Alexander Puschkin & Kat Menschik «Pique Dame», Galiani

Seit 2016 erscheint bei Galiani Berlin eine ganz besondere Reihe ausgesuchter Erzählungen und Novellen. Grandiose Texte, feinste Ausstattungen, ungewöhnliche Materialien, überraschende Interpretationen. Alle Bände im selben Format, alle Bände mit dreiseitigem Farbschnitt – aber jeder Band in anderer Ausstattung und jeder Band mit eigener Bildsprache. Ein Fest für Geist und Sinne. Gestalterisch interpretiert von Kat Menschik.

Bisher sind die ersten acht Bände erschienen, jeder ein Kleinod; von Franz Kafka „Ein Landarzt“, von William Shakespeare „Romeo und Julia“, von E. T. A. Hoffmann „Die Bergwerke zu Falun“, von Volker Kutscher „Moabit“, von Edgar Allan Poe „Unheimliche Geschichten“, das Kochbuch „Essen essen“, das norwegische Märchen „Die Puppe im Grase» und 2020 „Pique Dame“ von Alexander Puschkin.

© Kat Menschik

Alexander Puschkin, 1799 – 1837, gehört zu den Grossen der russischen Literatur, in Russland selbst der Nationaldichter, für viele RussInnen höher einzuschätzen als dessen Landsleute Tolstoi, Dostojewski, Gogol oder Pasternak. Nebst seinem wohl berühmtesten Versepos Eugen Onegin war Alexander Puschkin Meister der Erzählung. Eine davon ist die von Kat Menschik illustrierte Spielernovelle „Pique Dame“. Gering im Umfang, aber typisch für Puschkin. „Das Phantastische in der Kunst hat seine Grenze und Regel. Das Phantastische sollte sich so viel mit dem Realen berühren, dass man es «fast» glauben kann“, so Fjodor Dostojewski.

Man trifft sich in langen, russischen Winternächten zu Kartenabenden, die bis in die Morgenstunden dauern. Man spielt, erzählt sich Geschichten, labt sich an den Gewinnen und hadert mit dem Schicksal, wenn der Einsatz zerrinnt. Die alte, schrullige Gräfin ist eine der Spielerinnen. Sie lebt zusammen mit ihren Bediensteten und einer jungen Frau, Lisaweta Iwanowna in einem stattlichen Haus, von dessen Fenster die junge Frau eines Abends einen jungen Mann sieht. Einen jungen Mann, der auch noch Stunden später an der gegenüberliegenden Strassenseite zu warten scheint und zum Fenster hochschaut. Ein junger Mann, der ihr Briefe schreibt, ein junger Gardekavallerist, Sohn eines nach Russland immigrierten Deutschen. 

© Kat Menschik

Aber Hermann ist entgegen seiner Liebesschwüre gar nicht an der jungen Frau interessiert, sondern an einem Geheimnis, das man sich von der alten Gräfin erzählt. Sie habe die Fähigkeit, drei Karten im Spiel vorauszusagen, drei Karten, die für jenen Reichtum bedeuten, der mit der letzten Karte zu spielen aufhört. Kein Problem für den jungen, sparsamen Soldaten. Das Problem allerdings liegt darin, das Vertrauen der alten Dame zu erlangen, um ihr das Geheimnis zu entlocken.

Mit Lisaweta Iwanownas Hilfe schleicht sich Hermann in das Haus der Gräfin, wartet ab, bis diese allein in ihrem Schlafgemach ist und stellt sich ihr im Halbdunkel mit seinem Drängen um die drei Karten. Doch die alte Dame stirbt vor Schreck. Hermanns Gewissen scheint zu erwachen. Doch als ihm nach der Beerdigung der alten Gräfin, diese im Traum erscheint und ihm die drei Karten nennt, eine Drei, eine Sieben und ein Ass, erwacht die Gier erneut und Hermann macht sich auf zu seinem grossen Spiel. Aber die Pique Dame schlägt ihn, schlägt ihn nicht nur im Spiel, sondern für sein ganzes Leben lang.

Kat Menschiks Reihe entwickelt sich zur Kultreihe. Wer die einen hat, muss die andern auch haben. Kat Menschik bebildert aber nicht einfach die Geschichten, sie erzählt mit, leidenschaftlich mit Farben und Formen, eindringlich in ihrem kraftvollen Ausdruck. Jedes Buch ist durchdrungen von der Liebe zum Buch. Kat Menschiks Reihe ist buchgewordene Leidenschaft!

Kat Menschik musste leider absagen. Das Sommerfest findet aber trotzdem statt und zwar mit Ariela Sarbacher und ihrem Debüt «Der Sommer im Garten meiner Mutter». Für alle Menschik-Fans wartet eine ganz besondere Überraschung!

