Wer wird es?- Der Blick in die Glaskugel #SchweizerBuchpreis 24/10

Eine Mehrheit auf der SRF/Kulturseite glaubt, Zora del Buono werde mit „Seinetwegen“ das Rennen um den Schweizer Buchpreis 2024 machen. Dass Michelle Steinbeck mit „Favorita“ dabei ziemlich abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt, verwundert mich sehr.

„Mit dem Schweizer Buchpreis SBP zeichnen der Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband SBVV und der Verein LiteraturBasel jährlich das beste erzählerische oder essayistische deutschsprachige Werk von Schweizer:innen oder seit mindestens zwei Jahren in der Schweiz lebenden Autori:nnen aus.
Ziel des SBPs ist es, jährlich fünf herausragenden Büchern grösstmögliche Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu verschaffen und sie in der Schweiz und über die Landesgrenzen hinaus einem breiten Lesepublikum wie auch der internationalen Buchbranche bekannt zu machen“, steht im Reglement des Schweizer Buchpreises.

Mit „Seinetwegen“ von Zora del Buono täte die Jury alles richtig. Ein Buch einer Autorin, die ihr Können schon vielfach bewies. Ein Buch, das einer breiten Öffentlichkeit mit Recht gefällt. Ein Buch, das sogar Wenigleser*innen zur Lektüre verführen kann. Aber auch ein Buch, das die spezielle Aufmerksamkeit längst nicht mehr brauchen würde, war es doch auf allen Kanälen über Monate präsent. Auch wenn ich der Autorin jedes verkaufte Buch gönne, denn jedes verkaufte Buch birgt ein Stück Freiheit. Das geht aber allen Nominierten so.

Einmal mehr entscheidet der Mut der Jury. Verdient hätten es alle fünf Nominierten. Auf die eine oder andere Weise faszinierten sie mich alle, auch wenn „Polifon Pervers“ von Béla Rothenbühler mit Sicherheit am wenigsten mehrheitstauglich wäre. Literatur muss alles andere als mehrheitstauglich sein. Der Schweizer Buchpreis aber sehr wohl, ist er doch nicht zuletzt Werbefläche für den Buchhandel. Nichts interessiert den Buchhandel mehr als grösstmögliche Verkaufszahlen. (Deshalb sollten in der Jury meiner Meinung nach auch bloss Buchhändler*innen agieren. Das wäre ehrlich.)

Mariann Bühlers Aufstieg mit «Verschiebung im Gestein» in den CH-Literaturhimmel war und ist beachtlich und berechtigt. Martin R. Deans Roman «Tabak und Schokolade» ist das Bruderbuch von Zora del Buonos Roman «Seinetwegen» . Michelle Steinbecks „Favorita“ wäre die mutige Wahl. Ein Statement, dass Literatur etwas wagen muss, mehr als nur Offenheit oder Authentizität. Würde die Jury «Favorita» zum besten Buch des Jahres erklären (Was sowieso keines der fünf nominierten Bücher ist, gibt es doch weder klare Kriterien noch einen einheitlichen Geschmack), wäre der Preis eine Anerkennung für den Mut, die Freiheit, die Fantasie, das Unangepasste.

***

Mein Favorit ist «Verschiebung im Gestein» von Mariann Bühler. Ein literarisch wunderbar gelungenes Debüt mit der Geschichte von drei Dorfbewohnern, die eine existentielle Veränderung erfahren und sich neu orientieren müssen. Dies wird durch kluge kurze Texte über Verschiebung im Gestein gespiegelt und atmosphärisch kommentiert. Ich würde diesem Werk die Stimme geben.
«Tabak und Schokolade» von Martin R. Dean ist eine sehr berührende autofiktive Geschichte über Identitätssuche und Ausgrenzung, wir erfahren die Schweizer Kolonialgeschichte aus persönlicher Sicht. Für mich nur wenige Punkte unterhalb von «Verschiebung im Gestein».
«Seinetwegen» hat mich vom Inhalt her nicht so sehr interessiert, obwohl ich die Autorin sehr schätze. Zora del Buono ist sicher auch eine Favoritin für den Buchpreis.

«Polifon pervers» ist im Luzerner Dialekt auch für mich als Luzerner schwierig zu lesen, eigentlich eine Geschichte, die man hören müsste. Vom Inhalt her sehr witzig und cool, eine Kategorie für sich und müsste mit anderen Mundartwerken verglichen werden.
Die ersten paar Seiten von «Favorita» liessen bei mir keine Saiten anklingen. Ich hatte keine Lust, dieses Buch zu lesen. Möglicherweise sieht das die Jury ganz anders!“ Urs Abt, der Bär

Das 67. Literaturblatt ist versandfertig.

«Wo gibt es das sonst: ein analoges Literaturblatt, von Hand kalligraphiert, sorgfältig illustriert, mit Lesetipps, die überzeugen.» Tabea Steiner

Übersicht aller bisherigen Literaturblätter

Es hat viel länger gedauert, als es hätte sein sollen. Gründe dafür gibt es viele. Umso grösser ist die Freude, dass ich es doch noch geschafft habe.

