Es war an meinem zehnten oder elften Geburtstag, als mein Vater bei meiner Geburtstagsfeier, die in einem Garten stattfand, auf einen Baum kletterte. Als er oben war, rief er: „Ich bin ein Vogel!“ Dann begann er zu pfeifen und zu zwitschern. Meine Freunde fanden das lustig, ich nicht. Mein Vater bewegte die Arme, als ob sie Flügel wären. Dabei fiel er fast vom Baum. Meine Freunde lachten, ich nicht. „Komm sofort herunter!“, rief ich. Als er endlich wieder unten war, sagte ich: „Wenn du noch einmal lustig bist, dann bringe ich mich um.“ Er hat nicht aufgehört, lustig zu sein. Und ich lebe immer noch.
Kuh spielen
Im Schwimmbad trafen wir Freunde von mir, die sich zu uns setzten. „Wer spielt mit mir Kuh?“, fragte mein Vater plötzlich in die Runde. Meine Mutter und ich sahen uns an. „Wie geht das?“, fragte einer meiner Freunde, und mein Vater antwortete: „Auf allen vieren durch die Wiese gehen, immer wieder laut muhen, mit dem Mund Gras zupfen, blöd in die Luft schauen …“, und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „und mit dem Schwanz die Fliegen vertreiben!“ Daraufhin musste er selbst am meisten lachen.
Die bissige Banane
Einmal waren zwei Freunde von mir zu Besuch, die auch mit uns zu Abend aßen. Es gab Würstel mit Senf und Ketchup. Nach dem Essen gingen meine Freunde und ich ins Wohnzimmer, um dort fernzusehen. Plötzlich stürmte mein Vater mit einer geschälten Banane in der Hand ins Zimmer und rief: „Hilfe, die Banane hat mich gebissen! Au weh, au weh, tut das weh!“ In ein Ende der geschälten Banane hatte er einen geöffneten Mund, das heißt, ein aufgerissenes Maul hineingeschnitten, an dem sich etwas Ketchup befand. Und auch auf dem linken Unterarm, in den ihn die Banane gebissen hatte, war Ketchup. Mein Vater zeigte auf die Wunde an seinem linken Unterarm und wiederholte mit schmerzverzerrtem Gesicht: „Die Banane hat mich gebissen! Böse Banane! Ganz ganz bö-se Ba-na-ne!“ Später im Bett soll ich zu ihm gesagt haben, er sei „deppert, ultradeppert und sogar ultraschalldeppert“.
Lumpi
Irgendwann trieb mein Vater in einem Geschäft für Zauberartikel eine ganz besondere Hundeleine auf. Sie war verstärkt, in ihrem Inneren musste sich ein dickerer Draht befunden haben oder so etwas, an ihrem Ende war ein Hundegeschirr angebracht. Wenn man die Leine entsprechend hielt, sah es aus, als ob ein unsichtbarer Hund an der Leine wäre – eine beeindruckende, fast perfekte Illusion. Mein Vater war begeistert von dieser Hundeleine. Dem unsichtbaren Hund gaben wir den Namen Lumpi. „Lumpi ist ein Traumhund!“, sagte mein Vater. „Er bellt nicht, er haart nicht, er braucht nichts zu fressen und zu trinken, er beschwert sich nicht, jagt keinen Katzen nach, kackt nicht auf den Gehsteig, nicht einmal Gassi gehen muss man mit ihm.“ Auch ich war eine Zeitlang begeistert von Lumpi. Auf unseren Spaziergängen wurden wir immer wieder auf unseren unsichtbaren Hund angesprochen, was oft recht unterhaltsam war. Kinder kamen gelaufen, interessierten sich für Lumpi, der auch recht laut knurren konnte, wenn mein Vater Lust hatte zu knurren.
