«Was uns betrifft» literaturblatt.ch fragt, Laura Vogt antwortet

Wegen der grassierenden Pandemie konnte die Buchtaufe von Laura Vogts neuem Roman «Was uns betrifft» anlässlich des St. Galler Literaturfestivals Wortlaut nicht stattfinden. Aber das Buch ist da und bietet Gründe zuhauf, es zu kaufen und zu lesen. Statt die Fragen an der Buchtaufe zu stellen, hier ein Mailinterview mit der Schriftstellerin:

Ein Haus auf dem Land, ein Mann, ein Kind – ist es das, was Rahel sucht, als sie hochschwanger zu Boris zieht und ihre Karriere als Jazzsängerin aufgibt? Nichts für mich, findet ihre Schwester Fenna, die eines Tages vor der Tür steht, um auf unbestimmte Zeit zu bleiben. Während sich Fenna an ihrer leidenschaftlichen und schwierigen Beziehung zu Luc abarbeitet und die Schwester mit ihrer ganz eigenen Sicht auf die Welt konfrontiert, kämpft Rahel seit der Geburt ihres zweiten Kindes mit einer postnatalen Depression und den Erinnerungen an ihre Kunst sowie an ihren Vater, der die Familie längst verlassen hat. Als auch noch die kranke Mutter an- und Boris mit den Kindern abreist, scheint Rahel den Boden unter den Füssen ganz zu verlieren.

„Was uns betrifft“ betrifft jeden, der dein Buch liest. Vielleicht, weil es von den Urängsten einer jungen Frau erzählt, einer werdenden und gewordenen Mutter. Du hättest dieses Buch nie schreiben können, wärst du selbst nicht Mutter geworden. Warum betrifft es mich als Mann?
Es geht doch im Grunde um urmenschliche Themen, die alle betreffen: um die Frage nach dem guten Leben, um Beziehungen, Familie, Ängste und den eigenen Raum. Im Zentrum steht eine junge Frau, und einige ihrer Fragen beziehen sich explizit auf ihr Frau-Sein. Ich wollte die Polarisierung der Geschlechter aber keinesfalls noch stärker machen, sondern darüber schreiben, welchen Problemen Frauen auch heute noch ausgesetzt sind. Dermassen zwischen Berufs- und Familienwelt hin- und hergerissen zu sein, das ist etwas, mit dem Frauen noch immer viel öfter und stärker konfrontiert sind als Männer. Sich damit auseinanderzusetzen bedeutet für Rahel aus „Was uns betrifft“ schliesslich Ermächtigung. Überhaupt ist das für mich ein Schlüsselwort, wenn ich über den Roman spreche: Ermächtigung.

Schon die erste Szene im ersten Teil deines Romans fährt einem in den Unterleib. Rahel, die junge Protagonistin, sitzt in der Lesung eines Schriftstellers namens Boris und mir wird geschildert, wie sich in ihrem Unterleib ein Spermium mit Rahels Eizelle vereint. Als hätte man dem Erzählmotor schon zu Beginn eine Einspritzung verpasst. Wie kommt man auf eine solche Idee?
Bei mir beginnt der Schreibprozess immer sehr intuitiv. Ich schreibe einfach drauflos. Erst später schaue ich nochmals darauf, was da konkret zu Text geworden ist, welche Figuren und Themen sich im Geschriebenen zeigen. So war das auch bei besagter Anfangsszene. Obwohl ich grundsätzlich nicht stringent chronologisch schreibe, stand diese Szene aus dem ersten Kapitel übrigens tatsächlich von Beginn weg am Anfang.

Wenig später zieht Rahel in das Haus eben dieses Schriftstellers. Ein grosses, leeres Haus, weit weg von der Stadt. Boris, der Schriftsteller, gewährt der Schwangeren Asyl, einen Platz. Eigenartigerweise scheint dem Schriftsteller aber ausgerechnet mit Rahels Einzug das Schreiben zu entgleiten. Unleugbare Tatsache, dass sich „Familie“ mit Schreiben nicht verträgt?
Das sehe ich anders. Boris schreibt ja weiter in seinem Atelier unterm Dach, aber das bekommen die LeserInnen weniger mit, da Rahel in „Was uns betrifft“ die zentralere Figur ist. Für Boris geht Familie und Schreiben gut zusammen. Und auch ich selbst erlebe das so: Es geht! Natürlich mit Einschränkungen, mit Kompromissen auf allen Seiten. Es ist ein Privileg, so leben zu können. Viele Frauen haben die Möglichkeiten nicht, relativ frei für sich zu entscheiden, was sie wollen. Dazu kommt, dass uns gewisse Normen nach wie vor prägen. Eine davon besagt, dass die Mutter die wichtigste Bezugsperson für ihre Kinder sei. Erstaunlich oft ist es noch immer die Frau, die nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleibt oder niederprozentig arbeitet und gleichzeitig für Erziehung und Hausarbeit hauptzuständig ist. Dieses Thema ist nicht neu, aber es ist leider noch immer aktuell! Es bräuchte Bewegung in diesem Bereich: Einerseits im Individuellen, dadurch nämlich, dass über gewisse Themen endlich im grösseren Rahmen gesprochen wird: Rollenbilder, Stereotype, usw. Und natürlich müsste auch politisch einiges geschehen. Es geht um Lohngleichheit, Vaterschaftsurlaub, Teilzeit- und Care-Arbeit – um nur einige von vielen Begriffen zu nennen.

Es sind drei wichtige Frauen in deinem Roman; Verena, die an Krebs erkrankte Mutter, Rahel, die Jazzsängerin, und Fenna, ihre Schwester. In keinem der drei Frauenleben scheinen Männer eine wirklich gute Rolle zu spielen. Martin, Rahels Freund setzt sich ab. Erik verlässt die schwangere Verena und Rahel schon früh. Und Fenna kämpft sich an Luc ab. Muss mich das als Mann beunruhigen oder ist das der Erkenntnis geschuldet, dass Beziehungen zwischen Menschen permanentes Wagnis sind?
Beziehungen sind Wagnisse, ja. Würde man die Geschichte aus der Sicht der Männer zeigen, wäre das Bild ein anderes, denn auch Verena, Fenna und Rahel sind nicht „perfekt“, sondern teilweise verfangen in Rollenbildern und Zwängen, die ihnen die Gesellschaft auferlegt – oder sie sich auferlegen lassen. Ich habe mich allerdings bewusst für den Fokus auf die Frauen entschieden. Es ist Fakt, dass sich für Frauen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch immer viel schwieriger gestaltet. Dass Frauen in vielen Lebensbereichen noch immer nicht dieselben Chancen haben wie Männer. Dass – laut Amnesty International – mindestens jede fünfte Frau bereits einen sexuellen Übergriff erlebt hat. Über solche Themen wollte ich in „Was uns betrifft“ schreiben, ohne über „die Männer“ zu werten.

Rahel ist Musikerin, wohnte einst mit ihrer Freundin Maya in einer WG zusammen und träumte von einem Leben als Sängerin und Songschreiberin. Dann ereilt sie das Schicksal vieler Frauen. Sie wird ungewollt schwanger und gezwungen, ein Leben zu leben, das sie sich nicht aussuchte. Der Vater des Kindes seilt sich ab, verschwindet von der Bildfläche. Ist dein Roman die Suche nach einer verlorenen Stimme?
Es ist vielmehr die Suche nach Zwischenräumen. Am Anfang ist sich Rahel ja klar: Entweder Kind oder Kunst, beides zusammen scheint ihr unmöglich. Erst nach einer grossen Krise – nach der Geburt ihres zweiten Kindes -, beginnt Rahel, nach neuen Möglichkeiten zu suchen, zu ahnen, dass es auch ein „Dazwischen“ gibt, einen Bereich also, in dem sie aktiv Entscheidungen treffen kann. Zum Glück macht es Boris ihr einfach. Von Anfang an wollte er ihr dabei helfen, beides zu leben: Familie und Kunst. Aber das war Rahel aus verschiedenen Gründen nicht möglich.

Du schreibst dich extrem nahe an deine Protagonistin, bildlich und emotional. „Was uns betrifft“ ist ein Buch von selten weiblicher Dominanz. Ein Buch, dass so nie von einem Mann geschrieben werden könnte und deshalb für den Mann zu einem wahren Leseabenteuer werden kann. Ist der Titel auch eine Mahnung an das andere Geschlecht?
Es geht mir darum, auszudrücken, dass die Themen, die das Buch behandelt, uns alle etwas angehen, egal, welchem Geschlecht wir uns zugehörig fühlen. Postnatale Depression, Geburt, Beziehungen, das sind keine „Frauenthemen“, sondern gesellschaftsrelevante Themen. Ich finde es extrem wichtig, sie aus allen möglichen Blickwinkeln zu betrachten. Sehr lange – und noch immer zu grossen Teilen – wurde die Literatur vom männlichen Blick geprägt. Wie schon Virginia Woolf in ihrem Essay „Ein Zimmer für sich allein“ bemerkte: Frauen hatten keinen Raum und kaum Möglichkeiten, zu schreiben. Sie wurden vielmehr vom Mann beschrieben. Über die eigene Körperlichkeit, über Sexualität und Geburt zu schreiben, das bedeutet meines Erachtens Ermächtigung. Und diese Ermächtigung, die in „Was uns betrifft“ von Frauen ausgeht, betrifft alle Menschen, denn über diese Themen zu sprechen und zu schreiben, verändert am Ende die gesamte Gesellschaft. Es geht ums Neu-Denken, um Gleichberechtigung. Um ein Umdenken von „Familie“ auch.

