Milena Michiko Flašar „Herr Katō spielt Familie“, Wagenbach

Herr Katō ist pensioniert, aber so gar nicht im Ruhestand. Da ist sein Herz, der Druck auf seinem Brustkorb, das Schwitzen, für das er sich schämt. Das Drängen seiner Frau, sich untersuchen zu lassen und die Liste, auf der sich all die Dinge sammeln, die schon so lange zu tun wären. Bis Herr Katō auf dem Friedhof eine junge Frau trifft, die ihm ein ganz eigenartiges Angebot macht.

Milena Michiko Flašar, die mit ihrem 2012 erschienenen Roman «Ich nannte ihn Krawatte» auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis stand und ihr unspektakuläres Buch über 100000 Mal verkaufen konnte, erzählt wieder über einen einfachen Mann. Einem Mann, der mit seiner Pensionierung aus seiner Welt fällt, dem man seine Aufgabe nahm, der sich trotz Familie und langer Ehe alleine und fremd fühlt.

Milena Michiko Flašar antwortete mir auf ein paar Fragen über ihr neustes, beim Wagenbach Verlag erschienenes Buch.

Als „Motto“ Ihres Buches stehen fünf japanische Schriftzeilen, ohne Übersetzung, wie Wortgeister. Verraten Sie, was dort geschrieben steht? Das mit den Wortgeistern finde ich sehr treffend…ohne den Sinn der Zeichen verstehen zu können, vermitteln sie dem Leser, der Leserin dennoch eine bestimmte Gestalthaftigkeit. Sie strahlen etwas aus.
Hier aber meine – zugegeben: laienhafte – Übersetzung (die Zeilen sind Teil eines Pop-Songs):
„Wie war doch gleich die Zukunft, die ich mir erträumt hatte?
Lebwohl, mein gestriges Ich.
Am Himmel Flugspuren –
wohin soll ich bloß nach Hause gehen?“

Im Roman «Ich nannte ihn Krawatte» war es die Geschichte eines jungen Mannes, der sich nach Jahren in seinem Zimmer, eines freiwilligen Einschliessens und Ausschliessens, zurück in die Welt ausserhalb seiner kleinen Welt traut. Ein gesellschaftliches Phänomen, das in Japan schon lange zu beobachten ist und jene Menschen als Hikikimori benennt, ein Phänomen, das aber längst bis in den Westen aufzuspüren ist. Im neuen Roman «Herr Katō spielt Familie» ist es der ältere Mann, pensioniert, der in den Raum zischen Türen fällt, einen bodenlosen Raum, selbst zuhause, wo seine Frau Moos von der Treppe vor dem Haus kratzt, den Raum vor den für immer verschlossenen Türen seines Arbeitsplatzes.

Die Wunde der Trennung von Arbeit, Pflicht, Aufgabe, Sicherheit und Rhythmus blutet noch stark. Eine Lebenssituation, die nicht nur in der japanischen Gesellschaft zu grosser Verunsicherung führen kann. Obwohl Sie mit Ihrem Jahrgang noch weit weg davon sind, was liess Sie Herr Katō erfinden? Die Idee vom Ruhestand, der einem dann doch keine Ruhe lässt, hat mich schon jahrelang beschäftigt, wohl weil das ja – sowohl für Jung als auch Alt – eine grundlegende Thematik ist: Womit identifizieren wir uns? Mit dem, was wir leisten? Oder gibt es da noch einen anderen Teil in uns, der – egal, wie viel wir auch leisten mögen – davon unberührt bleibt? Sehr umgetrieben hat mich u.a. auch das sog. Retired Husband-Syndrom – das späte Zeichen für einen Zusammenbruch, der eigentlich schon viel früher stattgefunden hat. Es macht die vielen nicht wieder gut zu machenden und zunächst kleinen Fehler deutlich, die in einer Ehe – aber auch in anderen Beziehungen – große Folgen haben können. 

Manchmal trifft Herr Katō auf seinen ziellosen Spaziergängen einen Obdachlosen, «den einzigen, den sie hier haben, eine Art lebendiges Denkmal», einer, dem man gibt, was man nicht mehr braucht, der einem mit kantigen Sprüchen bedient, solchen, die Herr Katō tiefer treffen, als er sich zugestehen will. Vor allem dann, wenn der Obdachlose den Zwist mit seiner Frau in seinem Gesicht zu erkennen scheint.

Sie schreiben über Herr Katōs Ehe „Die Fremdheit, die zwischen ihnen stand, sie das einzig Vertraute war, was sie miteinander verband.“ Niemand in Ihrem Buch ist dem andern wirklich nahe, nicht einmal die Kinder den Eltern. Viel mehr Nähe entsteht in Zufälligkeiten, in der Welt neben der Wirklichkeit. Wo bleibt das „Erkennen“? Das «Erkennen» ist hier ein flüchtiger Moment und passiert – paradoxerweise – nur dort, wo Herr Katō jemand anderen spielt als sich selbst, ja, es scheint fast so, als ob er im Unechten echt, im Echten aber unecht wäre. Etwas, was wir wohl alle zu einem Großteil nachempfinden können: Wie oft freuen wir uns etwa auf das Treffen mit alten Freunden und Bekannten, nur um danach festzustellen, dass wir dem anderen im Grunde kaum nahe gekommen sind? In der phantasierten Vorfreude haben wir Worte gesagt und Dinge getan, zu denen wir uns dann, aus welchem Grund auch immer, beim tatsächlichen Wiedersehen nicht aufraffen können – eine Schieflage, die uns wiederum dazu aufruft, uns in unseren Unzulänglichkeiten zu «erkennen», uns ihrer bewusst zu werden.

Und dann taucht Mie auf, die junge Frau auf dem Friedhof, die eine Agentur besitzt, die Identitäten vermittelt. «Sie sehen mir aus wie einer, der viel zu selten und viel zu wenig gebraucht wird.» Sie trifft nicht nur einen Verlorenen, sondern mitten in sein verwundetes Herz. Ein unmoralisches Angebot? Für ein paar Stunden im Dienste anderer ein paar Stunden jemand anderer sein, der gebraucht wird, in Wahrheit aber nicht zur Verfügung steht? Milena Michiko Flašar zeigt im Kleinen, was im Grossen schon längst begonnen hat. Wird es doch immer schwieriger, zwischen Fake und Wirklichkeit zu unterscheiden. Und in immer mehr Situationen ist es einfacher und leichter, sich mit dem Unwirklichen zu arrangieren.

«Wir lügen nicht, um die Wahrheit zu verfälschen, sondern um sie zu berichtigen»

Herr Katō hat sich im Leben eingerichtet, in Gewohnheiten, Mustern, Bahnen. Wer ihn aus seinen Ängsten und Befürchtungen herausreisst, ist Mie, eine beinah geheimnisvolle junge Frau, die ihn für ihre Agentur als Opa, Ehemann und Festredner an einer Hochzeit engagiert. Etwas, was es in Japan schon zu geben scheint. Aber auch etwas, was Herr Katō aufbricht, seinen Alltag in fixen Bahnen umlenkt. Die irreale Welt als Chance? Die irreale Welt könnte man eigentlich auch mit der Literatur schlechthin gleichsetzen: Wir lesen von Ereignissen, die wir so nicht erlebt haben und auch niemals erleben werden, trotzdem gelingt es uns, sie in dem Augenblick, in dem wir von ihnen lesen, als wirklich zu empfinden und uns in sie hineinzuversetzen. Eine großartige Chance: Mal aus unseren Schuhen zu schlüpfen. Ein paar Schritte in anderen zu laufen.

