Laura Vogt «Die liegende Frau», Frankfurter Verlagsanstalt

Laura Vogt liest im Literaturhaus Thurgau und an den Weinfelder Buchtagen

Wir alle suchen nach dem Glück. Noch vor hundert Jahren schien das Glück festgeschrieben zu sein. Es war eines, das ganz aus männlicher Perspektive geschrieben war. Wie Familie, Liebe, Karriere und Erfolg auszusehen hatten, war noch bis vor wenigen Jahrzehnten männergeprägt. Laura Vogts neuer Roman ist einer, der aufbrechen will, die Geschichte von Frauen, die nach neuen Lebensentwürfen suchen.

Mit dreissig stehen Romi, Szibilla und Nora mitten im Leben – und doch nicht dort, wo sie ihre Träume hätte hinbringen müssen. Sie sind eingespannt in ein Leben, das von Zwängen, Sackgassen und Vorgegebenem dominiert wird, in atemlosem Takt, turbulent und mit der dauernden Angst, von Konventionen stillschweigend eingefangen zu werden. Drei Freundinnen, zerrieben in längst angezählter Vergangenheit und dem Traum einer Zukunft, in der sie sich endlich der Enge ihrer eingeschriebenen Rollen befreien können.

«Der Mann, die Frau mit Schwangerschaftsbauch und das Kind sitzen auf einem Sofa in einem frisch gestrichenen Wohnzimmer und lächeln, glücklich und gelassen. Aber diese Frau bin ich im Grunde nie gewesen. Welche Frau bin ich dann?»

Eigentlich hätten die drei Frauen gemeinsam ein paar Tage Urlaub machen wollen. Noch bevor Romi ihr zweites Kind zur Welt bringen würde. Aber ihre Pläne werden durchkreuzt, weil es Nora nicht mehr schafft, weil Nora liegen geblieben ist, im Zimmer ihrer Kindheit, einem Ort, den sie eigentlich schon längst hätte hinter sich lassen wollen. Weil sie aus einem Leben fliehen musste, das mit fehlender Perspektive zu ersticken drohte. Aber dort ist Meret, Noras  Tochter, nicht allein, behütet von Noras Mutter Anni. Romi und Szibilla mieten sich in einem schmuddeligen Wellnesshotel ganz in der Nähe ein, warten, dass Nora aus ihrem Dämmerzustand aufwacht und sehen sich im eigenen Dämmerzustand verloren, einem Leben im Dazwischen.

«Warum muss es immer dieses Entweder-oder sein. Warum unbedingt die Monogamie.»

Laura Vogt «Die liegende Frau», FVA, 2023, 320 Seiten, CHF ca. 34.90, ISBN 978-3-627-00314-2

Romi reflektiert. Zum einen weil mit einem weiteren Kind die Pflichten einer Mutter nicht kleiner werden, weil sich Fragen aufdrängen, die seit Jahrzehnten nach Antworten schreien, Ereignisse in ihrer Familie, die sie nicht loslassen, weil Phil, dem Vater von Leon und dem werdenden Kind in ihrem Bauch zuhause die Ungewissheit den Atem nimmt und weil Dennis, ihre neue Liebe ihr genau das zu bieten scheint, wonach sich Romi sehnt. Nora, entflohen aus einer toxischen Beziehung, Szibilla, gepeinigt von Regelschmerzen und dem Unverständnis darüber, in diese Welt Kinder zu setzen und Romi, im Ungewissen, wie sie ihr Leben führen, wieder zurück auf eine Spur kommen will, wie sie all das auf die Reihe bekommen will, das ihr für ihr Leben unausweichlich erscheint – drei Frauen im Sturm dessen, was Aufbruch, Selbstbestimmung und tatsächliche Emanzipation aufwirbelt.

«Früher konnte man sich noch auf die Dinge verlassen.»

Romi liebt Phil. Romi liebt ihren kleinen Jungen Leon. Romi liebt das Kind, das sich im Bauch mit sich trägt. Aber Romi liebt auch Dennis, seine Art, sie ernst zu nehmen, seine Zärtlichkeiten. Und Romi liebt das, was sie als Möglichkeiten in sich trägt, was nach Klärung ringt in einer Welt, die noch immer fest verklebt mit Konventionen ist.

„Die liegende Frau“ ist ein leidenschaftlicher Roman über Weiblichkeit und Rollenverständnis, über kompromisslose Ehrlichkeit und den Wunsch, ein eigenständiges Leben führen zu können, ein Leben ohne Verstümmelungen. Laura Vogt schreibt vielstimmig, ernsthaft darum bemüht, allen Betroffenen Eigenleben zuzustehen. „Die liegende Frau“ ist ebenso fordernd wie herausfordernd, nicht zuletzt für Leser wie mich, die in einem ganz traditionellen Rollenverständnis gross wurden. Laura Vogt stellt Fragen, deren Antworten Konsequenzen fordern.

«Ich will mich häuten, Schicht um Schicht, wenn ich spreche, wenn ich schreibe.»

Laura Vogt, geboren 1989 in Teufen (Schweiz), studierte Kulturwissenschaften in Luzern und Literarisches Schreiben in Biel. 2016 erschien ihr Debüt «So einfach war es also zu gehen», mit dem sie u. a. zu den Solothurner Literaturtagen und zu PROSANOVA – Festival für junge Literatur eingeladen wurde. 2020 folgte der Roman «Was uns betrifft», der ins Englische übersetzt wurde. Sie schreibt neben Prosa auch lyrische, dramatische und journalistische Texte und ist als Schriftdolmetscherin und Mentorin tätig. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Ostschweiz.

Rezension von «Was uns betrifft» von Laura Vogt

Webseite der Autorin

Illustration © leale.ch / Literaturhaus Thurgau

Zsuzsanna Gahse «Zeilenweise Frauenfeld», Edition Korrespondenzen

Buchtaufe im Literaturhaus Thurgau

Ich habe mir zuhause einen Vorrat an Zsuzsanna Gahse Büchern angelegt. Warum? Weil ich ihre Bücher, erschienen in der Edition Korrespondenzen, über alles liebe. Ihre Prosaminiaturen, die für mich reine Poesie sind, nennt sie Störe;„Störe bewegen sich zwischen langen Erzählweisen und Gedichten, zwischen Essays und Novellen, szenischen Texten und Performance-Vorlagen“.

Gastbeitrag von Thomas Kunst
Schriftsteller, Dichter, Kleist-Preiträger

„Zeilenweise Frauenfeld“ ist ein Bühnengewässer, in welchem die Dinge durcheinandergeraten können, wenn man das entlarvende Lesen gegen ein nachdenkliches Lesen eintauscht. Die Frauen an den Treppen. Die Frauen auf den Demos. Die kleine Kellnerin. Die Tochter der Wienerin. Damen und Frauen. Manu. Die Welsche. Nandu. Nora. Die Unbrennbare. Eine schwarz gekleidete Frau. Die Frau in Indigo. Frauen von vor etwa hundertfünfzig Jahren. Frauen beim Stolpern, Stürzen und Sterben. In einer Frauenfelder Inszenierung. Popkonzerte. Illusionen. Bahnhofsvorplätze. Festivals.

