Eva Strautmann «Ohne Titel 1 – 4», Plattform Gegenzauber

Ohne Titel 1

Im Flug der Raben wellt
sich die Luft, sie gräbt
Gedanken in seinen Körper.
Er spreizt seinen Mund und
schreit und hört den
anderen, dessen
Voraussage er verkündet.
Er wirft toll um sich und
schmeißt sich gegen eine
Wand, aus Grau und Stein,
sein Fleisch fängt zu bluten
an und zu sprechen, aber
sein Körper geht weiter,
fliegt und fällt. Er wirft sich
gegen den Himmel, fängt
sein Blau auf und wälzt
sich darin, er speit Feuer
und ist voller bunter
Geschichten vom Vater, der
Mutter, den Geschwistern
und erzählt teuerste
Geschichten, die
nirgendwo zu haben sind.
Dann leckt er seine
Wunden, seine
Auszehrungen und schaut
einmal in die Welt, dort
hört man sein lautes
Lachen und schreit um Hilfe.

Akt Dreierkonstellation © Eva Strautmann
Oil nn Papier Mache 70cm x 100cm

 

Ohne Titel 2

Eine den Blick aufrichtende
Verdichtung,
die in ihrer Bewegung
lichterzeugende Reibung trägt.
Man schaut
gewissermaßen durch ein
geluktes Muster, das
keinen einzigen Weg
freihält,
vorne Liegt das
Blau des Himmels,
als Wasser,
als meerische Möchtegern
des Lebens.

 

Ohne Titel 3

Das Zwischenweltliche,
das Fabrizieren
ohne zu gehen und das
Bewegen im Wörterraum,
es ist eine Maßnahme, es ist
ein Streben gegen den Tod
und dann das Auferstehen,
das Erliegen,
im empfindungslosen,
leeren Gehen
und was für
ein Sehen ins Nichts.

Akt 12 © Eva Strautmann

 

Ohne Titel 4

Das Begehren einmal der
Sprache die Aufmerksamkeit
zu schenken, schleudert wie
ein abgewetzter Schuh durch
den Kopf, eine alte
ausgetretene Stimme, die
sich dabei ihre Bänder
wäscht.
Im Schreiben den Tod zu
hören, ihn zu spüren, seine
Kraft wie ein Dach über dem
Haus wirken zu lassen ist ein
Herausschreiten aus dem
Sein, ein Verlieren und ein
Schmerzkönnen.

Eva Strautmann lebte nach dem Abitur in Großbritannien. Sie ist Autorin, Künstlerin und Dozentin. Während des Studiums der Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin war sie zunächst als Tutorin und anschliessend als künstlerische Mitarbeiterin an der Hochschule der Künste Berlin tätig. Nach ihrer Tätigkeit als Regie-Assistentin am Berliner Ensemble folgte ein Umzug nach Frankfurt am Main. Im September 2005 hatte sie eine grosse Einzelausstellung in der Heussenstamm – Galerie am Römer in Frankfurt am Main unter dem Titel „Im Schreiben gehen – Im Malen schauen», bei der sie Bilder und Prosa-Texte kombinierte.

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