«Literatur am Tisch» mit Andreas Neeser und seinem neuen Roman «Wie wir gehen»

Am Mittwoch 4. März besucht Andreas Neeser mit seinem neuen Roman «Wie wir gehen» den Literaturport Amriswil. Wer das Buch bereits gelesen hat und mit dem Autor am Tisch über sein Schreiben, die Literatur und den Roman diskutieren möchte, ist herzlich an den Tisch eingeladen. Für Essen und Trinken ist gesorgt. Der Mindesteintritt ist 30 CHF. Eine Anmeldung unter info@literaturblatt.ch ist unbedingt erforderlich!

4. März, 20 Uhr, Maihaldenstrasse 11, «Literatur am Tisch»
mit Andreas Neeser

Mona steht mitten im Leben. Von Pierre hat sie sich getrennt, ihre Tochter Noëlle geht zunehmend eigene Wege. Ganz am Anfang hingegen ist die Beziehung zu ihrem Vater Johannes. Die beiden sind sich schon viel zu lange fremd – dabei geht sein Leben langsam dem Ende zu. Solange Zeit ist, will Mona mit ihrem Vater ins Gespräch kommen. Doch wie soll sie Zugang zu diesem spröden, gebrochenen Mann finden?
Sie bittet ihn, seine Geschichte auf ein Diktiergerät zu sprechen. Erzählerisch brillant spannt Neeser den weiten Bogen von Johannes’ Kindheit, in der
er als Verdingbub auf dem Bauernhof seines Onkels schuftet, bis in die Gegen- wart, in der sich ihm seine Tochter behutsam annähert: Welche Seele denkt und fühlt in diesem Menschen? Was für ein Leben hat ihn so werden lassen? Und wie wäre es möglich, einander doch noch lieben zu lernen? Andreas Neeser entwickelt einen feinsinnigen Familien- und Generationenroman: leise und voll poetischer Kraft.

«Literatur am Tisch» hat Tradition und ist ein Ereignis von besonderer Gute:

«Es war ein wunderbarer Abend mit wunderbaren Menschen und wunderbaren Gastgebern, und der Duende, dieser Geist, der dem Mark des Lebens die Bühne bereitet, legte sich auf die Runde und befeuerte die Energie des Erzählens, der Geschichten und des Redens über Geschichten, die den Menschen die Seele reinigen.
So war es, in Amriswil, am 29. Mai 2019, bei Irmgard und Gallus Frei-Tomic, deren Herzenskraft der Literatur den Rücken stärkt.» Patrick Tschan

«Ein Wunder, das sich Dank Gallus und Irmgard ereignet. Schön, mit Gallus einen Bruder im Geiste zu wissen, einen Verbündeten, der wie ich nicht leben kann und will ohne Bücher, ohne Geschichten, einen, der wie ich brennt für die Literatur. Danke, durfte ich Platz nehmen an besagter Tafel und meine Novelle zur Diskussion stellen.» Hansjörg Schertenleib

«Schön gibt es die Hauslesungen und «Literatur am Tisch» bei Irmgard und Gallus Frei-Tomic, wo man die Begegnung zwischen Leser/in und Autor bei bester Verköstigung üben und «likes» oder «unlikes» ausgiebig diskutieren darf. Ein grosses Dankeschön nach Amriswil. Weiter so!» Jens Steiner

«So eine Literatur am Tisch sollte es überall geben. Meiner Meinung nach schreiben viele Autor/innen genau für sie: Menschen, die sich vertieft und intensiv, mit viel Liebe und Neugier, mit Literatur auseinandersetzen.» Bettina Spoerri

Anmeldestand: 9 Anmeldungen, 3 Stühle frei

Patrick Tschan mit «Der kubanische Käser» in Amriswil

Ein grosser Tisch, darauf Leckereien und Wein, rundum Gäste, dazwischen Bücher. «Literatur am Tisch» hat Tradition; Angelika Waldis, Jens Steiner, Hansjörg Schertenleib u. a. waren schon Gäste am Tisch in Amriswil. Patrick Tschan brachte seinen neuen Roman «Der kubanische Käser» und einen «Kuba Mutschli» der Käserei Stoffel aus Unterwasser im Toggenburg, dem Ausgangspunkt Tschan Romane «Polarrot» und «Der kubanische Käser».

Traditionelle Lesungen sind das eine. Aber wenn sich interessierte Menschen, die das Buch bereits gelesen haben, an einem gedeckten Tisch mit dem Schriftsteller treffen, dann schlägt Literatur ganz andere Wellen. Dann wird fassbar, was Schreiben bedeutet, deutlich, was Leidenschaft erschafft, durchscheinend, wie Literatur entsteht.

«Irgendwann im April 2019 tat der Säntis einen Schritt zu Seite und rief derart verheissend nach Noldi, dass sich der Chäserrugg aus Erbarmen duckte, damit der Gallus seine Einladung über den Walensee, die Bündner Alpen, das ligurische Hochgebirge und den Anfang des Apennins bis aufs offene Meer rufen konnte, diese weiter klang, am hohen Atlas-Gebirge nach Westen abbog, sich über den Atlantik bis in die Karibik kämpfte, wo gerade jetzt der Noldi vor seine Mine trat, ganz weit weg ein ungewohntes, aber doch vertrautes Geräusch hörte, auf den Karstkegel stieg um es besser zu hören, jetzt sicher war, dass der Gallus aus Amriswil zu «Literatur am Tisch» lud, worauf der Noldi sogleich ein Mutschli und einen Grind einpackte, die Beine unter die Arme nahm, dieses Tal, indem das Glück kubanisch sprach, verliess, einschiffte, über den Atlantik segelte, in Genua anlegte, noch einen Gang höher schaltete um ja rechtzeitig am Tisch mit Käse, Brot und Wein, an der St. Gallerstrasse 21, bei Irmgard und Gallus Frei-Tomic einzutreffen.
Es war ein wunderbarer Abend mit wunderbaren Menschen und wunderbaren Gastgebern, und der Duende, dieser Geist, der dem Mark des Lebens die Bühne bereitet, legte sich auf die Runde und befeuerte die Energie des Erzählens, der Geschichten und des Redens über Geschichten, die den Menschen die Seele reinigen.
So war es, in Amriswil, am 29. Mai 2019, bei Irmgard und Gallus Frei-Tomic, deren Herzenskraft der Literatur den Rücken stärkt.» Herzlich Patrick