Das Bühnenwasser der Murg. Die Brücken und Stege von Frauenfeld. „Viele setzen sich bei der diesjährigen Trockenheit einfach ins Gras, aber wir haben uns vor Kurzem kleine, leichte Klappstühle besorgt, mit denen wir sogar durch die Stadt ziehen und beliebig Pausen einlegen, die zu unserer Langsamkeit passen.“ Die Chance, dass Texte zu großer Literatur werden, ist ihre Nicht-Nacherzählbarkeit. Zsuzsanna Gahse schafft es, uns auf ihre Prosafelder zu entführen, ohne uns daran zu erinnern, dass das Denken auch eine konzentrierte Fortbewegungsart des Sehens sein kann.

Ich musste beim Lesen von Zsuzsannas Buch an ein Gedicht von einem meiner amerikanischen Lieblingsdichter denken, das ich Mitte der neunziger Jahre zufällig beim Durchblättern einiger Ausgaben der Grazer Literaturzeitschrift „Manuskripte“ gefunden hatte: „Kriminalroman“ von Robert Kelly, ein Titel, der in seiner deutlichen Bezeichnung hoffentlich nur liebevolle Genreirritationen ausgelöst hat. Dieses Gedicht hatte von Anfang an kein Entkommen für mich parat, zog mich, von seinem Tempo, von seiner Gelassenheit her, sofort in seinen ambivalenten Kreis, beeindruckte mich vor allem durch die verhaltene Ökonomie im Gebrauch seiner Mittel, ein Gedicht, das klar und stringent war, elliptisch und karg, fast nur aus Hauptwörtern bestehend, wie es vielleicht seinerzeit Gottfried Benn in seiner Rede „ Probleme der Lyrik“ vorgeschwebt sein mag, ein Gedicht, geräumig entschlackt von verbalem Geraune und adjektivistischer Ausgelassenheit, einer der unverbindlichen Arten überzeichneter Wahrnehmungsplusterung.

„…Bei der Klinke. In der Schublade.
Mit einem Taschentuch in der
Hand. In der Hand. Im Zimmer
die Hand. Im Zimmer. Auf dem Vorleger
neben dem Bett. Neben dem Bett. Im
Bett. Chenille. Auf dem Bett. Im Bett.
Im Zimmer im Bett. In dem Zimmer
In dem Bett…“

Zsuzsanna Gahse «Zeilenweise Frauenfeld», Edition Korrespondenzen, 2023, 150 Seiten, CHF ca. 34.90, ISBN 978-3-902951-78-6

Genauso fühle ich mich beim Lesen der grandiosen Bücher von Zsuzsanna Gahse, das Glücksgefühl der Anstrengung bei der Lektüre auf sich zu nehmen, nicht nachzulassen in einer Art von musikalischer Konzentriertheit, den Einzelsätzen zu vertrauen, den sprachlichen Herzstücken der Gedanken niemals die Kondition bei der Durchblutung der poetisch-intuitiven Verästelungen zu versagen, wie es der kubanische Dichter José Lezama Lima einmal formuliert hat. „Nur die Anstrengung kann uns anregen, nur der Widerstand, der uns herausfordert, kann unser Erkenntnisvermögen geschmeidig krümmen, es wecken und in Gang halten.“ 

Verzeih mir, liebe Zsuzsanna, dass ich versucht habe, mich mit fremden Federn deinem neuen Buch zu nähern. Es ist deine Freiheit. Es ist meine Demut und auch ein Scheitern in Liebe.

Die Chance von Texten, große Literatur zu sein, ist ihre Nicht-Nacherzählbarkeit.

Es gibt Störe in der Murg. Wenn man sich Klappstühle ans Wasser stellt, kann man sie zählen, bestaunen und bei austauschbaren Temperaturen auswendig lernen, denn Die alten Jahreszeiten gehören zum Weltkulturerbe. Für diese Sätze liebe ich dich und deine Bücher. 

„Ein Buch soll eine innige Mischung meiner wahren und falschen Erinnerungen sein, meiner Ideen, Hypothesen und imaginären Erfahrungen – all meiner verschiedenen Stimmen, ein Buch, das sich als Ausdruckswille dessen zu erkennen gibt, der da spricht, mit der freiesten Phantasie und mit äußerster Genauigkeit, in Prosa und Vers, beim Erwachen des Denkens zu sich selbst.“ (Paul Valery, Faust III)

Zsuzsanna Gahse, geb. 1946 in Budapest, aufgewachsen in Wien und Kassel, lebte längere Zeit als Schriftstellerin in Stuttgart und Luzern, zurzeit wohnt sie in Müllheim, Schweiz. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. aspekte-Literaturpreis (1983), Adelbert-von-Chamisso-Preis (2006), Italo-Svevo-­Preis (2017), Werner-Bergengruen-Preis (2017), Schweizer Grand Prix Literatur (2019).

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Illustration © leale.ch / Literaturhaus Thurgau

Jochen Kelter mit «Verwehtes Jahrhundert» im Literaturhaus Thurgau

Jochen Kelters Dichtung, sein neustes Buch „Verwehtes Jahrhundert“, erschienen im Caracol Verlag, als Lyrik zu bezeichnen, wird dann seiner Dichtung nicht gerecht, wenn man unter Lyrik jenen weichgezeichneten, verklärten Blick eines Entrückten versteht.

Jochen Kelters Lyrik ist alles andere als verklärt und weltentrückt, sondern kämpferisch, manchmal scharf, sonnenklar und ganz und gar nicht altersmilde. Jochen Kelter ist kein Mann der leisen Töne, auch wenn in diesem Band Gedichte zu finden sind, die wie zarte Lieder einen liebenden Blick verraten. Gedichte, die man am liebsten mit Farben an die Wand schreiben würde, um sie beim Aufstehen in einen neuen Tag als erstes zu lesen. Gedichte, die mich beflügeln!

„Verwehtes Jahrhundert“ – einen stimmigeren Titel wird es für den neuen Gedichtband kaum geben können. In den bündig vorgetragenen Zeilen werden mindestens hundert Jahre sichtbar, und diese Zeiten wehen tatsächlich herbei. Manchmal blitzen sogar weit entfernte Vergangenheiten auf. Daneben zeigt sich überraschend die jüngste Gegenwart, zum Beispiel mit der Pandemie, die jedem noch in den Knochen sitzt, was derzeit mit einer erstaunlichen Emsigkeit gerne überspielt wird. Aber Kelter beleuchtet die irritierende Ruhe und Stille dieser Jahre. Er zeigt die beinahe stehengebliebene Zeit. Zsuzsanna Gahse

 

Wetterleuchten
Am schwarzen Nachthimmel
immer wieder das entfernte
Leuchten des zuckenden gelben
Lichts und dichte Vorhänge
schweren Regens undurchdringliche
Wände aus Wasser die strömen
und strömen unsichtbar rauschen
du bist noch immer nicht auf den
Grund deiner Seele gelangt
undurchschaubar fließendes
Selbst das dir zuraunt die Nacht
der Regen die Wasser sind nicht
von Dauer sie vergehen wir sind
noch lange nicht auf den Grund
unserer Geschichte gekommen

 

Jochen Kelter kann wie kaum ein anderer poltern, den Finger in die Wunde legen. Er zeigt sich kämpferisch und widerborstig, streitlustig und unversöhnlich. Er wühlt im brutalen Geschehen der Gegenwart, erinnert an Vergangenheiten, von denen andere nur vergessen wollen, rüttelt an unserer Bewegungslosigkeit. Das reisst mitunter an der Seele und zeigt, dass der Dichter sich mit Vielem sprachlich anzulegen weiss und nicht zurückhält, wo andere nur die Stirn in Falten legen.