„Was uns betrifft“ ist auch ein Roman über die gescheiterten Ausbruchsversuche einer Mutter. Manchmal liest man regelrechte Hilferufe; Ich will weg! Ein solches Schreiben braucht doch auch Mut, zumal man schnell darauf angesprochen wird, ob das nun der eigenen Biographie entspringe. Bist du mutig?
In diesem Sinne vielleicht schon. Beim Schreiben folge ich den Figuren und Themen, die mich um- und antreiben, ohne Angst. Lange bin ich damit im „stillen Kämmerchen“. Manchmal, wenn ich mich dann aus diesem Schreibraum heraus begebe, erstaunt es mich, wenn mir Leute sagen, sie fänden es mutig, dass ich in meinen Texten bestimmte Themen anspreche oder gewisse Textstellen auf der Bühne vorlese, zum Beispiel Szenen, bei denen es um Sexualität geht. Aber hey, fast alle Menschen haben Sex. Die meisten Menschen sind durch Sex entstanden. Wäre es nicht an der Zeit, öfters und schamloser über diese Themen zu sprechen? Gewisse Begriffe in unser Alltagsvokabular zu integrieren? In „Was uns betrifft“ sprechen Fenna, Rahel und Verena auch darüber, zum Beispiel über Bezeichnungen des weiblichen Geschlechts. Fotze, Möse, Vulva; das sind Wörter, die es neu zu betrachten und in den Mund zu nehmen gilt, finde ich.

Zwischen Mann und Frau liegt nur ein Chromosom. Wenn ich dein Buch lese, breitet sich aber ein Meer an Unterschieden aus, urmenschliche, soziale, echte und aufgezwungene. Bist du nach diesem Roman eine andere Frau? Eine Frau mit anderer Sichtweise?
Wie gesagt, ich würde die Polarisierung Frau-Mann lieber auflösen statt noch stärker zu machen. Urmenschliche Unterschiede? Ist das wirklich so? Geht es nicht vielmehr um die Sozialisierung, um jahrhundertelange Anschauungen, die sich eingenistet haben und als „biologisch gegeben“ betrachtet werden? Geht es nicht sehr stark um Rollenbilder, die wir unseren Kindern schon ganz früh aufzwingen, bewusst oder unbewusst?
Mich beim Schreiben von „Was uns betrifft“ mit Themen wie Feminismus, Sexismus, Postnatale Depression, und so weiter, auseinanderzusetzen, hat mich wahrscheinlich schon ein wenig verändert. So oder so, Schreiben ist für mich immer ein Prozess. Nach der Arbeit an einem Text blicke ich immer etwas anders auf die Welt und habe das Gefühl, ein klitzekleines bisschen mehr verstanden zu haben.

„Was uns betrifft“ erzählt von einer Mutter, die Zeit zum Schreiben sucht. Mit Sicherheit etwas, was Schriftstellerin und Protagonistin gemeinsam haben. Schwierig, weil Muttersein nicht einfach so zur Seite geschoben werden kann. Wie kann das Laura Vogt?
Mein Partner und ich teilen uns die Kinderbetreuung fifty-fifty. Es geht ihm als Vater also gleich wie mir: Die Zeit für die eigenen Arbeiten ist beschränkt. Aber weil die Kinder uns beide gut kennen und wir beide alle Aufgaben in der Erziehung und im Haushalt übernehmen, brauche ich mir keine Gedanken zu machen, wenn ich nicht zu Hause bin. Meine Kinder haben dann den Vater, der sie tröstet, wenn sie nicht einschlafen können oder krank sind.
Würde allgemein breiter gedacht und nicht bloss im Kleinfamilien-System, dann würde den Eltern viel Stress erspart, davon bin ich überzeugt. Kinder brauchen andere Kinder. Erwachsene brauchen andere Erwachsene. Wir selbst leben in einer kleinen Genossenschaft mit neun Kindern und neun Erwachsenen. Diese Art von Gemeinschaft ermöglicht ein Miteinander: man hilft sich aus, verbringt Zeit beisammen, lernt voneinander.

Dein Roman ist immer wieder von kursiv geschriebenen Texten durchsetzt, die dann im dritten Teil ihre Fortsetzung finden. Texte, die ebenso an Tagebucheinträge erinnern wie in ihrer Art, wie sie gesetzt sind, an Gedichte. Entstanden beide zeitgleich?
Die kursiven Texte entstanden, als ich den zweiten Teil des Romans zu schreiben begann, in dem es eine Art Zoom-Bewegung gibt. Nun sind die Mutter Verena und die Schwester Fenna zu Rahel gereist, und zwei Tage der intensiven Auseinandersetzung beginnen. In diesem Teil gibt es ausserdem Rückblicke zu Rahels Versuch, aus ihrem Leben auszubrechen, den sie wenige Wochen zuvor unternahm. Rahel kommt in diesem Teil des Romans endlich wieder ins Schreiben und damit auch wieder näher zu sich selbst. Das zeigen die kursiven Texte aus ihrem Tagebuch. Und ja: sie entstanden gleichzeitig wie die übrigen Textstellen aus dem zweiten Teil von „Was uns betrifft“.

Im zweiten Teil deines Roman treffen sich die kranke Mutter und die beiden Töchter in Boris Haus. War von Anfang an klar, wie dieses Treffen ausgehen würde oder bist du mit den drei Frauen in dieses Treffen hineingegangen?
Ich arbeite im ersten Moment immer sehr intuitiv. Als erstes stehen die Figuren mit ihren Fragen und Themen. Im Verlaufe der Texterarbeitung gehe ich mit ihnen mit – ich weiss immer erst nach und nach, was geschieht, und bin somit sehr nah an ihren Erlebnissen dran. Wie das Treffen im zweiten Teil konkret ausgehen würde, war lange Zeit sehr offen. Dass es am Ende eine Art Lösung, eine Art Öffnung gibt, ahnte ich hingegen früh. Es ging ja darum, dass die drei endlich über Dinge sprechen, die sie lange bei sich behalten haben. Durch ihre Gespräche beginnt ein Abstreifen von Altem, ein Zusammenrücken und Weitergehen. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich die Szene schrieb, in der sich Verena, Rahel und Fenna über das Eingemachte von Rahel hermachen. Damals hielt ich mich für eine Woche in einer Jurte in der Nähe von Bischofszell auf, um zu schreiben. Es war ein Befreiungsakt, auch für mich.

Es gibt den Muttermund. Wo ist der Vatermund?
Ich freue mich darauf, das erzählt zu bekommen!

Laura Vogt, geb. 1989 in Teufen (AR), studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel, davor einige Semester Kulturwissenschaften an der Uni Luzern. Sie schreibt neben Prosa auch lyrische, dramatische und journalistische Texte und ist als Schriftdolmetscherin und Mentorin tätig. 2016 erschien ihr Debütroman «So einfach war es also zu gehen». Laura Vogt lebt im Kanton St. Gallen.

Beitragsbilder © Laura Vogt (Atelier St. Gallen)

Joachim Zelter „Im Feld“, Klöpfer & Meyer

Joachim Zeiters neuer Roman «Im Feld» trägt den Untertitel «Roman einer Obsession». Obsession ist mehr als Leidenschaft. Frank Staiger fährt in seiner Freizeit Rad. Durchaus mit Leidenschaft. Zusammen mit anderen, im Peloton aber über sich hinauswachsend, mit dem Tunnelblick nach vorn. Ein Roman wie ein Tauchgang in die Untiefen der menschlichen Seele. Dorthin, wo die Sicht begrenzt ist, das Gegenüber zum Umriss wird. Ein Buch, das vielleicht nur versteht, wer einen Teil dieser Obsession mit sich trägt.

Franz Staiger ist mit seiner Frau nach Freiburg im Breisgau gezogen, näher an die Berge. Um die Gegend mit dem Rad zu erobern, schliesst er sich am Radsporttreff unter dem Heideggerdenkmal einer Radsportgruppe an, hält sich anfangs noch diskret im Hintergrund, fährt im hinteren Teil mit, lauscht in Bummelphasen den Gesprächen seiner Mitfahrenden. Bis Landauer dazustösst, die Legende. Er, dem alles zuzutrauen ist, er, der alles in sich birgt. Aus der Tour wird Tortour. Schweiss fliesst in Strömen. Und nichts, fast nichts, nicht einmal die totale Erschöpfung bremst jene in Landauers Gruppe, diesem Peloton, der über alle Grenzen des Möglichen hinausfährt.

Wer jenen Zug an sich selbst nicht kennt, jene Ergebenheit in der Gruppe, jene totale Verausgabung, die ohne Gruppe unmöglich wäre, jene absolute Leistungsbereitschaft, bei der es nur darum geht, gegen sich selbst zu siegen, wird dieses Buch nur schwer verstehen. Joachim Zelter will aber mehr als nur eine Radfahrt in die Tiefen der menschlichen Seele beschreiben. „Im Feld“ ist Metapher für ein Gesellschaft im Overdrive, über der anaeroben Schwelle. Keine Verteufelung, keine Anklage, denn der Autor kennt aus eigener Erfahrung den Lockruf jenes Zustandes, wenn der Körper weit über sich hinauswächst. Ein Zustand, der in kaum einem andern Moment besser zu er-fahren ist, als in einem Peloton (von franz.: pelote = Knäuel, im Radsport das geschlossene Hauptfeld der Radrennfahrer).