«Ein Tisch. Ein Buch. Ein Autor. Sechs Leserinnen. Zwei Leser. Das sind in diesem Fall die Zutaten fürs Zusammensein am Familientisch. Angerichtet haben die Schose Irmgard und Gallus Frei-Tomic in Amriswil. Gestern stand Patrick Tschan mit seinem Buch «Der kubanische Käser» im Zentrum zwischen Chüeboden, Brot, Murmeli, Weingläsern, Käsesorten, Noldi Abderhalden aus Alt St. Johann im Jahr 1620 und ziemlich lauten Fürzen. ‹Es war ein hueren Puff zu dieser Zeit in dieser Ecke der Welt›, steht im Buch. Ein sauschöner Abend. Herzlichen Dank an Patrick, Irmgard, Gallus, die andern und an den ‹Kugelfang-Noldi›!» Gregor Meili.

«Der kubanische Käser» ist aber noch mehr als ein Roman: In szenischen Lesungen zusammen mit Schauspielerinnen und Jodlerinnen soll «der Käser» in Zukunft die Kleinbühnen beleben. Die Vorbereitungen dazu sind in vollem Gange (Informationen).

 

Patrick Tschan «Der kubanische Käser», Zytglogge, Gast in Amriswil

Noldi Abderhalden, den ein schauderhafter Rausch aus seinem geliebten Toggenburg (Tal in den Schweizer Voralpen) 1620 in die Hände von Söldnern trieb, wird durch Zufall ein Kriegsheld. Aber statt auf seinen Lorbeeren auszuruhen und ein Leben lang von diesem einen, glorreichen Moment zu profitieren, schwemmt ihn sein Verlangen nach mehr bis in ein abgelegenes Tal auf Kuba, wo er die Zeit seines Dienstes für die Krone aussitzen muss.

In Europa tobt der Dreissigjährige Krieg. In manchen Gegenden dezimiert er zusammen mit Seuchen, Armut und Hunger die Bevölkerung um mehr als die Hälfte. Ein jahrzehntelanges Gemetzel, bei dem es vordergründig um den rechten Glauben geht, aber eigentlich nur um Macht, Besitz und Geltungssucht, ein Morden, das bis in die entferntesten Winkel vordringt und das Antlitz Europas für immer grundlegend verändert.

Anwerber der Spanischen Armee streifen durch die Lande und suchen nach Frischfleisch für den Kampf gegen den Protestantismus. In einer eisigen Winternacht, in der Noldi Abderhalden seinen Liebeskummer im Schnaps zu ertränken versucht, setzt er sturzbetrunken sein Zeichen unter einen Vertrag, wird als Sechzehnjähriger mitgenommen, um irgendwo und überall im Namen des richtigen Glaubens Köpfe rollen zu lassen. Nach Ausbildung, Drill und Entjungferung rettet er in einer Schlacht das Leben seines Kommandanten Gómez Suárez de Figueroa, schlägt eine dahersirrende Kanonenkugel mit blossen Fäusten aus seiner tödlichen Bahn, wird zum umjubelten Held, gelangt bis an den Hof des Königs, wo er aber wegen seiner unstillbaren Lebenskraft und Leidenschaft für Jahrzehnte in die spanische Kolonie Kuba verbannt wird, um dort eine Hand voll Schweizer Kühe zur Herde werden zu lassen.

Noldi Abderhalden erwacht zu spät, mehr als einmal. Aber Noldi Abderhalden ist es gewohnt, in die Hände zu spucken und die Dinge anzupacken. Er sitzt seine Zeit nicht einfach ab, sondern mausert sich auf der anderen Seite der Welt zum Züchter, Käser und Geschäftsmann. Sogar das Donnerrollen, das aus seinen Lenden zu stammen scheint, bekommt er in den Griff, lernt Liebe kennen und das Glück des Tüchtigen. Nur die Sehnsucht nach dem kleinen Tal zwischen Säntis und Churfirsten lässt sich nie ganz zähmen, ob im Geschmack seines Käses oder nach dem Verstreichen seiner besiegelten Pflicht.

Patrick Tschan ist gelungen, was er wirklich kann. Er mischt Historie mit Fiktion, würzt mit Humor und träfer Sprache, heizt ordentlich mit schnoddriger Schärfe und fast südamerikanischer Erzählfreude und formt eine Geschichte, die in eidgenössischer Literaturlandschaft seinesgleichen sucht. Der Roman strotzt vor Helvetismen, es wird gewettert (gleich mehrdeutig) und geflucht, dass es eine Freude ist. Ob ‹Heilandsack›, ‹huere Feigling› oder spanisch ‹Me cado en la lache!‘, Patrick Tschan erzählt nicht zimperlich. Mehr als einmal bebt das Zwerchfell während des Lesens, mehr als einmal überrascht Patrick Tschan durch das Tempo in seinem Erzählen. Schon einmal war der Ursprung eines Tschan’schen Abenteuers das kleine Toggenburg im Kanton St. Gallen. Damals war es im Roman „Polarrot“ Jack Breiter, der zuerst als Heiratsschwindler in St. Moritzer Hotels sein Glück versucht und später den Nazis das Polarrot für ihre Fahnen hektoliterweise verkauft. Noldi Abderhalden, der mit zwölf durch ein Unglück zusehen muss, wie seine Eltern sterben müssen, ist das, was man ein «Stehaufmännchen“ nennt, Archetyp dessen, was den einen oder andern auch in der Gegenwart an der Gerechtigkeit zweifeln lässt. Was die Geschichte so sehr lesenswert macht, ist dieser ganz eigene Ton, den Tschan für seine Heldengeschichte trifft. Ein Roman mit grossen Händen, starken Oberarmen und markigen Sprüchen!

