuer einer Langzeitbeziehung oder gar einer lebenslangen Partnerschaft stellen. Trotzdem hätte ich mir in dieser Geschichte etwas mehr Pfeffer gewünscht. Die Figuren bleiben eigenartig blass. Die Geschichte kocht auf kleinem Feuer. Wo bleibt der innere Kampf um eine Ehe, die ausgelutscht zu sein scheint? Wo jener Kampf der Psychologin mit der eigenen Überforderung? Wo jener mit einer Vergangenheit, die sich immer mehr querstellt? Wo der Brand im Leben des Professors, der doch eigentlich nur seine Arbeit machen will und von gegenwärtigen Verbalauseinandersetzungen zerfressen wird?

„Der Brand“ ist ein schöne Geschichte, leicht zu lesen, gute Unterhaltung. Mehr nicht. Schade.

Daniela Krien, geboren 1975 in Neu-Kaliss, studierte Kulturwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften in Leipzig. Seit 2010 ist sie freie Autorin, 2011 erschien ihr Roman «Irgendwann werden wir uns alles erzählen», der von Emily Atef verfilmt wird. Ihr letzter Roman, «Die Liebe im Ernstfall«, stand monatelang auf der Bestsellerliste und wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Daniela Krien lebt mit ihren zwei Töchtern in Leipzig.

Beitragsbild © Maurice Haas / Diogenes

Bei Joachim B. Schmidt braut sich was zusammen.

Winterschlaf? Joachim B. Schmidt hat ihn sich redlich verdient. Am 23. Februar nächsten Jahres erscheint sein nächster Roman «Tell», Nach «Kalmann» sein zweiter, bei Diogenes erscheinender Roman.

Aus der Vorschau des Verlags:
Joachim B. Schmidt schreibt Geschichte neu. In seinem fulminanten Roman wird die Tell-Sage ein Pageturner, ein Thriller, der an moderne Netflix-Serien erinnert. Beinahe 100 schnelle Sequenzen, erzählt von 20 verschiedenen Protagonisten, rasen wie an einer Lunte auf einen überwältigenden Showdown zu, der sich nicht vor denen grosser Blockbuster verstecken muss. Schmidts Fiktion, seine Vision des Tell machen die Erzählung so einzigartig, frisch und zwingend. Die moderne Erzählweise hat er sich bei einem der grossen isländischen Erzähler abgeschaut: Einar Karáson, der die Sturlungen-Saga neu erzählte. Hier wie dort sprechen die Protagonisten, was dem Text Gegenwärtigkeit und Authentizität verleiht. Im Zentrum von Schmidts Erzählung steht der ›Mensch‹ Wilhelm Tell – ein Wilderer und Familienvater, ein Eigenbrötler und notorischer Querulant; ein Antiheld, einer, der überhaupt kein Held sein will, der eigentlich nur seine Ruhe, genug zu essen und seinen Leiterwagen haben will. Und eine Kuh verkaufen. Immer näher kommen ihm die verschiedenen Stimmen und erkunden, wie eine einzige Gewalttat grössere und grössere Kreise zieht. Schmidt bringt uns die Figuren des Mythos nahe und erzählt eine unerhört spannende Geschichte – auch für diejenigen, die noch nie etwas von Wilhelm Tell gehört haben.

Joachim B. Schmidt, geboren 1981, stammt aus Graubünden und lebt seit über zehn Jahren mit seiner Familie in Reykjavik. Er ist Autor mehrerer Romane und diverser Kurzgeschichten. Ausserdem betreibt er einen Reiseblog und arbeitet als Touristenführer in Island.

«Einsame Weihnachten in Island» Kurzgeschichte auf der Plattform Gegenzauber

“Kalmann“, „Mossflüstern“, Rezensionen auf literaturblatt.ch

Kristín Elva Rögnvaldsdóttir

Joachim B. Schmidt

Louise Brown «Was bleibt, wenn wir sterben» Erfahrungen einer Trauerrednerin, Diogenes

Sterben, Tod und Trauer sind Tatsachen, mit denen man sich schwer tut, weil sie den Menschen mit seiner Endlichkeit konfrontieren, selbst dann, wenn man ihnen beruflich und professionell begegnet. Louise Brown, ausgebildete Journalistin, wuchs in einen ganz speziellen Beruf hinein, in den der Trauerrednerin. In „Was bleibt, wenn wir sterben“ erzählt sie von ihren Beweggründen, den Begegnungen und all dem was Sterben und Tod aufreisst.

Als mein Vater im Sterben lag, rief man mir an und bat mich zu kommen. Ich stieg ins Auto und fuhr wie in Trance zum Spital, in dem man mit schwindender Hoffnung um das Leben meines Vaters kämpfte. Zusammen mit meiner Mutter sass ich in den Fluren vor dem Zimmer, in dem mein Vater lag. Man hatte erklärt, es sei nicht schön, dem beizuwohnen, was man mit dem Körper meines Vater mache, um ihn ins Leben zurückzuholen. Eine gefühlte Ewigkeit später liess man uns dann ein, weil man alle Maschinen entfernt hatte. Er lag da, bis zur Brust zugedeckt. Er war tot, seine Augen geschlossen, seine Haut schon kalt. Bis zu jenem Zeitpunkt, ich war selbst schon Vater, schon öfters Zeuge einer Beerdigung und mir durchaus bewusst, dass das Leben endlich ist, schlug mir das Unumstössliche, das absolut Endgültige und die Tatsache der endgültig gekappten Verbindung zu meinem Vater wie eine Faust in Magengrube und Gesicht zugleich. Fassungslos versuchte ich einzuordnen, was nicht sein sollte. Er lag da und war unsäglich weit weg. Es hatte ihn weggenommen, meiner Mutter, meiner Familie, mir. Es würde keine Blicke mehr geben, keine Umarmungen, kein Erwidern, bloss noch die Erinnerung.