Jochen Kelter sieht keinen Frieden, wo sich das Grauen offenbart, sei es im Klaren oder im Verborgenen, im Kleinen oder im Grossen. Und doch geht es dem Dichter nicht darum, seinen Weltschmerz auszubreiten. Jochen Kelter ist grosser Stilist, jung und spritzig geblieben in der Art wie er nach der Musik in seiner Sprache sucht. Da ist nichts antiquiert oder verstaubt.

Jochen Kelter „Verwehtes Jahrhundert“, Caracol, 2023, 136 Seiten, CHF ca. 20.90, ISBN 978-3-907296-27-1

Seine Gedichte sind Geschichten. Zsuzsanna Gahse, die den Abend freundschaftlich moderierte, bezeichnete viele seiner Gedichte als Romanminiaturen, Kurztexte, die ganze Geschichten erzählen, eingänglich, mit Schwung und dem untrüglichen Gefühl für die sprachliche Einheit.

 

Verwehter Traum
Wie schnell wir vom Tonband
auf CDs und USB-Sticks umgestiegen
sind wir haben es nicht einmal bemerkt
wie schnell die Menschheit von einem
Krieg in den nächsten gestiegen ist
wir haben es längst schon vergessen

In meinem Traum stehst du
auf einer hellen Wiese mit offenem Haar
weißhohem Blusenkragen die spitzen
Schuhe ineinander auseinander gekehrt
ich spüre du willst mir rückhaltlos gut
wir sind eins aus ganzer Seele

Wie schnell wir von der Jugend ins Alter
steigen du bleibst mir unendlich jung
wie wir von Menschen und Kriegen
überholt werden wie von einem
Weltsystem zum nächsten Leichtsinn
und Leid drehen sich ohne uns um

Und um wir aber bleiben jung
und also verschwinden wir nach
und nach vor uns selbst bleiben zurück
als Schemen derer die wir einmal
gewesen sind und also ratlos im Spiegel
vor unserem eigenen Angesicht

 

Dass sich mit Zsuzsanna Gahse und Jochen Kelter zwei Schwergewichte über Dichtung und Wahrheit unterhielten, zwei, die mit diesem Haus ganz tief verbunden sind, garantierte einen vielstimmigen, spannenden Abend.

 

Postboten
Lautlos rollen sie auf ihren Elektrorädern
heran vollgepackt vor dem Lenker
vollgepackt der Karren hinter ihnen
manchmal sehe ich ihre Ankunft durchs Fenster
Achmed stammt aus Bagdad am Tigris
Karim ist aus dem steinigen Kabul
Lejla kam aus dem bergigen Sarajevo
ich öffne das Fenster und rufe
was gibt’s Neues? Nichts Besonderes
was macht das Wetter?
Na ja so lala
und wie geht es daheim?
Ach wie immer – nichts Neues
so erleben wir die Fremden der Welt
und unsere Kriege vor der eigenen Türe

 

Jochen Kelter ist 1946 in Köln geboren. Studium der Romanistik und Germanistik in Köln, Aix-en-Provence und Konstanz. Lebt seit 50 Jahren auf der Schweizer Seite des Bodensees in Ermatingen (von 1993 bis 2014 zudem in Paris). Lyriker, Erzähler, Essayist.
1988 bis 2001 war er Präsident des European Writers’ Congress, der Föderation der europäischen Schriftstellerverbände, und von 2002 bis 2010 Präsident der Schweizer Urheberrechtsgesellschaft ProLitteris. Jochen Kelter hat Lyrik aus dem Italienischen, Französischen und Englischen ins Deutsche übersetzt.

Beitragsbilder © Gallus Frei-Tomic

Teebeutel, Weißkohl und Champignons, Mücken, Servietten und Seife, Krähen, Mais und Tomaten, Melde und Giersch – Jan Wagner im Literaturhaus Thurgau

Jan Wagner ist Institution. Jan Wagner ist eine Säule im HeldenInnensaal der deutschsprachigen Lyrik. 1971 in Hamburg geboren scheint sich sein Leben schon im Studium ganz auf die Sprache, auf die Lyrik ausgerichtet zu haben, als wäre es ein Plan des Schicksals gewesen, aus dem jungen Studenten damals dereinst einen grossen Dichter zu machen.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten als freier Schriftsteller, reiht er Buch an Buch, ob Lyrik oder Prosa, Übersetzungen oder Essay, ob als Dichter oder Herausgeber – niemand, dem Lyrik wichtig ist, wird an Jan Wagner in irgend einer Form vorbeikommen.
Spätestens mit seinem Gedichtband „Regentonnenvariationen“, mit dem er 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt und sich viele die Augen rieben, weil da ein Lyriker mit einem Gedichtband den Preis entgegennahm, wo man eigentlich eher Namen von RomanautorInnen erwartet hätte, ist Jan Wagner in den Olymp der Dichter aufgestiegen. Und weil Jan Wagner zwei Jahre danach auch noch den Georg-Büchner-Preis entgegennehmen durfte, den wahrscheinlich bedeutendsten Preis im deutschsprachigen Raum, scheint es für das was kommen kann, keine Grenzen mehr zu geben.

Dass Jan Wagner die Reise nach Gottlieben unter die Räder nahm, freute nicht nur Heike Brandstädter, meine Mitmoderatorin, Literaturwissenschaftlerin aus Konstanz, und mich ausserordentlich. Es ehrt auch das kleine Literaturhaus am Seerhein. Ich bin sicher, dass der Geist Emanuel von Bodmans, der fast 40 Jahre in diesen Mauern wirkte und vor bald 80 Jahren in diesen Mauern starb, irgendwo im Gebälk dieses ehrwürdigen Hauses mit andächtiger Freude dem Mann zuhörte, der uns einen ganzen Strauss seiner Kunst mitgebrachte. Einem Mann, der es in der Elbphilharmonie in Hamburg schaffte, einen ganzen Saal in Bann zu schlagen und uns hier im beschaulich kleinen Gottlieben mit seinen Gedichten beglückte.

Dass das Literaturhaus die Lesung zu dritt bestritt, nämlich zusammen mit Dr. Heike Brandstädter, war nicht zum ersten Mal ein Glücksfall für das Haus. Sie schafft es, die Welt, das Schaffen des Dichters mit klaren Strichen zu skizzieren und in ihren Fragen, die im Gegensatz zu den meinigen, die stets aus dem Bauch gestellt sind, das notwendige Gewicht zu geben.

Als Jan Wagner zu dichten begann, waren seine Gedichte etwas Neues – heute sind sie unverwechselbar. Er lehrte uns die Wahrnehmung der kleinen Dinge – Dinge, die niemand meint, in den Blick nehmen zu müssen: Teebeutel, Weißkohl und Champignons, Mücken, Servietten und Seife, Krähen, Mais und Tomaten, Melde und Giersch. Auch wenn das eine oder das andere in Gedichten anderer Autor*innen vorkommt, nimmt Jan Wagner sich seine Gegenstände doch so konsequent und systematisch vor, dass man von einem Kaleidoskop sprechen könnte: es geht darum, die schöne Form zu sehen, aber auch das Wesenhafte, das Verwandte, das Assoziierte, auch das Widerständige aus dieser Form herauszuschälen.