Die Erbse
Meine Eltern und ich saßen in einem Gastgarten beim Essen. Auf meinem Teller befanden sich Fleisch mit Reis, Kohlsprossen und Erbsen. Während ich es mir schmecken ließ, sagte meine Vater plötzlich: „Die Erbsen sind die kleinen Brüder der Kohlsprossen.“ Ich korrigierte ihn: „Nein, es sind ihre Kinder!“ „Brüder!“ „Kinder!“ „Brüder!“ „Kinder!“ … Meine Mutter mischte sich ein und rief: „Ruhe!“ „Nur eins noch“, sagte mein Vater: „Egal, ob die Erbsen die Brüder oder die Kinder der Kohlsprossen sind, keine von ihnen wird überleben!“ Kurz darauf sagte er: „Doch, eine schon!“ und wischte mit dem Messer eine Erbse vom Teller, so dass sie auf die Erde fiel. Meine Mutter verdrehte die Augen, worauf er mit Unschuldsmine sagte: „Ich bin mit dem Messer ausgerutscht!“ Da musste ich so lachen, dass ich einen regelrechten Lachkrampf bekam. Ich konnte sehen, wie sich mein Vater darüber freute. Und auch meine Mutter musste jetzt lachen. Dann setzte mein Vater noch eins drauf. Er trat mit dem Schuh auf die Erbse und sagte bedauernd: „Nein, leider, auch sie überlebt nicht. Das Leben ist hart! Hart wie eine Schuhsohle.“
(Alle Texte mit spezieller Erlaubnis zur Veröffentlichungen aus «Mein Vater, der Vogel»)
Christian Futscher, geboren 1960 in Feldkirch, Studium der Germanistik, lebt seit 1986 in Wien, wo er u. a. Pächter eines Stadtheurigen war. 1998 erfolglose Teilnahme beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, dafür 2006 Publikumspreis bei der «Nacht der schlechten Texte» in Villach. 2008 Gewinner des Dresdner Lyrikpreises. 2014 österr.-ungarisches Austauschstipendium. Seit 2010 Verfasser von Schulhausromanen mit Schulklassen. 2015 Aufenthaltsstipendium in Schloss Wartholz und 2016 in Winterthur.
Vaterbücher haben Konjunktur. Christian Futscher hat eines geschrieben, das herausleuchtet, das einem beglückt, ohne verklären zu wollen. Weit mehr als eine Sammlung vergnüglicher Anekdoten, sondern eine Liebeserklärung an den Eigenwillen eines Sonderlings!
Als mein eigener Vater starb und mir klar wurde, dass es bei einer Beerdigung nicht reichen konnte, ein paar Daten und Ereignisse chronologisch aufzuzählen, wurde auch klar, wie viel mit dem Tod mitgerissen wird, wie viel Leben, wie viel Geschichte und Geschichten, wie viel Begegnung. Geschichten, die ins Vergessen abtauchen. Geschichten, die man nur lebendig halten kann, wenn sie immer wieder erzählt werden oder jemand die Kraft hat, sie aufzuschreiben.
Christian Futscher hatte die Kraft. Aber seine Sammlung von Vatergeschichten ist viel mehr als ein Erinnerungsbuch eines Zurückgelassenen. Jener Vater, den Christian Futscher in seinem Buch beschreibt, ist ein Sonderling. Einer der in den warmen Monaten kellnerte und es in den kälteren der Frau überliess, morgens zur Arbeit zu gehen. Ein Mann, der das Leben von einer anderen Seite abzurollen versuchte, das Faultier zu seinem Lieblingstier machte und seinem Jungen sagen konnte, es täte ihm leid, kein ernsthafter Vater zu sein, kein Fels in der Brandung, dass er keine Geschwister habe, die Wohnung nicht hell sei, man kein Auto besitze. Ein Mann, der sich selbst in düsteren Augenblicken einen Dummkopf, Jammerlappen, Kasperl nennt. Sein Vater war ein Sonderling, einer der mit Papierröllchen und Gummi andere in der Stadt abschiessen konnte, der auf Bäume kletterte und zu zwitschern begann, der es morgens nicht aus dem Bett schaffte und nachdem ihn seine Frau gebeten hatte, doch wenigsten die welken Blumen in der Vase bis am Abend zu entsorgen, bloss die Blüten kappte und meinte, die Stängel sind noch schön gewesen. Einer, der Fremdwörter ganz sinnfrei benutzen konnte, absichtlich falsch, der seine Frau anfangs noch zur Weissglut, später in die Resignation stiess.