Louise Brown «Was bleibt, wenn wir sterben. Erfahrungen einer Trauerrednerin», Diogenes, 2021, 256 Seiten, CHF 30.00, ISBN 978-3-257-07176-4

Wahrscheinlich ist das die eigentliche Qualität dieses Buches. Louise Brown konfrontiert und ruft in Erinnerung. „Was bleibt, wenn wir sterben“ ist keine literarische Prosa, keine Sammlung von Trauerreden und auch keine Lebenshilfe. Louise Brown begleitet mich zu meiner Erinnerung, ruft zurück, was in meiner Erinnerung in ganz speziellen Räumen eingelagert zu sein schein. Ich habe jenen Tag, als mein Vater starb, nicht vergessen. Auch nicht die Tage danach, als meine Mutter und ich am Tisch sassen und taten, was nach dem Tod eines Vaters und Ehemannes zu tun ist. Ich habe auch nicht vergessen, wie ich um Worte, Sätze und Erinnerungen rang, als ich mich entschloss, die Trauerrede meines Vaters selbst zu schreiben und zu halten. Das erschreckende Bewusstsein, dass viele Erinnerungen, viel Wissen mit dem Tod eines Menschen unwiederbringlich verloren ist, dass jene Sätze, die man dann möglichst gefasst vor der Trauergemeinde vom Blatt liest, um nicht allzu oft in die Gesichter von Familie und Freunden schauen zu müssen, nur ein ganz kleines Fenster sind in ein Leben, dass in jenem Zimmer im Krankenhaus mit dem Ausschalten von Maschinen endete. Aber Louise Brown macht jene Räume, in denen meine Erinnerungen an das Sterben und den Tod eingelagert sind, weit auf. Sie ermuntert mich, sie nicht gleich wieder einzulagern, etwas aus ihnen zu formen und wenn es nur die Absicht ist, mich endlich mit meinem eigenen Ende auseinanderzusetzen.

Bei Louise Brown war es wohl ganz ähnlich. Selbst mit dem Tod konfrontiert, von Trauer gepeinigt und erstmal sprachlos gemacht, versucht sie als Trauerrednerin dem Sterben und dem Tod jenen Stellenwert zurückgeben, dem ihm eigentlich gebührt. Sterben werden wir alle. Der Tod ist unleugbar. Louise Brown erzählt, wie sie von der Journalistin zur Trauerrednerin wurde. Von vielen Begegnungen mit Hinterbliebenen, Zurückgebliebenen, Trauernden. Von der Konfrontation mit jenem letzten Kapitel des Lebens, das oft mit viel Schmerz und Leid verbunden ist. Mit Fragen: Was macht den Menschen, der gestorben ist, aus? Sind es die blossen Lebensdaten, die Karriere oder die kleinen und grossen Liebenswürdigkeiten, die jene schmunzeln lassen, die sich erinnern? Die Güte und das Gute?

Louise Browns Buch macht demütig.

Louise Brown, geboren 1975 in London, zog als Jugendliche mit ihrer Familie ins norddeutsche Ostholstein. Sie studierte Politikwissenschaft in Nordengland, Kiel und Berlin. Sie ist Journalistin und seit einigen Jahren auch als Trauerrednerin in Hamburg tätig. Dort moderierte sie auch das erste «Death Café». In ihrem Podcast «Meine perfekte Beerdigung» spricht sie mit Menschen darüber, wie sie einmal verabschiedet werden wollen. Louise Brown lebt mit ihrem Partner, zwei Kindern und Hund in Hamburg.

Beitragsbild © Gene Glover / Diogenes

Stefanie vor Schulte «Junge mit schwarzem Hahn», Diogenes

Stefanie vor Schultes Debüt „Junge mit schwarzem Hahn“ fällt aus der Zeit. In der Art des Erzählens, seiner Geschichte, der Kulisse, der Sprache und dem Lesegefühl. Als befinde man sich irgendwie, irgendwo in einer fernen Vergangenheit, in einem Märchen, der Fantasie nicht weit entfernt. Aber genau das, dieses Querliegen, ist der Reiz dieses aussergewöhnlichen Romans.

Wir leben in keiner märchenhaften Zeit. Genauso wenig waren vergangene Zeiten märchenhaft. Und doch erinnert „Junge mit schwarzem Hahn“ an Märchen. Ein Junge mit reinem Herzen, in seinem Dorf ausgestossen und missverstanden, macht sich auf eine Suchwanderung, besteht „Prüfungen“ und wird am Schluss für seine guten Taten belohnt. Auch wenn keine Zwergen, Hexen, Riesen und Zauberer vorkommen, so doch ein schwarzer Hahn, der den Jungen überall hin begleitet und in grosser Not zu ihm spricht. Ein schwarzer Vogel, genauso nicht ernst genommen wie der Junge selbst. Ein Junge, den man im Dorf nach dem gewaltsamen Tod seiner ganzen Familie seinem Schicksal überlässt, der sich da und dort durch sein Tun einen faulen Apfel oder eine harte Kante Brot verdient. Man sprich kaum mit ihm. Er schläft in den Ruinen seines Elternhauses, seinen Hahn an seiner Brust, das einzige, was ihm geblieben ist.

Stefanie vor Schulte «Junge mit schwarzem Hahn», Diogenes, 2021, 240 Seiten, CHF 32.90, ISBN 978-3-257-07166-5

Bis ein Fremder im Dorf auftaucht. Ein Maler, der die Kirche ausmalen soll. Ein Mann, der das Helle im Herzen des Jungen erkennt und ihn an seiner Seite leben lässt, bis die Wirren im Dorf so unerträglich werden, dass sie beide gezwungen sind, den Ort in aller Heimlichkeit zu verlassen; Martin, der Junge mit reinem Herzen, weil er sah, wie ein schwarzer Reiter vor dem Dorf ein Mädchen mitnahm und der Maler, weil er sich mit dem, was er an die Wände der Kirche malte, an der Boshaftigkeit der Dorfbewohner rächen wollte. Sie machen sich gemeinsam auf den Weg durch eine Welt, die von Krieg und Anarchie gebeutelt wird, in der Banden und Wolfsrudel Angst und Schrecken verbreiten. Sie finden Schutz in den Mauern einer Stadt, in der der Maler ein Lustbild malen soll. Sie werden dabei in die Wirren von Eifersucht, Neid und Falschheit auseinandergerissen. Martin muss erneut fliehen, rettet einen Reiter vor dem sicheren Tod und landet auf dem Schloss seiner Gemahlin, einer Frau, die in ihrer unsäglichen, unstillbaren Eitelkeit das Leben von Kindern nimmt.

Stefanie vor Schulte erzählt mit einer ungeheuren Selbstverständlichkeit, schildert das Leben eines Jungen, den ein schwarzer Hahn, den man in jener Zeit allzu leicht zu einem Zeichen des Satans macht, immer weiter in die Wirren von Boshaftigkeit und Elend führt, ein Leben, das eine Bestimmung haben soll, einen Weg, der all dem etwas entgegensetzt, was sonst die Dunkelheit zu schlucken droht. Was den Roman so erfrischend macht, ist die Überraschung darüber, dass er so gar nicht in die Literaturlandschaft der Gegenwart passt und sich mit keinem Satz um jene Themen rankt, denen man sonst alles Papier der Welt opfert. Stefanie vor Schulte erzählt in einer Sprache, die holzschnittartig, kantig und mit kurzen Sätzen Stimmungen und Bilder erzeugt, die wiedergibt, was eine Welt bestimmt, die aus der Sicht des Jungen fast nur aus langen dunkeln Schatten besteht. Vielleicht wirken da die Fähigkeiten einer Bühnenbildnerin, die eine ausserordentlich plastische, fast theaterhafte Kulisse entwirft. Und zudem bedient sich der Autorin der Sehnsucht nach Helden, die mit klarem Blick, reinem Herzen und klugem Kopf gegen die Urgewalten der Welt bestehen. Der Sehnsucht nach einer deutlichen Stimme, die einem einflüstert, vor allem dann, wenn einem alles den Mut zu rauben scheint.