Am 29. Mai, 2019, bringt Patrick Tschan seinen neuen Roman „Der kubanische Käser“ an die St. Gallerstrasse 21 in Amriswil. Wer das Buch bis zu diesem Datum gelesen hat und mit Schriftsteller und Gästen diskutieren und austauschen will, ist mit Anmeldung (info@literaturblatt.ch) herzlich bei Irmgard & Gallus Frei-Tomic eingeladen. Die Runde beginnt um 19 Uhr, dauert bis ca. 21 Uhr und kostet inkl. Speis und Trank 30 Fr.

Ein paar Fragen an Patrick Tschan:

Schon in deinem Roman „Polarrot“ fragte ich mich, wie der Mann aus Allschwil bei Basel an seine Geschichten kommt, die nun schon ein zweites Mal im Toggenburg, das so weit weg vom Nabel der Welt scheint, seinen Ursprung haben? Liegen dort die besseren Geschichten als in der Stadt Basel? Oder braucht es einen dicken Nacken, der all das tragen kann, was deinen Protagonisten in die Quere kommt?
Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Bei Breiter könnte es sein, dass der vorlagegebende Onkel aus dem Thurgau kommt und dies für eine Romanfigur nicht unbedingt eine literaturgeschwängerte Region ist. Und so fiel mir das Toggenburg mit seinem «Armen Mann» ein. Beim Abderhalden war die interessante konfessionelle Konstellation im Toggenburg interessant. Und ein Ort, wo die Berge Frümsel, Hinterrugg, Chäserrugg, Leistchlamm, Brisi oder Schafsberg und Alpen Chüeboden, Vrenechele, Obere und Untere Schnebere oder Chreialp heissen, der schreit geradezu als literarische Kulisse verwendet zu werden.

Neben den Ortsbezeichnungen sind es aber vor allem Flüche und Kraftausdrücke, die du in deinem Roman zu einem Mantel Abderhalden werden lässt. Abderhalden, der Käser aus dem Toggenburg, schlägt sich zwar wacker im Dreissigjährigen Krieg, ist aber alles andere als ein Schläger oder Grobschlächtiger. Seine Flüche, seine Jodler sind wie die Türme seiner eigentlich so sehr gebeutelten Seele. Flüche als eine Art der Befreiung? Liest man deine im Roman verwendeten Flüche, dann sind sie Banner der Verbildlichung innerer Zustände, so ganz anders als die Flüche heute, die ausgerechnet eine Ausdrucksform der Liebe in den Dreck ziehen. War da pure Lust oder auch ein bisschen Rehabilitation jener Kraftausdrücke, die Leiden-schafft?
Wohl beides. Ein Noldi Abderhalden ist nicht einer, der sich hinsetzt und sein Verhältnis zu Gott, der Welt, der Liebe und den Frauen reflektiert, dies dann den Lesenden fein säuberlich mitteilt. Das wäre berichtet statt erzählt und somit langweilig. Also jodelt und flucht Noldi, wenn seine Gefühlswelt wieder mal derart von Gott, der Welt, der Liebe und den Frauen durcheinandergeschüttelt wird, dass er nicht mehr weiss, ob die Chreialp wirklich da oben ist und der Chässerugg nicht in den Walensee gefallen ist. Ja, und die alten Flüche sind wahrlich eine Lust, stecken doch eine Menge überlieferter lokalgefärbte Gefühls- und Glaubenswelten in ihnen, Heilandsack!

Der dreissigjährige Krieg, wohl einer der vernichtensten Kriege gemessen an der damaligen Bevölkerung, ist der Grund dafür, dass Noldi Abderhalden gegen Bezahlung für 10 Jahre in den Dienst der Spanischen Krone in Schlachten zog. Kriege, die an Brutalität kaum zu überbieten waren. Er ist Schauplatz seiner und deiner Heldengeschichte. Eine Heldengeschichte, die wie alle Heldengeschichten nicht nach Wahrheitsgehalt gemessen werden kann und soll. Wir brauchen sie. Je verrückter, desto wirkungsvoller. Und weil die Literatur alles darf, ist sie der ideale Ort, um Heldengeschichten zu produzieren. Literatur als «Opium für das Volk»?
Leider rauchen viel zu wenige aus dem Volk diese Art von Opium. Obwohl: ein paar gute Geschichten gut erzählt wären wohl für viele Wunden heilsamer als mutlose, nach Aktualitäten schielende Mainstream-Berichte.

Wenn erzählt wird, sind es die Momente, in denen Brüche entstehen, die bannen. Noldi verliert als Kind seine Eltern, muss der Katastrophe zuschauen. Im Krieg ist er es, der im Moment eingreift, etwas aus der logischen Konsequenz buxiert. Das, was ihm als Kind damals unmöglich war. Manchmal sind wir zum reagieren verdammt, manchmal gelingt es uns zu agieren. Noldi ist in deinem Roman einer, der es in die Hand nimmt. Das braucht es in einer Welt, in der sich alle so schnell stets als Opfer sehen. Richtig?
Das hast Du wunderbar gesagt, mit den Brüchen. Am besten sind sie dann, wenn sie aus der Figur kommen. So wirkt jedes Klischee weniger klischeehaft. Der Noldi nimmt ja erst in Kuba sein Leben in die Hand; mit dem Entschluss zu käsen. Vorher hätte er viele Gründe gehabt, sich selbst zu veropfern. Aber dieses gibt es in der Manstream-Gegenwartsliteratur ja genug. Das ist auch nicht spannend, das berichtet und erzählt nicht.