Herr Katō ist ein Spiesser, einer der stolz sein will, zufrieden mit sich selbst. Einer, der sich das dauernd vor Augen führen muss, der sich geflissentlich darum bemüht, Gegenstimmen zu überhören. Einer, dem es genügt, die Idee im Kopf herumzutragen, so wie die jahrelangen Reisepläne nach Paris. Der damals gekaufte Reiseführer ist längst zerlesen und zerfleddert. Aber Herr Katōs neuer Dienst in der Agentur «Happy family» bricht ihn auf. Nicht nur auf eine Reise aus seiner verkrusteten Gegenwart, auch auf eine Reise hin zur eigenen Familie.

Ihr erster Roman „Ich nannte ihn Krawatte“, die Geschichte eines Hikikimori, war schon stille Kritik an einer leistungsorientierten Gesellschaft. Ihr neuer Roman kritisiert auch, vielleicht noch leiser als ihr letzter. Mögen Sie laute Töne nicht? Dort, wo es laut ist, hört man bisweilen nichts. Die Stille aber – in ihr offenbaren sich auch die kleinsten Geräusche. Vielleicht ist es das, was ich am Leisen schätze: Dass es ein Spektrum an Untertönen zum Klingen bringt.

«Herr Katō spielt Familie» ist der leise Roman darüber, wo man leben will. Möglichst nahe an der Wirklichkeit oder möglichst nah an den Vorstellungen davon. Über uneingelöste Versprechen, nicht nur jene, die in der Vergangenheit ausgesprochen wurden, sondern auch jene, die das Leben gab. Milena Michiko Flašar erzählt unaufgeregt, fein beobachtend und mit grossem Respekt vor ihren Protagonisten. Was im Buch in Japan spielt, ist für den Westen beispielhaft. Das Herz der Autorin pocht im Herzen Herr Katos.

Milena Michiko Flašar, geboren 1980 in St. Pölten, hat in Wien und Berlin Germanistik und Romanistik studiert. Sie ist die Tochter einer japanischen Mutter und eines österreichischen Vaters. Ihr Roman Ich nannte ihn Krawatte wurde über 100.000 Mal verkauft, als Theaterstück am Maxim Gorki Theater uraufgeführt und mehrfach ausgezeichnet. Er stand unter anderem 2012 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Wien.

Webseite der Autorin 

Susan Kreller „Pirasol“, Berlin Verlag

„Pirasol“ ist ein Haus, eine Fabrikantenvilla neben der Papierfabrik „Johann Suhr und Söhne“. „Pirasol“ ist Schauplatz vieler Kriege, einem Ehekrieg mit einseitiger Bewaffnung, einem Vater-Sohn-Krieg mit ungleichlangen Schwertern, dem Rachefeldzug einer Vertriebenen und einem Kampf einer Frau ein Leben lang mit sich selbst.

Gwendolin ist 84 Jahre alt und lebt mit Thea, die 15 Jahre jünger ist, in der Fabrikantenvilla „Pirasol“. Eigentlich hätte Gwendolin alles für ein sorgenfreies Leben; Reichtum als Alleinerbin eines Industriellen, eine Familie und jemanden, der sich um sie „kümmert“. Wenn da die Geschichte nicht wäre; eine apokalyptische Kindheit und Jugend ums Ende des letzten Weltkriegs, die Hölle einer Ehe, den Verlust eines Sohnes, zweier Familien und den Terror ihrer Mitbewohnerin Thea.

“Den Tod hat Gwendolin erkannt, der Tod beginnt sein Leben dann, wenn man vor die Gräber der anderen gerät. Dann geht das Sterben los, ein für alle Mal, und die Falten im Gesicht sind nichts als Friedhofswege, über die man geht.“

„Pirasol“ heisst die Villa, weil einst ein Verwandter aus Brasilien half, dass das Haus überhaupt fertig gebaut werden konnte. Ein Zeichen der Dankbarkeit, ein Schild an diesem Haus, in dem Dankbarkeit verloren ging.

Ein grosses, stattliches Haus, lange bewohnt vom Papierkönig Willem, Herrenhaus der Papierfabrik „Johann Suhr und Söhne“. Gwendolin mag dieses Haus, trotz allem, trotz der üblen Geister, die sich darin einnisteten. Allen voran eine Ehe lang Willem, der sie aus der grauen Kammer einer Haushälterinnenschule heiratete und Thea, die nach dem Tod des Despoten und Familienoberhaupts die Geschicke des Gemäuers an sich reissen will. Thea droht Gwendolin mit Gwendolins verlorenem Sohn, der nach Jahrzehnten in die Stadt zurückgekehrt sein soll, ein Krimineller, die Schande, der Grund, warum einst ein Teil der Fabrik einem gelegten Feuer zu  Opfer fiel. „Der Junge“, Gwendolins Sohn, von dem sie sich in ihrer unausgesprochenen Schuld nicht einmal traut, den Namen auszusprechen. Von seinem Vater mit Schlägen, Missachtung, allen Formen des Entzugs gestraft, von seiner Mutter schutzlos allein gelassen, weil er sie mit in den Abgrund gerissen hätte. Dorthin zurück, woher sie vor der Ehe mit Willem gekommen war: Traumatisiert vom Verschwinden ihrer Mutter während der Feuerstürme über Deutschland und ihres Vaters ins KZ Oranienburg bei Berlin. In den letzten Kriegstagen versteckte eine Nachbarin Gwendolin hinter einem Medizinschrank vor den einrückenden Russen. Danach irrte sie herum, bis ihr Vater auftaucht, ein Totgeglaubter, einst ein sprachgewaltiger Theaterkritiker. Ausgezehrt bis auf die Knochen vor ihrer Wohnungstür, nur noch ein Gespenst, ein stummes Überbleibsel dessen, was einst Familie war.

Gwendolin verliert ihre Familie noch ein zweites Mal durch die starke und unbeirrbare Hand ihres Ehemannes Willem. Dieser drangsaliert seinen aus seiner Sicht nichtsnutzigen Sohn so lange und grausam, dass dieser mit einem Seesack aus dem Haus flieht, Feuer in der Kantine der väterlichen Fabrik legt und verschwindet. Aus dem Haus verschwindet, aus der Familie, nie aber aus dem zu tiefst in Schuldgefühlen blutenden Herz seiner Mutter Gwendolin.

Als Willem stirbt, alle Zeit und alle Mittel dagewesen wären, um sich auf die Suche nach dem verlorenen Sohn zu machen, taucht Thea auf. Ein Racheengel aus der Vergangenheit, ein vielköpfiger Drache, der sich in Gwendolins Haus festkrallt. Es entflammt ein Krieg, bei dem sich Thea eine ganze Meute Verbündeter zulegt und Gwendolin auf scheinbar verlorenem Posten zum Rückzug gezwungen ist. Wenn da das Wort nicht wäre, die Bücher und ganz zum Schluss jener Mut, den es braucht, um die Kröte auszuspucken.