Ein erstaunliches Buch voller Überraschungen.

Stefanie vor Schulte, 1974 in Hannover geboren, ist studierte Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Marburg. «Junge mit schwarzem Hahn» ist ihr erster Roman, der im Rahmen des Harbour Front Literaturfestivals Hamburg für den Klaus-Michael Kühne-Preis nominiert wurde.

Beitragsbild © Gene Glover

«Einsame Weihnachten in Island» von Joachim B. Schmidt

Siebzehn Jahre ist es jetzt her. Ich verbrachte meine ersten Island-Weihnachten im tiefen Fjord Hvalfjörður, eine knappe Autostunde von Reykjavik entfernt. Der Winter war bisher kalt und windig gewesen, bissig, aber verglichen mit Graubünden schneearm. Der Bauernhof lag seit Wochen im Schatten des Bergmassivs Esja. Manchmal tunkten die tiefen Wolken den ganzen Fjord in ein aprikosengoldenes Licht. An der Küste gefror selbst das salzige Meerwasser, doch die seltsam poröse Eisschicht zerbrach durch das Spiel der Gezeiten in tellergrosse Schollen, der Fjord gefror nie ganz zu. Gab es Schnee, verwehte ihn der Wind und häufte ihn hinterm Stall zu einem enormen Haufen an. Einmal öffnete ich die hintere Stalltür von innen – und stand jäh vor einer Wand aus Schnee. Das war nicht so schlimm: Die Kühe wollten sowieso nicht raus. Sie wiederkäuten gelassen ob den pfeifenden Winterstürmen. Der Bauer erzählte mir, dass sich Kühe in Island am 13. Weihnachtstag miteinander in Menschensprache unterhielten, aber sofort verstummten, sobald sie einen bemerkten. Wie gerne hätte ich mich mit ihnen unterhalten!

Die Weihnachten fern der Heimat zu verbringen, war ein seltsamer Gefühlskoktail aus Melancholie und Entspanntheit, Neugier und Heimweh. Zwar genoss ich die Ruhe, ich las Bücher, schaute Filme, hörte Musik, schrieb Briefe, aber ich schleppte ein schweres Herz mit mir rum. Ich wartete sehnsüchtig auf Briefpost oder Telefonanrufe aus der Heimat, und war zugleich fasziniert über die Isländer und ihre Bräuche. Einsamkeit macht zudem kreativ. Ich spürte den Drang zu schreiben, zu musizieren, zu singen. In der kleinen Holzkirche der Gemeinde, weiter hinten im Tal hatte ich eine Orgel entdeckt. Oft sass ich mutterseelenallein in dieser Kirche und machte Lärm, griff völlig enthemmt in die Tasten, keine Menschenseele weit und breit. Herrlich. Hätte jemand die Kirchtür aufgestossen, wäre ich so plötzlich verstummt, wie die Kühe am 13. Weihnachtstag.
Der Priester lud mich einmal in seine Stube ein, tischte Tee auf und verwickelte mich in ein Gespräch über Gott und die Welt. Er konnte gut Deutsch, war an mir interessiert. Dieser Besuch war wie Balsam auf meine vereinsamte Seele.
An Weihnachten lud mich der Bauer ein, ihn in die Messe zu begleiten, doch ich zog es vor, meine freien Stunden in der vereisten Winterlandschaft zu verbringen, hinauszuwandern, vorbei an erstarrten Wasserfällen und baumlose Berghängen. Ich erklomm einen alten Vulkankegel, der während der letzten Eiszeit entstanden war. Die Lava hatte sich einen Weg nach oben durch den Eiszeitgletscher gefressen und dabei Unmassen an Gletschereis weggeschmolzen, möglicherweise eine Gletscherflut ausgelöst. In den Flanken waren bizarre Steinformationen zu finden, schockerstarrte Lava, fremde Welt. Der Wind auf dem Vulkan war so schneidend, dass es mir den Atem verschlug. Meine klammen Finger schmerzten.
Beim Abstieg trat ich unüberlegt auf eine Schneefläche, worunter sich blankes Eis verbarg. Meine Füsse schnellten in die Höhe, ich klatschte hart auf die Eisfläche und rutschte sofort die Vulkanflanke hinunter, gewann augenblicklich an Tempo. Mit Händen und Füssen versuchte ich, die Talfahrt zu verlangsamen. Vergebens. Erst der schneefreie, nackte Erdboden weiter unten stoppte mich. Ich schlitterte übers Geröll, die Steine prügelten mich, aber schliesslich kam ich zum Stillstand. Ich blieb dann eine Weile sitzen. Nichts gebrochen.

Meine ersten Weihnachten in Island lehrten mich, dass ein einziger, fataler Fehltritt genügt, um den Kurs des Lebens zu ändern.
Als ich zurück auf dem Bauernhof war, erzählte mir der Bauer, dass der Priester nach mir gefragt habe, verwundert darüber, mich nicht an der Weihnachtsandacht gesehen zu haben. Er habe ihm daraufhin mitgeteilt, dass Joachim seinen Gott draussen in der Natur suchen gegangen sei, und darüber war ich ihm dankbar.
Am Abend machte ich die Stallarbeit, fütterte und molk die Kühe. Seltsam. An jenem Abend fühlte ich mich, als wäre ich in Island angekommen, mit Leib und Seele, zufrieden, lebendig, aber müde. Ich freute mich auf meine Bücher, mein Bett und meine weiteren Jahre in Island.
«Nur mal ganz sachte, Junge. Rupf nicht so!», sagte eine tiefe Stimme.
Ich schaute mich um. Der Bauer war in der Milchkammer.
«Wer ist da?», rief ich.
Keine Antwort. Niemand war da. Nur die Kuh, der ich soeben das Melkzeug etwas unsanft abgenommen hatte, ich muss in Gedanken versunken gewesen sein, drehte ihren Kopf zu mir, schaute mich an, wiederkäute, steckte sich die Zunge nacheinander in beide Nasenlöcher, schnaubte – und schaute wieder nach vorn.

«Gleðileg jól og farsælt komandi ár!»