„Mein Vater, der Vogel“ ist weit mehr als ein Erinnerungsbuch, ein paar lustige Geschichten, die an einen Sonderling erinnern sollen. Es ist ein Buch über einen „komischen Vogel“, der nicht nur von seiner Umgebung als solcher wahrgenommen wird, für den sich manchmal sogar der eigene Sohn schämt. Ein Buch über einen Vater, einen Sohn und eine Mutter, eine Familie, die mit dem Auszug des Sohnes auseinanderbricht. Über einen Mann, der sich nicht um Konventionen kümmert, in einer Zeit, in der meine eigenen Eltern stets um das äussere Erscheinungsbild als Familie bedacht waren. Über einen Mann, der nicht wird, was wir erwachsen nennen, der das Kind in sich leben lässt, dessen Flügel aber dann doch irgendwann fluguntauglich werden.
Ich habe lange nicht mehr so herzhaft gelacht bei der Lektüre eines Buches. Und doch mischte sich ins Lachen eine leise Trauer darüber, dass der Vater in diesem Buch letztlich am Schluss vom Himmel fiel, dass sich der Mensch selbst seiner Freiheiten beraubt und man Lebenslust manchmal mit dem Leben bezahlt. Der Vater in „Mein Vater, der Vogel“ war ein Lebenskünstler. Etwas, was der Autor selbst in seinem eigenwilligen Schreiben ausleben kann.
Wenn es eine Lektüre gibt, mit der man sich bezaubern lassen kann, dann „Mein Vater, der Vogel“!
Interview
Als Sohn ist einem ein Vater durchaus manchmal peinlich. Und weil sich ihr Vater doch des öfteren als schräger Vögel präsentierte, waren die Peinlichkeiten auch öfter. Aus den Geschichten spricht Wehmut. Vielleicht auch ein bisschen Schmerz, ihn nicht besser verstanden zu haben?
Mein Vater ist 1982 von einem Tag auf den anderen an einem Herzinfarkt gestorben, er war erst 52 Jahre alt. Ich war damals 22. Mein Vater war ganz und gar kein schräger Vogel, sondern ein mit beiden Beinen auf dem Boden stehender Mann, der einen Beruf hatte, der mir ein Rätsel war. In der Schule sollten wir den Beruf unseres Vaters nennen, ich musste zuhause nachfragen, um dann sagen zu können: Handelskammerangestellter. Mein Vater war auch jahrelang Vizebürgermeister der Stadt Feldkirch, ein Mann der ÖVP, der aber im Gegensatz zu vielen anderen in der Partei den Wiener Parteiobmann Erhard Busek, der oft als „bunter Vogel“ bezeichnet wurde, sehr schätzte.
Ich habe meinem Vater viel vorgeworfen, besonders schlimm nach seinem plötzlichen Tod war für mich, dass da auch ein Gefühl der Erleichterung war. Ich habe meinen Vater in vielem nicht verstanden, und es war für mich unmöglich, ruhig mit ihm zu reden. Ein paar Wochen nach seinem Tod war ich mit einem Freund eine Woche in Paris. An einem Abend, ich weiss nicht, wie wir darauf kamen, machten wir ein Rollenspiel: Mein Freund spielte meinen Vater, ich den zornigen jungen Mann, der ich auch war. Mein Freund schlüpfte so gut in seine Rolle, dass ich auf diesem Umweg ein längst überfälliges Gespräch mit meinem Vater führte, in dem ich ihm alles sagen konnte. Das Gespräch, das zwischendurch auch sehr emotional war, dauerte mehrere Stunden lang. Kurze Zeit später war ich dann zum ersten Mal fähig, um meinen Vater zu weinen. Bis dahin hatte ich noch keine einzige Träne vergossen, war ich innerlich kalt und erstarrt gewesen.