Es sind nicht nur zwei Frauen, die sich gegenüberstehen. Gwendolin kämpft gegen das Ertrinken in den Tsunamiwellen des Krieges, in einem Ehe- und Vater-Sohn-Krieg. „Pirasol“ ist ein „Zwiebelroman“. Während des Lesens stösst man Schicht für Schicht hin zum Zentrum der Geschichte. Überzeugend gebaut von einer Autorin, die Psychologie verbildlichen kann. Die Geschichte Gwendolins, die unfreiwillig von einer Front zur nächsten taumelt. Ein Roman, fein gesponnen, bis zu einem Finale, einem scheinbar kleinen Schritt mit grosser Wirkung. Ein Roman über Familie und die Sehnsucht nach einem wirklichen Zuhause.

Ein Interview mit Susan Kreller:

Väter und Mütter, die nicht da sind, wenn man sie braucht. Väter, die prügeln und ihre Kinder zu brechen versuchen. Mütter, deren Hände gebunden sind, die sich in Schuldgefühlen winden. Familien, die nichts von dem versprühen, was das Idealbild verspricht. Ihr Roman zeichnet ein düsteres Bild dessen, wonach sich fast jeder sehnt. Belügen wir uns mit dem Idealbild Familie?

Nun ja, der Roman zeichnet ja auch ein überaus helles Familienbild, nämlich immer dann, wenn es um Gwendolins Kindheit bis zur Inhaftierung des Vaters im Jahr 1943 geht. Gwendolin ist ein geliebtes Kind und hat Eltern, die über Gwendolin hinaus auch noch einander lieben. Heller geht es nicht, finde ich. Mein Buch suggeriert also durchaus, dass das Idealbild Familie nicht notwendig eine Lüge sein muss. Dass Gwendolins Kindheit und das heile Familienleben zerstört werden, ist rein äußerlichen Faktoren geschuldet. Das Glück dieser Kindheit lebt dennoch fort und beschützt Gwendolin ein Leben lang. Allen düsteren Familienszenen im Buch steht immer diese glückliche und geglückte Kindheit gegenüber.

Gwendolins Vater wird ins KZ Oranienburg weggesperrt. Ein Politischer. Ein Mann des Wortes. Aus dem Lager schreibt er nichtssagende Briefe, codierte Briefe, die nur die Tochter versteht und seiner Frau verschlossen bleiben. Briefe, die irgendwann ausbleiben und das Schlimmste vermuten lassen. Sprache ist immer codiert. Sprache ist ein Code. Was steckt hinter dem Code ihres Romans?

Man kann die Sprache des Buches auf denkbar viele Arten decodieren, einen einzigen, festgelegten Code kann es m.E. gar nicht geben. Eine Möglichkeit eines solchen Codes könnte sein, dass der Sprachduktus der personalen Erzählinstanz zwar ein sehr ernsthafter ist, aber die ganze Zeit von Lakonie und Ironie durchzogen ist – genau wie Gwendolins Leben, das auf den ersten Blick nur schwer wirkt, in dem aber immer wieder Leichtigkeit, Verschmitztheit und Hoffnung aufleuchten.

Gwendolin ist eine Erdulderin bis fast am Schluss ihres Romans. Wahrscheinlich ein Wesenszug der meisten Frauen ihrer Zeit, bevor Frauen sich das Recht nahmen, sich zu emanzipieren. Braucht es die Emanzipation der Geschlechter? Bräuchte es nicht vielmehr die Emanzipation all jener, die noch immer nur erdulden?

Für mich war „Pirasol“ nie nur die Emanzipationsgeschichte einer Frau, obwohl die spezifischen Geschlechterrollen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg natürlich eine große und für den Roman wesentliche Rolle spielen. Trotzdem geht es hier vor allem um die Emanzipation eines stillen Menschen, eines Menschen, der durch die unglücklichen Umstände seines Lebens nahezu verstummt ist und erst spät den eigenen Ton lauter dreht. Gwendolin befreit sich aus dem Gefängnis ihrer eigenen Stille. Und es geht auch um Tröstung. Der Roman zeigt einen Menschen, der zum ersten Mal im Leben getröstet ist und seine eigene Traurigkeit zwar nicht ablegt, aber endlich annimmt.

Nach mehreren Kinder- und Jugendromanen ist „Pirasol“ ihr erster Roman in der „Liga der Grossen“. Spürt man unter den Autoren eine Zweiklassengesellschaft? Und worin unterscheidet sich das Erzählen, wenn es denn verschiedene Ligen gibt?

Ich versuche es meist auszublenden, dass es im deutschsprachigen Raum eine strikte institutionelle Trennung zwischen der Kinder- und Jugendliteratur und der sogenannten Erwachsenenliteratur gibt. Für mich gibt es nur eine einzige Literatur, und ich gehe beim Schreiben für verschiedene Adressatenalter weitgehend gleich vor. Natürlich gibt es trotzdem Unterschiede, vor allem mit Blick auf die Erzählstruktur, auf das Alter der Protagonisten und auf die Perspektive, aus der ein Thema behandelt wird. Und ein wenig auch mit Blick auf die Sprache. Aber ich bleibe dabei: Für mich gibt es nur eine Literatur.

Eine der Schlüsselszenen in ihrem Roman ist der Moment, wo der Papierkönig Willem die kunstvoll gefalteten Papiertiere seines Sohnes, die er in den gemeinsamen Ferienwochen mit der Mutter gesammelt hatte, alle im offenen Kamin verbrennt. Willem tut alles, um seinen Sohn zu brechen. Aber er bricht ihn bloss auf. Väter und Mütter machen Fehler, immer wieder, die meisten ohne es zu wollen. Wo liegt der Unterschied zwischen Fehlern, die man verzeiht und solchen, die unheilbar verwunden?

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Das ist sicher eine der großen Lebensfragen, und ich weiß nicht, ob man sie überhaupt pauschal beantworten kann. Ob ein Fehler verziehen oder nicht verziehen wird, hängt ja nicht nur vom Fehler ab, sondern auch von dem Menschen, der den Fehler verzeihen soll. In meinem Buch geht es aber ohnehin nicht ums Verzeihen, sondern eher darum, dass man mit dem, was die Fehler anderer Menschen (und natürlich die eigenen Fehler) im Leben angerichtet haben, zu leben lernt.

Vielen Dank!

Susan Kreller, geboren 1977 in Plauen, studierte Germanistik und Anglistik und promovierte über englischsprachige Kinderlyrik. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde sie 2012 mit dem Jugendbuch »Elefanten sieht man nicht« bekannt. Sie erhielt unter anderem das Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium, den Hansjörg-Martin-Preis (2013) und 2015 den Deutschen Jugendliteraturpreis für »Schneeriese«. Sie arbeitet als Schriftstellerin, Journalistin und Literaturwissenschaftlerin und lebt in Bielefeld. »Pirasol« ist ihr Roman-Debüt im Berlin Verlag.