Vielen Dank und deinem Buch die verdienten Leserinnen und Leser!

Patrick Tschan, 1962 in Basel geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie, führte in zahlreichen Theaterstücken Regie und ist seit vielen Jahren in der Werbung und Kommunikation tätig. Er ist Präsident der Schweizer Schriftsteller-Fussballnationalmannschaft. Zuletzt erschienen von ihm die Romane «Keller fehlt ein Wort» (2011), «Polarrot» (2012),»Eine Reise später» (2015) bei Braumüller. «Der kubanische Käser» ist sein erstes Buch bei Zytglogge.
Beitragsbild © Gallus Frei-Tomic
8. Literaturblatt

Ich lade Sie ein: Mit Hansjörg Schertenleib an einem Tisch!

Am Mittwoch, den 13. Februar liest und diskutiert Hansjörg Schertenleib mit Gästen am Esstisch an der St. Gallerstrasse in Amriswil über seine Novelle «Die Fliegengöttin». Bei Wein, Käse, Brot und mehr sind sie herzlich eingeladen, mit dem Autor über sein Buch, das Schreiben, Literatur und das Leben als Schriftsteller zu diskutieren. Für 30 Fr. ist Ihnen ein ganz besonderer Genuss gewiss.

Der Abend beginn um 19 Uhr. Eine schriftliche (info@literaturblatt.ch) oder telefonische Anmeldung (071 695 36 69) ist wegen beschränkter Platzzahl unbedingt erforderlich. Der Abend schliesst spätestens um 21.30 Uhr. Vorteilhaft für ein gutes Gespräch; Sie haben «Die Fliegengöttin» gelesen!

«Die Fliegengöttin» bewegt. Hansjörg Schertenleib bewegt. Ein alt gewordenes Paar kämpft sich nach vielen gemeinsamen Jahren durch den Alltag. Er von Zweifeln und Schuld getrieben, sie eingeschlossen in ihre Krankheit. Er an seinen Grenzen, sie verloren weit über Grenzen hinaus. Hansjörg Schertenleib schrieb keine Novelle um die Krankheit Alzheimer, sondern um einen Mann, der an sich und seiner Situation zu zerbrechen droht.

Es geschah schon öfters, dass ich mit meiner Frau bei einem Spaziergang darüber sprach, was mit uns geschehen wird oder würde, wenn jemand von uns beiden erkrankt oder sterben wird. Etwas, was nicht einfach Möglichkeit ist, sondern irgendwann Tatsache wird.

Eilis und Willem sind seit vielen Jahrzehnten ein Paar, gemeinsam alt geworden, nachdem die Kinder aus dem Haus ausgezogen waren. Willem kam als junger Mann in Irland mit dem Schiff an Land, hat ein Leben hinter sich gelassen, eine schwangere Frau, eine Geschichte, die er mit niemandem teilte. Er lernte Eilis kennen, eine Frau, die ihn mit ihrer Bestimmtheit bezauberte, mit der Art, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Es kamen Kinder, Arbeit, Aufgaben, bis Willem erneut gezwungen war, sich mit quälenden Realitäten auseinanderzusetzen, diesmal ohne äussere Flucht, dafür umso mehr mit einer inneren.
Eine Tochter stirbt und ein Sohn stellt sich verkrusteten Konventionen entgegen. Dem einen hat er nichts entgegenzusetzen, dem andern verschliesst er sich, trotz dargebotener Hand seines Sohnes. Willem beginnt sich treiben zu lassen, lässt sich auf eine Beziehung mit der Frau seines besten Freundes ein. Und nun im Alter, nach dem gegenseitigen Versprechen, sich nicht mit einer Krankheit alleine zu lassen und dem anderen ein unwürdiges Dasein zu ersparen, ist Willem allein. Neben Eilis, die sich durch Alzheimer fast ganz aus ihrem Körper verabschiedete. Er spürt seine aufkommende Härte, dass ihm auch hier die Kraft fehlt, zu seiner Realität zu stehen. Wie damals, als er eine Schwangere sitzen liess, wie bei seiner Tochter, die er sterben lassen musste, wie in der verschütteten Beziehung zu seinem Sohn, der Lüge in seiner Liebe zu Eilis und einem Versprechen, dem er nicht standhält.

Eilis und Willems Ehe ist wie ein Haus mit vielen Zimmern. Ein Haus mit Zimmern, die unwiederbringlich geschlossen und verloren sind, ein Haus, aus dem Willem immer mehr verdrängt wird.

Hansjörg Schertenleib Novelle ist von so ergreifender Zartheit und Klarheit, dass man während der Lektüre zum Atemholen gezwungen wird. Hansjörg Schertenleib leuchtet in die Tiefen Willems, beschönigt nicht, obwohl in vielen seiner beschriebenen Szenen genau die Zartheit schimmert. Hansjörg Schertenleib leuchtet nicht aus, lässt Schatten im Verlaufe der Geschichte noch grösser werden, lässt offen, deutet nur an. Es sind die Szenen zwischen Eilis und Willem, die Dialoge, die keine wirklichen mehr sind, die Berührungen, die im Nichts verlaufen, die leeren Gesten, die leeren Sätze von Eilis genauso wie von Willem. Ich als Leser spüre die Ausweglosigkeit, die Verzweiflung in Willems Situation, ohne dass ich während des Lesens mit in die Tiefe gezogen werde. Es ist die Art des Schreibens, Hansjörg Schertenleibs Sprache, die das verhindert, all die überaus starken Szenen, die ein Vielfaches von dem erzählen, was geschrieben steht.