Peinlichkeiten. Mein Vater war eine imponierende respektable Persönlichkeit. Es beeindruckte mich schwer, als ich ihn einmal bei einer Rathaussitzung durch die geschlossenen Türen des Rathaussaales lautstark schimpfen hörte. Ein anderes Mal war er an unserer Schule als Politiker eingeladen, hielt vor der ganzen Schule eine Rede und beantwortete anschliessend Fragen. Ich war stolz auf meinen Vater. Ein peinliches Erlebnis, an das ich mich erinnere (ich habe in einem Buch darüber geschrieben): Freunde und ich sahen ihn aus einiger Entfernung, wie er auf der Terrasse unseres Hauses stand und mit den Händen in der Luft herumfuchtelte, als habe er den Verstand verloren. Meine Freunde lachten, ich schämte mich, obwohl ich natürlich wusste, was er tat: Er dirigierte zu der Musik, die im Wohnzimmer lief, die wir aber auf die Entfernung nicht hören konnten. Hätte ich den Satz von Gerhard Fritsch damals schon gekannt, hätte ich meinen Freunden sagen können: „Wer die Musik nicht hört, hält die Tanzenden für Wahnsinnige.“
Noch etwas, das mir zu Peinlichkeiten, bzw. zu Fehlern einfällt: Ich las bei einer Psychologin, dass gute Eltern 40 Fehler pro Tag machen. Als ich, inzwischen selber Vater, das zu meinem damals ca. 10-jährigen Sohn sagte, meinte er: „40 okay, aber du machst 400!“
Steigen Sie auch auf Bäume? Haben Sie Flügel?
Ich steige zwar nicht auf Bäume (lange her, dass ich das tat), schreibe aber immer wieder davon. Ob das etwas mit dem Affentheater zu tun hat, das ich zeitweise im Kopf habe, es also mehr mit Affen zu tun hat, als mit Vögeln? Das könnte sein. Dagegen spricht, dass Affen kaum in meiner Literatur vorkommen, Vögel jedoch sehr häufig, und zwar von Anfang an. Mein erstes Buch heisst „was mir die adler erzählt“ (visuelle Poesie, getippt auf meiner guten alten mechanischen Schreibmaschine, einer ADLER), weitere Bücher heissen: „Schau, der kleine Vogel!“ und „Dr. Vogel oder Ach was!“, und dann gibt es noch ein Kinderbuch mit dem Titel: „Ich habe keinen Fogel“.
Während meiner Jugend hatte ich immer wieder Träume, in denen ich versuchte zu fliegen, was aber nie klappte. Irgendwann so Mitte 20 gelang es plötzlich, ich konnte mich aus jeder Gefahr in die Lüfte retten, flog auch zum Spass … Es war immer ein erhebendes Gefühl, wenn mir im Traum einfiel, dass es jederzeit möglich war, zu fliegen. Sehr intensive, beglückende, befreiende Flugerlebnisse!
Jede Generation arbeitet sich an ihren Vätern ab, vorgestern, gestern wie heute. Väterbücher haben Dauerhochkonjunktur. Warum? Und warum schaffen Sie es, daraus keinen Kampf, sondern zumindest für mich Leser, ein Vergnügen zu machen?