Joachim B. Schmidt «Kalmann», Diogenes, 2020, 352 Seiten, CHF 29.00, ISBN 978-3-257-07138-2

Joachim B. Schmidt, geboren 1981 in Graubünden, ist Journalist und Schriftsteller. Seine ersten drei Romane erschienen in einem kleinen Verlag aus dem bernischen Emmental (Landverlag). 2020 war «Kalmann» aus dem Hause Diogenes dann der lang ersehnte Durchbruch zu einem grösseren Publikum. Seit 2007 lebt Joachim B. Schmidt in Island, wo er mit seiner Familie in Reykjavik lebt und Touristen über die Insel führt.

Rezension von «Kalmann» auf literaturblatt.ch

Webseite des Autors

Beitragsbild © Joachim B. Schmidt

Kent Haruf «Lied der Weite», Diogenes

Manchmal macht Lesen richtig glücklich. Man legt sich nach der letzten gelesenen Seite das Buch auf die Brust, schliesst die Augen und lässt diesen einen magischen Moment noch eine Weile nachklingen, den Nachglanz, das wohlige Gefühl, dass die Lektüre eines solchen Buches hervorruft. Mit «Lied der Weite» von Kent Haruf passierte es! Und wie!

Letzthin besuchte ich zum allerersten Mal einen Freund in dessen Wohnung. Einen Leser! Was für ein Vergnügen, vor dessen Bücherregalen zu stehen. Viele meiner Lieblinge, Favoriten und Geheimtipps waren da, spiegelten sich im Regal meines Freundes. Aber es gab auch Namen, die ich gar nicht oder nur vage kannte. Einer von ihnen war Kent Haruf, ein amerikanischer Schriftsteller, der 2014 mit 71 Jahren starb.

Kent Haruf schrieb sechs Romane. Mittlerweile sind vier von ihnen bei Diogenes erhältlich. Ich fragte meinen Freund, mit welchem Buch ich in die Haruf’sche Welt eintauchen sollte. „Lied der Weite“, meinte er. Was ich dann auch tat und mit grösstem Lesevergnügen belohnt wurde. Ein Lesevergnügen, dass förmlich nach Vertiefung ruft und mich zwang, schon einmal auf Vorrat die anderen drei Romane anzuschaffen.

Kent Harufs Romane spielen alle in einer fiktiven nordamerikanischen Kleinstadt namens Holt, ein paar Autostunden entfernt von Denver. Ein Kaff. Haruf generiert Bilder, zumindest bei mir, die mich an solche des Malers Edward Hopper erinnern. Bilder, die sich nicht zu bewegen scheinen, Bilder, die nichts verklären, ganz im Gegenteil. Standbilder, die sich in die Erinnerung eingraben.

Victoria ist 17. Sie ist schwanger. Und als die Übelkeit und das Verlangen, das Geheimnis mit jemandem zu teilen, die junge Frau zwingen, es der Mutter erzählen, stellt die Mutter die Tochter vor die Tür. Ihr ging es damals genauso. Eigentlich hätte es ihre Tochter besser machen sollen. Der Ausschluss ist endgültig, die Tür bleibt zu. Auch jene zu dem nicht viel älteren Jungen, den sie beim Tanzen kennenlernte und sie irgendwann wie eine leergetrunkene Dose stehen liess.

Kent Haruf «Lied der Weite», Diogenes Taschenbuch, 2019, 384 Seiten CHF 17.90, ISBN 978-3-257-24503-5

Tom Guthrie ist Lehrer in Holt. Eigentlich ein guter, wohlgesonnener Lehrer, wenn da nur der eine Junge nicht wäre und seine renitenten Eltern. Eine Familie, die ihn aus der Reserve lockt, die ihn seine Ruhe vergessen lassen. Der eigentlich genug an den Sorgen um seine Familie hat, mit einer Frau, die in ihren Depressionen erstickt und den beiden Jungs Ike und Bobby, die nicht wissen wie ihnen geschieht, denen man keine Fragen mehr beantwortet, viel zu oft sich selbst überlassen werden. Tom Guthrie versucht alles, um seine Mitte nicht zu verlieren, etwas, was ihm genommen wird, als ihm vor seinem Schulzimmer einer seiner Schüler die Faust ins Gesicht schlägt.

Und die alten Brüder McPherons, die weit draussen seit Jahrzehnten eine Farm betreiben, mehr schlecht als recht, sich längst in ihrem Alleinsein eingerichtet haben, jeden Tag nehmen, wie er kommt. Es ist kalt in Holt. Im Haus der McPherons ist es auch kalt. Man spricht nicht viel, die Zeit ist liegen geblieben, wie alles andere auch, ausser das Vieh und die Kühe, die trächtig sein sollen, damit es einen Frühling geben kann. Eines Tages steht eine junge Schwangere vor der Tür, Victoria. Die beiden nehmen sie auf, richten ihr das Zimmer, in dem einst die Eltern schliefen. Victoria bleibt, auch wenn die McPherons nur zögerlich lernen, mit der jungen Frau umzugehen.

Das Leseglück, das sich einstellt, passiert nicht, weil die Geschichte wie Honig fliesst. In Kent Harufs Geschichte sitzen Stacheln! Er schmeichelt nicht. Keine Sonnenuntergänge, kein Kitsch, keine Romantik, dafür ganz viel Liebenswürdigkeit neben Abgründen. Kent Haruf lässt sein Personal nicht grundsätzlich scheitern. Es sind nicht die Katastrophen, die Kent Haruf zu einem Buch macht, sondern die Stimmungen, die er mit seinem Erzählen evoziert. Haruf schreibt seismographisch.

Kent Haruf, geboren 1943 in Colorado, war ein amerikanischer Schriftsteller. Alle seine sechs Romane spielen in der fiktiven Kleinstadt Holt im US-Bundesstaat Colorado. Er wurde unter anderem mit dem Whiting Foundation Writers’ Award, dem Wallace Stegner Award und dem Mountains & Plains Booksellers Award ausgezeichnet. Sein letzter Roman, «Unsere Seelen bei Nacht», wurde zum Bestseller und mit Jane Fonda und Robert Redford in den Hauptrollen verfilmt. Haruf starb 2014.

Rudolf Hermstein, geb. 1940, studierte Sprachen in Germersheim und ist der Übersetzer von u.a. William Faulkner, Allan Gurganus, Doris Lessing, Robert M. Pirsig und Gore Vidal. Er wurde mit dem Literaturstipendium der Stadt München sowie mehrfach mit Stipendien des Deutschen Übersetzerfonds ausgezeichnet.