Hunderte von Gedichten sind auf diese Weise entstanden.
Ob Natur, Personen oder Dinge: Jan Wagners Gedichte sind nicht nur berühmt dafür, etwas minutiös zu destillieren, sondern durch ihre Beschreibung zugleich etwas anderes zur Darstellung zu bringen. Indem er sich vollständig auf seinen Gegenstand einläßt, kann im kleinsten Fall eine faszinierende, poetische Geschichte entstehen, oft aber zugleich eine übergeordnete Idee oder ein zugrunde liegendes Prinzip erscheinen.
In dem Gedicht „Giersch“, also der Beschreibung eines wuchernden Krauts, könnte man zum Beispiel etwas Aufständisches beschrieben finden oder auch das Subversive oder auch das Prinzip jeder Ideologie, insofern sie ausufert und Alleinherrschaft beansprucht. Diese Richtung: vom kleinen Objekt auf eine übergeordnete Idee oder Struktur – genau so herum und nicht anders – ist geradezu ein Motiv seiner Dichtung. In den Worten Jan Wagners: „Wer ansetzt, ein Gedicht über das Thema ‚Freiheit‘ zu schreiben, mag scheitern. Wer sich ganz auf einen fallen gelassenen weißen Handschuh im Rinnstein konzentriert, wird vielleicht ein großartiges Gedicht über die Freiheit zustande bringen.“

Es ist also das Kleine, das Unscheinbare, auch das Abseitige, Fallen-Gelassene, Periphere, das Jan Wagner aufgreift, verfremdet und uns dadurch Großes über Welt und Gesellschaft, über Politisches und Kulturelles, nicht zuletzt über Wahrheit und Schönheit zu erzählen vermag. Aber so schön sie oft sind, seine Klangwunder und Sprachspiele – sie sind nicht stromlinienförmig, idyllisch oder gefällig. Unter der glatten Oberfäche blitzt immer auch etwas Verstörendes, Bissiges, Finsteres auf. Und: sein virtuoses Spiel mit der Sprache hat immer auch einen Gegenpart, nämlich die strenge Form. Gottfried Benn hat einmal gesagt: „..nicht das Inhaltliche, sondern die Form ist das Eigentliche an einem Gedicht.“ Die strengen Formen der Gedichte Jan Wagners stammen aus Antike und Klassik, aus Orient und Okzident: Haiku und Ghasel, Hymne, Ode und Elegie, Anagramm und Sonett. Oft werden diese Formen bereits mit dem Titel verraten: elegie für einen lateinlehrer, requiem für einen friseur, kleiner krähenhymnus, krähenghasele, angel-ode, selbstporträt mit bienenschwarm.

Neben die strengen Formen der Dichtkunst treten mit dem Requiem, dem Porträt auch Formen der Musik und der bildenden Kunst. Ein Gedicht ist dann auch ein Musikstück oder ein Gemälde. Ein wenig furchteinflößend sind sie immer, solche Formen, scheinen sie sich doch an Gebildete zu richten. Aber: Jan Wagner setzt sie mit einem Augenzwinkern, er setzt sie spielerisch ein – und vielleicht wählt er sie sogar, um sie im Spiel zu unterlaufen.

Das Motto für das aktuelle Programm des Literaturhauses Thurgau stammt von Jan Wagner: „Das Wunderbare am Schreiben ist, dass man reisen kann, ohne das Haus verlassen zu müssen.“ Dieses Bonmot kann man in zweifacher Weise abändern, nämlich im Sinne des Lesens wie auch des Vorlesens. Es lautet dann: Das Wunderbare am Lesen wie auch am Vorlesen ist, dass man reisen kann, ohne das Haus verlassen zu müssen. Dr. Heike Brandstädter

«Noch sitze ich auf dem prachtvollen Holzbalkon des Gästezimmers mitten zwischen den Baumkronen, auf dem ich gestern Nacht, rauchte ich noch, stundenlang hätte rauchen mögen, und trinke einen Kaffee, ergänzt durch ein ofenwarmes Gipfeli aus dem hübschen Laden nebenan. Dauerhaft Wärme spendete allerdings Eure Gastfreundschaft, der herzliche Empfang, der von Euch gestaltete und rundum beglückende Abend; ein bißchen von diesem Wärme- und Wohlgefühl hoffe ich gen Norden, nach Berlin retten zu können.» Jan Wagner am Morgen nach der Veranstaltung im Literaturhaus Thurgau

Margret Kreidl & Andrin Uetz «Einleuchtend weiß», eine Performance im Literaturhaus Thurgau

Am letzten Donnerstag im August trafen sich die österreichische Lyrikerin Margret Kreidl und der Musiker und Sänger Andrin Uetz für einen Tag im Literaturhaus Thurgau in Gottlieben. Um 19.30 wurde dann unter dem Dach des Literaturhauses präsentiert, was aus diesem einen Tag der intensiven gegenseitigen Auseinandersetzung entstand. Eine einmalige Performance – ein künstlerisches Unikat!

Gallus Frei-Tomic, Programmleiter des Literaturhauses, möchte mit diesem  Format, bei dem sich verschiedene Kunstsparten treffen, Grenzen und starre Muster auflösen, im Wissen darum, dass in einem solchen Experiment Neues, Überraschendes entstehen kann, für das Publikum genauso wie für die KünstlerInnen. 

Ein solches Treffen fand nicht zum ersten Mal im Literaturhaus Thurgau statt. 2020 waren es die Lyrikerin Eva Maria Leuenberger und die Musikerin Pamela Méndez, 2022 die Lyrikerin Simone Lappert und der Musiker Andeas Bissig. Veranstaltungen, die bei AkteurInnen und PerformancebesucherInnen ein grosses Echo, viel Begeisterung entfachten.

Die Lyrikerin Margret Kreidl und der Musiker Andrin Uetz kannten sich bis zur Anfrage des Literaturhauses nicht. Grundlage eines solchen Treffens sind bereits bestehende oder neu geschaffene Texte. Auch die MusikerInnen beschäftigen sich im Vorfeld bereits mit den Texten. Ein Abenteuer!

1
Es fängt an.
Ich fange an.
Einatmen.
Eins, zwei, drei, vier.
Atem anhalten.
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs.
Ausatmen.
Eins, zwei, drei, vier.
Jetzt, hier.

Das Papier: einleuchtend weiß.
Das Wort Nacht: schwarz.
Die Nacht besteht aus Buchstaben.
Buchstabe.
Du Buchstabe.
Nacht.

Wenn ich im Dunkeln atme, ist das Musik?

Margret Kreidl zu ihren Texten: «EINLEUCHTEND WEISS ist ein lyrischer Montage-Text, formal und inhaltlich, was die Bezüge zum Thema „Atem“ betrifft: vom Körperlichen, Leibhaftigen über das Religiöse, das Medi­zinische bis zum Biographischen.
Einige Stichworte: Atmen, singen, Hauch und Hauchung, Dieselabgase, Alkoholfahne, Intubation, Lautgebung, Lachen, Jauchzen, Schluchzen, Summen, Blut-Lungen-Schranke, Membran, Luft, Wolken, Himmel, der geheime Name, der süße Name, der Mutteratem.»