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«Als passionierte Bücherfrau und langjährige SRF-Literaturredaktorin weiss ich aus eigener Erfahrung, wie stark das Bedürfnis beim leseaffinen Publikum ist, Zugang zu haben zu professioneller, unabhängiger Berichterstattung über Literatur. Leider steht den Feuilletons in den herkömmlichen Medien dafür immer weniger Platz  zur Verfügung. Umso schöner, dass es Webseiten gibt wie literaturblatt.ch und das Literaturblatt von Gallus Frei, die diese Lücke mit Knowhow und Herzblut füllen: Sie fördern die Motivation zu lesen und geben Orientierung in einem schier unüberschaubaren Markt.» Luzia Stettler, 

Lesekreis Literaturhaus St. Gallen „Gegenwartsliteratur“

Der Lesekreis! Mindestens 2 Bücher, 5 Abende, maximal 12 Teilnehmerinnen oder Teilnehmer, jeweils von 19 bis 21 Uhr in St. Gallen, bei Wein und Knabberzeug und mit der einmaligen Gelegenheit, die ausgewählten Schriftstellerin und Schriftsteller persönlich kennenzulernen.

Anmeldungen direkt an literaturhaus@wyborada.ch

17. September (Bitte bis Seite 98 in «Die Ränder der Welt» lesen!)
22. Oktober
12. November (im Gespräch mit Jens Steiner)
10. Dezember
7. Januar (im Gespräch mit Rebekka Salm)

Dieser Lesekreis ist ein ganz besonderer! Nicht nur dass wir uns im Gespräch ganz intensiv an mehreren Abenden mit den Romanen zweier Schweizer Schriftsteller der Gegenwart beschäftigen. An zwei der fünf Abenden besuchen uns die jeweiligen Autoren der gelesenen Bücher und ermöglichen so einen ganz speziellen Einblick in das Werk dieser Künstler. Diese Begegnungen bei einem Glas Wein eröffnen Gespräche weit über die Bücher hinaus!

Jens Steiner (1975), studierte Germanistik und Philosophie in Zürich und Genf. Sein erster Roman »Hasenleben« erschien 2011 und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. 2013 gewann er mit „Carambole“ den Schweizer Buchpreis und stand erneut auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Es folgten die Romane „Junger Mann mit unauffälliger Vergangenheit“, „Mein Leben als Hoffnungsträger“ und „Ameisen unterm Brennglas“. Jens Steiner lebt heute als Schriftsteller und Journalist in der französischen Region Burgund

Die Ränder der Welt: Als Sohn estnischer Auswanderer wächst Kristian im Basel der Nachkriegszeit auf und freundet sich mit dem Nachbarsjungen Mikkel an. Mikkel rotiert wie ein Kreisel durchs Leben und macht sich, kaum erwachsen, auf nach Dänemark, wo er sich einer Gruppe junger Künstler anschließt. Und Kristian bald nachholt. Auch Kristian findet in Dänemark Inspiration für seine Bildhauerei. Aber dann schlägt Mikkel sein Leben aus den Fugen, indem er eine Affäre mit Kristians großer Liebe Selma beginnt.
Die Wut jagt Kristian durch die Welt, bis ins ferne Patagonien, wo er neu anfangen kann. Erst viele Jahre später reist Kristian wieder zurück nach Europa und erhält einen mysteriösen Brief, der ihn auf die kleine Fähre nach Christansø schickt…

„Statt geschmeidig den Markt zu bedienen, folgt Steiner als Autor seinen eigenen Interessen: mit einer gewissen Sturheit, aber auch mit Witz und sprachlichem Eigensinn.“ Bettina Kugler, St. Galler Tagblatt

Rebekka Salm (1979), wohnhaft in Olten, studierte Islamwissenschaften und Geschichte in Basel und Bern, arbeitet als Texterin und Erwachsenenbildnerin im Migrationsbereich und ist Mutter einer Tochter. 2019 gewann sie den Schreibwettbewerb des Schweizer Schriftstellerwegs. Ihre Siegergeschichte ist im Buch „Das Schaukelpferd in Bichsels Garten“ (2021) erschienen. Bei Knapp erschien 2022 ihr vielbeachtetes Debüt „Die Dinge beim Namen“ und 2024 „Wie der Hase läuft“. 2023 erhielt sie von den Kantonen Baselland und Solothurn je den Förderpreis Literatur sowie von der Hans und Beatrice Maurer-Billeter-Stiftung den Förderpreis Dreitannen.