Frank Staiger «leidet» unter «Cyclomanie», Radsportbesessenheit. So wie andere der Spielsucht, irgendeiner Sucht verfallen sind, ist es beim ihm die Lust, auf dem Fahrrad die Grenzen seiner selbst auszuloten. Erst recht in einem Rudel, einer Radsportgruppe. Ihr Roman ist Sinnbild für vieles, manch einer Dynamik, die nur im Rudel funktioniert. Wie «weit» dachten Sie beim Schreiben Ihres Romans daran oder war es schlicht die Lust, eigene Erfahrungen, diese besondere Form des Eintauchens zu beschreiben? Welche Motivation stand ganz am Anfang Ihres Schreibens?

In vielen Rad(sport)romanen steht das Rennen im Mittelpunkt. Beispielhaft hierfür steht Tim Krabbés sehr lesenswerter Roman «Das Rennen». Dem wollte ich nicht nacheifern. Mich interessierte von Anfang an die Idee des Pelotons als Inbegriff einer Gruppe: Welche Dynamik, welche Zwänge und welche Sogwirkungen sich dabei auftun können. Auch: Wie man ohne Stacheldraht und Schießbefehl einen Einzelnen (oder viele Einzelne) in einer Gruppe halten kann. Dem wollte ich in meinem Roman nachgehen, das Radfahren als Parabel und gesellschaftliche Metapher sowie als eine eigenständige Wirklichkeitsordnung. Eigene Er-fahrungen spielen hier durchaus eine Rolle. Seit Jahren fahre ich in einem Radverein und kenne die vielschichtigen Prozesse von Gruppenfahrten aus eigenem Erleben (oder genauer: Er-fahren). Als ich die ersten Male mit dem Verein mitfuhr, bekam ich plötzlich ein Gefühl dafür, wie allein man im sonstigen Leben eigentlich steht, zumal im Leben eines Schriftstellers, aber nicht nur dort. Das Peloton war eine schlagartige Gegenwelt zu der üblichen Einsamkeit. In modernen Gesellschaften leben Individuen ziemlich alleine. Sie sind auf sich selbst zurückgeworfen, sich und anderen fremd in einer Welt der Vereinzelung. „From Tribal Brotherhood to Universal Otherhood“ ist der Titel eines Essays, der diesen Vorgang der Moderne ziemlich gut auf den Punkt bringt. Mein Roman erzählt nun die atavistische Gegenbewegung eines solchen Vorgangs: „From Universal Otherhood to Tribal Brotherhood.“ Ich räume ein, dass ein solcher Vorgang durchaus auch problematisch und zwiespältig ist.

Frank Staiger ist umgezogen. Vom gänzlich flachen Norden in den gebirgigen Süden Deutschlands, von Göttingen nach Freiburg im Breisgau. Früher war Staigers Frau Susan noch mitgefahren. Früher. Aber für diese eine Tour an Christi Himmelfahrt, dieses Himmelfahrskommando, bleibt Susan zuhause. In Ihrem Roman, dessen Fokus fast ganz auf den Strampelmarathon auf dem Fahrrad liegt, spielt Susan kaum eine Rolle. Ist Besessenheit in dieser Form ein ausschliesslich männliches Phänomen, diese Lust, sich zu beweisen, alles aus sich herauszupressen, den absoluten Herrn über den inneren Schweinehund zu demonstrieren?

Ich glaube nicht, dass diese Besessenheit eine männliche Domäne ist. Ein gutes Drittel der Mitfahrenden in Radvereinen sind (zumindest nach meiner Erfahrung) Frauen. Sie fahren mit derselben Ergebenheit wie Männer, vor allem aber: Sie sind die besseren Radfahrenden, sind technisch besser, haben einen runderen Tritt, teilen sich ihre Kräfte klüger ein. Bei schwierigen und langen Ausfahrten halte ich mich mit Vorliebe in der Nähe von Frauen auf. Sie kommen die richtig harten Alpenpässe besser hinauf als viele Männer, die überdrehen, zu impulsiv sind und ihr Pulver zu früh verschießen. In meinem Roman fahren bis ganz zum Schluss einige Frauen mit. Der Punkt ist nicht eine Geschlechterdifferenz. Vielmehr ist der Radsport in meinem Roman (und nicht nur dort) eine Art der Kompensation für das Scheitern: Sei es nun das Scheitern im Beruf oder das Scheitern einer Beziehung.

Fahrradfahren als Form des Fliegens, des Abhebens. In der Begeisterung des Protagonisten fliege ich als Leser mit bis tief ins Leiden, kann mich sehr gut hineinversetzen, weil ich diesen Moment kenne. Ist das ein Gegensatz zum Schreiben? Oder gibt es beim Schreiben genauso diesen Rausch, bei dem man über sich hinauswächst, sich selbst vergisst? Wenn auch kaum je im Rudel? Oder ist es genau dieses Rudel, die Formation, der Peloton, der den Rauschzustand noch multipliziert?

Dies ist der entscheidende Punkt: Das Abheben hinein in das Leiden, und in

die 3. Auflage!

welchem Verhältnis dieser Vorgang zum Schreiben steht. Beides entspricht sich, steht in Beziehung zueinander. Das Schreiben ist (jedenfalls für mich) ein Abheben, eine wunderbare Schwerelosigkeit, aber auch ein Taumeln, eine gefährliche Fallhöhe. In meinem Roman versuchte ich verschiedene Bedeutungsebenen zu entfalten. Die wichtigste für mich ist: Es ist auch ein Künstlerroman. Der eigentliche Held ist der unverstandene (Rad)Künstler Landauer, der eine Ausfahrt wie ein Kunstwerk, wie eine Sinfonie inszeniert, in aller Konsequenz und Radikalität, der darin aber eigentlich von niemandem verstanden wird. „Herr Beethoven, bitte in die Nachschulung“, heißt es ganz zum Schluss. Welcher Autor oder Künstler kennt dieses Unverstanensein nicht.

Obwohl sich Staiger an diesem Donnerstag unter dem Denkmal Heideggers für die mittlere der drei Leistungsgruppen entschliesst, gerät er an Landauer, eine Legende. Einen, dem es ganz offensichtlich gelingt, mehr als das Letzte aus seinem Gefolge herauszupressen. Diese Landauer gibt es überall, wo sich Begeisterung mit Fanatismus paart, Gruppendynamik mit über“staiger“tem Ehrgeiz. „Im Feld“ beschreibt jene Lebenssituation, in der man völlig kanalisiert und fokussiert selbst Körpersignale überhört und Vernunft ausschalten kann. Das Bild einer Gesellschaft, die die Selbstkontrolle verliert?

Ich bin schon zusammen mit Ärzten in einer Gruppe gefahren, die selbst am kleinsten Berg über ihre Grenzen gegangen sind, gegen jede medizinische Vernunft, nur um nicht abreißen zu lassen. Vielleicht ist dies ein Kontrollverlust, ein individueller und gesellschaftlicher. Nietzsche würde sagen: Man darf den Menschen nicht beschämen, und er will sich auch nicht beschämen lassen. Deshalb gehen die meisten Fahrer in einem Peloton ans Limit, und darüber hinaus.

Vor vielen Jahren lief ich etliche Marathons. Einmal stand nach der Ankunft im Ziel in einem Duschraum mit vielen anderen verschwitzten Männern, die kurz vor oder nach mir über die Ziellinie gelaufen waren. Dort unter den Duschen waren es nicht Stolz und Zufriedenheit, Glück und Befriedigung, die lautes Argumentieren und Lamentieren im Dampf der Duschen provozierten. Es war lautes Schimpfen; übers Wetter, die Streckenführung, die Minuten und Sekunden, die man liegen gelassen hatte, den Veranstalter, den Trottel vor und hinter einem. Freizeit als Quadratur der sonst schon bis an die Grenzen ausgereizten Leistungsgesellschaft? Wird Müssiggang irgendwann wieder avantgardistisch?

Müßiggang ist eine Kunst. «Lob des Müssiggangs» ist das Motto und ein Buchtitel des englischen Philosophen Bertrand Russel. Oder in Oscar Wildes Worten: „It is awfully hard work doing nothing.” Das ist keine Koketterie, sondern eine Wahrheit. Wer kann das schon: einfach Nichts zu tun. Wobei gerade der Radsport durchaus eine Form von kontemplativen Nichts sein kann. Eine ständige Bewegung, die Kreisform (Cyclomanie), die ewige Wiederkehr des Gleichen als hochenergetisches Nichts. Oder als eine Variante des Sisyphos im Sinne von Albert Camus. Wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Radfahrer vorstellen. Soweit so gut. Doch alles steht und fällt mit der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Radfahrers. Für einen starken Fahrer mag eine Ausfahrt ein Vergnügen sein, eine Kontemplation, ein meditatives Loslassen; für einen Schwächeren ist es sehr schnell die Hölle. Genau wie in unserer Leistungsgesellschaft. Für manche ist es wunderbar, für andere ein Grauen. Eigentlich noch schlimmer als in einem Peloton. Der Roman versteht sich deshalb auch als einen Beistand für die Schwächeren. Ich bin einer von ihnen – trotz allen Radfahrens.