Ein Interview mit Hansjörg Schertenleib:

Ein Mann, der seine an Alzheimer erkrankte Frau bei sich zuhause behält, gegen den Rat fast aller, weil sie sich einst ein Versprechen gaben. „Fliegengöttin“ ist eine Liebesgeschichte über Grenzen hinaus, ein Glaubensbekenntnis an die Kraft der Liebe bei aller Bürde und ein Buch über die Macht des Versprochenen. Sind Versrechen nicht längst antiquiert?Versprechen sind in der Tat antiquiert. Ich bin aber ein altmodischer Autor (und Mensch…) der grossen Wert legt auf Begriffe wie ‹Loyalität›, ‹Moral›, ‹Ehrlichkeit›. Ich mag keine Menschen und keine Erzählfiguren, die sich vor Verantwortung drücken.

Willem und Eilis sind Jahrzehnte zusammen, haben Stürme überlebt, selbst den Tod der einen Tochter. Alzheimer ist Hein Sturm, sondern eine langsam werdende, ewig dauernde Flaute. Wer lange mit jemandem zusammen ist, wer in Partnerschaft alt wird, muss sich irgendwann der Tatsache stellen, dass jemand unheilbar krank werden könnte, der eine zuerst stirbt. Warum glaubt der Mensch, sich den Fragen des Sterbens verschliessen zu können?
Weil der Mensch in der Regel die Tendenz hat, Problemen aus dem Weg zu gehen. Literatur darf dies nicht. Sie muss sich den Problemen stellen, muss sie verhandeln und in Geschichten verwandeln. Wobei es mir gerade bei existenziellen Problemen sehr wichtig ist, das Schwere leicht zu machen und zum Schweben zu bringen. Was im Fall meiner Novelle ‹Die Fliegengöttin› eine nicht eben einfache Aufgabe war. Ich will die Leserschaft mit einem guten Gefühl aus dem Text entlassen, ohne jedoch schön zu malen und Problemen aus dem Weg zu gehen.

Sie schreiben sich ganz nah an das Paar Eilis und Willem. Es ist unvermeidlich, dass ich als Leser glauben muss, sie wären tatsächlich Zeuge gewesen. Es sind die beschriebenen Gesten und vor allem die Dialoge mit der an Alzheimer erkrankten Ehefrau, die die Novelle in anrührender Zärtlichkeit so sehr authentisch machen. Alzheimer ist viel mehr als bloss ein Aufhänger in einer Geschichte um Liebe und Freundschaft. Kann man seinen Personen in einem Roman als Schriftsteller auch zu nahe treten?
So man als Autor seine Figuren mit Respekt behandelt, kann man ihnen nicht zu nahe treten, nein. Wobei es in meiner Arbeit immer auch um die nötige Distanz geht – diese zu finden und dennoch Nähe zu schaffen, ist eine der Schwierigkeiten, die sich am Schreibtisch stellen.

Sie beweisen sich in allen Ihren Büchern als Meister der „Beziehungs-inszenierung“. Es sind nie Nabelschauen. Die Personen werden nie nackt, keine geozentrierte Reflexion. Sie reduzieren das Personal Ihrer Bücher auf das Minimum, auch das, was erzählt werden muss. Wirkt die Landschaft Ihres Schreibortes in Irland?
Selbstverständlich hat mich die Landschaft Irlands – oder Donegals, um genau zu sein – beeinflusst, was meine Sprache, meinen Satzbau, meinen Duktus und den Rhythmus meiner Sätze betrifft. Nach 22 Jahren Irland bin ich nun freilich weitergezogen. Neuer Schreib- und Denkort ist die kleine Insel Spruce Head Island an der US-Ostküste Maines. Auch diese Landschaft wird mein Schreiben ohne Zweifel entscheidend beeinflussen.

Willem trägt viel Schuld mit sich, ungeteilte Schuld. Eine schwangere Frau, die er einst sitzen liess, eine Verantwortung, vor der er floh. Den einen Sohn, dessen Neigungen er nicht akzeptieren will und kann. Seitensprünge mit der Frau seines Freundes. Und mit der Krankheit seiner Frau, bei der er dieser eine Versprechen einzulösen hätte, sein Unvermögen, sein Zögern, die Blicke seiner Frau. Wie entscheidet der Schriftsteller, wie viel er in ein Buch „einpacken“ kann?
Das entscheide nicht ich, der Autor, das entscheidet die Geschichte, die ich erzähle. Handlungen der Figuren müssen motiviert werden, damit sie für die Leserschaft nachvollziehbar sind. Allerdings ist es wichtig, eben diese Handlungen nicht zu stark zu motivieren, da sonst die Gefahr des ‹Holzschnittes› besteht und komplizierte Vorgänge, und das sind alle Vorgänge zwischen Menschen, zu sehr zu vereinfachen. Auch hier muss die richtige Mischung gefunden werden. Was bedeutet, das ich nach der 1. Fassung in den folgenden 2. und 3. Fassungen in erster Linie streiche, streiche, streiche.

Ich danke Hansjörg Schertenleib für das Interview.