© Kat Menschik

Kat Menschik (1968 in Luckenwalde DDR) ist freie Illustratorin. Ihr Gartenbuch «Der goldene Grubber. Von grossen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr» (2014) wurde zum Dauerseller und unter die 25 schönsten Bücher des Jahres gewählt. Seit 2016 gestaltet Kat Menschik ihre eigene Buchreihe, darunter der Bestseller «Moabit» von Volker Kutscher (2017) und Edgar Allen Poes «Unheimliche Geschichten» (2018). Jeder dieser Bände ist individuell gestaltet und ausgestattet. Zuletzt erschien dort die Neuübersetzung von Alexander Puschkins «Pique Dame» (2019).

Beitragsbild © Lea Frei

Liebe Leserinnen und Leser!

Kat Menschik ist freie Illustratorin. Ihr Gartenbuch «Der goldene Grubber. Von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr» (2014) wurde zum Dauerseller und unter die 25 schönsten Bücher des Jahres gewählt. Seit 2016 gestaltet Kat Menschik ihre eigene Buchreihe, jeder dieser Bände ist individuell gestaltet und ausgestattet: Shakespeares «Romeo und Julia» (2016), Kafkas «Ein Landarzt» (2016), E.T.A. Hoffmanns «Die Bergwerke zu Falun» (2017), Volker Kutschers «Moabit» (2017), Edgar Allen Poes «Unheimliche Geschichten» (2018) (ebenfalls eines der 25 schönsten deutschen Bücher des Jahres). Zuletzt erschien «Essen essen (mehr ist mehr!)» im Frühjahr 2019.

Kat Menschik besucht im kommenden Sommer das Literaturhaus Thurgau in Gottlieben am Seerhein! Weitere Informationen folgen.

Volker Kutscher und Kat Menschik „Moabit“, Galiani

In der von Kat Menschik gestalteten Reihe „Lieblingsbücher“ wählt die Illustratorin gemeinsam mit dem Verlag die jeweiligen Materialien aus und bestimmt Satz und Layout. So entstand der 4. Band einer wirklich illustren Reihe; „Der Landarzt“ von Franz Kafka, „Romeo und Julia“ von William Shakespeare, „Die Bergwerke von Falun“ von E. T. A. Hoffmann – und nun „Moabit“ von Volker Kutscher.

Die Justizvollzugsanstalt Moabit steht seit fast 140 Jahren, mittlerweile unter Denkmalschutz aber noch immer als Haftanstalt genutzt, mitten in Berlin. Volker Kutschers kriminalgeschichtliche Lunte brennt aber über die Gefängnismauern hinaus ins Berlin der Dreissigerjahre und explodiert in der Kneipe „Bei Mathilde“, einem Eckhaus am Lenzener Platz.

Kurz vor Ende einer mehrjährigen Haftstrafe wird Adolf Winkler, den die Szene nur „den Schränker“ nennt, im Moabit von einem eben erst Eingesperrten mit einem Messer angegriffen und beinahe erwürgt. Nur ein Zufall rettet Adis Leben, der nach seiner Haftentlassung bei einer Willkommensfeier in der Amor-Diele feststellen muss, dass seine Gang nicht mehr die ist, die er damals wegen bandenmässigem Raubüberfall verlassen musste. War er im Moabit das Opfer eines Machtkampfs?

Die Goldenen Zwanziger in Berlin waren auch die Goldenen Zwanziger der Berliner Unterwelt. Volker Kutscher gelingt es in diesem Kurzkrimi zusammen mit der Illustratorin Kat Menschik ausgezeichnet, etwas vom Flair, dem überbordenden Lebenshunger jener Zeit einzufangen. Wer mit dem schmucken Büchlein in der Hand eintaucht, fühlt, sieht und riecht das Brodeln der wilden Jahre in einem Berlin, das kurze Zeit später in der Weltwirtschaftskrise zu implodieren droht.

Zum Juwel macht den Krimi aber Kat Menschik mit ihrer unvergleichlichen Art, eine Geschichte mitzuerzählen. „Moabit“ ist mehr als ein Krimi, mehr als ein Buch, auch mehr als ein illustriertes Buch. „Moabit“ ist buchgewordene Antithese zum gebetsmühlenartigen Abgesang auf das gedruckte Buch. „Moabit“ aus dem Hause Galiani ist genau das, was ein Reader nie und nimmer erreichen kann – ein Fest für die Sinne! Grossartig! Das Weihnachtsgeschenk!