Joachim Zelter wurde in Freiburg im Breisgau geboren. Von 1990 bis 1997 arbeitete er als Dozent für englische und deutsche Literatur an den Universitäten Tübingen und Yale. Seit 1997 ist er freier Schriftsteller, Autor von Romanen, Theaterstücken und Hörspielen. Seine Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Mit dem Roman „Der Ministerpräsident“ war er 2010 für den Deutschen Buchpreis nominiert. 2017 war er Hausacher Stadtschreiber (Gisela-Scherer-Stipendium).

Webauftritt des Autors

Titelfoto: Sandra Kottonau

Birgit Vanderbeke „Wer dann noch lachen kann“, Piper

Ich las Birgit Vanderbekes neuen Roman „Wer dann noch lachen kann“ mit angehaltenem Atem. Ein Buch, das zur Sprache bringt, worüber andere schweigen. Birgit Vanderbeke traut sich hinzuschauen, tut das, was ihr Herr Winkelmann damals im Flüchtlingslager, als sie selbst ein kleines Mädchen war, ans Herz legte. Er sagte: Immer ganz genau hinschauen, hörst du!

Birgit Vanderbekes Bühne ist die Familie. Keine Bühne mit Kulissen, sondern  wahrhaftiger Hintergrund. Sie erzählt von ihrer Kindheit, die man keinem Kind wünscht. „In dieser Sache hatte ich etwas Pech.“ Was lakonisch klingt, ist Programm des Romans. Birgit Vanderbeke malt nicht den Schmerz und die Verwundung. Sie zelebriert die Kraft, die sie daraus entwickelt. Eine Kraft, die sie zu Sprache macht.

Vater und Mutter sind da, wenn auch nicht so, wie es sich für das Idyll Kleinfamilie ziemt. Vater arbeitet sich in leitende Funktion hoch in der Chemie und Mutter versucht sich nach einem Arbeitstag als Lehrerin als Mutter und Hausfrau. Was nach Familie aussieht, birgt Höllenqualen. Schon ganz am Anfang des Romans setzt die Autorin dem Schicksal des Mädchens in ihrem Buch all die Schicksale Verfolgter, Geflohener, Heimatloser, Ertrunkener gegenüber. Solcher, die nicht „bloss“ Pech mit den Eltern, sondern Pech mit ihrer ganzen Welt, selbst mit ihrem eigenen Leben hatten und haben.

Mit der Familie geflohen aus dem Osten, vorübergehend in einem Flüchtlingslager und im Westen alles daran setzend, am Aufschwung teilzuhaben, ist das kleine Mädchen, das oft nicht will, wie man es gerne hätte, eine Last, ein Prüfstein, ein lästiger Klotz. Je länger die Kampfehe der Eltern dauert, je tiefer sich die Mutter in Abhängigkeiten von Ärzten und Medikamenten, von Beruhigungsmitteln und Diagnosen verliert, desto wichtiger wird abends die starke Hand des Vaters, die den Bengel ins Lot prügeln soll. „Das Mädchen braucht eine starke Hand.“ Und wenn das noch zu wenig ist, auch einmal eine Portion Valium aus dem Tablettensortiment der Mutter.

Das Mädchen hat nur sich selbst und die tiefe Stimme im Ohr, die sie liebevoll „Karline“ nennt. Und nachts tröstet sie der Mikrochinese, dem sie alles erzählen kann.

„Sie hören dir einfach nicht zu und denken, wenn sie dir nicht zuhören, hälst du irgendwann die Klappe, bist endlich still und isst deine grünen Bohnen.“

Die Misshandlungen an der Tochter werden zum Martyrium. Bei den Ausbrüchen des Vaters bleibt es nicht. Ebenso tief gehen die verbalen Verunglimpfungen der Mutter. Beschimpfungen und Verurteilungen, die mit Mutterliebe nichts gemein zu haben scheinen. Sie beschreiben höchstens den Grad der mütterlichen Verzweiflung. Ebenso schmerzhaft sind die nicht enden wollenden Gänge zu einer ganzen Kette von Ärzten – bis es mir als Leser beinahe den Magen umdreht.

Viel später lässt sich die mittlerweile junge Frau nach einem Verkehrsunfall überreden, einen Mikrokinesietherapeuten zu konsultieren. Er würde ihre dauernden Schmerzen im Gegensatz zur traditionellen Medizin behandeln können. Was dort geschieht, unter den Händen eines alten Mannes, dessen Wesen die Verkörperung des Mikrochinesen aus der Kindheit zu sein scheint, ist viel mehr als Schmerztherapie.

Birgit Vanderbekes Roman ist nicht einfach, weil ihre Sprache den Inhalt kontrastiert. In wenigen Sätzen steckt derart viel Katastrophe, ohne dass die Autorin diese ausmalt, dass einem beim Lesen klamm wird. Warum diesen Roman trotzdem lesen? Wer nicht bloss zur Erbauung und Unterhaltung liest, wer sich wie von Herrn Winkelmann damals im Flüchtlingslager aufgefordert fühlt, genau hinzuschauen, liest dieses Buch und staunt.

Fünf Fragen an Birgit Vanderbeke:

So wie Kinder in den Jahren des unbegrenzt scheinenden Aufschwungs oft sich selbst überlassen waren, so kontrolliert sind sie in der Gegenwart, nie mehr allein, ständig in digitaler Begleitung. Letzthin beklagte sich ein in die Jahre gekommener Pädagoge am Radio, er vermisse das Kindergeschrei draussen. So sehr aus übermässiger „Freiheit“ damals Einsamkeit werden konnte, scheinen sich Kinder und Jugendliche heute in der digitalen Vernetzung zu verfangen. Welchen Rat gäben Sie einer werdenden Familie?

Die digitale Kindheit ist eine Katastrophe.
Ich mag, was Edward Snowden dazu gesagt hat: „Ein heute geborenes Kind wird nicht mehr wissen, was Privatleben ist. Es wird nicht mehr wissen, was ein Moment Privatsphäre bedeutet, einen Gedanken zu haben, der weder aufgenommen wurde, noch analysiert. Das ist ein Problem, denn das Privatleben ist wichtig, das Privatleben hilft uns zu bestimmen, wer wir sind und wer wir sein wollen.“
Und da allerdings fangen auch die kulturellen Unterschiede an. In Frankreich, wo ich lebe und wo mein vierjähriges Enkelkind lebt, sind
 die Bedingungen für eine Kindheit vermutlich etwas anders als in der Schweiz. Ganz sicher sind sie anders als in Deutschland. Hier in Frankreich werden die Kinder zunehmend nicht mehr geboren, sondern per Kaiserschnitt in die Welt befördert und sodann immer häufiger nicht gestillt, sondern mit künstlicher Nahrung gefüttert. Dies ist ein Trend in allen westlichen Ländern, der sich in naher Zukunft eher verstärken dürfte. Die Mütter in Frankreich geben – aus historischen Gründen und seit dem Ende des 2. Weltkriegs – ihre Kleinkinder sehr früh aus den Händen, oft schon im Alter von sechs Wochen, und lassen sie auswärtig betreuen. Die Folge ist in Frankreich ein, vorsichtig gesagt, kühles Verhältnis zu Kindern. Dazu paßt, dass junge Eltern schon mal den pädagogischen Rat bekommen, ihre Kinder während der ersten sechs Monate von elektronischen Medien möglichst fernzuhalten. Ab dann offenbar nicht mehr. Ich sehe im Sommer regelmäßig mengenweise Mütter, die in der Badeanstalt mit dem Display ihrer Apparate beschäftigt sind, während ihre Kinder gerade ihre ersten Kopfsprünge oder sonst irgendwas machen, für das sie sich sonderbarerweise Aufmerksamkeit, Beachtung oder sogar ein Lob gewünscht hätten, aber sie sind es nicht gewöhnt. In keinem Bereich ihres Kinderlebens. Selbst beim Essen.
Frankreich ist, was Kinder betrifft, vom ersten Lebenstag an eine weitgehend empathiefreie Zone. Entsprechend unbekümmert bedienen sich Eltern elektronischer Technologien, um sich ihre Kinder vom Leib zu halten, wobei „vom Leib halten“ ganz wörtlich zu nehmen ist: weg vom eigenen Körper. Auf Abstand. Von ganz klein an.
Umgekehrt ist es ebenfalls nicht ganz leicht: technologische und elektronische Abstinenz kann von einem bestimmten Alter an zum Handicap für ein Kind werden. Ich denke gerade jetzt oft darüber nach, weil im Augenblick unser Sohn und seine Frau der Auffassung sind, Louis sei noch nicht bereit dafür, den „kleinen Lord“ zu sehen, während ich der Auffassung bin, dass Louis besser demnächst den „kleinen Lord“ sehen sollte, als irgendwann mal bei einem Kindergeburtstag mit einem „ersten“ richtigen Film konfrontiert zu werden, den sich seine Eltern in diesem Fall nicht selbst aussuchen konnten. Nur am Rande: genau das ist im übrigen schon geschehen. Louis war mit seiner Schulklasse sogar schon zweimal im Kino, beide Male wurden Zeichentrickfilme gezeigt, die Eltern waren nicht dabei und wissen also nicht, was Louis gesehen hat. Einem solchen Kinobesuch hätte ich zum Beispiel nicht zugestimmt, während ich nichts dabei gefunden habe, mit meinem Sohn im selben Alter im Kino zuerst „Mary Poppins“, später „Sindbad der Seefahrer“ und im Alter von fünf Jahren zu Hause eine Kassette mit „Hatari“ anzuschauen, letztere Kassette übrigens so oft, dass er den Film bis heute auswendig kann. Fernsehen wiederum gab es nicht, und zwar weder für die Erwachsenen noch fürs Kind.
Das Spektrum reicht also von der kompletten Gleichgültigkeit, infolgedessen der elektronischen Verwahrlosung bis hin zu Zensurmaßnahmen im Dienste eines Kindeswohls, dessen Wahrnehmung oder auch Definition selbstverständlich im Rahmen des elterlichen Machtbereichs liegt, von dem man Eltern bitten möchte, ihn gelegentlich zu reflektieren, was aber sehr schwer ist, weil man als junge Mütter/Väter unaufhörlich mit grauenvollem pseudo-pädagogischen (wie auch pseudo-ernährungswissenschaftlichem) Zeug traktiert wird und das Kindeswohl ein heiß umkämpfter Markt mächtiger Protagonisten ist. Ich kann mich erinnern, dass ich „seinerzeit“ versucht habe, mich in der Beziehung zu unserem Sohn am liebsten überhaupt nicht pädagogisch, sondern nach Möglichkeit auf Augenhöhe zu verhalten, was ich im übrigen auch heute vertreten würde, weil ich es für ein Merkmal demokratischen Umgangs überhaupt halte.