Birgit Vanderbeke „Wer dann noch lachen kann“, Piper

Ich las Birgit Vanderbekes neuen Roman „Wer dann noch lachen kann“ mit angehaltenem Atem. Ein Buch, das zur Sprache bringt, worüber andere schweigen. Birgit Vanderbeke traut sich hinzuschauen, tut das, was ihr Herr Winkelmann damals im Flüchtlingslager, als sie selbst ein kleines Mädchen war, ans Herz legte. Er sagte: Immer ganz genau hinschauen, hörst du!

Birgit Vanderbekes Bühne ist die Familie. Keine Bühne mit Kulissen, sondern  wahrhaftiger Hintergrund. Sie erzählt von ihrer Kindheit, die man keinem Kind wünscht. „In dieser Sache hatte ich etwas Pech.“ Was lakonisch klingt, ist Programm des Romans. Birgit Vanderbeke malt nicht den Schmerz und die Verwundung. Sie zelebriert die Kraft, die sie daraus entwickelt. Eine Kraft, die sie zu Sprache macht.

Vater und Mutter sind da, wenn auch nicht so, wie es sich für das Idyll Kleinfamilie ziemt. Vater arbeitet sich in leitende Funktion hoch in der Chemie und Mutter versucht sich nach einem Arbeitstag als Lehrerin als Mutter und Hausfrau. Was nach Familie aussieht, birgt Höllenqualen. Schon ganz am Anfang des Romans setzt die Autorin dem Schicksal des Mädchens in ihrem Buch all die Schicksale Verfolgter, Geflohener, Heimatloser, Ertrunkener gegenüber. Solcher, die nicht „bloss“ Pech mit den Eltern, sondern Pech mit ihrer ganzen Welt, selbst mit ihrem eigenen Leben hatten und haben.

Mit der Familie geflohen aus dem Osten, vorübergehend in einem Flüchtlingslager und im Westen alles daran setzend, am Aufschwung teilzuhaben, ist das kleine Mädchen, das oft nicht will, wie man es gerne hätte, eine Last, ein Prüfstein, ein lästiger Klotz. Je länger die Kampfehe der Eltern dauert, je tiefer sich die Mutter in Abhängigkeiten von Ärzten und Medikamenten, von Beruhigungsmitteln und Diagnosen verliert, desto wichtiger wird abends die starke Hand des Vaters, die den Bengel ins Lot prügeln soll. „Das Mädchen braucht eine starke Hand.“ Und wenn das noch zu wenig ist, auch einmal eine Portion Valium aus dem Tablettensortiment der Mutter.

Das Mädchen hat nur sich selbst und die tiefe Stimme im Ohr, die sie liebevoll „Karline“ nennt. Und nachts tröstet sie der Mikrochinese, dem sie alles erzählen kann.

„Sie hören dir einfach nicht zu und denken, wenn sie dir nicht zuhören, hälst du irgendwann die Klappe, bist endlich still und isst deine grünen Bohnen.“

Die Misshandlungen an der Tochter werden zum Martyrium. Bei den Ausbrüchen des Vaters bleibt es nicht. Ebenso tief gehen die verbalen Verunglimpfungen der Mutter. Beschimpfungen und Verurteilungen, die mit Mutterliebe nichts gemein zu haben scheinen. Sie beschreiben höchstens den Grad der mütterlichen Verzweiflung. Ebenso schmerzhaft sind die nicht enden wollenden Gänge zu einer ganzen Kette von Ärzten – bis es mir als Leser beinahe den Magen umdreht.

Viel später lässt sich die mittlerweile junge Frau nach einem Verkehrsunfall überreden, einen Mikrokinesietherapeuten zu konsultieren. Er würde ihre dauernden Schmerzen im Gegensatz zur traditionellen Medizin behandeln können. Was dort geschieht, unter den Händen eines alten Mannes, dessen Wesen die Verkörperung des Mikrochinesen aus der Kindheit zu sein scheint, ist viel mehr als Schmerztherapie.

Birgit Vanderbekes Roman ist nicht einfach, weil ihre Sprache den Inhalt kontrastiert. In wenigen Sätzen steckt derart viel Katastrophe, ohne dass die Autorin diese ausmalt, dass einem beim Lesen klamm wird. Warum diesen Roman trotzdem lesen? Wer nicht bloss zur Erbauung und Unterhaltung liest, wer sich wie von Herrn Winkelmann damals im Flüchtlingslager aufgefordert fühlt, genau hinzuschauen, liest dieses Buch und staunt.

Fünf Fragen an Birgit Vanderbeke:

So wie Kinder in den Jahren des unbegrenzt scheinenden Aufschwungs oft sich selbst überlassen waren, so kontrolliert sind sie in der Gegenwart, nie mehr allein, ständig in digitaler Begleitung. Letzthin beklagte sich ein in die Jahre gekommener Pädagoge am Radio, er vermisse das Kindergeschrei draussen. So sehr aus übermässiger „Freiheit“ damals Einsamkeit werden konnte, scheinen sich Kinder und Jugendliche heute in der digitalen Vernetzung zu verfangen. Welchen Rat gäben Sie einer werdenden Familie?