2
Aus einem Schneefeld steigt eine weiß fluoreszierende Linie
in den Nachthimmel auf zu den Kalziumlinien der Sterne und
Lichtjahre entfernt zieht ein Schweif aus Bleistiftstrichen
über ein Blatt Papier.

Feine Striche. Feine Punkte. Dicht beieinander stehende feine 
Striche. Vereinzelte Striche. Streifen. Bänder und Streifen. 
Striche. Die Rückseite ist weiß.
Ist Weiß eine einfache Farbe?
Ist Weiß eine schweigende Farbe?
Ist das Schweigen weiß?

«Die Montage mit ihren Lücken/Leerzeilen soll für die Musik Luft lassen und für das Freisetzen der inhaltlichen Bezüge, für das Netz, dass ich über den ganzen Text gespannt habe.»

3
Etwas bewegt sich.
Bewegte Luft.
Luftzug.
Wind.
Duft.

Duft nach Äpfeln mit einem Einschlag von Dieselabgasen.

Es ist etwas Feineres als Luft.
Ein Hauch.
Ein Hauch, der das Licht aufnimmt.
Ein Hauch, der durchsichtige Räume schafft.
Ein Hauch, der Blüten entfaltet.

Trau den Blüten, auch wenn die Lungen wüten.

Warum summt im Kummer das M?

«Ich habe versucht, eine Spannung zwischen Verdichtung und Luftigkeit zu erzeugen. Der Text besteht aus 21 kurzen Teilen (diese Form habe ich bewusst im Hinblick auf eine Vertonung gewählt) und einer Coda als Abschluss, die man auch wie eine Fussnote zum Text lesen kann. Die Coda stelle ich mir ohne Musik vor, nur als Sprechtext.»

4
Etwas wird sichtbar.
Eine gezackte Linie am Himmel, das M, 
das W,  Lichtwechsel, T-Assoziation,
aufsteigender Ast einer Lichtkurve.

Gelb behält das Feld.
Fünf Äpfel schwarz auf weiß.
Der Schnee ist tot.
Mein Mund wird gelb und heiß.
Die schwarze Zunge.
Die blauen Lippen.
Die Fahne, ausgehaucht.
Mein Großvater ist im Wein ertrunken.

Meine Mutter hat immer mit uns gesungen.
Als Kind war ich schwach auf der Lunge.
Durch das Singen habe ich atmen gelernt.

Wer wird vom Schreien groß?

Jeder der kurzen 21 Textteile endet mit einer Frage. Und es gibt ein Du, das immer wieder angesprochen wird, man könnte auch von einem dialogischen Gedicht sprechen.

5
Etwas, das noch zu entdecken ist:
undurchsichtig
unsinnig
anziehend
vielleicht gewalttätig
etwas Verschleiertes
eine Traurigkeit
erhaben
grundlos.

Die Striche, die vor dir aufleuchten.
Die Striche glühen.

Die Glut wächst.
Weißglut.
Du zitterst.

Während du auf dem Boden liegst,
kämpfst du mit einer fliehenden Frau.

Wer wirft den Vogel in die Luft?

Text © Margret Kreidl

«Lieber Gallus, war das ein schöner Abend, auch mit den Gesprächen, Begegnungen nach unserer musikalischen Lesung! Ich fühle mich hier rund um den See, im Bodmanhaus, schon richtig zuhause. Noch einmal danke für die Einladung, für deine offenen Ohren (in alle Richtungen – du hast wahrscheinlich Fledermausohren)!» Margret Kreidl

«Schön, dass ein Auftritt nicht nur aus einer knappen Stunde auf der Bühne besteht, sondern auch aus Begegnungen und Gesprächen davor und danach. Danke dafür!» Andrin Uetz

(Der hier wiedergegebene Teil aus dem Text «Einleuchtend weiß» ist ausdrücklicher Genehmigung der Autorin hier zu lesen.)

Peter Höner «Rocha Monte», Septime

Peter Höner zu Gast im Literaturhaus Thurgau

Zwanzig Jahre lang bleibt Aurélio Fuertes der Wächter eines verlassenen Hotels. Während dieser Zeit verliert der Mann fast alles, nur seine Prinzipien nicht. Peter Höners Roman ist die faszinierende Geschichte des Verschwindens. Aber auch eine Parabel über den Zustand der Welt.

Leben Sie Prinzipien? Halten sie sich an Dinge, die Sie einstmals versprachen? Wenn es mit Prinzipien und Versprechen so steht wie mit den „ewigen Treueschwüren“, bis dass der Tod sie scheide, dann sind Menschen, die sich bis zur letzten Konsequenz an ihre Prinzipien, ihre Versprechen halten, wohl eher eine Ausnahme. Wer will sich schon festlegen. Mal schauen, ob sich der Wind nicht dreht. Was geschieht mit Menschen, die mit absoluter Konsequenz festhalten, die nichts und niemand erweichen kann? Sind das Helden oder nicht einfach unsäglich sture, unflexible Zeitgenossen? Leben wir doch in einer Welt, die uns an Flexibilität alles abverlangt. Was heute zählt, wichtig ist, unumgänglich, unumstösslich, ist übermorgen vielleicht schon kalter Kaffee.

Peter Höner erzählt in seinem Roman „Rocha Monte“ die Geschichte eines Unerschütterlichen. Aber Peter Höner erzählt auch die Geschichte vom Verschwinden, eines Mannes, der sich zuerst gegen das Verschwinden eines Traumes wehrt, einer Hoffnung, eines Versprechens. Vom Verschwinden der Liebe, Freundschaft. Und am Schluss verschwindet er selbst. Wobei auch die Raupe verschwindet, die Puppe mit einem Mal leer ist und der Schmetterling ausgeflogen.

Aurélio Fuertes ist Haustechniker im Hotel Rocha Monte, dem ersten Haus auf dem Archipel, hoch über dem Meer mit Aussicht auf die Vulkanlandschaft der Insel. Doch schon nach seiner ersten Saison droht dem Hotel das Aus, oder zumindest umwälzende Veränderungen, denn das Hotel wurde an einem Ort gebaut, an dem während 220 Tagen im Jahr der Nebel hängt, auf einer Insel, auf der sonst eigentlich fast jeden Tag während einiger Stunden die Sonne scheint. Während einer „feierlichen“ Übergabe verpflichtet man Aurélio Fuertes bis zur Neueröffnung mit anderm Besitzer mit Unterstützung des Chauffeurs José Dante Barosa auf das Anwesen aufzupassen. Und weil Aurélio glaubt, als Haustechniker in dem Hotel seine Lebensstelle gefunden zu haben, ein sicheres Fundament für seine Frau und seine beiden Kinder, nimmt er den Auftrag an, verspricht, so lange zu bleiben, bis die Tore wieder öffnen, so lange die Haare nicht mehr zu schneiden, bis wieder Leben in die Mauern des Luxushotels einkehrt. Aber aus Monaten werden Jahre, aus Jahren Jahrzehnte. Zu Beginn feiert man ihn noch als standhaften Helden, auch wenn seine Frau Lucia, schwanger mit dem dritten Kind, der Standhaftigkeit ihres Mannes nichts abgewinnen kann.