Aus den Wunden Ihrer Kindheit wurde später schöpferische Kraft. Auch wenn der Schmerz durchdringt, höre ich keinen Zorn und schon gar keine Verbitterung. War es der Rat von Herrn Winkelmann, genau hinzuschauen, der Sie vor der seelischen Verätzung bewahrte? Nicht nur genau nach aussen hinzuschauen, sondern auch nach innen?

Ich habe diesem Onkel Winkelmann sehr vieles zu verdanken (und seiner Frau Eka und ihrem Mann, Onkel Grewatsch, ebenfalls, allen dreien): Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zum Beispiel. Güte. Geduld mit mir und anderen. Vielfältigkeit im Leben und Denken. Aber auch eine gewisse Unerbittlichkeit. Gründlichkeit. Mut.

Sie setzen das Unglück des Mädchens von Beginn weg in Relation zu all den schlimmen Kinderschicksalen der Gegenwart. Verbirgt sich darin eine Spur Scham? Ihr Roman ist alles andere als eine nach innen gerichtete Bauchnabelschau, das das eigene Schicksal über alle andere setzt. Wieviel Optimismus ist übrig geblieben?

Keineswegs schäme ich mich für Dinge, die mir zugefügt worden sind, allerdings habe ich lange über etwas nachgedacht, was im Augenblick eine gefährliche Wendung in den westlichen Zivilisationen nimmt. Ich denke, dass ein Opfer das Recht hat, auf eine Tat hinzuweisen, die an ihm begangen worden ist. Im Strafrecht nennt man das „eine Anklage erheben“. Das Opfer ist allerdings nicht zu einem Urteil befugt. Das ist allein ein Richter. In der kürzlich zur Hysterie getriebenen „Me-too“-Welle hat man sehr genau sehen können, dass da etwas Entscheidendes vor einiger Zeit eingeführt wurde und inzwischen sehr drastisch passiert, indem nämlich die selbsternannten Opfer in unseren Kulturen zu ebenfalls selbsternannten (und von Medien in ihrer Selbsternennung ermutigten) Richtern werden. Das ist außerordentlich gefährlich, es setzt unser Rechtssystem außer kraft, und zwar nicht nur das juristische, sondern ganz allgemein unseren Kompaß, der ohnehin schon sehr ungesund auf die beiden Pole „Gut“ gegen „Böse“ zusammengeschrumpft worden ist. Das, was dazwischen liegt, nämlich der überwiegende Teil dessen, was Leben ausmacht, wird in seiner gesamten „Artenvielfalt“ mal kurz verdampft. Was inzwischen der Form nach entstanden ist, könnte man so formulieren: Jemand glaubt, dass ihm jemand anderes etwas Unerlaubtes angetan hat. Unerlaubt ist inzwischen dank unserer jahrelangen Übung in «political correctness» ziemlich vieles, manche dieser Verbote kenne ich oder kennt der „Täter» vielleicht gar nicht jeder, aber so ist es. Aufgrund dessen, was also jemand glaubt, dass ihm an Unerlaubtem angetan ist von jemandem, der vielleicht zum Zeitpunkt der Tat gar nicht wußte, dass es nicht erlaubt ist oder war, wird dieser Täter mal kurzerhand von demjenigen, der glaubt, dass ihm das angetan worden ist und von dem inzwischen jedenfalls die Medien wissen, dass es verboten ist oder war, verurteilt, und zwar immer zur Höchststrafe, weshalb ja Kevin Spacey heute seinen Beruf so wenig mehr ausüben kann wie Sebastian Edathy und Jörg Kachelmann, an dessen „Fall“ man genau erkennen kann, worum dieses Opfer-Theater geht, denn Jörg Kachelmann kann seinen Beruf nicht mehr ausüben, obwohl ein Gericht ihn freigesprochen hat, und auch in Spaceys und Edathys Fall hat es entweder gar keinen Prozeß oder gar keine Verurteilung seitens eines Gerichtes gegeben. Wir sind also im Begriff, die Exekutive in den westlichen Zivilisationen aus der Instanz zu entfernen, wo sie in demokratische Verfassungen zu liegen hat und in gesellschaftliche Hände zu verlagern, die nicht dazu ermächtigt sein sollten, Urteile zu fällen und Strafen zu verhängen.

Sie erzählen in Ihrem Roman nicht aus. Da bleiben viele Leerstellen, die sich während des Lesens aber unweigerlich mit Vorstellung füllen. Manchmal beinahe penetrant, vorschnell. Sie erzählen aus einer Innensicht, spitzen zu, was mir als Leser oft den Atem stocken liess, auch aus Angst, was alles noch passieren könnte. Ihre Sprache braucht Stimme. Viele Passagen las ich laut – und sie drangen tief ein. Sie reduzieren, verdichten. Sind sie eine Dichterin?

Dichten ist rhetorisch das „Verdichten“, das metaphorische Sprechen und Denken.
In diesem Sinn bin ich absolut keine Dichterin.
Was ich tue, ist genau das Gegenteil: ich versuche, Zusammenhänge aus der Metapher rauszuholen. Ich denke – wie die meisten Frauen – überwiegend metonymisch. Das setze ich ein, um scheinbar von Stöckchen auf Hölzchen zu kommen (oder umgekehrt), assoziative Schleifen, das Abschweifen, auch manchmal das Weglassen zu erlauben, mit den Erträgen, die ich beim Abschweifen und Weglassen gesammelt habe, wieder zurückzugehen und auf diese Weise Klarheit in Verhältnisse zu bringen, die ich als „verschwiemelt“ oder auch metaphorisch verfestigt oder verknotet empfinde. Ich versuche, Klarheit zu gewinnen, weil ich glaube, dass Klarheit etwas Wunderbares und Erstrebenswertes ist.

Sie widmen Ihre Aufmerksamkeit nicht dem Schmerz, sondern der Kraft, der inneren Kraft, der Selbstheilung. Wo ist die Grenze? Wie schafft man es, aus Schmerz kreative Energie zu gewinnen?

Keine Ahnung.
Ehrlich.
Aber ich denke darüber nach. Der dritte Band dieser Trilogie hat seit vergangener Woche einen Titel, den ich noch nicht verraten möchte. Bei mir selbst habe ich ein Wort für das, was im Augenblick ziemlich gelöscht wird und ziemlich weit auch schon ausgelöscht worden ist, und ich denke, da liegt ein Schlüssel: Es so etwas wie „Menschenwissen“.
Vielleicht kriege ich’s raus oder komme der Antwort näher. Ich weiß es noch nicht.

Frau Vanderbeke. Ich bin tief beeindruckt von der Offenheit, die Sie zeigen. Ich bedanke mich für die geschenkte Zeit und bin sicher, dass die Antworten längst nicht nur mich zum Nachdenken zwingen.

Birgit Vanderbeke, geboren 1956 im brandenburgischen Dahme, lebt im Süden Frankreichs. Ihr umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Kranichsteiner Literaturpreis. 2007 erhielt sie die Brüder-Grimm-Professur an der Kasseler Universität.

Webseite der Autorin 

Besprechung ihres vorletzten Romans auf literaturblatt.ch

Titelfoto: Sandra Kottonau

Arja Lobsiger „Jonas bleibt“, Orte Verlag

Als Finn starb, wurde alles anders. Etna, seine Schwester, hüllt sich in Schwarz, so wie Jonas sein Vater sich in sein Schweigen. Und Alice, Finns Mutter, zieht sich zurück, zuerst in ihr Innerstes, dann auf eine Vulkaninsel im Meer. So nah wie möglich an die Erinnerung und so weit weg wie möglich von der Gegenwart.