Die digitale Kindheit ist eine Katastrophe.
Ich mag, was Edward Snowden dazu gesagt hat: „Ein heute geborenes Kind wird nicht mehr wissen, was Privatleben ist. Es wird nicht mehr wissen, was ein Moment Privatsphäre bedeutet, einen Gedanken zu haben, der weder aufgenommen wurde, noch analysiert. Das ist ein Problem, denn das Privatleben ist wichtig, das Privatleben hilft uns zu bestimmen, wer wir sind und wer wir sein wollen.“
Und da allerdings fangen auch die kulturellen Unterschiede an. In Frankreich, wo ich lebe und wo mein vierjähriges Enkelkind lebt, sind
 die Bedingungen für eine Kindheit vermutlich etwas anders als in der Schweiz. Ganz sicher sind sie anders als in Deutschland. Hier in Frankreich werden die Kinder zunehmend nicht mehr geboren, sondern per Kaiserschnitt in die Welt befördert und sodann immer häufiger nicht gestillt, sondern mit künstlicher Nahrung gefüttert. Dies ist ein Trend in allen westlichen Ländern, der sich in naher Zukunft eher verstärken dürfte. Die Mütter in Frankreich geben – aus historischen Gründen und seit dem Ende des 2. Weltkriegs – ihre Kleinkinder sehr früh aus den Händen, oft schon im Alter von sechs Wochen, und lassen sie auswärtig betreuen. Die Folge ist in Frankreich ein, vorsichtig gesagt, kühles Verhältnis zu Kindern. Dazu paßt, dass junge Eltern schon mal den pädagogischen Rat bekommen, ihre Kinder während der ersten sechs Monate von elektronischen Medien möglichst fernzuhalten. Ab dann offenbar nicht mehr. Ich sehe im Sommer regelmäßig mengenweise Mütter, die in der Badeanstalt mit dem Display ihrer Apparate beschäftigt sind, während ihre Kinder gerade ihre ersten Kopfsprünge oder sonst irgendwas machen, für das sie sich sonderbarerweise Aufmerksamkeit, Beachtung oder sogar ein Lob gewünscht hätten, aber sie sind es nicht gewöhnt. In keinem Bereich ihres Kinderlebens. Selbst beim Essen.
Frankreich ist, was Kinder betrifft, vom ersten Lebenstag an eine weitgehend empathiefreie Zone. Entsprechend unbekümmert bedienen sich Eltern elektronischer Technologien, um sich ihre Kinder vom Leib zu halten, wobei „vom Leib halten“ ganz wörtlich zu nehmen ist: weg vom eigenen Körper. Auf Abstand. Von ganz klein an.
Umgekehrt ist es ebenfalls nicht ganz leicht: technologische und elektronische Abstinenz kann von einem bestimmten Alter an zum Handicap für ein Kind werden. Ich denke gerade jetzt oft darüber nach, weil im Augenblick unser Sohn und seine Frau der Auffassung sind, Louis sei noch nicht bereit dafür, den „kleinen Lord“ zu sehen, während ich der Auffassung bin, dass Louis besser demnächst den „kleinen Lord“ sehen sollte, als irgendwann mal bei einem Kindergeburtstag mit einem „ersten“ richtigen Film konfrontiert zu werden, den sich seine Eltern in diesem Fall nicht selbst aussuchen konnten. Nur am Rande: genau das ist im übrigen schon geschehen. Louis war mit seiner Schulklasse sogar schon zweimal im Kino, beide Male wurden Zeichentrickfilme gezeigt, die Eltern waren nicht dabei und wissen also nicht, was Louis gesehen hat. Einem solchen Kinobesuch hätte ich zum Beispiel nicht zugestimmt, während ich nichts dabei gefunden habe, mit meinem Sohn im selben Alter im Kino zuerst „Mary Poppins“, später „Sindbad der Seefahrer“ und im Alter von fünf Jahren zu Hause eine Kassette mit „Hatari“ anzuschauen, letztere Kassette übrigens so oft, dass er den Film bis heute auswendig kann. Fernsehen wiederum gab es nicht, und zwar weder für die Erwachsenen noch fürs Kind.
Das Spektrum reicht also von der kompletten Gleichgültigkeit, infolgedessen der elektronischen Verwahrlosung bis hin zu Zensurmaßnahmen im Dienste eines Kindeswohls, dessen Wahrnehmung oder auch Definition selbstverständlich im Rahmen des elterlichen Machtbereichs liegt, von dem man Eltern bitten möchte, ihn gelegentlich zu reflektieren, was aber sehr schwer ist, weil man als junge Mütter/Väter unaufhörlich mit grauenvollem pseudo-pädagogischen (wie auch pseudo-ernährungswissenschaftlichem) Zeug traktiert wird und das Kindeswohl ein heiß umkämpfter Markt mächtiger Protagonisten ist. Ich kann mich erinnern, dass ich „seinerzeit“ versucht habe, mich in der Beziehung zu unserem Sohn am liebsten überhaupt nicht pädagogisch, sondern nach Möglichkeit auf Augenhöhe zu verhalten, was ich im übrigen auch heute vertreten würde, weil ich es für ein Merkmal demokratischen Umgangs überhaupt halte.

Aus den Wunden Ihrer Kindheit wurde später schöpferische Kraft. Auch wenn der Schmerz durchdringt, höre ich keinen Zorn und schon gar keine Verbitterung. War es der Rat von Herrn Winkelmann, genau hinzuschauen, der Sie vor der seelischen Verätzung bewahrte? Nicht nur genau nach aussen hinzuschauen, sondern auch nach innen?

Ich habe diesem Onkel Winkelmann sehr vieles zu verdanken (und seiner Frau Eka und ihrem Mann, Onkel Grewatsch, ebenfalls, allen dreien): Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zum Beispiel. Güte. Geduld mit mir und anderen. Vielfältigkeit im Leben und Denken. Aber auch eine gewisse Unerbittlichkeit. Gründlichkeit. Mut.

Sie setzen das Unglück des Mädchens von Beginn weg in Relation zu all den schlimmen Kinderschicksalen der Gegenwart. Verbirgt sich darin eine Spur Scham? Ihr Roman ist alles andere als eine nach innen gerichtete Bauchnabelschau, das das eigene Schicksal über alle andere setzt. Wieviel Optimismus ist übrig geblieben?

Keineswegs schäme ich mich für Dinge, die mir zugefügt worden sind, allerdings habe ich lange über etwas nachgedacht, was im Augenblick eine gefährliche Wendung in den westlichen Zivilisationen nimmt. Ich denke, dass ein Opfer das Recht hat, auf eine Tat hinzuweisen, die an ihm begangen worden ist. Im Strafrecht nennt man das „eine Anklage erheben“. Das Opfer ist allerdings nicht zu einem Urteil befugt. Das ist allein ein Richter. In der kürzlich zur Hysterie getriebenen „Me-too“-Welle hat man sehr genau sehen können, dass da etwas Entscheidendes vor einiger Zeit eingeführt wurde und inzwischen sehr drastisch passiert, indem nämlich die selbsternannten Opfer in unseren Kulturen zu ebenfalls selbsternannten (und von Medien in ihrer Selbsternennung ermutigten) Richtern werden. Das ist außerordentlich gefährlich, es setzt unser Rechtssystem außer kraft, und zwar nicht nur das juristische, sondern ganz allgemein unseren Kompaß, der ohnehin schon sehr ungesund auf die beiden Pole „Gut“ gegen „Böse“ zusammengeschrumpft worden ist. Das, was dazwischen liegt, nämlich der überwiegende Teil dessen, was Leben ausmacht, wird in seiner gesamten „Artenvielfalt“ mal kurz verdampft. Was inzwischen der Form nach entstanden ist, könnte man so formulieren: Jemand glaubt, dass ihm jemand anderes etwas Unerlaubtes angetan hat. Unerlaubt ist inzwischen dank unserer jahrelangen Übung in «political correctness» ziemlich vieles, manche dieser Verbote kenne ich oder kennt der „Täter» vielleicht gar nicht jeder, aber so ist es. Aufgrund dessen, was also jemand glaubt, dass ihm an Unerlaubtem angetan ist von jemandem, der vielleicht zum Zeitpunkt der Tat gar nicht wußte, dass es nicht erlaubt ist oder war, wird dieser Täter mal kurzerhand von demjenigen, der glaubt, dass ihm das angetan worden ist und von dem inzwischen jedenfalls die Medien wissen, dass es verboten ist oder war, verurteilt, und zwar immer zur Höchststrafe, weshalb ja Kevin Spacey heute seinen Beruf so wenig mehr ausüben kann wie Sebastian Edathy und Jörg Kachelmann, an dessen „Fall“ man genau erkennen kann, worum dieses Opfer-Theater geht, denn Jörg Kachelmann kann seinen Beruf nicht mehr ausüben, obwohl ein Gericht ihn freigesprochen hat, und auch in Spaceys und Edathys Fall hat es entweder gar keinen Prozeß oder gar keine Verurteilung seitens eines Gerichtes gegeben. Wir sind also im Begriff, die Exekutive in den westlichen Zivilisationen aus der Instanz zu entfernen, wo sie in demokratische Verfassungen zu liegen hat und in gesellschaftliche Hände zu verlagern, die nicht dazu ermächtigt sein sollten, Urteile zu fällen und Strafen zu verhängen.