Peter Höner «Rocha Monte», Septime, 2023, 264 Seiten, CHF ca. 29.90, ISBN 978-3-99120-020-8

Aurélio merkt sehr bald, dass das Hotel nicht nur am falschen Ort, sondern auch mit einem ganzen Arsenal an Fehlplanungen gebaut wurde. Rechnungen wurden nicht bezählt, Gläubiger vertröstet, bis er mit Hilfe der ehemaligen Rezeptionistin Immaculata herausfindet, dass es nur schon wegen der angehäuften Schulden unwahrscheinlich sein wird, dass jemals wieder solvente Gäste die Zimmer beziehen. Aber Aurélio hat ein Versprechen gegeben. Ein Versprechen, den damaligen Betreibern gegenüber, ein Versprechen gegenüber seiner Familie und Verwandtschaft, aber vor allem ein Versprechen sich selbst gegenüber. Aurélio wird zum Wächter eines dahinsiechenden Betonkolosses. Nach und nach wenden sich die Menschen von ihm ab, heissen ihn stur, unnachgiebig, verbohrt. Irgendwann lässt sich gar Lucia von ihm scheiden, verwehrt ihm den Kontakt zu den gemeinsamen Kindern. Schlussendlich verlässt ihn sein Gefährte José mit seiner Frau Pineda. Was ihm bleibt, ist das Haus, seine Pflanzen, die Musik und sein Hund Kuno. 

Zwei Jahrzehnte lang haust der Mann in dem feuchten Betonhaufen, stemmt sich mit all seiner Kraft dem totalen Zerfall des Hauses entgegen, bleibt seinem Versprechen treu. Bis auch Kuno, der Hund, stirbt und Nevio, der Sohn, der heimlich mit ihm Kontakt hielt, von der Insel wegzieht. Bis er mehr und mehr in den Mauern, zwischen den wuchernden Pflanzen entschwindet und eines Tages ganz.

der Autor auf Recherchereise

Es gibt dieses Hotel auf den Azoren, das Hotel Palace. Peter Höners Roman ist gespickt mit Seiten aus den fiktiven Aufzeichnungen von Aurélio Fuertes, Aufzeichnungen, die dem Roman etwas ungeheuer Authentisches geben. Man spürt die Faszination dieses Ortes, die auf den Schriftsteller übergesprungen sein muss. Aber nicht jene des Ortes, sondern jener der Person des Wächters. Zum einen die Faszination einer vielleicht aussterbenden Gattung Mensch, jener, die um jeden Preis den Prizipien treu bleibt. Die Faszination des Eigenbrötlers, denn die Geschichte hat etwas robinsonhaftes. Aurélio lässt sich auf eine verlassene Insel abdrängen. Ein Hund, seine Pflanzen, seine Bücher und die Musik sind seine letzten Begleiter.

Man liest dieses Buch gleichsam fasziniert und atemlos. Peter Höner ergründet kein Geheimnis. Aber er wird zum feinsinnig, stillen Begleiter eines Menschen, der sich nicht abbringen lässt. Die Art seines Erzählens ist gezollter Respekt. „Rocha Monte“ ist ein unaufgeregtes Meisterwerk!

Peter Höner, geboren 1947 in Eupen/Belgien, freischaffender Schriftsteller und Schauspieler, lebt und arbeitet auf dem Iselisberg im Kanton Thurgau. Nach Schauspielstudium und verschiedenen Enngagements als Theaterautor, Regisseur und Schauspieler und einem vierjährigen Afrikaaufenthalt veröffentlichte Peter Höner Romane, Theaterstücke und Hörspiele. Seit 2004 wohnhaft auf dem Iselisberg. Auf dem Iselisberg gründete er zusammen mit der Schriftstellerin Michèle Minelli die Schreibwerkstatt Schreibwerk Ost.

«Kenia Leak», Rezension auf literaturblatt.ch

„HG NEUNZEHN Der sonderbare Ausflug des Salvador Patrick Fischer in die analoge Welt“, Rezension auf literaturblatt.ch

Webseite des Autors

Lyrik und Sound mit Margret Kreidl (Lyrik) und Andrin Uetz (Gitarre) im Literaturhaus Thurgau

am Donnerstag, 31. August 2023 19.30 Uhr

Die österreichische Lyrikerin Margret Kreidl und der Musiker und Sänger Andrin Uetz treffen sich für einen Tag im Literaturhaus Thurgau in Gottlieben. Am Abend wird dann unter dem Dach des Literaturhauses präsentiert, was aus diesem einen Tag der intensiven gegenseitigen Auseinandersetzung entstanden ist. Eine einmalige Performance – ein künstlerisches Unikat! 

Bei diesem Format treffen sich verschiedene Kunstsparten; Grenzen und starre Muster lösen sich auf, und es kann in einem solchen Experiment Neues, Überraschendes entstehen – für das Publikum genauso wie für die Künstlerinnen und Künstler. Ein Abenteuer! 

Margret Kreidl, Dichterin und Performerin © Sandra Kottonau

Margret Kreidl, geboren 1964 in Salzburg; Studium in Graz; seit 1989 freiberufliche Schriftstellerin (Theaterstücke, Hörspiele, Prosa und Lyrik); seit 1990 Aufführungen im In-und Ausland, zum Beispiel 2016 am Centre Dramatique National de Montpellier. Zahlreiche Hörspiele für den ORF, seit 1995 auch regelmässige Buchpublikationen. Writer in Residence in Deutschland, Serbien und der Schweiz und Gastprofessorin in den USA. Seit 2015 Lehrende für Ästhetik und kreative Schreibwerkstatt an der Musikuniversität Wien. Margret Kreidl lebt in Wien. 

Andrin Uetz ist Musiker, Klanganthropologe, Veranstalter und Journalist. In seiner Dissertation untersuchte er die Soundscapes von Hongkong und entwickelte dabei die Methode der promenadologischen Fieldrecordings. Er interessiert sich insbesondere für Klang und Musik als soziales Phänomen, sowie für ortspezifische Interventionen. 

Die Veranstaltung wird vom Österreichischen Kulturforum in Bern unterstützt.

Sarah Elena Müller beschenkt das Sommerfestpublikum im Literaturhaus Thurgau mit einem literarischen Höhepunkt!

Sarah Elena Müller, 1990 in Amden geboren, ist vieles. Sie bewegt sich in Literatur, Musik, Virtual Reality, Hörspiel und Performance. Sie tritt im Spoken Pop Duo «Cruise Ship Misery» als Ghostwriterin und Musikerin auf, fungiert als Beatmakerin für die kongolesische Rapperin Orakle Ngoy und ist Mitbegründerin des feministischen Autor*innenkollektivs RAUF.

2015 erschien die Erzählung «Fucking God» beim Verlag Büro für Problem und seit 2019 leitet sie das Virtual Reality Projekt «Meine Sprache und ich» – eine Annäherung an Ilse Aichingers Sprachkritik. 2021 erschien der Szenenband «Culturestress – Endziit isch immer scho inbegriffe» beim Verlag der gesunde Menschenversand und heuer, von viel medialer Aufmerksamkeit begleitet, ihr Debütroman «Bild ohne Mädchen» beim Limmat Verlag.