Beitragsbild © Philippe Matsas/Opale/Leemage/laif

Sasha Filipenko «Rote Kreuze», Diogenes

Eine junge Fremdsprachensekretärin im sowjetrussischen Aussenministerium gerät 1941 in die Mühlen der stalinistischen Säuberungen. Einem jungen Mann wird im Minsk der Gegenwart durch einen tödlichen Tumor die Frau genommen, die Frau, die sein Kind in ihrem Bauch trägt. Sasha Filipenko hat in seinem Romandebüt viel gewagt und viel gewonnen. Mit Sicherheit viele begeisterte LeserInnen!

Alexander ist noch jung. Er versucht in Minsk, der Hauptstadt Weissrusslands, einen neuen Lebensabschnitt, vielleicht sogar ein neues Leben zu beginnen. Noch ist seine kleine Tochter bei seinen Eltern, die Wohnung leer und hohl, das Neue nicht begonnen, das Alte noch viel zu nahe. In der Wohnung gegenüber wohnt eine alte Frau, allein, wie die Maklerin erzählt, mit Alzheimer, wohl nicht mehr lange. So wie Alexander, nachdem ihm eine heimtückische Krankheit die Frau weggerissen hatte, ein neues Leben zu finden versucht, neuen Tritt, so versucht sich die neunzigjährige Tatjana Alexejewna  auf der anderen Seite des Treppenhauses gegen das Verschwinden ihrer Erinnerungen zu stemmen. Alexander will sich von der Vergangenheit befreien. Tatjana Alexejewna will retten, was angesichts der sich einschleichenden Krankheit noch zu retten ist.

Sie treffen sich im Treppenhaus. Alexander will eigentlich seine Ruhe. Aber Tatjana setzt alles daran, den neuen Nachbar in ihre Geschichte hineinzuziehen. Sie will erzählen, „weil Gott Angst hat vor mir. Zu viele unbequeme Fragen kommen da auf ihn zu.“ Aber wenn ihre Erinnerungen so einfach ausgelöscht werden, dann scheint Gott sie ein letztes Mal von der Klippe zu stossen. Deshalb lässt Tatjana wenig Widerspruch zu, als Alexander ihr den Rücken zeigen will.

Sasha Filipenko «Rote Kreuze» Diogenes, 2020, 288 Seiten, CHF 32.90, ISBN 978-3-257-07124-5

Unwillig folgt Alexander ihr in ihre übervolle Wohnung, die mehr einem Atelier gleicht. Überall stehen Bilder herum, für ihn nicht ersichtlich ob fertig oder nicht. Tatjana erzählt; von ihren Eltern, die sich in Paris kennenlernten, wie sie in London 1910 zur Welt kam, wie ihr Vater nach der russischen Revolution in diesem neuen Land, an diesem neuen Aufbruch teilhaben wollte, wie sie mit neunzehn im Tessin war und im kleinen Porlezza auf der anderen Seite der Grenze einen jungen Mann kennenlernte, wie sie nach Moskau zurückkam, ihren Vater begrub und eine Stelle beim NKID, beim Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten, dem heutigen Aussenministerium bekam.

Alexander hört zu, ein Leben wie jedes andere. Bis Tatjana davon erzählt, dass ihr Mann während des 2. Krieges in Gefangenschaft geriet und sie seinen Namen auf einer Liste des Roten Kreuzes fand. Alexander hört weiter zu und wird Zeuge eines Schicksals, einer Familie, einer Frau, die in den Mühlen der Geschichte beinahe zerrieben wurde und nur unter absoluter Kraftaufwendung aufrecht bleiben konnte. Tatjana gerät als Frau eines „Landesverräters“ in Lagerhaft, wird von ihrer Tochter getrennt, verliert alles – nur ihren Kampfeswillen nicht. Das, das spürt sie, was ihr der Alzheimer nehmen kann.

Alexander kann sich der Ehrlichkeit, der offensiven Nähe seiner Nachbarin nicht entziehen. So sehr nicht, dass Tatjana es schafft, dass auch Alexander zu erzählen beginnt. Seinem Leben als Schiedsrichter, dem einen Abend, als er seine zukünftige Frau kennenlernt, ihrem gemeinsamen, unschuldigen Glück und dem Moment, als man ihnen im Krankenhaus eröffnete, dass Alexanders Frau noch vor Ende ihrer ersten Schwangerschaft an den Folgen eines Hirntumors sterben wird. Der Mann, der auf dem Fussballfeld über richtig und falsch entscheidet, dem wird jede Entscheidung aus der Hand genommen. Bis es an ihm liegt, ob man nach dem langsamen Sterben und dem klinischen Tod seiner Frau alles daran setzen soll, das neue Leben im Leib seiner Frau mit allen medizinischen Mitteln zu ermöglichen. Ein Zustand, der kaum auszuhalten ist. Während seine Frau für tot erklärt wird, liegt ihr noch immer künstlich warm gehaltener Leib auf einer Liege im Spital, für niemanden mehr erreichbar.

Aber Lisa kommt zur Welt.

Tatjana wurde durch die Geschichte Mann und Tochter genommen. Alexander rettete wenigstens seine Tochter. Und doch sind sie beide Verlassene, jeder auf seine Art mit dem Vergessen konfrontiert.

Sasha Filipenko ist ein ausserordentlicher Roman gelungen. Geschichte spielt mit uns. Tatjana ist in ihrem fast hundertjährigen Leben selbst als Sekretärin im NKID mitten im Krieg. Sie bearbeitet Anträge der verschiedensten Kriegsparteien, die sich um Kriegsgefangene bemühen – und in den Mühlen der UdSSR abgeblockt werden. Bis auch der Name ihres Mannes auftaucht. Alexander ist Opfer eines anderen Krieges, eines scheinbar kleinen Krieges, dem Töten, das eine Krankheit anrichtet. Zwei Geschichten prallen aufeinander und aus der anfänglich einseitigen Anhänglichkeit der alten Frau wird eine Freundschaft über den Tod hinaus.
Sasha Filipenko wählt dabei eine ganz spezielle Erzählstrategie, denn immer wenn Tatjana oder Alexander zu erzählen beginnen, kippt während zwei Sätzen die Perspektive. Ich tauche in einem einzigen Satz weg vom Erzähler direkt ins Geschehen. Eine Strategie mit ungeheurer Wirkung. Sasha Filipenko erzeugt einen Strudel, dem man sich nicht entziehen kann.

Sasha Filipenko, geboren 1984 in Minsk, ist weissrussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Nach einer abgebrochenen klassischen Musikausbildung studierte er Literatur in St. Petersburg und arbeitete als Journalist, Drehbuchautor, Gag-Schreiber für eine Satire-Show und Fernsehmoderator. «Rote Kreuze» ist der erste seiner fünf Romane, der auf Deutsch erscheint. Sasha Filipenko ist leidenschaftlicher Fussballfan und lebt in St. Petersburg.