Sie erzählen in Ihrem Roman nicht aus. Da bleiben viele Leerstellen, die sich während des Lesens aber unweigerlich mit Vorstellung füllen. Manchmal beinahe penetrant, vorschnell. Sie erzählen aus einer Innensicht, spitzen zu, was mir als Leser oft den Atem stocken liess, auch aus Angst, was alles noch passieren könnte. Ihre Sprache braucht Stimme. Viele Passagen las ich laut – und sie drangen tief ein. Sie reduzieren, verdichten. Sind sie eine Dichterin?

Dichten ist rhetorisch das „Verdichten“, das metaphorische Sprechen und Denken.
In diesem Sinn bin ich absolut keine Dichterin.
Was ich tue, ist genau das Gegenteil: ich versuche, Zusammenhänge aus der Metapher rauszuholen. Ich denke – wie die meisten Frauen – überwiegend metonymisch. Das setze ich ein, um scheinbar von Stöckchen auf Hölzchen zu kommen (oder umgekehrt), assoziative Schleifen, das Abschweifen, auch manchmal das Weglassen zu erlauben, mit den Erträgen, die ich beim Abschweifen und Weglassen gesammelt habe, wieder zurückzugehen und auf diese Weise Klarheit in Verhältnisse zu bringen, die ich als „verschwiemelt“ oder auch metaphorisch verfestigt oder verknotet empfinde. Ich versuche, Klarheit zu gewinnen, weil ich glaube, dass Klarheit etwas Wunderbares und Erstrebenswertes ist.

Sie widmen Ihre Aufmerksamkeit nicht dem Schmerz, sondern der Kraft, der inneren Kraft, der Selbstheilung. Wo ist die Grenze? Wie schafft man es, aus Schmerz kreative Energie zu gewinnen?

Keine Ahnung.
Ehrlich.
Aber ich denke darüber nach. Der dritte Band dieser Trilogie hat seit vergangener Woche einen Titel, den ich noch nicht verraten möchte. Bei mir selbst habe ich ein Wort für das, was im Augenblick ziemlich gelöscht wird und ziemlich weit auch schon ausgelöscht worden ist, und ich denke, da liegt ein Schlüssel: Es so etwas wie „Menschenwissen“.
Vielleicht kriege ich’s raus oder komme der Antwort näher. Ich weiß es noch nicht.

Frau Vanderbeke. Ich bin tief beeindruckt von der Offenheit, die Sie zeigen. Ich bedanke mich für die geschenkte Zeit und bin sicher, dass die Antworten längst nicht nur mich zum Nachdenken zwingen.

Birgit Vanderbeke, geboren 1956 im brandenburgischen Dahme, lebt im Süden Frankreichs. Ihr umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Kranichsteiner Literaturpreis. 2007 erhielt sie die Brüder-Grimm-Professur an der Kasseler Universität.

Webseite der Autorin 

Besprechung ihres vorletzten Romans auf literaturblatt.ch

Titelfoto: Sandra Kottonau

Jürgen Bauer „Ein guter Mensch“, Septime

Bereit für die Zukunft? Keine wie in „star wars“, keine mit einem satten Soundtrack im Hintergrund? Vielleicht wollen Sie sich dem Buch, dem Szenario gar nicht stellen. Der Roman verlangt einiges ab. Dafür belohnt mich das Buch mit einer Sprache, die wie die beschrieben Hitze flirrt und manchmal beim Atmen fast Schmerzen verursacht.

Marko und Norbert sind Brüder – Überlebende. Marko liefert zusammen mit seinem kaputten Kumpel Trinkwasser in einem alten Tanklaster. Norbert haust mehr schlecht als recht auf dem von allem verlassenen elterlichen Hof. Er ist krank, nur noch Haut und Knochen. Marko besucht ihn zwischendurch. Wenn Norbert Glück hat, fliesst Wasser durch die Rohre in der stinkenden Küche. Was die Vergangenheit zurückliess, ist ausgetrocknet, leer, knochendürr und ohne Hoffnung. Marko ist einer der letzten, dem der letzte Rest noch nicht genommen ist. Obwohl Grund genug da wäre, um allen Mut zu verlieren. Seine Frau verliess ihn, weil sie zurück zu ihren Eltern wollte. Seine Eltern verliessen ihn und seinen Bruder einst mit dem Versprechen zurückzukommen. Und Norbert, sein grosser Bruder, der ihn einst beschützte und den ganzen Hof zu erhalten versuchte, ist nur noch ein Schatten seiner selbst.

“In Zeiten wie unseren hast du drei Möglichkeiten. Du kannst schreien, abhauen oder in die Hände spucken und mitanpacken.“

Die Erde brennt. Seit über einem Jahr kein Regen mehr. Wenn etwas vom Himmel fällt, dann der Ascheregen von den riesigen Bränden, die vor der fast verlassenen Stadt wüten. Es ist heiss. Es stinkt überall, nach Schweiss, Kloake, nach Kadavern. All die Gerüche aus der Vergangenheit gibt es nicht mehr. Sie verblassen wie die Erinnerung an die Zeit davor, an grüne, feucht Wiesen oder den Duft eines Parfüms.

Marko fährt Wasser dorthin, wo es gebraucht wird. Weil Wasser längst nicht mehr einfach aus Rohren rinnt. Weil nicht einmal die Feuerwehr mit Wasser die Brände zu löschen versucht. Weil an andern Orten der Welt die Menschen in den Fluten ertrinken und ganze Gegenden weggespült werden. Marko will für etwas nütze sein, will einer jener sein, die allen Widrigkeiten zum Trotz „in die Hände spucken und anpacken“. Was nicht einfach ist angesichts der Fatalitäten rundum.

“Ein guter Mensch“ ist mehr als eine Dystopie, sondern ein Roman über wahre Gefühle, über das, was als Bodensatz bleibt, über Familie und was einen hält. Über den Zusammenprall mit „der dritten Welle“, einer Bewegung, die alles in Frage stellen will. Stimmen, die schon heute argumentieren „Geht doch sowieso alles kaputt. Egal, was wir tun.“, gibt es schon jetzt genug. Ausgerechnet in einer Zeit, in der wir wohl auf der Kippe stehen, es uns aber in Europa so gut geht wie noch nie.

Ein Interview mit Jürgen Bauer:

Die Welt in ihrem Roman ist eine verbrannte, dem Sterben schutzlos ausgesetzte. Wer reich genug ist, setzt sich in jene Zonen ab, in denen es abgeschottet und abgeschlossen noch lebenswert erscheint. Wer bleiben muss, kämpft oder wird fatalistisch. Angesichts einer Gegenwart, in der vieles in eine solche Zukunft weist – darf man noch ein Vollbad nehmen, Nestlé-Mineralwasser trinken und den Rasen sprengen?

