„Demokratie ist nicht perfekt, und wir leben mit ihr nicht in der besten aller möglichen Welten; wir leben nur in einer der besten unter den bislang ermöglichten.“ Nora Bossong
Ganz zu Beginn stand eine Anfrage eines Verlags, ob Nora Bossong ein Buch über Demokratie schreiben wolle, denn das Thema beschäftigt die Autorin nicht erst mit diesem Buchprojekt, sondern weil sie sich immer wieder in politische Diskussionen, sei es nun schriftlich oder auf Bühnen, pointiert einmischt. Jetzt erst recht, wo man sie nach Veröffentlichung ihres Buches und dem Ausbruch des Ukrainekriegs immer wieder in prominente Gesprächsrunden einlädt.
Wer sich mit Literatur auseinandersetzt, wird in den letzten fast 20 Jahren unweigerlich mit dem Namen Nora Bossong konfrontiert. Sei es als Dichterin, von der 2018 der Lyrikband „Kreuzung mit Hund“ bei Suhrkamp erschien, Lyrik, die sich wie ihr ganzes Schreiben, mit der Welt verzahnt. Sei es als Romancier von der 2006 ihr Debüt „Gegend“ Wellen schlug oder 2019 „Schutzzone“, ein Roman, der im gleichen Jahr auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand. Aber Nora Bossong ist auch Kolumnistin, Essayistin und Sachbuchautorin mit den Büchern “Rotlicht“ oder „auch morgen“.
Nora Bossong mischt sich ein, bringt sich ein, nun seit bald 20 Jahren mit wacher und deutlicher Stimme weit über den Literaturbetrieb hinaus, nimmt zu aktuellen Fragen weit über Deutschland hinaus Stellung, argumentiert mit einer Stimme, die nicht zu überhören ist.
Nora Bossong sprach für ihr Buch „Die Geschmeidigen. Meine Generation und der neue Ernst des Lebens“ mit über zwei Dutzend ExponentInnen aus Politik, Forschung und Kultur, mit der Generation der heute (ungefähr) 40-jährigen, die nicht nur in Deutschland mehr und mehr das Ruder, Verantwortung übernehmen. Auch weil die Autorin selbst dieser Generation angehört, war die Auseinandersetzung mit dieser Altersgruppe, die sich zwischen „grauer Realpolitik“ und der Generation Greta Thunberg einzubringen versucht, das ideale Betrachtungsfeld, nicht zuletzt deshalb, weil es angesichts der zu bewältigen Aufgaben nur funktionieren kann, wenn sich die Gesellschaft des Werts einer funktionierenden Demokratie bewusst ist. So verknöchert die Strukturen der einen Generation erscheint, so schrill und laut gebärdet sich ein Teil der Fridays for Future-Generation. Eben jene Generation der „Geschmeidigen“ muss es sein, die verbinden soll, die die Ängste und Sorgen einer jungen Generation ebenso ernst nehmen muss, wie das Bewahrende des Gegenübers.
Nora Bossong ist überzeugt, dass in den jungen „MacherInnen“ nicht nur das realpolitische Tagesgeschäft und die Sorge um Wahlen spielt, sondern ebenso Visionen in eine mögliche Zukunft. Dies beweisen doch Koalitionen der Gegenwart, die in der Vergangenheit nie möglich gewesen wären. Nur Zusammenarbeit und die Fähigkeit sich an gemeinsamen Zielen zu orientieren gekoppelt mit dem ungebrochenen Glauben an die Demokratie kann mehrheitsfähig werden.
«Ein atmosphärischer Raum, ein aufmerksames Publikum und eine anregende Moderatorin auf der Bühne. Danke für den schönen Sommerabend in Gottlieben, der stimmig mit Aperó und Generationsgesprächen ausklang.» Nora Bossong
Engagierte, denkende, handelnde und reflektierende Menschen wie Nora Bossong machen Hoffnung!
Beitragsbilder © Literaturhaus Thurgau