In einem Interview erklärt Sarah Elena Müller, dass die Motivation, sich den Themen dieses Buches literarisch, erzählerisch zuzuwenden zu einem grossen Teil mit dem Umstand zu erklären sei, dass es in vielen Biographien zwischen 20 und 30 von aussen nicht erklärbare Brüche gäbe. Themen, weil es in ihrem Roman «Bild ohne Mädchen» um weit mehr als „nur“ Kindsmissbrauch geht. Es geht um Tabuisierung, um Schuldzuweisungen, die nicht relevant sind, um Einsamkeit mitten in der Familie, um Ausblenden und Wegschauen. 

Eigentlicher Protagonist ihres Romans ist die Sprache. Sarah Elena Müller erzählt nicht einfach die Geschichte eines Mädchens, das zur jungen Frau wird. Es ist als würde die Schriftstellerin alle Zwischenräume zwischen den Figuren malen, die Stimmungen, die Atmosphären, die Leeren, die Geister, das Fluide. Würde man nicht wissen, dass es ein Debüt ist, würde man denken, da schreibt jemand, der viel mehr will, als ein Buch schreiben, eine Geschichte erzählen.


In diesem kleinen Ort in den Bergen wohnen Aussteiger, Kulturflüchtige; die Mutter des Mädchens eine Künstlerin, der Vater Biologe und Aktivist, Ege, der Nachbar, einst Professor in Berlin. Sie alle Aussteiger auch in Sachen Verantwortung, denn für das Mädchen Verantwortung zu übernehmen, dafür macht sich niemand stark.

Kindsmissbrauch, Pädophilie – das sind Verbrechen, die in der Gesellschaft ebenso heftige wie schwer erklärbare Reaktionen hervorrufen. Es schwingt eine seltsam überdimensionale Betroffenheit mit, ebenso der Wunsch, lieber nicht damit konfrontiert werden zu wollen, sind doch die meisten Täter mitten in Familien oder im näheren Umkreis zu finden. 
Weder Vater noch Mutter geben dem Mädchen Antworten auf ihre Fragen. Höchstens ein immaginärer Engel, der das Mädchen begleitet, neben der Grossmutter das einzige Gegenüber, das sich dem Mädchen stellt. Das Mädchen macht sich ihre Welt selbst. Und dort, bei Ege, dem älteren Nachbarn, bei dem sie fernsehen darf, scheint sich das Tor zu eben jener Welt, die sich sonst verschlossen zeigt, zu öffnen. Und Ege zeigt ihr, wenn auch schmerzhaft, seine Form der Zuwendung.


Das Mädchen gibt durchaus Zeichen, die die Eltern hätten lesen können, wenn sie es denn gewollt hätten. Das Mädchen zieht sich zurück, ist Bettnässer, Einzelgängerin in der Schule. Aber die Eltern wollen nicht sehen.

Ein erstaunliches Buch, das das Publikum unter dem Dach des Literaturhauses bannte!

„Heiss und fiebrig war es, unterm Dach. Und getan haben wir, was die Menschen tun: fächeln und zuhören und was die Kängurus tun: die Unterarme nässen und sich der Hitze hingeben. Danke für dieses stimmungsvolle Sommerfest in Gottlieben, die Gastfreundschaft und die grünen Keckse, deren Ursprung im Spinat lag oder auch im Moos.“ Sarah Elena Müller 

Sarah Elena Müller und Ruth Loosli

Sommerfest 2023 in und ums Literaturhaus Thurgau

Über dem aktuellen Programms des Literaturhauses Thurgau steht ein Zitat der Dichterin Lisa Elsässer, die Anfang Mai Gast in Gottlieben war: „Vielleicht braucht es für die Genauigkeiten die totale Reduktion der inneren Betriebsamkeit.“

Lorenz Zubler, Präsident der Bodman-Stiftung

Lesen ist Reduktion. Schreiben ist Reduktion. Und mit Sicherheit ist eine Lesung, eine Darbietung, ein Sprechstück, Musik oder jegliche Performance eine Reduktion, eine Reduzierung auf das Wesentliche. Ob AkteurIn oder BesucherIn, ich fokussiere mich nicht nur auf das eine, das Geschriebene, Gehörte, Gesehene, Gesagte, ich reduziere meine Wahrnehmung auf das eine, vergesse mich.
In genau dieser Reduktion verbergen sich die grossen Tore des Seins, jene Tore, die keiner Zeit, keiner Distanz, nichts unterworfen sind, begrenzt nur durch die Fantasie, die eigene Innenwelt. Lesen und Hören, das wissen alle, die sich in den Sog eines Kunstwerks hineinlassen können, aber vor allem das Lesen, öffnet uns in der Reduktion Welten, die uns sonst verborgen blieben.

Darum lesen wir. Darum lassen wir uns von Sprache und Dichtung so gerne be- und verzaubern, weil es Tore sind in eine Seinsebene, die auftut, die letztlich konfrontiert und niederreisst, was uns sonst die Sicht vernebeln oder gar verhindern würde.
Darum braucht es Häuser wie das Literaturhaus Thurgau, ein Haus, das Räume aufschliesst, wie alle Orte, an denen sich Kunst manifestiert.
Von Betriebsamkeit, innerer Betriebsamkeit, sind wir nicht gefeit. Schon gar nicht in den Vorbereitungen zu einem solchen Fest, dem traditionellen Sommerfest unseres Literaturhauses.

Ruth Loosli mit ihrem Gedichtband «Ein Reiskorn auf meiner Fingerkuppe» mit Quirin Oeschger am Hackbrett

«Der Abend am Sommerfest im Literaturhaus Gottlieben war heiss! Er war umfassend schön. Wir haben geschwitzt, gelacht, uns der Sprache (und der Musik! dem Klang auf dem Hackbrett von Quirin Oeschger) ergeben: beim Zuhören, beim Text sprechen, beim Austausch (dort waren wir spontan, voller Interesse für das Gegenüber). DANKE für diese wunderschöne Einladung, für die umfassende Gastfreundschaft; auch an Monika Fischer … Das Haus an diesem Ort, an diesem Fluss, der hier „Seerhein“ genannt wird, ist magisch. Der ganze Abend (nach uns die Lesung von Sarah Elena Müller im Gespräch mit Gallus) geht in die Schatztruhe unvergesslicher Erinnerungen.» Ruth Loosli

Es braucht ein solches Fest. In all den Veranstaltungen übers Jahr wird die Literatur, das Wort, die Kunst gefeiert und mit ihr all die Tapferen, die sich in ihrer Kunst durch fast nichts entmutigen lassen.
An einem solchen Fest feiern wir das Literaturhaus selbst, das seit über zwei Jahrzehnten dem geschriebenen Wort Stimmen gibt, wo sich KünstlerInnen und LeserInnen begegnen, wo vom Erdgeschoss bis unters Dach der Sprache eine Heimat gegeben wird.
Wer die Liste all jener durchschaut, die einst in diesem Haus lasen oder für eine gewisse Zeit in der Gästewohnung lebten und schrieben, ist beeindruckt, wie sehr dieses sonst so stille Haus von Bedeutsamem durchflutet wurde.