Ruth Altenhofer, geboren 1979, studierte Slawistik in Wien sowie in Rostow am Don und Odessa. wurde 2012 und 2015 für Übersetzungen von Marina Zwetajewa/Boris Pasternak und von Wjatscheslaw Pjezuch mit dem Übersetzerpreis der Stadt Wien ausgezeichnet.

 Beitragsbild © Lukas Lienhard

«Kalmann» im Literaturhaus Thurgau

Zuerst verliebte sich Joachim B. Schmidt in die Insel, später in Kristin Elva Rögnvaldsdóttir. Jetzt lebt der Schriftsteller seit mehr als einem Jahrzehnt mit seiner Familie auf Island und es scheint, als wäre er mit „Kalmann“ , seinem vierten Roman, endlich auf dem Weg an den Ort, wo er hingehört.

Im Wissen darum, dass es absolut nicht selbstverständlich ist, dass der Betrieb eines Literaturhauses in diesen Zeiten aufrecht erhalten werden kann und darf, war der Abend mit Joachim B. Schmidt gut besucht und zeigt, wie sehr man gerade jetzt nach Kultur lechzt. Ein Abend mit Literatur. Ein Abend in Island in einem kleinen Dorf ganz im Norden der Insel, die nicht nur beim Schriftsteller selbst ein Sehnsuchtsort ist. Ein Abend mit Leidenschaft und Witz, mit Spontaneität und tiefen Bildern!

„Kalmann“ ist mehr als ein Buch. Vielleicht ist „Kalmann“ sogar ein Lebensgefühl. Wenn Joachim B. Schmidt aus seinem Roman liest, wird Kalmann lebendig, sein Grossvater, das Meer, die Kälte, Raufarhövn, dieses Dorf, das auch in Wirklichkeit auf verlorenem Posten steht, heruntergewirtschaftet, vergessen, irgendwie auf der anderen Seite der Zivilisation.

Joachim B. Schmidt «Kalmann», Diogenes, 2020, 352 Seiten, CHF 29.00, ISBN 978-3-257-07138-2

Joachim B. Schmidt wollte eigentlich einen Krimi schreiben. Auch ein bisschen aus der Verzweiflung heraus, dass sich seine ersten drei Romane nicht annähernd so verkaufen liessen, dass eine Familie sich damit nur ein Zubrot verdient hätte. Mit einem Krimi, einem Islandkrimi, hätte es klappen sollen. Das eine klappte, das andere nicht. Denn obwohl reichlich Blut fliesst, die Polizei zuweilen mit einem Grossaufgebot auftaucht, Drogen in Unmengen versteckt werden, ist „Kalmann“ kein Krimi geworden. „Kalmann“ ist eine Liebesgeschichte. Eine Liebesgeschichte an eine Insel, an die Menschen, an einen Ort, an diesen einen Menschen, der zufrieden in seinem Häuschen lebt, Polarfüchse vom Dorf fern hält und manchmal mit Petra hinaus aufs Wasser fährt um Grönlandhaie zu fangen, die er nach dem Rezept seines Grossvaters zu Gammelhai verarbeitet. Kein Krimi, aber der Erfolg seines Romans stellte sich trotzdem ein. Vielleicht deshalb erst recht.

Wer den Zeiten zum Trotz doch noch Zeuge einer der zauberhaften Lesungen mit Joachim B. Schmidt lauschen möchte, findet Infos dazu auf seiner Webseite.

Lesen Sie „Kalmann“!

«Was aber am meisten Freude und Spass bei der Lektüre bereitet, ist Joachim B. Schmidts Sprache, seine Kunst, einen Schauplatz, Menschen lebendig zu machen. Genaue Beobachtung. Liebe zu den Feinheiten und eine grosse Portion Witz machen die Lektüre zu einem aussergewöhnlichem Vergnügen. Joachim B. Schmidt erzählt aus einer Perspektive ganz nahe an seinem schrulligen Protagonisten. Selbst wenn es Leute in Raufarhövn gibt, die Kalmann aus lauter Gewohnheit nicht ernst nehmen; Kalmann kann erzählen, auch wenn seine Sicht eine etwas andere ist und er sich manchmal seinen Grossvater zurück an seine Seite wünscht, der gewusst hätte, was von der Sache zu halten ist.»
Rezension von «Kalmann» auf literaturblatt.ch

«Was gibt es Schöneres, als mit einem Freund die Bühne zu teilen. Takk fyrir mig, kæri Gallus. Der Auftritt im Bodman-Haus wird mir in guter Erinnerung bleiben, mehr noch: DAS Highlight auf meiner Schweiz-Tournee 2020. Das Publikum im märchenhaften Gottlieben zähle ich ab sofort zum Kalmann-Freundeskreis und schlage eine Partnerschaft zwischen Raufarhöfn und Gottlieben vor. Bis zum nächsten Mal, euer Joachim B. Schmidt»

Beitragsbilder © Sandra Kottonau / Literaturhaus Thurgau

Joachim B. Schmidt «Kalmann», Diogenes

Raufarhövn liegt ganz im Norden Islands. Dort wacht Kalmann über Raufarhövn. Ein Kaff, das im weissen Nichts zu verschwinden droht. Doch als Kalmann mit dem Verschwinden des Dorfkönigs konfrontiert wird und er fremdes Blut von seinen Händen putzen muss, drohen Helikopter den Frieden aus dem Dorf zu fegen. „Kalmann“ ist ein Geschenk!

Wenn es in Island Frühling ist, ist es noch immer kalt. Mitteleuropäische Frühlingsgefühle würden erfrieren. Aber Kalmann kennt nichts anderes. Er wohnt schon immer in Raufarövn (gesprochen: Reuwarhöbb), weit weg von Reykjavik, der Hauptstadt des Inselstaates. Kalmann gehört zum Dorf. Man nennt ihn Sheriff, weil er mit einem Cowboyhut und einem Sheriffstern durch die Landschaft zieht, manchmal auf der Jagd nach einem Polarfuchs, manchmal aber einfach, weil ihn etwas zieht. Manchmal auch mit seinem kleinen Boot aufs Meer, wo er mit eingelegten Fleischködern Grönlandhaie fischt und seinen Fang zu Gammelhai verarbeitet, einem isländischen Gericht, das aber nur echten IsländerInnen eine Gaumenfreude sein kann. Von seinem Grossvater hat er das Rezept. Aber der ist in einem Altersheim, ein- und weggesperrt. Sein Grossvater ist das einzige im Leben Kalmanns, das wirklich zählt. Freunde gibt es nicht, höchstens Noì, aber den trifft er nur im Netz – und eine Frau will ihn nicht. 