© Milena Schlösser

Hansjörg Schertenleib, geboren am 4. November 1957 in Zürich. Ausbildung zum Schriftsetzer/Typographen; Besuch der Kunstgewerbeschule Zürich. Seit 1982 freier Schriftsteller. Lebte in Norwegen, Wien, London, Boston und Berlin, zwischen 1996 und 2016 in einem ehemaligen Schulhaus aus dem Jahr 1891 im County Donegal in der Republik Irland, seit 2011 zeitweise in Suhr im Kanton Aargau und seit 2016 auf Spruce Head Island in Maine, USA. Besitzt seit 2003 die irische Staatsbürgerschaft.

Webseite des Autors

Beitragsbild © Sandra Kottonau

«Literatur am Tisch» mit Jens Steiner und seinem Roman «Mein Leben als Hoffnungsträger»

Am Montag, 15. Januar 2018, liest und diskutiert Jens Steiner. Alle Interessierten sind zu dieser ganz «privaten» Runde eingeladen. Um 19 Uhr zu Wein, Brot und Käse am grossen Esstisch an der St. Gallerstrasse 21 in Amriswil TG! Einzige Voraussetzung für eine Teilnahme: Sie sollten das Buch gelesen haben! Melden Sie sich an und seien Sie dabei. 30 CHF inkl. Konsumation. info@literaturblatt.ch.

Rezension auf literaturblatt.ch!

Unregelmässig findet an unserem grossen Esstisch «Literatur am Tisch» statt: Eine Autorin oder ein Autor wird zusammen mit seinem neusten Buch zu Tisch geladen, ebenfalls maximal 10 Gäste, die das Buch gelesen haben. Man trinkt ein Glas Wein (oder mehr), geniesst Häppchen aller Art und unterhält sich, setzt sich angeregt und manchmal auch kritisch mit dem Buch, dem Schreiben, dem Lesen und der Literatur auseinander. Kosten für Teilnehmende inkl. Nachtessen und Getränke mind. 30 Fr., Beginn 19 Uhr

«Literatur am Tisch» soll Leserinnen, Leser und Autorinnen und Autoren an einen Tisch bringen, die Möglichkeit bieten, sich in ein echtes Gespräch, einen für beide Seiten zum Gewinn werdenden Austausch einzulassen. Traditionelle Lesungen oder Gespräche lassen Lesende auf Distanz, bieten kaum die Gelegenheit, eigene Lesarten, Gedanken miteinzubringen.»

«Lesungen auf einer Bühne sind das eine. Im intimen Rahmen von Gallus› und Irmgards Literatur-am-Tisch-Abenden ist man der mitdiskutierenden Leserschaft ungleich ausgelieferter, da Künstlergarderobe als Rückzugsmöglichkeit, erhöhte Bühne als distanzschaffendes Element und blendende Scheinwerfer fehlen, welche die Fragestellenden anonymisieren. Im besten Fall – und so einer lag bei meinem Besuch vor – erlaubt so eine Konstellation ein vertieftes Eintauchen, eine angeregte, kritische Diskussion, bei der man als Autor gezwungen wird, sich wieder einmal ganz grundsätzliche Fragen zum eigenen Werk zu stellen. Besonders ergötzlich gestaltet sich so eine Auseinandersetzung bei gutem Essen und feinem Wein am Tisch der Gastgeber in Amriswil.» Frédéric Zwicker

«So eine Literatur am Tisch sollte es überall geben. Meiner Meinung nach schreiben viele Autor/innen genau für sie: Menschen, die sich vertieft und intensiv, mit viel Liebe und Neugier, mit Literatur auseinandersetzen. Der Runde am 17. August war die bei vielen vorhandene jahrelange Erfahrung mit Diskussionen und Reflexion über Texte anzumerken. Mit Sorgfalt bitten die Gastgeber Gallus und Irmgard zu Tisch, und schon ganz bald ist man mitten in publizistischen und literarischen Fragen: Wer bestimmt das Cover eines Buches? Warum trägt es genau den Titel? Wie viel hatte die Autorin dazu zu sagen? Wie ist die Idee zum Text entstanden, wie erlebte ich die Schreibarbeit an einem Thema, das einem wohl nicht anders als unter die Haut gehen muss. Warum diese Erzählperspektive? Und wie spiegeln sich die Leser/innen im Text, den sie lesen? Diese und viele andere Fragen haben wir diskutiert. Dabei war es für mich immer wieder auch spannend, einfach zuzuhören, zu erfahren, wie unterschiedliche Menschen einen Text lesen und darauf reagieren. Ich bin reich beschenkt nach Hause gefahren. Danke!» Bettina Spoerri

Jens Steiner «Mein Leben als Hoffnungsträger», Arche

Philipps Mutter schärfte ihm einst ein, Silberpapier brauche hunderttausend Jahre, bis es verrotte, wenn überhaupt. Seither sammelt Philipp Stanniolpapier, dröselt es auf und streicht es mit dem Fingernagel glatt. Das gefällt Uwe. Uwe ist Leiter der städtischen Recyclinghofs und macht Philipp zu seinem «Hoffnungsträger».

Jens Steiner, 2013 mit seinem zweiten Roman «Carambole» Gewinner des Schweizer Buchpreises, ist ein stiller Zeitgenosse, ein stiller Beobachter. Ein Beobachter der kleinen, unscheinbaren Dinge, die sich oft auf Nebenschauplätzen abspielen. Mit «Mein Leben als Hoffnungsträger» verpackt der Autor auf subtile Weise Gesellschaftskritik, seinen ganz eigenen Humor und offenbart Sätze und Textstücke, deren Zauber sich wie guter Wein in Mund und Nase entfaltet.

«Was in die Häuser der Leute alles reinpasst und ständig wieder raus muss. Mein lieber Mann!»