„Rebekka Salm hat ein absolut tolles Gefühl für Dramaturgie, Aufbau, Erzählökonomie. Sie schreibt gute Dialoge und hält wunderbar die Spannungsfäden zusammen bis zum Ende.“ Elke Heidenreich über das Debüt „Die Dinge beim Namen“

Wie der Hase läuft“: Amsterdam, 1943: In einer Bäckerei fällt ein Schuss, hinter dem Tresen stirbt ein junger Mann. Seine Witwe, fast noch ein Kind, flieht in die Schweiz. Fünfzig Jahre später verlässt im Basler Hinterland ein Familienvater Frau und Kind, in der gleichen Nacht liegt eine Frau zwischen zwei Dörfern tot am Strassenrand.
Jahrzehnte später begegnen Teresa und Mirco einander. Sie verlieben sich und versuchen sich an ihre Kindheit zu erinnern, die geprägt war von Verlust und Schweigen.
Mirco hat Angst, dass die Vergangenheit sich wiederholt, wenn man sie nicht ruhen lässt. Aber Teresa begibt sich auf Spurensuche und erschafft Stück für Stück ihre gemeinsame Geschichte.

«In ihrem neuen Roman entfaltet Rebekka Salm ein Panoptikum aus Geschichten und Erinnerungen zweier Familien, die sich nicht erinnern wollen – und die doch, ob’s ihnen gefällt oder nicht, Teil einer grossen Erzählung sind.»

Das 67. Literaturblatt macht sich flugfertig.

Die Schnepfenvögel sind eine Familie der Vögel aus der Ordnung der Regenpfeifer. Die vor allem auf der Nordhalbkugel brütenden Arten sind durch ihre meist langen Schnäbel und Beine gekennzeichnet. Viele Schnepfenvögel sind Langstreckenzieher, die auf der Südhalbkugel überwintern. Die Pfuhlschnepfe fliegt auf Ihrem Weg in das Winterquartier bei Neuseeland oder Australien die Strecke von Alaska nonstop. Einige Arten, wie das Thorshühnchen, überwintern in planktonreichen Zonen der großen Ozeane weitab von der Küste. Die Bezeichnung Schnepfe leitet sich vermutlich aus dem althochdeutschen «snepho», «sneppe» für Schnabel ab und hebt das markante Merkmal dieser Vögel, der lange und biegsame Schnabel, der auch als Tastorgan eingesetzt wird, hervor. 

Das 66. Literaturblatt ist da!

«Wo gibt es das sonst: ein analoges Literaturblatt, von Hand kalligraphiert, sorgfältig illustriert, mit Lesetipps, die überzeugen.» Tabea Steiner

Übersicht aller bisherigen Literaturblätter

«Dein wundervolles analoges Literaturblatt lässt nicht nur das Herz des Schriftstellers Schertenleib höher schlagen, sondern beschleunigt auch den Puls des früheren Typographen. Aus der Zeit gefallen und deswegen umso wertvoller.» Hansjörg Schertenleib

«In unverwechselbarer Handschrift akribisch notiert auf Pappe, was für eine besondere, verrückt einfache und so wirkungsvolle Vermittlung von Literatur.» Nina Jäckle

«Lieber Gallus, ganz herzlichen Dank für das Literaturblatt Nr. 65, das ich wie immer begierig und mit Freude gelesen habe, denn ich vertraue sehr auf Dein Urteil.» Beatrix Katharina Langner

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«Als passionierte Bücherfrau und langjährige SRF-Literaturredaktorin weiss ich aus eigener Erfahrung, wie stark das Bedürfnis beim leseaffinen Publikum ist, Zugang zu haben zu professioneller, unabhängiger Berichterstattung über Literatur. Leider steht den Feuilletons in den herkömmlichen Medien dafür immer weniger Platz  zur Verfügung. Umso schöner, dass es Webseiten gibt wie literaturblatt.ch und das Literaturblatt von Gallus Frei, die diese Lücke mit Knowhow und Herzblut füllen: Sie fördern die Motivation zu lesen und geben Orientierung in einem schier unüberschaubaren Markt.» Luzia Stettler, buchmensch.ch

Lesekreis „Gegenwartsliteratur“ im Literaturhaus St. Gallen – Rückblick und vielversprechender Ausblick

Überall gibt es sie – Lesekreise. Aber dieser eine in St. Gallen soll sich von allen anderen unterscheiden. Ein Begegnung mit Autorinnen und Autoren auf Tuchfühlung, im vergangenen Halbjahr mit Karl Rühmann und Mireille Zindel, im kommenden mit Rebekka Salm und Jens Steiner.

Der Lesekreis! Mindestens 2 Bücher, 5 Abende, maximal 12 Teilnehmerinnen oder Teilnehmer, jeweils von 19 bis 21 Uhr in St. Gallen, bei Wein und Knabberzeug und mit der einmaligen Gelegenheit, die ausgewählten Schriftstellerin und Schriftsteller persönlich kennenzulernen.