Ich denke, das ist einfach zu beantworten: Fast alle Menschen haben Väter, die ihnen nahe sind, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen, mit denen sie Schönes und anderes erleben, die sie prägen, von denen sie etwas mitbekommen, denen sie ähnlich sind. Um Urs Widmer in dem Zusammenhang zu zitieren: „Die Geschichten aller sind immer die besten Geschichten.“
Ich habe längere Zeit Material für mein Vater-Buch gesammelt, hatte irgendwann eine Fülle von Geschichten, Episoden, Szenen, wusste aber lange nicht, was ich damit machen sollte, wie ich das Ganze stimmig unter einen Hut bringen könnte. Dann zog mein Sohn aus, ein guter Freund, der ein grosses Alkoholproblem hatte, starb überraschend, mir fiel ein tragikomisches Buch von Jean-Louis Fournier in die Hände: «Er hat nie jemanden umgebracht: mein Papa». Fournier schreibt darin über seinen Vater, der Alkoholiker war und mit 43 gestorben ist, als der Autor 15 war. Urwitzige, aber natürlich auch urtraurige Geschichten. Ein zweites autobiografisches Buch von Fournier heisst «Wo fahren wir hin, Papa?» Darin schreibt er über seine zwei geistig und körperlich schwer behinderten Söhne, die er beide überlebt hat. Der erste Sohn starb mit 15 … Fournier ist laut Klappentext «Schriftsteller und Humorist».
Dann hatte ich irgendwann die Idee, neben den zum Grossteil lustigen Geschichten und Streichen des Vaters die Geschichte einer Ehe und einer Krankheit anzudeuten, eine hintergründige Ebene einzubauen, einen Bogen zu spannen, so dem Ganzen mehr Tiefgang zu verleihen. So in etwa.
Ihr Buch ist mehr als ein Vaterbuch. Es ist auch das Buch einer Familie, eine Ehe, die nach dem Auszug des Sohnes endgültig zerbricht. Auch das Buch einer Frau, die ihren Mann nicht „halten“ kann. Ein Buch über einen Menschen, der nicht den Konventionen entspricht. Sind Sie Schriftsteller geworden, weil man als Künstler am leichtesten tun kann, was ihr Vater eigentlich auch tat?
Mein Vater war sehr kunstinteressiert, wäre am liebsten Musiker geworden, z.B. Dirigent (vom leidenschaftlichen Herumfuchteln auf der Terrasse habe ich schon erzählt), aber er musste damals ein kurzes Studium wählen, ausserdem eines, das ein rasches und sicheres Einkommen garantierte, also Jus (sein Vater war mit 46 gestorben, da war mein Vater 16, sein Bruder ist mit 12 gestorben, da war er 11) … Als Schriftsteller kann man alles werden, was man will, und wenn es nur auf dem Papier ist. Jetzt könnte ich noch zwei schöne Zitate bringen, lasse es aber bleiben. Nur so viel: Das eine ist von Franz Hohler, darin geht es darum, die Tür zum Kinderzimmer offen zu lassen, das andere ist von Kurt Vonnegut, in dem es darum geht, dass wir auf Erden sind, „to fart around“.
Gibt es Fragen, die Sie Ihrem Vater versäumt haben zu stellen? Welche?
Was hast du als Handelskammerangestellter den ganzen Tag gearbeitet? Wie war dein Vater, über den ich leider so gut wie gar nichts weiss? Ist dein Vater wirklich manchmal im Hauseingang gelegen und hat seinen Rausch ausgeschlafen, weil ihn deine Mutter nicht in die Wohnung liess? Wie war das für dich, als dein Vater starb? Wie war es, als dein Bruder starb? Der soll sehr begabt gewesen sein, stimmt das? Wie war das für dich neben dem „Wunderknaben“? Darf ich die gezählten 92 Briefe lesen, die du als junger Mann deiner späteren Frau/meiner Mutter geschrieben hast? Wo sind die Briefe hingekommen? – Die letzte Frage muss ich meiner Mutter stellen.
Welches Buch hat Sie in den letzten Monaten nicht losgelassen? Und warum?