Eine Familienkatastrophe: Etna spaziert im Winter zusammen mit ihrem kleinen Bruder Finn am Fluss. Das Wasser ist gefroren. Spuren ziehen sich über das Eis. Und während sich Etna schon über die Böschung weg vom Fluss bewegt, traut sich Finn doch auf die glatte Schicht. Etna hört nichts, nicht das Knacken, nicht den Schrei, das Rufen. Nur weil er ihr nicht folgt, geht sie zurück und sieht nur das Loch im Eis. Finn taucht nicht wieder auf. Das Loch bleibt. Das Loch in der Familie. Etna ringt mit Schuldgefühlen, Finns Mutter mit unendlicher Trauer und Depression und Jonas, der Vater, nicht nur mit dem Tod seines Sohnes, sondern mit dem Zerbrechen seiner Familie. Was geschieht, wenn ein Kind stirbt? Was muss geschehen, wenn ein Kind stirbt? Arja Lobsigers Erstling ist ein feinfühliger Roman über den Einschlag eines Kometen, wenn nichts mehr dort ist, wo es einmal war, wenn Schäden irreparabel sind, wenn das, was zurückbleibt, ein Trümmerfeld bleibt. Arja Lobsiger hat sich für ihren ersten Roman einen schweren Stoff ausgesucht. Einen Stoff, an dem man leicht scheitern könnte. Dann, wenn sie darin ertrunken wäre, wenn sie die nötige Distanz nicht gefunden hätte. Aber Arja Lobsiger gelingt ein eindringlicher Roman über den Verlust. Nicht nur vom Verlust eines Lebens, eines Kindes, sondern vom Verlust einer Liebe, vom Verlust von Nähe und vom Verlust von Eltern. Denn so wie Alice und Jonas ihren Jüngsten verlieren, verliert Etna ihren Bruder und ihre Eltern. Jonas verliert Alice und Alice den Boden unter den Füssen.

Arja Lobsiger erzählt in zwei Strängen. Jonas sitzt im leer gewordenen Haus. Es soll abgerissen werden. Jonas ist längst aus dem Leben gerutscht. Er wartet auf den Tag, an dem er aus seinem Haus verschwinden soll, die Bagger die Mauern niederreissen werden. Das Haus, in dem alles geblieben ist, auch wenn die meisten Zimmer leergeräumt sind. Einziger Begleiter ist ein Fuchs in seinem über und über verwilderten Garten. Ein Fuchs, den er zu füttern beginnt, während er zu essen vergisst.

„In der Dunkelheit, die sie umgab, hatte Alice gespürt, wie die Lava an der Oberfläche abkühlte und erstarrte.“

Auf der andern Seite Alice, die es eines Tages an der Seite ihres Mannes nicht mehr aushielt und aus dem Haus, aus ihrem Zimmer mit den violetten (liturgische Farbe für „Übergang“ und „Verwandlung“) Vorhängen schlich. Ohne Nachricht, nicht einmal an ihre Tochter Etna, setzt sie sich ab auf eine italienische Vulkaninsel. Jene Insel, auf der sie einst als Familie zusammen mit ihren Eltern die glücklichsten Ferien verbrachte. Es ist kein Neubeginn. Alice wünscht sich auf dem Rücken des Vulkans den Ausbruch, der sich nicht einstellen will. Ein Kind in ihren leeren Bauch. Einen Sinn zurück in ihr Leben.

Ich mag dieses Buch und seine Autorin für den Mut. Nicht nur weil sie sich ohne Rührseeligkeit an dieses schwere Thema wagte, sondern weil die Sprache und der Erzählton dem Geschehen Bedeutsamkeit geben. Weil Arja Lobsiger nicht alles ausleuchtet, Interpretationsspielraum lässt. Weil die Ränder offen bleiben, ihr Personal im Buch neben Alice und Jonas wie nachts vorbeifahrende Autos in einen „Spielraum“ leuchten.

Ein Interview mit Arja Lobsiger:

Eine ganze Familie wird durch einen Strudel in ein Loch gezogen. Es gibt kein Zurück. War während des Schreibens von Anfang an klar, dass es für niemanden eine Rettung geben konnte?
Die Figuren wurden während dem Schreibprozess vom Strudel erfasst. Welche Auswirkungen der Tod eines Familienmitglieds haben kann, war mir jedoch bewusst. Für mich gibt es aber durchaus eine Rettung. Aus der Familiendynamik auszubrechen ist manchmal traurigerweise die einzige Lösung.

„Jonas bleibt“ in einem Haus, das abgebrochen wird. Er lebt weiter im Wissen, dass er gehen müsste, lebt aber in Wahrheit so, als gäbe es diesen einen Termin nicht. Ein starkes Bild. Auch ein Bild für den Zustand der Welt?
Ja, auf jeden Fall. Dem Ohnmachtsgefühl wird oft mit Ignoranz begegnet oder eben lieber nicht begegnet. Das erlebe ich als Lehrerin immer wieder im vergleichbar kleinen Kosmos Familie und im Grossen bei den Themen Umweltverschmutzung oder Flüchtlinge.

Alice, Finns Mutter, reisst sich aus ihrem dunkeln Zimmer und fährt auf eine Vulkaninsel im Mittelmeer. Auf der einen Seite eine Flucht, auf der andern Seite eine Ankunft an einem Sehnsuchtsort. Es brodelt im Inselgrund viel mehr als im kalt gewordenen Bauch Alices. Jonas bleibt auch auf seiner Insel. Finn ist im Wasser untergegangen. Muss man sich retten? Niemand stellt sich!
Jede Figur versucht auf ihre Art, den Tod zu verarbeiten und sich dem zu stellen, was ist. Für Alice ist ein radikaler Schritt der einzige Weg, aus den erstarrten Strukturen des Systems und der dumpfen Trauer auszubrechen. Auf Konfrontation versucht Etna zu gehen. Zu bleiben scheint in dieser Geschichte keine Lösung zu sein, auch für Jonas nicht.

Und dann der Fuchs, der in Jonas verwilderten Garten lebt, den er mit jenen Fleischstücken füttert, die eigentlich für ihn gedacht sind. Der Fuchs wird in dem Mass zutraulich, wie Jonas immer schwächer wird. Ein Werden, das Sie fast nur mit Innenwelten beschreiben. Wann kam im Schreiben der Fuchs ins Spiel?
Der Fuchs tauchte relativ früh im Schreibprozess in Jonas Garten auf. Mir war damals jedoch noch nicht klar, welche Rolle er einnehmen wird. Eigentlich war er nur als einmaliger Besucher eingeplant. Dann hat er sich immer wieder in den Garten und somit in die Geschichte geschlichen.

Der Roman beginnt und endet mit einem Blick in die Ferne. Kennen Sie diese Sehnsucht nach einer Flucht hinaus oder ganz in sich hinein auch in Ihrer eigenen Welt?
Ja, ich kenne die Sehnsucht nach dem Entdecken von unbekannten Orten und liebe es, zu reisen. Man könnte sagen, es ist eine Flucht, für mich ist es aber eine Reise zu mir selbst. Nirgendwo werde ich so stark mit mir konfrontiert wie ausserhalb gewohnter Abläufe und Systeme. Der Blick von der Ferne auf die Heimat und das eigene Leben wird ein anderer.

Vielen Dank für die Antworten. Danke für Ihre spannenden Fragen, die mir in dieser Art noch nicht begegnet sind. Für mich ist es erstaunlich, wie Sie meinen Roman erfasst und verstanden haben, das zeugt von einem aussergewöhnlichen Gespür für Geschichten. Mich berührt das. Sie haben mir auch neue Perspektiven auf meinen Roman eröffnet.

Arja Lobsiger, geboren 1985, lebt in Nidau (Schweiz). Sie studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel Literarisches Schreiben und schloss ihr Studium 2009 mit dem Bachelor of Arts in Creative Writing ab. Anschliessend absolvierte sie an der Pädagogischen Hochschule Bern die Ausbildung zur Sekundarlehrerin. Arja Lobsiger veröffentlichte Essays und Kurzgeschichten in Zeitschriften und schrieb für den Zürcher Tages-Anzeiger einen Literaturblog. Sie ist Gewinnerin von Literaturwettbewerben, unter anderem des Berner Kurzgeschichtenwettbewerbs.

Webseite der Autorin

Titelfoto: Sandra Kottonau

Jess Jochimsen «Abschlussball», dtv

Marten, noch jung und doch schon alt, ist Musiker, Friedhofstrompeter im Anzug für Musik am Abgrund. Friedhofsmusiker nicht aus Berufung, mehr weil er einfach dort hingespült wurde. An den einzigen Ort, der dann doch beweist, das alle Menschen gleich sind. An jenen Ort, an dem mit einem Mal alle Bewegung gebremst wird.

Vielleicht war es der Zufall, dass Marten eines Tages am Grab eines ehemaligen Klassenkameraden spielen sollte. Vielleicht genauso ein Zufall, dass Sonia immer wieder auf dem Friedhof auftaucht. Eine jener Sonderbaren, die auf dem Friedhof nicht die ewige, so doch die vorläufige Ruhe suchen. Auch Sonia war einst aus der selben Klasse. Bis Klassenkamerad Wilhelm eines Tages verschwand, untertauchte und nun, Jahre später, als Leichnam zurückkehrt. Marten findet die Bankkarte seines verstorbenen Klassenkameraden Wilhelm. Eine Spur, die ihn dorthin zurückbringen soll, wo Wilhelm und sein Leben zu knicken begannen.

Jess Jochimsen beschreibt das Leben eines Sonderlings, der schon mit zwölf Jahren vor Erschöpfung zu kapitulieren droht und noch vor dem Abitur die ersten grauen Haare bekommt. Martens Mutter verunglückt tödlich. Der Grossvater unter dem gleichen Dach wird vom Krebs weggefressen. Sein Vater verliert die Arbeit und tröstet sich mit dem Fernsehprogramm. Und Martens Bruder stürzt sich in die Welt des Zwielichts. Bloss Martens Schwester scheint die einzige, die den Boden unter den Füssen nicht verliert. All das ist viel und nicht unbedingt das, was Erfolg verspricht. Marten beginnt eine Lehre in der Stadtbibliothek, versucht sich in einem beschaulichen Leben oder zumindest dem, was er sich darunter vorstellt. Nur die Trompete gibt seinem Leben eine Stimme, eine unüberhörbare, selbst dann, wenn er auf dem Friedhof für die Toten und viel mehr für die Hinterbliebenen spielt.