«Dienstagabend, sieben Uhr. Wir treffen uns im Bürgerratssaal des Stadthauses zur Abschlussdiskussion meines neuen Romans «Fest». Das heisst, Gallus holt mich am Bahnhof ab und spaziert mit mir durch die Innenstadt dorthin. Und so geht der Abend weiter: wärmend, nährend. Zwölf Teilnehmende des Lesezirkels, die sich in insgesamt drei Sitzungen eingehend mit «Fest» befasst haben, stossen in der Abschlussrunde auf mich. Ich erfahre, wie die Lektüre auf sie gewirkt hat, beantworte ihre Fragen und höre Dinge, die mich riesig freuen. Zum Beispiel, dass Ueli drei Monate lang kein anderes Buch lesen konnte, weil «Fest» ihn so sehr anging. Oder Dieter, der nach zwei Stunden ein Zitat aus dem Roman vorliest und das Gespräch so zu einem perfekten Abschluss bringt. Die direkte Begegnung mit Lesenden und das Gespräch mit ihnen ist äusserst wertvoll, nochmals ganz anders als bei Lesungen, intensiver, weil näher. Und es ist schön zu beobachten, wie sie das Buch – so scheint es – beinahe besser kennen als ich.» Mireille Zindel

Dieser Lesekreis ist ein ganz besonderer! Nicht nur dass wir uns im Gespräch ganz intensiv an mehreren Abenden mit den Romanen zweier Schweizer Schriftsteller der Gegenwart beschäftigen. An zwei der fünf Abenden besuchen uns die jeweiligen Autoren der gelesenen Bücher und ermöglichen so einen ganz speziellen Einblick in das Werk dieser Künstler. Diese Begegnungen bei einem Glas Wein eröffnen Gespräche weit über die Bücher hinaus!

Zwischen September 2024 und Januar 2025 werden dies an fünf weiteren Abenden Jens Steiner («Die Ränder der Welt«, Hoffmann & Campe) und Rebekka Salm («Wie der Hase läuft«, Knapp) sein.

Anmeldungen sind noch immer möglich. ➜ literaturhaus@wyborada.ch.

»Jens Steiner erzählt von einer lebenslangen Odyssee durch die Wirren der Zeit, auf der Suche nach einem Zuhause, nach Freundschaft und Liebe.« Gallus Frei, literaturblatt

«Rebekka Salm hat ein absolut tolles Gefühl für Dramaturgie, Aufbau, Erzählökonomie. Sie schreibt gute Dialoge und hält wunderbar die Spannungsfäden zusammen bis zum Ende.» Elke Heidenreich

Sparmassnahmen kippen literaturblatt.ch! #SchweizerBuchpreis 24/01

«Besuchen Sie die Literaturblogs unserer Partner und erfahren Sie, welche Bücher und AutorInnen die Szene bewegen», stand bisher auf der Webseite zum Schweizer Buchpreis. Aber was die «Szene» meint, scheint nicht mehr unterstützungswürdig zu sein, als Partner sind wir entlassen.

Schade. Aber „Sparmassnahme“ scheint der Grund zu sein, dass der grösste Buchbranchenverband der Schweiz auf eine Berichterstattung auf der Literaturplattform literaturblatt.ch verzichtet. Die gute Nachricht; Gallus Frei wird auch in Zukunft den Schweizer Buchpreis begleiten – dafür kritischer – und wie vieles in der Szene, unbezahlt, unbezahlbar!

«Wer schreibt, möchte Geschichten weiterreichen, damit jede Leserin, jeder Leser darin die eigenen findet. Damit das gelingt, brauchen wir Menschen wie Gallus Frei: Mit seiner Neugier, seiner Begeisterung, seinem Fachwissen ebnet er den Weg zum Buch und hilft so den Schreibenden und den Lesenden zueinanderzufinden.» Karl Rühmann, 2020 nominiert für den Schweizer Buchpreis

Die Trennung kam unerwartet. literaturblatt.ch war gerne ein ganz kleiner Teil des Unternehmens und verstand sich stets als Stimme von Leserinnen und Lesern. Die Berichterstattung auf literaturblatt.ch soll Auseinandersetzung weit über das Buch hinaus sein. Aber nachdem es in den letzten Jahren für Literatur in den grossen Medien immer weniger Platz gibt, auf Radio SRF wurde mit „52 beste Bücher“ einer der gewichtigsten Literatursendungen gestrichen, in Zeitungen werden sorgfältige Buchbesprechungen immer seltener, das Feuilleton immer schmaler, ist es nicht verwunderlich, wenn es auch für unabhängige Buchpreisbegleitung keinen Platz, kein Budget mehr gibt.

„Ausser Kugler, Schütt, Ebel und Bucheli kommt kaum noch jemand zu Wort, und selbst die NZZ hat durch die Entlassung sämtlicher freier Mitarbeiter 80% der früher publizierten Kritiken gestrichen. In dieser Situation ist eine Aktivität wie die auf literaturblatt.ch, auch wenn die Artikel nicht gedruckt erscheinen, von grosser Wichtigkeit. Nach wie vor braucht die Literatur die Kritik, und es erscheinen immer mehr Bücher, die überhaupt keine kritische Würdigung erfahren, während die wenigen wahrgenommenen so besprochen werden, dass eine einzige Kritik gleichlautend in 24 bzw. 28 Zeitungen erscheint. Ist es ein Verriss, so ist es eine schweizweite Abkanzelung, ist es ein Lob, trifft es vielfach Indiskutables, während die Perlen daneben unbeachtet bleiben. In dieser Situation kann eine Website, die auch dem Übersehenen noch eine Chance gibt oder einer schweizweit verbreiteten Beurteilung eine alternative Meinung gegenüberstellt, nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ Charles Linsmayer, Autor und Literaturvermittler