Sarah Elena Müller und ihr Debüt «Bild ohne Mädchen»

Letzthin besuchte mich hier in Gottlieben eine Schriftstellerin, mit der ich bislang nur schriftlich Kontakt hatte, die ich aber immer wieder eingeladen hatte, diesem magischen Ort einen Besuch abzustatten. So holte ich sie am Bahnhof ab und spazierte mit ihr bei schönstem Sommerwetter zum Literaturhaus. Sie warf nur einen einzigen Blick auf die Fassade des Hauses und war gebannt. Ich zeigte ihr das Haus und wir machten einen Spaziergang bis nach Konstanz. «Gibt es einen schöneren Ort?», fragte sie. Sie war hingerissen und versprach, alles daran zu setzen, bald möglichst in diesen Mauern als Gast leben und schreiben zu dürfen.

Dass dieses Haus in einer Zeit von Optimierung, vielfältigen Bedrohungen, von Sparrunden und Verunsicherungen funktioniert, gedeiht und bis weit über die Landesgrenzen hinaus wirkt, ist all jenen Menschen zu verdanken, die sich für dieses Haus einsetzen: allen voran die Bodman-Stiftung mit ihrem Präsidenten Lorenz Zubler, den spendablen Gönnerinnen und Gönnern, dem Kanton und ganz speziell der Geschäftsstellenleiterin Monika Fischer und der guten Seele im Haus, der Handbuchbinderin Sandra Merten.

Eigentlich erstaunlich, wie wenig Besatzung dieses Schiff durch all die Stürme segelt!

«Worte sieben» Zu den Schriftbildern von Ruth Loosli, von Julia Röthinger

«Und doch / müssen wir reden / weil wir Menschen sind», schreibt Ruth Loosli in einem ihrer Gedichte, und macht genau dies in und mit ihrem künstlerischen Werk, das Lyrik und erzählerische Prosa ebenso umfasst wie die stetig anwachsende Zahl an Schriftbildern, von denen hier eine Auswahl zu sehen ist. Leicht, aber nie leichtsinnig, gehaltvoll, aber nie schwer umkreist Ruth Loosli in ihrer Sprach- und Bildkunst die conditio humana, das menschliche Dasein, das geprägt ist von Freud und Leid, von Liebe und Verlust, von Zweisamkeit, aber auch Einsamkeit, von der Ohnmacht des Einzelnen in einer Welt, in der man Krisen und Kriegen hilflos gegenüber steht. Doch es gibt auch Hoffnung. Knochenarbeit; grün lautet der Titel einer der Zeichnungen Ruth Looslis, auf der der grüne Stängel einer Pflanze zu sehen ist, der aber auch ein Knochen sein könnte. Es ist kein gerader Pflanzenknochen, wenn er auch aufrecht ist: er hat einen Knick, ist gebeugt worden, sei es durch Hagel, sei es durch Unachtsamkeit, dass sich jemand mit groben Schritten durch das Gras bewegt und diese aufblühende Pflanze mit einem schweren Tritt geknickt hat. Und doch steht er da, dieser Pflanzenstängel, unbeirrt. Nicht immer ist das Wachsen ein geradliniges, oft genug nimmt es einen Umweg, oft genug ist es auch schwere Arbeit, wie die schwarzen Punkte andeuten: gleich den Jahresringen eines Baumes markieren sie die Entwicklungsschritte, Momente der Verdichtung, bis schliesslich oben die Blüte wächst, ein filigraner Fächer, ein zartes Gebilde, das aus dieser schweren Knochenarbeit hervorgegangen ist. Die Knochenarbeit kennen wir alle, als das Wachsen der Knochen, aber auch als eine intensive und mühevolle Arbeit. Auch Kunst ist eine Knochenarbeit, etwas das wächst und sich ent-wickelt, das gedeiht und oft genug auch Früchte trägt.

«Poesie ist Zuwendung zu Menschen, Dingen, der Natur. Ruth Loosli macht es in ihren wachen Gedichten vor.» Ilma Rakusa

Ruth Loosli «Ein Reiskorn auf meiner Fingerkuppe», Caracol, 128 Seiten, CHF ca. 20.00, ISBN 978-3-907296-28-8

1959 in Aarberg im Berner Seeland geboren, lebt und arbeitet Ruth Loosli seit 2002 in Winterthur. Seit mehr als zehn Jahren tritt sie mit ihrem lyrischen und erzählerischen Werk in Erscheinung, nicht zuletzt auch mit ihren Schriftbildern, in denen Ruth Loosli das Wort von seiner Abstraktheit entkleidet und es in seiner Bildhaftigkeit darstellt, wodurch sie dessen verborgenen, nicht immer offensichtlichen, manchmal überraschenden Kern herausschält. Da folgt ein seufzendes oh auf honolulu und setzt sich fort in immer weiteren oh´s, an die sich wieder neue oh´s anschliessen, bis all diese oh´s eine Insel bilden, eine Insel des Seufzers, eine Insel der Sehnsucht, eine Insel, in der das oh auch zum ho wird: zum Anfangslaut Honolulus, als ginge die Insel aus dem gehauchten Laut hervor. Oder wir lesen: frau steht am fenster und sehen das Fenster in der Schraffur der Worte, indem sich fenster an fenster reiht, ein Rechteck bildend, geschwungene Linien, als fingen sie die Reflexion des Fensterglases ein, und als träte aus dieser Reflexion die Frau hervor, im schwungvoll ausgeführten f. Und so siebt Ruth Loosli die Worte, prüft sie, klopft sie ab, niemals eindeutig, immer mehrdeutig. Ihre Schriftbilder zeigen uns den Resonanzraum, der hinter den einzelnen Worten steht.

 

Stets lotet Ruth Loosli dabei in ihrer Arbeit die Dimensionen des menschlichen Daseins aus, sein Auf und Ab. Kummer und Tränen werden vom Fluss des Lebens mitgetragen und reingewaschen, Narben verwachsen und neue Haut legt sich über alte Wunden. Es ist der feine Humor, der Welt und dem Dasein trotz aller Verletzungen heiter und offen zu begegnen, der eine Leichtigkeit über ihre Kunst legt. In ihren Schriftbildern, die Miniaturen gleichen, entfaltet sie eine ganze Welt und eröffnet einen Gedankenkosmos, der für das Suchen und Umkreisen steht, für die Verortung des Ichs in der Welt, und der einlädt zum Miteinander-Reden. Die Kunst von Ruth Loosli nimmt sich der Welt und des Menschen an und bewahrt sich eine ganz eigene Ästhetik, in der sich die Weite im Detail zeigt. Bleibt zu wünschen, dass Ruth Loosli mit ihrer Arbeit noch möglichst viele Menschen berühren und miteinander verbinden kann.

Julia Röthinger

Die Ausstellung ist immer offen, wenn Lesungen laut Programm des Literaturhauses stattfinden. Die Künstlerin freut sich, mit Interessierten ins Gespräch zu kommen und ist zusätzlich anwesend am:
Samstag,  9. September von 16-18 Uhr
Sonntag, 15. Oktober von 16-18 Uhr (Finissage inklusive Kurzlesung, falls erwünscht); Kontakt für Anfragen: ruth.loosli@gmail.com

Ruth Loosli, geboren 1959 in Aarberg und im Seeland aufgewachsen. Ein erster Gedichtband «Aber die Häuser stehen noch» erschien 2009. Nach weiteren Lyrikveröffentlichungen erschien 2021 ihr erster Roman «Mojas Stimmen». Aktuell ist ihr Gedichtband «Ein Reiskorn auf meiner Fingerkuppe» mit Schriftbildern der Autorin.