Philipp ist noch jung und für seinen Vater eine Enttäuschung. Er scheint nicht fähig, sich den Anforderungen der Gesellschaft zu stellen, seinen Mann zu stellen. Da nützen auch Zückerchen oder versteckte Drohungen nichts. Und als Philipp seine Lehre als Mechatroniker schmeisst und ihn seine WG-Mitbewohner wegen seines Putzfimmels auf die Strasse spedieren, bleibt wenig. Aber Philipp lässt sich nicht entmutigen. Er hat der Welt nichts angetan. Und die Welt tut ihm nicht weh. Er fröhnt dem Müssiggang, findet Unterschlupf in einer kleinen Bleibe in einem Wohnsilo und verdient das bisschen, das er braucht, bei Gelegenheitsjobs. Eigentlich könnte alles so bleiben.
Bis Uwe ihn auf einer Bank am Ende einer Strassenbahnlinie entdeckt. Und weil es sich Philipp seit seiner Kindheit zur Gewohnheit machte, Silberpapier (Stanniolpapier) zu sammeln, macht Uwe Philipp zu seinem Hoffnungsträger. Zuhause döselt Philipp jedes einzelne Papierchen auf und glättet sie mit dem Fingernagel. Beeindruckend für Uwe, der hinter der Endschleife der Strassenbahn Chef eines städtischen Recyclinghofs ist, ebenfalls eine Endstation. Aber Uwe zweifelt an einer Menschheit, die nur zu kaufen scheint, um sich wenig später davon zu befreien. Der Recyclinghof, ein Ort, wo sich die Menschen ihren Überflüssigkeiten entledigen. Die einen still und schnell, die andern verschämt oder schamlos.
Mit einem Mal tritt Philipp in ein Gefüge aus Mensch und Material. Auf dem Recyclinghof arbeiten auch noch Arturo und João, zwei Portugiesen, der eine störrisch faul, der andere umtriebig und geschäftstüchtig. Philipp hat seinen Platz gefunden. Wieder könnte alles so bleiben.
Aber Philipp gewinnt Nähe, die ihn ins Geschehen und die Leben auf dem Recyclinghof verstrickt. Sowohl als Uwes Hoffnungsträger wie als Verbündeter in den undurchsichtigen Nebengeschäften Joãos. Ein Freilufttheater auf der Bühne eines Recyclinghofs. Während im Hintergrund der Schredder rattert, spitzt sich die Lage zwischen Containern, Mulden und dem mannshohen Zaun, hinter dem Jahrmarktfahrer den Winter verbringen zu. Welttheater zwischen den unnütz gewordenen Errungenschaften der Zivilisation. Spannend wie ein Krimi wird es, weil das Viergespann João aus der Klemme helfen muss.

«Was die Menschen hier wegwerfen würden, sind die Schuttmoränen ihrer Kaufräusche.»

Jens Steiner spart nicht mit mehr oder weniger sachten Seitenhieben an die Pfeiler einer funktionierenden Gesellschaft, die längst nicht mehr weiss, was sie mit all den Insignien von Wohlstand und Konsumkraft anfangen soll. Jens Steiner schreibt aber weder mit Moralkeule noch Drohfinger. Er tut dies mit seiner unaufgeregten, verschmitzten Art. Während Jens Steiner seine Protagonisten das Geschehen im Recyclinghof beschreiben lässt, türmen sich tiefe Eindrücke des Paradoxen auf der Seite des Lesers. Ein grossartiges Buch über die Schieflage der menschlichen Existenz!

Jens Steiner, geboren 1975, studierte Germanistik, Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft in Zürich und Genf. Sein erster Roman „Hasenleben“ (2011) stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2011 und erhielt den Förderpreis der Schweizerischen Schillerstiftung. Jens Steiner wurde 2012 mit dem Preis »Das zweite Buch« der Marianne und Curt Dienemann-Stiftung ausgezeichnet. 2013 gewann er mit „Carambole“ den Schweizer Buchpreis und stand erneut auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Letzter Roman „Junger Mann mit unauffälliger Vergangenheit“ erschien noch bei Dörlemann.

Jens Steiner liest am 28. Oktober 2017 im Rahmen des Bücherfestivals «Zürich liest» in der Buchhandlung Bücherparadies im Zürcher Seefeld.

Jens Steiner ist am 15. Januar 2018 Gast bei «Literatur am Tisch» in Amriswil! Diskutieren Sie bei Wein, Brot und Käse über seinen neuen Roman, sein Schreiben und sein Leben als «Hoffnungsträger». Anmeldung unbedingt erforderlich!

Titelfoto «So nahte» © Philipp Frei

Literatur am Tisch mit Bettina Spoerri

«Literatur am Tisch» soll Leser*innen und Autor*innen an einen Tisch bringen, die Möglichkeit bieten, sich in ein echtes Gespräch, einen für beide Seiten zum Gewinn werdenden Austausch einzulassen. Traditionelle Lesungen oder Gespräche lassen Leser*innen auf Distanz, bieten kaum die Gelegenheit, eigene Lesarten, Gedanken miteinzubringen.

IMG_0966Am vergangenen Mittwoch beehrten uns die Schriftstellerin und Leiterin des Aargauer Literaturhauses Bettina Spoerri mit  ihrem neusten Roman «Herzvirus» (Braumüller Verlag) und ihr Mann, der Filmregisseur, Produzent und Drehbuchautor Matthias von Gunten. Zuerst draussen im Garten bei einem Glas Weisswein und später in der Stube am grossen, reichlich gedeckten Tisch entwickelte sich schnell ein sehr angeregtes, offenes Gespräch, bei dem die Schriftstellerin Bettina Spoerri sehr schnell spürte, wie sehr undIMG_0962 unterschiedlich ihre literarische «Liebeserklärung» und Spurensuche an eine verlorene Mutter die Gäste rundum bewegte. So nah man im Gespräch der Autorin und ihrem Buch kam, so sehr schien es Bettina Spoerrri zu gefallen, ihr Buch, ihr Schreiben und ihre Sprache zum Gegenstand einer wirklichen Auseinandersetzung werden zu lassen. Vielen Dank an Bettina Spoerri!