Aber es passt. Nach etwelchen erfolglosen Versuchen, für literaturblatt.ch regelmässige Mitfinanzierung zu organisieren, verkraftet man(n) auch diese Sparmassnahme. Vielleicht auch darum, weil der SBVV sehr gut weiss, wie werbewirksam das Medium literaturblatt.ch ist und sich die Literaturplattform auch ohne finanzierten Auftrag für die Literatur einsetzen wird. Schade darum, weil es die Berichterstattung kostenlos macht, nicht wertlos, aber „gratis“.

„In Zeiten schwindender Buchbesprechungen in den Printmedien sind Internetportale wie literaturblatt.ch wichtige Orientierungshilfen in der Flut der Neuerscheinungen.“ Christian Haller, Träger des Schweizer Buchpreises 2023

Dass ich nicht mehr Teil des Unternehmens «Schweizer Buchpreis» sein soll, schmerzt auch deshalb, weil es 5 Jahre waren, während denen ich auf literaturblatt.ch alles tat, um die Berichterstattung über den Buchpreis möglichst abwechslungsreich und wirksam zu gestalten. Die Berichterstattung sollte ein eigenes Gesicht, ein eigenes Profil bekommen. So bebilderte die junge Illustratorin Lea Le die jeweiligen Berichte, unentgeltlich, einfach nur, weil es eine gute Sache war.

«Die Feuilletons werden dünner. Umso wichtiger ist es, bestehende Perlen im Netz zu stärken – wie zum Beispiel literaturblatt.ch, wo schon seit 2016 eine Rezension die andere über den Computerbildschirm jagt. Mein besonderer Tipp? gegenzauber.literaturblatt.ch – ein Who’s-Who von kurzen, schlagkräftigen Texten von A wie Agnes Siegenthaler bis Z wie Zsuzsanna Gahse.» Simon Froehling, 2022 nominiert für den Schweizer Buchpreis

Damit literaturblatt.ch weiterhin unabhängig über die Literatur im allgemeinen und über den Schweizer Buchpreis im Speziellen berichten kann, möchte ich Sie zu einem Unterstützungsbeitrag aufrufen. Als Gegenleistung nehme ich mit Ihnen direkt Kontakt auf, um Ihnen eine Freude meinerseits zu schenken, sei dies ein Buch, ein Nachtessen, ein Treffen…

„Gallus Freis Begeisterung für Bücher ist im wahrsten Sinne ansteckend.“ Michael Hugentobler, 2021 nominiert für den Schweizer Buchpreis

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Literaturport Amriswil, Gallus Frei-Tomic, Maihaldenstrasse 11, 8580 Amriswil, Raiffeisenbank, Kirchstrasse 13, 8580 Amriswil, CH05 8080 8002 7947 0833 6, ID (BC-Nr.): 80808, SWIFT-BIC: RAIFCH22, Bemerkung: Unterstützer*in

«Der Schweizer Buchpreis und die aufmerksame Anwesenheit von Gallus Frei / literaturblatt.ch gehören für mich zusammen: Seine immer genaue und ausführliche Berichterstattung online hat mich und mein Debüt „Die Nachkommende“ während der Nominierung 2019 begleitet und bleibt in bester Erinnerung.» Ivna Žic, 2019 nominiert für den Schweizer Buchpreis

Illustrationen © leale.ch

Schon jetzt vielen Dank an K. S. und E. J. für die grosszügige Unterstützung!

«Die einen schwimmen auf, die andern versinken.» (1)

Lieber Bär

Wenige Tage bevor Jon Fosse der Nobelpreis zugesprochen wurde, moderierte ich in Zürich eine Lesung mit Judith Hermann. Vor der Veranstaltung standen wir in einem Büro unter dem Dach, die Veranstalterin, die Autorin und ich und unterhielten uns darüber, wer wohl dieses Jahr den angesehensten Literaturpreis erhalten würde. Ein Name, der prompt und schnell fiel, war der von Jon Fosse. Und nun, mit einem Mal, wie aus dem Nichts, ist der Name, der bisher ein Geheimtipp war, in aller Munde (zumindest bei denen, die lesen), jeder Verlag versucht sich eine Scheibe davon abzuschneiden und wenn man Literatursendungen hört oder schaut, scheinen jene, die irgendwann einmal mit dem Autor ein paar Worte wechseln konnten, etwas von der hehren Heiligkeit des einen mitbekommen zu haben.

Ich habe einiges von Jon Fosse gelesen. Und seit der Preisverleihung liegt jeweils ein Fosse auf meinem Nachttischchen. „Ohne Fosse geht der Gallus nie ins Bett.“ Ich schätze den Autor aus ganz vielen Gründen. Schon deshalb, weil Jon Fosse schreibt, wie es nur Jon Fosse tut, singulär, unabhängig von jeder Strömung oder Modeerscheinung. Seine Bücher sind wie lange Gebete, ohne dass sein überzeugter Katholizismus seinen Texten eine Denkrichtung vorgeben würde. Ich gönne den Verlagen die guten Verkaufszahlen. Ob Jon Fosse mit dem Preis glücklich wird, bezweifle ich.