Die Beschreibungen darüber, wie Marten zu einem Sonderling wird und wie er sich in seinem Tun und Lassen eines solchen eingräbt oder auch vergisst, ist höchst amüsant zu lesen. Wie leicht vergisst man! Jeder sucht seinen Platz, im Leben, in der Gesellschaft. Dass diese Suche mitunter erfolglos sein kann, vergisst jener, der am Sonntag auf der Hollywoodschaukel ein Buch lesen kann, allzu leicht. Marten taucht, ziemlich tief. Obwohl er tapfer das Leben eines Jugendlichen und Erwachsenen zu führen versucht. Erstaunlich genug, dass ein Entertainer, Tausendsassa und TV-Mann wie Jess Jochimsen einem stillen Eigenbrötler so nahe kommen kann wie in diesem Roman. Marten wird zum Sonderling, weil ihm das Talent zur Anpassung an Modeströmungen fehlt. Irgendwann kollabiert das System Marten. Und nur mit Hilfe seiner Trompete, der Musik, eines Buches mit dem Titel «Eine unvollständige Geschichte der Begräbnisvioline» (ein real existierendes Buch!) und der Bankkarte seines ehemaligen Klassenkameraden macht sich Marten auf den verschlungenen Weg zurück in sein Leben.

Der Roman ist nur schon deshalb lesenswert, weil nicht nur Martens Geschichte erzählt wird, sondern Geschichten von all jenen Sonderlingen um ihn herum, die sich im Soziotop Friedhof bewegen; Sebastian, der Geiger in Gehrock und Zylinder, Jensen, der Paternostermacher oder Berger, der unter seinen angestellten Friedhofsmusikern immer wieder einmal einen «Abschlussball» organisiert. Aber eben ein ganz anderes Fest als jenes, nachdem Martens Schulkamerad Wilhelm, den man nun mit viel Pomp zu Grabe trägt und eigentlich doch ein Gescheiterter war, in die Zukunft abtauchte.

Fünf Fragen an Jess Jochimsen

Ihr Roman ist die Geschichte eines Sonderlings. «Abschlussball» ist die Geschichte eines jungen Mannes, für den es auf dieser Welt keinen Platz zu geben scheint. Das Leben eines erfolgreichen Kabarettisten, Künstlers und «TV-Menschen» scheint wenig Schnittflächen mit dem eines Sonderlings zu haben. Trotzdem machen sie einen solchen zu ihrem Helden. Wie viel Sonderling steckt in ihnen?
O, das täuscht, „erfolgreich“ ist doch sehr relativ und so selten wie ich im Fernsehen auftreten darf, bin ich doch weit weg vom Leben eines „TV-Menschen“. Die überwiegende Zeit verbringe ich ziemlich zurückgezogen und mit dem Feilen an den Geschichten beschäftigt, die ich erzählen will. Kurz: Ich fürchte, in mir steckt mehr „Sonderling“ als mir lieb ist.

Ein wichtiger Schauplatz in ihrem Roman «Abschlussball» ist einer der Friedhöfe Münchens. Friedhöfe sind besondere Ort. Solche in grossen Städten sowieso. Nach der Lektüre ihres Romans habe ich geschworen, bei meiner nächsten Reise in eine grosse Stadt deren Friedhöfe zu besuchen. Wie kam es zu ihrer «Faszination Friedhof»?
Diese Faszination habe ich schon lange. Warum, kann ich gar nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich fand schon als Kind, dass Friedhöfe spannende und „gute“ Orte sind, war dort oft, um meinen früh verstorbenen Großvater „zu besuchen“ und gehe auch heute noch oft dorthin. Einfach so. Es herrscht eine schöne Mischung aus Ruhe und Geschäftigkeit, die Pflanzenpracht und der Vogelbestand sind eine Wucht … und mal ganz abgesehen davon, bin ich überzeugt: So wie wir trauern, leben wir auch.

Eine wichtige Nebenrolle in ihrem Roman spielt das Buch von Rohan Kriwaczek «Eine unvollständige Geschichte der Begräbnisvioline». Damals, als ich das Buch kaufte, weil ich nur schon vom Titel fasziniert war, erlosch die Begeisterung schnell wieder. Ganz offensichtlich muss die Begeisterung für Musik und im Speziellen für Begräbnismusik bei ihnen gross sein. Wo liegt der Ursprung?
Mir ging es anfangs ähnlich. Ich kam mit dem akademischen Stil Kriwaczeks erst gar nicht zurecht … aber mir war von Anfang an klar, dass dieses Buch der Schlüssel zu einer Geschichte ist. Was die Musik angeht: Ich mache Musik, ich höre Musik, ich wäre gerne Profi-Musiker geworden. Musik ist – neben Fußball – eine der beiden Sprachen, die man wirklich überall auf der Welt versteht … Auf den Punkt gebracht: Bei mir ist Musik nicht nur Begeisterung, es ist Liebe!

Marten fällt es schwer, seinen Platz im Gefüge, in der Gesellschaft zu finden. Ihr Roman ist eine Liebeserklärung an alle Sonderlinge, von denen es immer weniger zu geben scheint. Oder sind sie nur gut versteckt oder gar versorgt in Institutionen?
Ja. Eine Liebeserklärung an die Sonderlinge, an die Menschen, die nicht überall mitmachen und dabei sein müssen, an die, die verschlungenste Wege gehen. Ich weiß es nicht, ob es weniger von ihnen gibt als früher oder ob sie besser versteckt sind, mag sein. Kein Grund, nicht von ihnen zu erzählen. Oder anders formuliert: Vielleicht kann man sie nicht immer finden, aber „er“finden schon.

Sie sind ein vorzüglicher Beobachter mit einem speziell geschulten Auge. Das beweisen nicht nur ihr Roman, sondern auch ihre Fotos und die feinen Pointen in ihren Bühnenprogrammen. Ist es die Aufgabe des Künstlers und Konsumenten ein Auge zu sein?
Ich bin überzeugt davon, dass Kunst immer sehr viel mit Beobachten zu tun hat. Hinschauen, hinschauen, immer wieder hinschauen. Ob das meine Aufgabe ist? Keine Ahnung. Ich bin neugierig. Und ich staune gern. Und spinne an diesen Beobachtungen weiter …

Vielen Dank für das Interview!

Jess Jochimsen, 1970 in München geboren, studierte Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie und lebt als Autor und Kabarettist in Freiburg. Seit 1992 tritt er auf allen bekannten deutschsprachigen Bühnen auf. Seit 2006 ist er Gastgeber der ›SWR-Poetennächte‹. In seiner Freizeit fotografiert er traurige Dinge, um diese dann als Dias vorzuführen oder Bücher damit zu bebildern. Bei dtv erschien 2000 sein Debüt ›Das Dosenmilch-Trauma‹. Es folgten ›Flaschendrehen‹ (Erzählungen), ›DanebenLeben‹ (Bildband), ›Was sollen die Leute denken‹ (Monolog), ›Krieg ich schulfrei, wenn du stirbst?‹ (Erzählungen), ›Liebespaare bitte hier küssen‹ (Bildband) sowie der Roman ›Bellboy‹, der Christian Lerch zu seinem Kinofilm ›Was weg is´, is› weg‹ inspirierte. Seine CDs erscheinen bei WortArt.

Titelfoto © jess jochimsen

Schriftstellerin Marianne Künzle zu Gast in Amriswil: Ein Interview

schliff.ch

Was trieb Marianne Künzle dazu, einen Roman über den Kräuterpfarrer Johann Künzle zu schreiben? Der gleiche Familienname allein kann es nicht gewesen sein?

Ich wusste von Johann Künzle, dem Namensvetter mit gleichem Heimatort und wurde auf seine kurze Autobiografie aufmerksam. Auf wenigen Seiten skizziert er in seiner letzten Publikation sein Leben und Wirken und wie er zu dem wurde, als den man ihn noch heute kennt. Zwischen diesen wenigen Zeilen, und das machte mich neugierig, glaubte ich einen äusserst ambivalenten Charakter herauszulesen. Da war dieser Jemand, der weiss, was er will, der für Wälder, Blumen und Berge schwärmt, mit einem poltrigem Humor und widerspruchsloser Strenge unzählige Menschen erreicht. Da war diese Stimme aus der Vergangenheit mit verstaubten, zuweilen irritierenden Ansichten. Aber auch absolut modernen: Was ist ein gutes Leben? Welcher Stellenwert hat die Natur? War Johann Künzle tatsächlich so? Oder noch anders, als er sich selber darstellte und dargestellt wurde? Dem Menschen zwischen den Zeilen wollte ich nachspüren.