IMG_0964«Wenn ein Buch einen anspricht, beim Lesen unzählige Bilder entstehen, die sich unauslöschlich im Kopf festsetzen, und die Sprache immer wieder die Seele berührt, sind das Glücksmomente. Bei „Herzvirus“ und der Begegnung mit Bettina Spoerri ist noch eine Dimension dazugekommen: Das ungezwungene Gespräch an der Verwöhntafel bei Irmgard und Gallus hat aufgezeigt, welch ein vielschichtiger und begabter Mensch mit viel literarischem Können hinter diesen Zeilen steckt. Das hat mich beeindruckt und bereichert. Vielen herzlichen Dank für diesen wunderbaren kulinarisch-kulturellen Abend!» Friedericke Züllig

«Die Begegnungen mit allen in dieser Runde war ein sehr schöner Abend. So richtig losdiskutieren, auch über einige schwere Themen, sich wohlfühlen mit Menschen, die gerne auch mal den Kopf über Wasser halten und den weiten Horizont sehen, den es noch gibt, hat gut getan. Bettina und Matthias waren unkompliziert und doch so interessiert. Gallus und Irmgard die liebenswürdigen Gastgeber und Organisatoren. Vielen Dank für diese einmaligen, lebendigen Erlebnisse, die man in keiner Buchhandlung kaufen kann und die Autorin viel näher brachte.» Werner

Und Bettina Spoerri selbst schreibt: «So eine Literatur am Tisch sollte es überall geben. Meiner Meinung nach schreiben viele Autor/innen genau für sie: Menschen, die sich vertieft und intensiv, mit viel Liebe und Neugier, mit Literatur auseinandersetzen. Der Runde am 17. August war die bei vielen vorhandene jahrelange Erfahrung mit Diskussionen und Reflexion über Texte anzumerken. Mit Sorgfalt bitten die Gastgeber Gallus und Irmgard zu Tisch, und schon ganz bald ist man mitten in publizistischen und literarischen Fragen: Wer bestimmt das Cover eines Buches? Warum trägt es genau den Titel? Wie viel hatte die Autorin dazu zu sagen? Wie ist die Idee zum Text entstanden, wie erlebte ich die Schreibarbeit an einem Thema, das einem wohl nicht anders als unter die Haut gehen muss. Warum diese Erzählperspektive? Und wie spiegeln sich die Leser/innen im Text, den sie lesen? Diese und viele andere Fragen haben wir diskutiert. Dabei war es für mich immer wieder auch spannend, einfach zuzuhören, zu erfahren, wie unterschiedliche Menschen einen Text lesen und darauf reagieren. Ich bin reich beschenkt nach Hause gefahren. Danke!

Ganz herzlich,
Bettina»

Vielen Dank.

 

Am «Literatur am Tisch» mit Bettina Spoerri hat’s noch Platz!

Unregelmässig findet an unserem grossen Esstisch «Literatur am Tisch» statt: Eine Autorin oder ein Autor wird zusammen mit seinem neusten Buch zu Tisch geladen, ebenfalls maximal 10 Gäste, die das Buch gelesen haben. Man trinkt ein Glas Wein (oder mehr), geniesst Häppchen aller Art und unterhält sich, setzt sich angeregt und manchmal auch kritisch mit dem Buch, dem Schreiben, dem Lesen und der Literatur auseinander.

Nächster Gast im Literaturport: Bettina Spoerri mit ihrem Roman «Herzvirus»
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am 17. August, um 19 Uhr, an der St. Gallerstrasse 21, 8580 Amriswil.
Eine Anmeldung ist zwingend. Diese werden in der Reihenfolge ihres Eintreffens berücksichtigt
(->Kontakt)!

Eintritt inklusive Essen und Getränke 30 Fr.

«Literatur am Tisch» mit Eva Roths «Blanko»

DSCN1140Eva Roth «Blanko», Edition8

Ein Buch lesen und dann ins Regal stellen? Erst recht nicht bei einem guten Buch! Und wenn dann auch noch die Autorin daran interessiert ist, sich mit neuguerigen Leserinnen und Lesern auszutauschen, dann kann ein solcher Abend nur zum Erlebnis werden, für beide Seiten, selbst dann, wenn es nach der Lektüre zu kritischen Bemerkungen kommen könnte.
So nicht bei Eva Roth, die ihren ersten Roman «Blanko» bei Edition8 veröffentlichen konnte und bis jetzt immer noch auf ein überregionales Echo wartet. Zu Unrecht, wie das einhellige Urteil der Runde ausfiel. Der Roman mag für den Gelegenheitsleser anspruchsvoll sein, in seiner Vielschichtigkeit und Vielsinnigkeit ist er aber ein echter Genuss.
Am Schluss des gemeinsamen Abends versicherte Eva Roth, es sei für sie eine Bereicherung gewesen, in dieser Runde über ihr Buch und ihr Schreiben zu diskutieren, mit Menschen, die sich wirklich mit dem Roman, den Geschichten, den Feinheiten bis hin zur Sprache beschäftigt haben.
So sassen am Tisch mit Eva Roth 7 LeserInnen mit der einhelligen Meinung, ein besonderes, absolut lesenswertes Buch diskutiert zu haben, ein Buch, das es verdient, viel mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen als der kleine Verlag am Zürichsee versprechen kann.

Rezension in «Saiten»
Rezension in der NZZ
Rezension in der «Thurgauer Zeitung»
Edition8