Vor ein paar Wochen schrieb mir eine Schriftstellerin, die ich schon viele Jahre kenne, deren Bücher ich sehr schätze, mit der ich auch schon des öftern an einem Tisch sass und leidenschaftlich über Literatur diskutierte. Es war ein Brief voller Trauer, Enttäuschung und Bitterkeit. Jon Fosse und sie sind beide „alte Weise“. Beide schreiben vielfältig, auch wenn es mir schwer fällt, die beiden sonst zu vergleichen, weil ihr Schreiben so unterschiedlich ist. Aber während der eine auf einer Welle reitet, während man ihm mit ehrfurchtsvoller Ergebenheit begegnet, man ihn auf den literarischen Olymp hebt, droht sie im kollektiven Vergessen unterzugehen. Zu Lebzeiten. Noch immer schreibend. Ihre Bücher schwimmen nicht obenauf, sie wird kaum mehr zu Veranstaltungen eingeladen. Selbst bei ihrem Stammverlag ist keine Veröffentlichungen versprochen. Das nützen auch einmal errungene Ehrungen und Preise nichts. 

Ich durchforste zweimal im Jahr die Vorschauen all jener Verlage, deren Programm mich tendenziell interessieren. Verlage, die nicht wenigstens ein junges, hübsches Gesicht „verkaufen“ können, mit Romanen (und nur Romanen!), die mit angesagten, hippen Themen aufwarten, werden es schwierig haben. Am besten ein Debüt, das mit möglichst blumigen Vorschusslorbeeren behangen ist.

Ich konnte die Schriftstellerin, die mir geschrieben hatte, nicht trösten. Mit keiner Silbe. Was denkt der leidenschaftliche Leser und Buchhändler?

Liebe Grüsse

Dein Freund Gallus

***

Lieber Gallus

Du legst den Finger auf einen wunden Punkt des Literaturbetriebs und vielleicht des Kulturbetriebs insgesamt: Wer wird warum wahrgenommen, in den Medien, in der Buchhandlung, im Feuilleton? Wie allgemein im Leben, gibt es meines Erachtens leider keine Gerechtigkeit.

Der Brief der Autorin, von dem du schreibst, erschüttert mich, ist aber vielleicht auch charakteristisch für unsere heutige Gesellschaft. Leise und mit zarten Farben komponierte Werke haben es schwer. Wer wird zu Veranstaltungen eingeladen? Wer erscheint in den Feuilletons? Das Warum des Nichtbeachtetwerdens macht auch mich machtlos: Gibt es da Trost, lindernde Worte? Es braucht viel Kraft, trotz Gegenwind, den eigenen Weg beharrlich weiterzugehen. Hoffend, durch die Wahrnehmung durch und die Auseinandersetzung mit einer kleinen Leserschaft Sinn zu erhalten.

Du siehst, auch ich kann keine helfende Antwort finden. Ich bin aber überzeugt, dass gerade du mit deinem «Literaturblatt», ob analog oder digital, diese SchriftstellerInnen «auf Nebengeleisen» ans  Licht bringen und sie einem grösseren Publikum zugänglich machen kannst. Damit die Würdigung der geschriebenen Bücher die AutorInnen noch zu Lebzeiten erreicht.

Kürzlich traf ich einen auch pensionierten Arbeitskollegen im Buchladen. «Ich lese gerade einen Bestseller», meinte er, konnte mir aber weder den Titel noch den Autor nennen. Er war erstaunt, dass ihn das Buch trotz «Bestseller» nicht besonders gelungen dünkte. Schockierend für mich, aber für den heutigen Literaturbetrieb nicht ganz fremd!

«Bestseller» ist offenbar ein wichtiges Kriterium für viele. Gelegentlich lese auch ich einen «Bestseller», entferne aber den Kleber sofort, da dieser das Buch meines Erachtens entwertet. Natürlich kann ich das nur behaupten, da ich nicht Inhaber des Buchladens bin. Bücher müssen verkauft werden, der Literaturbetrieb ist ein grosses Geschäft. So viele von mir geschätzte und empfohlene AutorInnen bleiben im Laden liegen, ich als Buchhändler mit meinen Lieblingsbüchern würde finanziell nie überleben. Ich lese sehr gerne anspruchsvolle, anregende Bücher aus allen Zeitepochen, neben deutschsprachiger Literatur hauptsächlich auch Werke aus dem Osten.

Da sind wir wieder beim Thema: Was ist lesenswerte Literatur? Es gibt wunderbare Bücher, die sich gut verkaufen, aber auch sehr viele einzigartige Werke, die kaum jemand beachtet. Letzteres ist für die Betroffenen nicht einfach! Zudem gibt es im Frühjahr und im Herbst eine unüberschaubare Menge Neuerscheinungen. Wie entscheidet der Leser, was er kaufen beziehungsweise lesen will? 