Johann Künzle war schon damals ein Kämpfer für die zarten Seiten, auch wenn er durchaus wortgewaltig werden konnte. Du warst jahrelang bei Greenpeace tätig. Johann Künzle kämpfte für eine bessere Welt, nicht zuletzt gegen Bevormundung und die Willkür gewinnorientierter Macht. Steckt in diesem Buch auch noch etwas von deinem Kampf?
Wenn ich als Naturheilpraktikerin jahrelang für bessere Zulassungsbedingungen von Heilpflanzen und -methoden gekämpft hätte, steckte direkt etwas von meinem persönlichen Engagment mit im Buch. Bei Greenpeace galt mein Einsatz jedoch einer Landwirtschaft, die ohne Gentechnik und chemisch-synthetische Pestizide auskommt. Meine beruflichen Erfahrungen fanden mit wenigen Ausnahmen also keinen direkten Eingang in den Roman. Aber bestimmt hat mir meine Auseinandersetzung mit der Gesellschaft die notwendige Motivation und den Durchhaltewillen gegeben, mich vier Jahre lang mit Johann Künzle zu befassen. Er vertrat schon vor über einem Jahrhundert Ansichten, die im jetzigen Zeitalter von Klima- und Ressourcenzerstörung, verursacht durch uns, die wir im Konsumieren Zufriedenheit zu finden glauben, hochaktuell sind und die ich zumindest teilweise teile: er wies auf krankmachende Lebensumstände hin, geisselte übermässigen Konsum, plädierte für einen bescheidenes Leben, appellierte an die Eigenverantwortung und Besinnung aufs Wesentliche. Und er beschrieb auf rührende Art und Weise die Schönheit und den Reichtum der Natur!

Kräuterheilkunde hat nichts an seinem Nischendasein verändert. Hat die Arbeit des Buches etwas mit dir gemacht, mit dir verändert? Legst du erst seit deiner Romanarbeit Wurmfarn gegen Krampfadern in den Beinen in deine Schuhe?
Als «moderner» Mensch, der seinen Alltag meist sitzend verbringt, lege ich nun Farnblätter in die Schuhe, wenn meine Beine schmerzen. Damit verbunden sind regelmässigere Waldexkursionen. Ich kaufe keinen kühlenden Gels mehr ein, sondern finde das Kraut im Wald. Frische Luft, Kopf durchlüften, die Heilpflanze mit nach Hause tragen. Und: die Wirkung von Farn ist verblüffend! Wenn mir etwas fehlt, konsultiere ich, seit ich mit den Recherchen für das Buch begonnen habe, zuerst Johann Künzle’s Schriften. Ich glaube, dass mir die Arbeit an diesem Buch etwas mitgegeben hat: ich kümmere mich mehr um meine Gesundheit. So gut ich kann.

Eine grosse Qualität deines Romans ist, dass Konstruktion, Ton und Sprache des Buches keine Partei ergreifen. Du könntest das Buch sowohl vor Heilpraktikern wie an einem Ärztekongress vorlesen, zumindest Auszüge daraus. Du beschreibst eine Zeit, konträre Haltungen, die sich zu einem Grabenkrieg auswachsen und einen Mann, der immer wieder mit sich selbst zu kämpfen hatte. Ist Johann Künzle „exemplarisch“? Und warum ausgerechnet er? Gehst du mit dieser Figur nicht das Risiko ein, in eine Ecke gedrängt zu werden?
Warum ausgerechnet er? Es wäre schade, wenn Johann Künzle’s Geschichte nicht (noch einmal) erzählt würde! Es gibt wenige, die das Bild von der heilen, gesundmachender Bergwelt, den «Mythos Schweizer Alpen» derart geprägt haben wie der verschrobene Pfarrer mit wallendem Bart und runder Brille.

Besteht nicht die Gefahr, dass man mit einem Roman über Pfarrer Künzle von einem ganz speziellen Publikum als einen der ihren eingenommen werden könnte. Dass du die wirst, die mal über einen Pfarrer schrieb. So wie man als Schauspielerin nicht mit einer Etikette markiert werden will, so vielleicht auch bei Schriftstellerinnen.
Mich hat der Stoff fasziniert. Die Figur, deren Lebensumstände, die Epoche, Parallelen zur heutigen Zeit. Ich glaube, es wäre kein Buch entstanden, wäre da nicht das Feuer entfacht worden, das es brauchte, um diese Geschichte überhaupt erzählen zu können. Für mich war während der Recherchen und dem Schreiben kaum Thema, ob mich ein biographischer Roman über Johann Künzle in eine Ecke drängen könnte, etwa, dass ich von nun an als Künzle-Biografin gelte könnte, oder dass das Buch nur von Leuten gelesen würde, denen Künzle ein Begriff ist. Im Gegensatz zur klassischen Biographie hat ein biographischer Roman das Potential, eine breitere Leserschaft zu erreichen. An Geschichte Interessierte, an Heilpflanzen, an Belletristik, an Debüts …
Auch wenn Zweifel darüber auftauchten, ob ich für ein erstes Buch das richtige Thema gewählt habe, war für mich eigentlich immer klar – das war mein Stoff!

Anmeldung für das Essen zur Lesung unter: 071 410 10 91 oder info@bistro-cartonage.ch

Das 35. Literaturblatt ist fertig gezeichnet und geschrieben!

Ein Interview mit mir selbst:

Seit ein paar Jahren gibt es diese Literaturblätter. Was bewegt dich dazu, mit so viel Aufwand ein Blatt für das gute Buch zu gestalten? Am Anfang war immer wieder die Frage nach einem guten Buch, einem Lesetipp, Lesefutter für Ferien. Zudem gab es einen Kurs, bei dem ich am Schluss schriftlich Empfehlungen abgab, auch damals schon vier Bücher. Aber man nahm meine Empfehlungen bloss zur Kenntnis, selbst die Tatsache, dass ich die Rezensionen nicht bloss aus dem Netz kopierte. Altpapier. Dann zeichnte und schrieb ich mein erstes Literaturblatt und die Reaktionen waren umwerfend.

Wie gestaltest du diese Blätter? Sind sie verkleinert? Die Blätter sind im Format A4 und Originalgrösse. Ich zeichne und schreibe immer mit schwarzem Kugelschreiber, kann mir Fehler und Korrekturen nur ganz begrenzt leisten. Es kam auch schon vor, dass ich ziemlich weit gereifte Blätter noch einmal beginnen musste. Ich zeichne und schreibe gerne. Und ich bin ein haptischer Mensch. So wie elektronische Bücher für mein Genussverständnis undenkbar sind, bleibt ein Schriftstück und eine Zeichnung das ganz Spezielle.

Wie lange arbeitest du an einem solchen Blatt? Immerhin sind es mittlerweile 35 an der Zahl. Die Arbeit beginnt mit der Auswahl der vier Bücher, den Rezensionen. Auf meinen Blog schaffen es Bücher, die mir in irgendeiner Weise gefallen, die ich nicht einfach weglege. Bücher auf meine Literaturblätter schaffen es nur, wenn sie mir ganz besonders ans Herz wachsen, wenn ich glaube, dass sie beinahe jede und jeder gelesen haben muss. Dann brutzelt in meinem Kopf, was und wie ich gestalte, welche Zeichnung aufs neue Literaturblatt gesetzt werden soll. Dann die Suche nach dem Sujet – und dann in meiner Bibliothek am Schreibtisch das konzentrierte Arbeiten mit dem Kugelschreiber. Fertig ist die Arbeit noch lange nicht. Aber es vergehen viele glückliche, intensive Stunden, manchmal über Wochen.

Warum Kugelschreiber? Warum muss die Schrift so klein sein. Unbedingt lesefreundlich erscheint mir ein solches Blatt nicht. Es gab einen schweizer Schriftsteller, Redaktor und Zeichner, der fast alle seine Skizzen und Zeichnungen mit Kugelschreiber fertigte. Vor Jahrzehnten entdeckte ich ihn für mich, begann ihn zu lieben und zu verehren. Arnold Kübler war auch jahrelang Redaktor der Kulturzeitschrift DU, die einst eine ganz andere Bedeutung hatte, als sie es heute neben all den digitalen Medien hat. Arnold Kübler machte Reisen, besuchte Ausstellungen. Er fotografierte kaum, zeichnete stets. Zeichnen als eine Art des Schauens. Und die Schrift ist meine Schrift. Zugegeben ein bisschen angelehnt an die Mikrogramme von Robert Walser. So wie Arnold Kübler war und ist Robert Walser einer der Grossen in meiner Bibliothek, auch im unendlich grossen Regal in meinem Herzen.

35 Literaturblätter. Wie lange soll die Reihe werden? Was bewegt dich jedes Mal, mit einem neuen Blatt zu beginnen? Alle, die einmal mit einer Reihe begonnen haben, wissen, wie schwierig es ist aufzuhören. Das wissen SammlerInnen aller Couleur. Die Literaturblätter sind zu einem «Konzeptkunstwerk» geworden. Sie haben längst eine Eigendynamik bekommen, sind zu etwas geworden, was es sonst kaum mehr gibt. Allein die Tatsache, dass ich sie alle per Post mit ein paar persönlichen Worten auf der Rückseite verschicke, gibt den Blättern den Wert eines Briefes. Und wer bekommt heute noch einen Brief? Ich bekomme Fotos von Menschen, die die Literaturblätter in ihrer Wohnung aufhängen, sogar eingerahmt. Vielleicht sind sie etwas von einer Welt, die unterzugehen droht. Alles bunt, digital, perfekt, billig, schnell… vielleicht ein notwendiger Kontrapunkt zu meinen Rezensionen im Netz. Die analogen Literaturblätter und die digitale Form unter literaturblatt.ch erreichen ganz verschiedene Lesegruppen, geben meiner Arbeit etwas Spezielles.

Wer sie abonnieren will; Mehr Informationen unter «Freude der Literaturblätter»!