Neben dem Ulysses von James Joyce, den ich zum ersten Mal bis zum Ende gelesen habe, weil ich für die sogenannte Joyce-Passage in Feldkirch eine „Joyce-Installation“ entwickelt habe (ein Comic, in dem übrigens auch ein Vogel zu sehen ist, der ähnlich aussieht wie der auf dem Cover meines Vater-Buches!), die noch bis April zu sehen sein wird, war es ein Buch, das mir ein Freund empfohlen hat: Die Insel Felsenburg von Johann Gottfried Schnabel. Nach der Lektüre habe ich dem Freund in einer E-Mail Folgendes geschrieben: „honetter rainer, ‚die insel felsenburg’ von schnabel […] was für eine lustige sprache, ich meine ergötzliche! voritzo admiriere ich diese eigenmündliche sprache sehr, die mich ungemein divertiert, die vermögend ist, das einwurzelnde melancholische wesen aus meinem gehirne zu vertreiben. derowegen nahm ich allhier und allda doch immer zuflucht zu den büchern! zum glück ist mir bis jetzt die erschreckliche zerscheiterung eines schiffes erspart geblieben, nunmehro möge mein schicksal auch weiterhin kontinuieren mich höflich zu traktieren … 2500 druckseiten waren es bei schnabel, sein huber [Florian Huber, mein Lektor bei Czernin, der meinen ‚Vogel’ ordentlich gestutzt hat] hiess tieck, allerdings kürzte tieck das werk erst ca. 100 jahre nach schnabels tod zusammen, meine huber tat es schon zu meinen lebzeiten … was mich jetzt auch noch interessieren würde, sind schnabels bücher ‚Der im Irrgarten der Liebe herum taumelnde Cavalier’ und ‚Der aus dem Mond gefallene und nachhero zur Sonne des Glücks gestiegene Printz’. hast du die zwei gelesen? soll ich auch? schnabel hat ja barbier gelernt, arbeitete auch als solcher. bitte zeitreise, ich will den herrn kennenlernen!“
Christian Futscher, geboren 1960 in Feldkirch, Studium der Germanistik, lebt seit 1986 in Wien, wo er u. a. Pächter eines Stadtheurigen war. 1998 erfolglose Teilnahme beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, dafür 2006 Publikumspreis bei der «Nacht der schlechten Texte» in Villach. 2008 Gewinner des Dresdner Lyrikpreises. 2014 österr.-ungarisches Austauschstipendium. Seit 2010 Verfasser von Schulhausromanen mit Schulklassen. 2015 Aufenthaltsstipendium in Schloss Wartholz und 2016 in Winterthur.
«Die sind aber auch wirklich wunderschön gemacht, war auch einmal Teil davon und sehr begeistert!» Jürgen Bauer
«… und dann schwimmt vor Jahresende noch so eine zauberisches Literaturpost in meine Wohnung . Das ist wirklich eine Besonderheit! Vielen lieben Dank»Katharina J. Ferner
«Gibt’s denn sowas noch? Handgeschriebene, gezeichnete Buchempfehlungen. Dochdoch, die gibt’s bei literaturblatt.ch!» Joachim B. Schmidt
«Lieber Schweizer Initiator des Literaturblattes, dass es so etwas Schönes und liebevoll Gestaltetes wie das analoge Literaturblatt noch gibt, begeistert mich. Als ich das Literaturblatt sah, war es um mich geschehen. Ich freue mich sehr und denke, die Zusendungen werden Jahreshighlights sein.» Birgitta Nicola, Buchhändlerin und Illustratorin
Für mindestens 50 Fr./€ schicke ich ihnen die kommenden 10 Nummern der Literaturblätter. Die Literaturblätter erscheinen ca. 5 – 6 Mal jährlich.
Für mindestens 100 Fr/€ schicke ich ihnen als Freunde der Literaturblätter 10 Literaturblätter, 5 – 6 pro Jahr. Zudem sind sie auf literaturblatt.ch vermerkt.
Für mindestens 200 Fr./€ sind Sie als Gönner stets eingeladen, als Gönner der Literaturblätter auf literaturblatt.ch vermerkt bekommen 10 Literaturblätter (5 – 6 pro Jahr), also etwa zwei Jahre lang und werden einmalig auf Wunsch mit einem Buch beschenkt.