© Joachim B. Schmidt

Eigentlich heisst Kalmann Kalmann Óðinnsson. Aber in Raufarhövn ist Kalmann nur Kalmann. Ein Sonderling, einer, den man gewähren lässt, der keiner Fliege was zu Leide tun kann, der seine Sonderbarkeiten immer nach dem gleichen Muster haben will, zum Beispiel den immer gleichen Tisch für seinen Hamburger im Imbiss, auch wenn dieser Tisch von den einzigen Gästen sonst belegt ist. Und Kalmann ist ehrlich, so ehrlich wie niemand sonst, nimmt alle beim Wort.

Joachim B. Schmidt «Kalmann», Diogenes, 2020, 352 Seiten, CHF 29.00, ISBN 978-3-257-07138-2

Eines Tages findet Kalmann auf einem seiner Streifzüge auf der Ebene Melrakkaslétta mitten im Schneegestöber eine grosse Blutlache. Während der Schnee rundum ansetzt, schmilzt er auf dem Blut, dass auch für Kalmann nicht von einem Tier sein kann. Viel zu viel. Und Abdrücke im Schnee, hinunter zum Hafen. Kalmann erzählt es im Dorf. Und weil dort der einzige Mann mit Geld fehlt, muss es Róbert McKencie sein, dem das Hotel gehört, der die Rechte für die Fischgründe um Raufarhövn verhökert und wie niemand sonst im Dorf Feinde genug hat. Der, der nicht weit vom Dorf mit dem Bau eines modernen Steinkreises begonnen hat, dem Arctic Henge, einem Monument für den rettenden Tourismus in einer Gegend, die sonst nicht viel oder fast nichts zu bieten hat (Der Arctic Henge existiert wirklich!).

Das sonst so geregelte und stille Leben Kalmanns gerät aus dem Gleichgewicht. Plötzlich ist Polizei im Dorf und er, der Sheriff, im Brennpunkt ihres Interesses. Nicht weil er zu den Verdächtigen zählt, sondern weil die Ermittlerin Birne aus der Stadt schnell spürt, dass Kalmann bei der Wahrheit bleibt, sich niemals in ein Lügengeflecht begeben würde. Selbst als in einem Hai, den Kalmann aus dem Meer fischt, eine abgeschnittene Hand auftaucht, selbst als im Meer eine Tonne mit Rauschgift gefunden wird, selbst als ein Helikopter in Raufarhövn landet und ein halbes Dutzend schwer bewaffneter Polizisten über Kalmann herfallen.

© Joachim B. Schmidt

„Kalmann“ ist kein Krimi, selbst wenn gewisse Ingredienzen daran erinnern. „Kalmann“ ist eine Liebesgeschichte an einen Sonderling, an einen Menschen, der nicht so tickt wie alle andern. Kalmann ist ein Original, mag sein, dass es dafür auch eine ziemlich abwertende medizinische Bezeichnung gibt. Aber Kalmann in Raufarhövn hat wenigstens Platz in seinem Dorf, wird nicht in eine Institution eingegliedert, weil man ihm eine Existenz im allgemeinen Wahnsinn der Gegenwart nicht zutraut. „Kalmann“ ist eine Liebesgeschichte an Joachim B. Schmidts neue Heimat, „seine“ Insel, die Leere, die Ödnis. Joachim B. Schmidt liebt Island so wie es ist, nicht so wie es einmal war, auch wenn er sich als Reiseführer und Journalist bestens in der isländischen Geschichte auskennt.

Was aber am meisten Freude und Spass bei der Lektüre bereitet, ist Joachim B. Schmidts Sprache, seine Kunst, einen Schauplatz, Menschen lebendig zu machen. Genaue Beobachtung. Liebe zu den Feinheiten und eine grosse Portion Witz machen die Lektüre zu einem aussergewöhnlichem Vergnügen. Joachim B. Schmidt erzählt aus einer Perspektive ganz nahe an seinem schrulligen Protagonisten. Selbst wenn es Leute in Raufarhövn gibt, die Kalmann aus lauter Gewohnheit nicht ernst nehmen; Kalmann kann erzählen, auch wenn seine Sicht eine etwas andere ist und er sich manchmal seinen Grossvater zurück an seine Seite wünscht, der gewusst hätte, was von der Sache zu halten ist.

12. Literaturblatt

„Kalmann“ ist höchstes Lesevergnügen! Noch vor ein paar Jahren meinte Joachim B. Schmidt in einem Interview auf literaturblatt.ch: «Ich bin noch immer auf der Kippe. Wenn ich nicht bald mal meinen Lebensunterhalt als Schriftsteller bestreiten kann, muss ich eine andere Tätigkeit suchen. Momentan verdiene ich mein Brot als Reiseleiter und Filmkritiker.» Es waren drei Romane, Romane, die das Zeug hatten, die all jene begeisterten, die ein Exemplar davon gelesen hatten, die sich an einer seiner Lesungen in der Schweiz betören liessen. Aber wenn einem kleinen Verlag (Landverlag) schlicht Ressourcen und Mittel fehlen, um Türen weit aufzureissen, dann ist es nicht verwunderlich, dass Qualität allein nicht ausreichen kann, selbst mit einer Einladung an die Solothurner Literaturtage 2013. Am Verlag damals lag es nicht, sondern an den Ohren und Augen, die nicht hören und lesen wollten! Damals war es sein erster Roman «Küstennähe», von dem ich auf meinem 12. Literaturblatt schrieb: «Der junge Bündner Autor, der auf Island mit seiner Familie lebt und schreibt, hat mehr als ein Buch über isländische Gegenwart geschrieben. Es geht um das Geheimnis wirklicher Beziehungen, das Geheimnis um Liebe und Freundschaft, nicht zuletzt um die Liebe des «Helden» zu sich selbst. Und das alles so meisterlich geschrieben, dass man staunt und hofft, einen neuen Stern am Literaturhimmel entdeckt zu haben.«

Und nun ist zu hoffen, dass es Joachim B. Schmidt doch noch geschafft hat, dass er seine Schriftstellerei nicht aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, weil eine Familie zu ernähren ist, an den Nagel hängt. Die Zeichen stehen gut!

© Joachim B. Schmidt

Joachim B. Schmidt, geboren 1981 in Graubünden, ist Journalist, Autor dreier Romane, die in einem kleinen Verlag aus dem bernischen Emmental erschienen und diverser Kurzgeschichten. 2007 ist er nach Island ausgewandert, wo er mit seiner Familie in Reykjavik lebt und Touristen über die Insel führt.