Man darf alles – ob man soll, muss jeder für sich selbst entscheiden. Was sicher nicht schadet: ein Abwägen der Konsequenzen, die die eigenen Handlungen haben. Allerdings glaube ich, dass der Hinweis: „Veränderung beginnt bei einem selber“ mittlerweile auch dazu dient, gröbere Verfehlungen zu verschleiern. Wir können alle unseren Wasserkonsum drosseln und auch sonst gute Bürger sein – es bräuchte jedoch eine gewaltige Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um den Karren (noch) aus dem Dreck zu ziehen. Genau das habe ich in meinem Roman ja auch versucht zu beschreiben: Es kann der einzelne noch so sehr ein „guter Mensch“ sein, wenn es größere Interesse gibt, die dem entgegenstehen, ist ein Scheitern unausweichlich.

Zog die Geschichte um Marko, der in ihrem Roman in einer kaputten Welt „ein guter Mensch“ zu sein versucht, Fäden bis in ihre Träume? Das Szenario ihres Romans jedenfalls hat alle Attribute, um sich in Träumen, in Alpträumen festzusetzen.

Nein, bis in die Träume hat mich die Geschichte nicht verfolgt. Zwar gräbt man sich beim Schreiben in sein Material ein, lebt mit den Figuren, aber neben der kreativen Arbeit ist das Verfassen eines Romans ja auch immer ein technischer Prozess, zumindest für mich. Ich denke parallel zu den Themen und Figuren auch immer an Dramaturgie, Aufbau, Stil. Und das sorgt für ein wenig Distanz. Sonst wäre mir bei den Themen sehr schnell sehr heiß geworden!

Warum gab und gibt es in Buch und Film so viele realistisch erscheinende Endzeitszenarien und gleichzeitig so viel bornierte Verweigerung, das Heft in die Hand zu nehmen? Ist ein Buch wie das ihre, eine Dystopie, eine Art des Schüttelns, des Aufrüttelns?

Das ist eine sehr schwierige Frage: Warum sind wir alle so lethargisch. Ich glaube tatsächlich, dass der Klimawandel, wie in meinem Roman beschrieben, (noch) sehr unbegreiflich ist. Bis auf Hitzeperioden und einige Wetterextreme leben wir noch sehr gut in Mitteleuropa. Das sieht in anderen Weltgegenden schon ganz anders aus. Ich bin überzeugt, dass die Menschen die schrecklichen Szenarien in der Theorie begriffen haben, aber in der Praxis noch zu wenig davon spüren, um tatsächlich Handlungen zu setzen. Allerdings geht es in dem Roman ja auch um eine größere Frage: Wie geht man überhaupt mit einer Welt um, in der den Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft abhandengekommen ist? Und das betrifft viele Aspekte des Lebens, nicht nur die Umwelt – auch Politik, Gesellschaft usw… Rebelliert man? Läuft man weg? Und ich glaube, viele Menschen sind von einer solchen Hoffnungslosigkeit auch gelähmt.

Marko ist ein Mann mit Prinzipien, ein Mann mit Moral, ein Mann, der den Optimismus nicht sterben lassen will, selbst angesichts von Chaos und Apokalypse. Liegt in Prinzipien die letzte Hoffnung, wenn Glaube fehlt?

Meine letzte Hoffnung ist immer Humor. Den muss man der Hoffnungslosigkeit entgegensetzen. Und es gibt ja auch im Roman einige Figuren, die das machen: Aleksander, Kali, sogar ein Ekel wie Kowalski. Ich wollte zeigen, dass es immer Auswege gibt. Dass der Optimismus nur funktionieren kann, wenn er nicht verbissen wird, sondern sich eine Freiheit bewahrt, einen Witz, der seine Feinde überwältigt.

„Die dritte Welle“ ist in ihrem Buch eine Bewegung, die mit permanentem Feiern und befremdenden Spass-Aktionen auf den unvermeidlichen Kollaps hinsteuert. Auch wenn es kein realen Pendant zu geben scheint, wie kamen Sie auf die Idee einer solchen „Bewegung“?

Es gibt durchaus reale Vorbilder, für mich waren etwa die Aktionen Christoph Schlingensiefs extrem wichtig. Die hatten genau den Witz, die Frechheit, die Doppeldeutigkeit, die ich bei der „Dritten Welle“ so schätze. Einmal etwa ging Schlingensief mit anderen Menschen im Wolfgangsee baden und wollte so das Urlaubsdomizil Helmut Kohls überfluten. Das war natürlich absolut surreal und größenwahnsinnig – aber auch sehr witzig. Und die „Dritte Welle“ versucht genau das. Wobei hier die Ziele gar nicht so klar sind. Auch die Figuren im Roman wissen ja nicht: Was will die „Dritte Welle“ eigentlich?! Und das macht die Attraktion der Gruppe aus, darum zieht sie aber auch so viel Hass auf sich.

Jürgen Bauer, vielen Dank für die aufschlussreichen Anworten.

Copyright: Barbara Pálffy

Jürgen Bauer, geboren 1981, lebt in Wien. Im Rahmen des Studiums der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien, Amsterdam und Utrecht spezialisierte er sich auf Jüdisches Theater und veröffentlichte hierzu zahlreiche Artikel und Buchbeiträge. 2008 erschien sein Buch „No Escape“. Aspekte des Jüdischen im Theater von Barrie Kosky. Sein Debütroman „Das Fenster zur Welt“ erschien 2013 bei Septime. 2015 erschien sein zweiter Roman „Was wir fürchten“.

Webseite des Autors

Titelfoto: „Zeit“ © Philipp Frei

Arja Lobsiger „Jonas bleibt“, Orte Verlag

Als Finn starb, wurde alles anders. Etna, seine Schwester, hüllt sich in Schwarz, so wie Jonas sein Vater sich in sein Schweigen. Und Alice, Finns Mutter, zieht sich zurück, zuerst in ihr Innerstes, dann auf eine Vulkaninsel im Meer. So nah wie möglich an die Erinnerung und so weit weg wie möglich von der Gegenwart.

Eine Familienkatastrophe: Etna spaziert im Winter zusammen mit ihrem kleinen Bruder Finn am Fluss. Das Wasser ist gefroren. Spuren ziehen sich über das Eis. Und während sich Etna schon über die Böschung weg vom Fluss bewegt, traut sich Finn doch auf die glatte Schicht. Etna hört nichts, nicht das Knacken, nicht den Schrei, das Rufen. Nur weil er ihr nicht folgt, geht sie zurück und sieht nur das Loch im Eis. Finn taucht nicht wieder auf. Das Loch bleibt. Das Loch in der Familie. Etna ringt mit Schuldgefühlen, Finns Mutter mit unendlicher Trauer und Depression und Jonas, der Vater, nicht nur mit dem Tod seines Sohnes, sondern mit dem Zerbrechen seiner Familie. Was geschieht, wenn ein Kind stirbt? Was muss geschehen, wenn ein Kind stirbt? Arja Lobsigers Erstling ist ein feinfühliger Roman über den Einschlag eines Kometen, wenn nichts mehr dort ist, wo es einmal war, wenn Schäden irreparabel sind, wenn das, was zurückbleibt, ein Trümmerfeld bleibt. Arja Lobsiger hat sich für ihren ersten Roman einen schweren Stoff ausgesucht. Einen Stoff, an dem man leicht scheitern könnte. Dann, wenn sie darin ertrunken wäre, wenn sie die nötige Distanz nicht gefunden hätte. Aber Arja Lobsiger gelingt ein eindringlicher Roman über den Verlust. Nicht nur vom Verlust eines Lebens, eines Kindes, sondern vom Verlust einer Liebe, vom Verlust von Nähe und vom Verlust von Eltern. Denn so wie Alice und Jonas ihren Jüngsten verlieren, verliert Etna ihren Bruder und ihre Eltern. Jonas verliert Alice und Alice den Boden unter den Füssen.