Sicher kennst du das 1986 – 1991 geführte Gespräch zwischen Peter von Matt und Marcel Reich-Ranicki über den Literaturbetrieb. Dort steht: »Günstig für den Verkauf von Büchern ist nicht unbedingt die positive Kritik, sondern eine Plus/Minus-Spannung. Die daraus entstehende Polemik regt die Leserschaft an, das Buch selber zu lesen und zu überprüfen, wer recht hat». 

Gerade heute lese ich im «Tagi» über Maurice Zermatten und sein neu auf Deutsch erschienenes Buch «Der Kräuterarzt», 20 Jahre nach dessen Tod. 1970 brach wegen ihm der Schweizerische Schriftstellerverband auseinander und wurde die «Gruppe Olten» gegründet. Das nun vorliegende Buch ist ein Altersroman über die Erfahrung, der Realität nicht mehr zu entsprechen, von der Entwicklung überholt zu werden. Als Arzt und schon länger in Pension spricht mich das sehr an. Ich werde dir nach der Lektüre berichten. Hier geht es um posthume Würdigung. Was ist von bleibendem Wert? Von Otto F. Walther bis Kafka und Hohl gibt es immer wieder ansprechende Neuauflagen oder Neuentdeckungen, die vor dem Vergessen schützen. Beim Quereinsteiger Buchhandel, Modul Literaturgeschichte, haben viele jüngere Absolventinnen gestöhnt, die Beschäftigung mit der Vergangenheit sei viel zu ausführlich und heute nicht mehr nötig. Doch, finde ich, der Rückblick und die Auseinandersetzung mit Werken aus anderen Epochen bereichert mich sehr und ist ein wunderbarer Beitrag zum Verständnis der heutigen Bücherwelt. 

So kann ich nur hoffen, die (ver)zweifelnden AutorInnen erhalten trotz der oft lauten oberflächlichen Welt heute für sie bereichernde, anregende Lichtblicke.

Mit herzlichem Grüss

Bär

***

Ich lernte den Bären am Internationalen Literaturfestival in Leukerbad kennen, an der literarischen Wanderung, die jeweils als Einstimmung organisiert wird. So trifft man sich Jahr für Jahr. Und weil man zusammen geht, entstehen Gespräche, die einen über Bücher und ihre ErschafferInnen, die anderen über Gott und die Welt – wobei in Büchern doch über nichts anderes geschrieben wird als über Gott und die Welt.

1500 Mal literaturblatt.ch – eine kleine, doch beherzte Würdigung, von Ruth Loosli

Gallus Frei ist nicht nur ein unermüdlicher Leser, sondern auch ein sorgfältiger und eigenwilliger. Er ist sich nie zu schade, auch unbekannten Stimmen eine Stimme zu geben, wenn er sich entschieden hat, ein neues Buch aufzuschlagen und es zu lesen.

Gallus Frei ist sich keines Genres zu fein: Wenn er sich zu eben diesem Buch entschließt, dann legt er es kaum weg, oder es wäre begründet, und das lässt er uns LeserInnen dann natürlich nicht wissen. Er ist ein Gentleman durch und durch, als Leser ebenso wie als Veranstalter und Moderator. Heisst, er ist immer fair und wohlwollend den SchriftstellerInnen gegenüber, ihm ist bewusst, dass sein Lesen, seine Einladungen und „Beurteilungen“ ein Gewicht haben.

Die Kritik des Germanisten interessiert ihn weniger, denn er ist kein Germanist – darauf weist er auch selbst gerne hin – sondern ein vorzüglicher und vielleicht darf man sagen, ein besessener Leser, wie es ihn vermutlich nur noch selten gibt.
Wer ein Buch – von Gallus besprochen – zur Hand nimmt, muss nicht seiner Meinung sein, lässt sich aber gerne von seiner Leseerfahrung mitnehmen und beeinflussen. Zudem gibt es sehr oft nachgehend ein Interview mit dem Autor, der Autorin, das ebenfalls manch Erhellendes zum Buch und zur Arbeit aufzeigen wird.

Von meiner Seite kommt ein übermütiger Dank und eine große Gratulation zu seinem 1500. Beitrag!
Sein 1500. Beitrag!
Man lasse diese Zahl auf sich wirken.
In diesem Sinne meine allergrößte Hochachtung.

Es grüsst eine befreundete Weggefährtin in Sachen Literatur Ende des Jahres 2023 mit den allerbesten Wünschen für sein weiteres Schaffen.
Ruth Loosli

Gallus Frei verabschiedet sich mit Gästen im Literaturhaus Thurgau

Und damit endet meine Intendanz am Literaturhaus Thurgau. Nicht weil es mit nicht gefallen hätte, weiterhin die verschiedensten Gäste ins schmucke Gottlieben am Seerhein einzuladen. Aber eine Amtszeit im Literaturhaus Thurgau ist stets zeitlich begrenzt und die Idee, mit jeder Neubesetzung frischen Wind ins Haus zu bringen, eine gute.