Webseite des Autors

Rezension von «Moosflüstern» auf literaturblatt.ch

Programm Literaturhaus Thurgau

Illustration © Lea Frei / Literaturhaus Thurgau

Charles Lewinsky «Der Halbbart», Diogenes #SchweizerBuchpreis 20/3

Charles Lewinsky ist ein exzellenter Geschichtenerzähler. Sein neuester Streich «Der Halbbart» ist eine wahre Fundgrube hunderter Geschichten, die der Schriftsteller zu einem grossen, epischen Ganzen verbindet. Die Shortlist des Schweizer Buchpreises hat ihn schon zum dritten Mal.

«Erzählen ist wie Seichen: Wenn man einmal damit angefangen hat, ist es schwer, wieder aufzuhören.»

Anfang des 14. Jahrhunderts schwelt ein Streit zwischen dem Kloster Einsiedeln und den Bauern, die Land und Wälder des Klosters bewirtschaften. Und weil das Kloster unter der Schirmherrschaft der Habsburger steht, wird aus dem konfliktreichen Nebeneinander ein Konflikt, der das Potenzial gehabt hätte, sich zu einer Katastrophe auszuwachsen. Glücklicherweise sind die Habsburger aber so sehr mit sich und der Nachfolge nach dem Tod Heinrich VII beschäftigt, dass der Marchenstreit erst 2 Jahre nach den Geschehnissen, die im Buch beschrieben werden, zur Schlacht bei Morgarten führen.

Warum erzählt Charles Lewinsky eine Geschichte, die um 1313 spielt? Mag sein, dass ihn eine Zeit lockte, die im «eidgenössischen» Bewusstsein über Jahrhunderte allzu sehr verklärt wurde, durch männliches Heldentum aufgeblasen und durch staats- und kulturhistorische Glorie bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Mag sein, dass der Protagonist Sebi ein Geschichtensammler ist und zu einem Geschichtenerzähler werden will und das Geschichtenerzählen damals noch aus fast nur mündlicher Überlieferung bestand. Das Volk konnte weder lesen noch schreiben. Und Geschichten trösteten oft genug über das eigene sorgenvolle Leben, kalte Winternächte und angstvolle Abende.
Aber vielleicht ist jene Zeit vor 700 Jahren der unsrigen gar nicht so fremd. Man hatte Angst vor fremden Mächten. Zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden war damals nicht einfacher als heute. Oft genug und gut genug erzählt wurden und werden Unwahrheiten zu Wahrheiten. Die Angst, damals der Teufel, heute Teufelszeug, war allgegenwärtig und Klassenbewusstsein Grund genug, dass niemand seine Privilegien opfern wollte.

«Ein Gerücht muss nicht wahr sein, um seine Wirkung zu tun, es muss nur geglaubt werden.»

Charles Lewinsky «Der Halbbart», Diogenes, 2020, 688 Seiten, CHF 35.00, ISBN 978-3-257-07136-8

Der begnadete Geschichtenerzähler Charles Lewinsky erzählt die Geschichte des begnadeten Geschichtenerzählers Eusebius, Sebi, und die eines Mannes, der im gleichen Dorf wie Sebi auf seiner langen Flucht strandet. Alle nennen ihn nur Halbbart, ein Mann, dessen eine Gesichts- und Körperhälfte verbrannt und verkrustet ist, der aus einem alten Leben floh, der viel mehr weiss als fast alle im Dorf und der einen prallvollen Sack an Geheimnissen mit sich herumträgt. Geheimnisse, die Sebi und ich als Leser nur ganz langsam, häppchenweise erfahren. Halbbart schleppt ein Trauma mit sich, das Trauma einer Verbrennung, vieler schrecklicher Tode, das Trauma eines lauernden Feindes.

Sebi hats nicht einfach. Er ist der Jüngste in der Familie. An Mutter und Vater kann er sich kaum erinnern, höchstens aus den Erzählungen – und seine beiden grossen Brüder sind im Umgang mit ihm alles andere als zimperlich. Schnell ist klar; Sebi ist ein «Finöggel» und für die Arbeit auf dem Feld nicht zu gebrauchen. Auch nicht als Gehilfe des Totengräbers und nicht einmal im Kloster, in der Hoffnung, dereinst lesen und schreiben zu lernen. Schliesslich wird er zum Gesellen der Teufels-Anneli, einer umherziehenden Geschichtenerzählerin. Sebi wird das, wonach er sich sehnt, auch wenn er immer zwischen den Fronten bleibt.

«Wenn der Schnee klafterhoch liegt, kann ein Vogelschiss genügen, um eine Lawine auszulösen.»

Doch, Charles Lewinsky kann es. Er kann es mit übersprudelnder Vielfalt, mit einer Authentizität, die mir als Leser das Gefühl gibt, Charles Lewinsky hätte den unerschöpflichen Quell aller Phantasie gefunden. Und wer wie ich die Vielfalt, den Fleiss, und die unbestreitbaren Qualitäten des Tausendsassas kennt, würde ihm am liebsten den Titel «Sir» verleihen. Ein Roman über die Macht von Geschichten und die Wertlosigkeit so mancher Wahrheit. Heute wie früher – es wird munter erfunden, nicht nur aus Spass und Not, sondern strategisch. Dass aus Erfindung Lüge wird, ist auch keine Erscheinung der Gegenwart, nicht einmal die Schwierigkeit, das eine vom andern zu unterscheiden. Der Unterschied liegt im Bewusstsein des «Konsumenten», der aus der Lüge den Hass extrahiert.
Aber dem neuen Roman scheint trotz aller Üppigkeit und Fabulierkunst etwas zu fehlen; beiden Protagonisten scheint das Blut in den Adern nicht warm genug zu fliessen. Weder der junge Geschichtenerzähler noch der Halbbart, der zum Erfinder der Halbbarte (Hellebarde) wird, schlüpft einem während der 680 Seiten Lektüre unter die Haut. Es reiht sich Geschichte an Geschichte, Bild an Bild, Clou an Clou (was der Serienschreiber vorzüglich beherrscht). Aber mir wird nicht warm. Schade.

Charles Lewinsky, 1946 in Zürich geboren, ist seit 1980 freier Schriftsteller. International berühmt wurde er mit seinem Roman «Melnitz». Er gewann zahlreiche Preise, darunter den französischen Prix du meilleur livre étranger. Sein jüngster Roman «Der Halbbart» hat es auf die Shortlist des Deutschen und auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises geschafft. Sein Werk erscheint in 14 Sprachen. Charles Lewinsky lebt im Sommer in Vereux (Frankreich) und im Winter in Zürich.

Illustrationen © leafrei.com