Arja Lobsiger erzählt in zwei Strängen. Jonas sitzt im leer gewordenen Haus. Es soll abgerissen werden. Jonas ist längst aus dem Leben gerutscht. Er wartet auf den Tag, an dem er aus seinem Haus verschwinden soll, die Bagger die Mauern niederreissen werden. Das Haus, in dem alles geblieben ist, auch wenn die meisten Zimmer leergeräumt sind. Einziger Begleiter ist ein Fuchs in seinem über und über verwilderten Garten. Ein Fuchs, den er zu füttern beginnt, während er zu essen vergisst.

„In der Dunkelheit, die sie umgab, hatte Alice gespürt, wie die Lava an der Oberfläche abkühlte und erstarrte.“

Auf der andern Seite Alice, die es eines Tages an der Seite ihres Mannes nicht mehr aushielt und aus dem Haus, aus ihrem Zimmer mit den violetten (liturgische Farbe für „Übergang“ und „Verwandlung“) Vorhängen schlich. Ohne Nachricht, nicht einmal an ihre Tochter Etna, setzt sie sich ab auf eine italienische Vulkaninsel. Jene Insel, auf der sie einst als Familie zusammen mit ihren Eltern die glücklichsten Ferien verbrachte. Es ist kein Neubeginn. Alice wünscht sich auf dem Rücken des Vulkans den Ausbruch, der sich nicht einstellen will. Ein Kind in ihren leeren Bauch. Einen Sinn zurück in ihr Leben.

Ich mag dieses Buch und seine Autorin für den Mut. Nicht nur weil sie sich ohne Rührseeligkeit an dieses schwere Thema wagte, sondern weil die Sprache und der Erzählton dem Geschehen Bedeutsamkeit geben. Weil Arja Lobsiger nicht alles ausleuchtet, Interpretationsspielraum lässt. Weil die Ränder offen bleiben, ihr Personal im Buch neben Alice und Jonas wie nachts vorbeifahrende Autos in einen „Spielraum“ leuchten.

Ein Interview mit Arja Lobsiger:

Eine ganze Familie wird durch einen Strudel in ein Loch gezogen. Es gibt kein Zurück. War während des Schreibens von Anfang an klar, dass es für niemanden eine Rettung geben konnte?
Die Figuren wurden während dem Schreibprozess vom Strudel erfasst. Welche Auswirkungen der Tod eines Familienmitglieds haben kann, war mir jedoch bewusst. Für mich gibt es aber durchaus eine Rettung. Aus der Familiendynamik auszubrechen ist manchmal traurigerweise die einzige Lösung.

„Jonas bleibt“ in einem Haus, das abgebrochen wird. Er lebt weiter im Wissen, dass er gehen müsste, lebt aber in Wahrheit so, als gäbe es diesen einen Termin nicht. Ein starkes Bild. Auch ein Bild für den Zustand der Welt?
Ja, auf jeden Fall. Dem Ohnmachtsgefühl wird oft mit Ignoranz begegnet oder eben lieber nicht begegnet. Das erlebe ich als Lehrerin immer wieder im vergleichbar kleinen Kosmos Familie und im Grossen bei den Themen Umweltverschmutzung oder Flüchtlinge.

Alice, Finns Mutter, reisst sich aus ihrem dunkeln Zimmer und fährt auf eine Vulkaninsel im Mittelmeer. Auf der einen Seite eine Flucht, auf der andern Seite eine Ankunft an einem Sehnsuchtsort. Es brodelt im Inselgrund viel mehr als im kalt gewordenen Bauch Alices. Jonas bleibt auch auf seiner Insel. Finn ist im Wasser untergegangen. Muss man sich retten? Niemand stellt sich!
Jede Figur versucht auf ihre Art, den Tod zu verarbeiten und sich dem zu stellen, was ist. Für Alice ist ein radikaler Schritt der einzige Weg, aus den erstarrten Strukturen des Systems und der dumpfen Trauer auszubrechen. Auf Konfrontation versucht Etna zu gehen. Zu bleiben scheint in dieser Geschichte keine Lösung zu sein, auch für Jonas nicht.

Und dann der Fuchs, der in Jonas verwilderten Garten lebt, den er mit jenen Fleischstücken füttert, die eigentlich für ihn gedacht sind. Der Fuchs wird in dem Mass zutraulich, wie Jonas immer schwächer wird. Ein Werden, das Sie fast nur mit Innenwelten beschreiben. Wann kam im Schreiben der Fuchs ins Spiel?
Der Fuchs tauchte relativ früh im Schreibprozess in Jonas Garten auf. Mir war damals jedoch noch nicht klar, welche Rolle er einnehmen wird. Eigentlich war er nur als einmaliger Besucher eingeplant. Dann hat er sich immer wieder in den Garten und somit in die Geschichte geschlichen.

Der Roman beginnt und endet mit einem Blick in die Ferne. Kennen Sie diese Sehnsucht nach einer Flucht hinaus oder ganz in sich hinein auch in Ihrer eigenen Welt?
Ja, ich kenne die Sehnsucht nach dem Entdecken von unbekannten Orten und liebe es, zu reisen. Man könnte sagen, es ist eine Flucht, für mich ist es aber eine Reise zu mir selbst. Nirgendwo werde ich so stark mit mir konfrontiert wie ausserhalb gewohnter Abläufe und Systeme. Der Blick von der Ferne auf die Heimat und das eigene Leben wird ein anderer.

Vielen Dank für die Antworten. Danke für Ihre spannenden Fragen, die mir in dieser Art noch nicht begegnet sind. Für mich ist es erstaunlich, wie Sie meinen Roman erfasst und verstanden haben, das zeugt von einem aussergewöhnlichen Gespür für Geschichten. Mich berührt das. Sie haben mir auch neue Perspektiven auf meinen Roman eröffnet.

Arja Lobsiger, geboren 1985, lebt in Nidau (Schweiz). Sie studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel Literarisches Schreiben und schloss ihr Studium 2009 mit dem Bachelor of Arts in Creative Writing ab. Anschliessend absolvierte sie an der Pädagogischen Hochschule Bern die Ausbildung zur Sekundarlehrerin. Arja Lobsiger veröffentlichte Essays und Kurzgeschichten in Zeitschriften und schrieb für den Zürcher Tages-Anzeiger einen Literaturblog. Sie ist Gewinnerin von Literaturwettbewerben, unter anderem des Berner Kurzgeschichtenwettbewerbs.

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Titelfoto: Sandra Kottonau