Mein Dank an die Bodman-Stiftung für das entgegengebrachte Vertrauen, den Geschäftsstellenleiterinnen der Stiftung Brigitte Conrad und Monika Fischer für die Zusammenarbeit, der Buchbinderin Sandra Merten für die Unterstützung, Sandra Kottonau für die in Freundschaft geschossenen Fotos. Ganz speziellen Dank gebührt Lea Le für all die Illustrationen, die meiner Intendanz ein eigenes Gesicht gaben.

«Lieber Gallus, während dreieinhalb Jahren hast du im Bodmanhaus ein ausserordentlich vielseitiges und spannendes Programm gestaltet. Du hast viele Autorinnen und Autoren eingeladen und das Publikum mit einer grossen Zahl von Büchern bekannt gemacht, die kennenzulernen sich jedes Mal lohnte. Zu Hilfe kam dir bei der Programmgestaltung deine enorme Belesenheit und deine grosse Neugier auf alles, was im Literaturbetrieb geschieht, auch dass du persönlich viele Autorinnen und Autoren kennst und mit vielen auch befreundet bist. Das alles konnte man beobachten in diesen dreieinhalb Jahren, und das Publikum hat davon profitiert. 
Zum Programmgestalten kamen dann auch die Moderationen deiner Veranstaltungen. Dank deiner Feinfühligkeit und Empathie sowohl den Autorinnen und Autoren als auch den Texten gegenüber ist es dir gelungen, jede Lesung zu einem interessanten Gesprächsanlass mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern zu machen, der dem Publikum den jeweiligen Text und die Autorin oder den Autor näherbrachten und zu neuen Einsichten führte. Der Besuch einer von dir moderierten Lesung hat sich immer gelohnt.

Du hast die Programmleitung in einer schwierigen Zeit übernommen. Kaum hast du angefangen, kam die Pandemie, was hiess, dass viele Veranstaltungen abgesagt oder umgeplant werden mussten. Das bedeutete viel Arbeit für dich, zum Teil auch vergebliche. Du hast dich aber nicht unterkriegen lassen. Nach der Pandemie wurde die Welt nicht besser, wie wir leider wissen. Da stellt sich die Frage, welchen Platz die Literatur in diesen Zeiten hat. Durch dein Programm hast du gezeigt, dass sie sehr wohl einen Platz hat, nicht nur in deinem Herzen oder im Bodmanhaus, sondern in der Welt – gerade auch dann, wenn diese aus den Fugen ist.
Für deine grosse Arbeit und dein Engagement für das Bodmanhaus danke ich dir im Namen des Stiftungsrats ganz herzlich. Ich freue mich darauf, dir bei weiteren Literaturveranstaltungen begegnen zu dürfen.» Lorenz Zubler, Präsident der Bodman-Stiftung

Meine Gäste an diesem Abend:

«Kalt war’s, und schön war’s. Wörter flogen auf, der Himmel segelte übers Wasser, das Ufer wurde unterspült, jemand bekam kaum Luft – Schreiben im Geborgenen, im Getriebenen. Darüber sprachen wir, und zum Glück hat Urs Faes all das gesagt, was ich vergaß zu sagen. Gallus Frei Tomic hat’s gebündelt und zu einem guten Ende zusammengeführt.» Alice Grünfelder 

«Durch tiefverschneites Land auf langen Umwegen zur Lesung (ein Abschied) gekommen. Atmosphäre über Fluss und Ort und unterm Dach: eine Musik, die trägt; Worte, Bücher, Gesichter, und noch einmal diese ganz besondere Stimmung, die Gallus schafft: so gerät man ins Gespräch, das tief und leicht zugleich ist, ein Abend, der unverwechselbar und erinnerungsdicht bleibt, eine nachklingende Freude.» Urs Faes

«Seit vielen Jahren sind Dominic Doppler am Schlagzeug und ich an den Saiten mit Gallus unterwegs. Unsere gemeinsame Liebe zum Geschichtenerzählen, sei dies in Worten oder mit Musik, verbindet uns. Der Verabschiedungsabend von Gallus in Gottlieben war wunderbar. Einmal mehr erlebten wir ihn als Menschenfreund, aufmerksamen Zuhörer und intelligenten Fragesteller. Durch seine Moderation erschliessen sich die gelesenen Texte in mehrdimensionaler Form. Das wir einmal mehr mit unserer Musik mit dabei sein durften, macht uns glücklich.» Christian Berger & Dominic Doppler

«Wir sind dir für die vielen Begegnung neben der einzigartigen literarisch-musikalischen Lesung in Gottlieben unendlich dankbar. Schwierig in Worte zu fassen, waren es doch tief beglückende Stunden, in denen alle Sinne angeregt wurden. Wir freuen uns, wenn du weiterhin als «Literaturblatt» am Bücherhimmel strahlst.» der Bär, ein Freund

Beitragsbilder © Sandra Kottonau / Literaturhaus Thurgau