Volker Kutscher, geboren 1962, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er seinen ersten Kriminalroman schrieb. Heute lebt er als freier Autor in Köln. Mit dem Roman »Der nasse Fisch«, dem Auftakt seiner Krimiserie um Kommissar Rath im Berlin der Dreißigerjahre, gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem bisher fünf weitere folgten. Die Reihe ist die Vorlage für die internationale Fernsehproduktion »Babylon Berlin«.

Kat Menschik ist freie Illustratorin. Sie gibt dem Feuilleton der FAZ die optische Prägung, diverse von ihr illustrierte Bände erlangten Kultstatus, u. a. Haruki Murakamis Schlaf. Zahlreiche ihrer Bücher bekamen Auszeichnungen als schönste Bücher des Jahres. Bei Galiani sind erschienen: „Der Mordbrand von Örnolfsdalur und andere Isländersagas“ (2011) sowie „Kalevala“ (2014), „Der goldene Grubber“, Von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr (2014).

 

E.T.A. Hoffmann «Die Bergwerke von Falun» illustriert von Kat Menschik, Galiani

Wie ein Vorsatz: Einmal wieder Klassiker lesen, nachdem man sie nach dem Studium zur Seite gelegt hatte. Einmal wieder von den Schätzen kosten, von der Bibliothek der Unsterblichen. Einmal für kurz oder lang dem Drang nach Neuem entsagen, jenen Namen und ihren Büchern Zeit widmen, die wie Mahnmale in der europäischen Weltliteratur stehen.

Kat Menschik, eine Künstlerin, die beim Galiani Verlag ihre «Lieblingsbücher» illustriert und als Buchreihe herausgibt, hat eine märchenhafte und wortgewaltige Erzählung des Romantikers E.T.A. Hoffmann ebenso eigenwillig wie traumwandlerisch schön mit Bildern verstärkt. Vielleicht die Gelegenheit, um den ewigen Vorsatz in die Tat umzusetzen.

Elis Fröbom, eben zurück von einer monatelangen Schiffsfahrt auf dem Meer, auf der er nicht fand, worauf er gehofft hatte, sitzt als einziger trübselig und grübelnd abseits auf einer Bank, weg vom Getümmel. Ihm ist schon gar nicht nach Feiern zumute. Nicht nur, weil über dem Meer nicht zu finden war, wonach er suchte, sondern weil in den Monaten seiner Reise seine Mutter starb, ohne dass er etwas davon hätte erfahren können. Elis macht sich auf den Weg wie alle in einem Märchen, die sich aus einer Entfremdung aufmachen. Er wird gelockt und geführt von einem geheimnisvollen Alten, der ihm flüstert, «dass bei dem schwachen Schimmer des Grubenlichts des Menschen Auge hellsichtiger wird». Elis wandert vom Ufer des Meeres in die Berge von Falun, auf der Suche nach Glück und Erkenntnis und begibt sich in die Untiefen von Stollen und Schächten.

Es ist die märchenhafte Suche nach Einsicht und Durchsicht an die Grenzen von Ehrgeiz und Wahn. E.T.A. Hoffmann und Kat Menschik potenzieren gegenseitig die Wirkung ihrer Bilder, erzeugen beim Lesen einen rauschhaften Sog ins Geschehen, in den Taumel von Elis Fröbom. Die mehrschichtig überlagerten Illustrationen fügen sich perfekt in die Bilderwelt des grossen Dichters der Romantik.

Da freu ich mich auf den nächsten, im Oktober erscheinenden Band «Moabit», einen Volker-Kutscher-Krimi aus dem Berlin der 20er Jahre.

Kat Menschik ist freie Illustratorin. Sie gibt dem Feuilleton der FAZ die optische Prägung, diverse von ihr illustrierte Bände erlangten Kultstatus, u. a. Haruki Murakamis «Schlaf». Zahlreiche ihrer Bücher bekamen Auszeichnungen als schönste Bücher des Jahres. Bei Galiani sind erschienen: «Der Mordbrand von Örnolfsdalur und andere Isländersagas» (2011) sowie «Kalevala» (2014), «Der goldene Grubber» von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr (2014), Shakespeares «Romeo und Julia» (2016) und Kafkas «Ein Landarzt» (2016).

Titelfoto: Sandra Kottonau

Haruki Murakami «Birthday Girl», illustriert von Kat Menschik, Dumont

Eine Sternschnuppe am Himmel und man wünschst sich was, ohne jemandem den Wunsch zu verraten. Haruki Murakamis Erzählung «Birthday Girl» ist eine Sternschnuppe am Himmel der Literatur. Sein Schweif die Illustrationen der Künstlerin Kat Menschik. Ein «Paar», das mich schon mehrfach verzückte.

Eine junge Frau wird zwanzig. Aber weil sie als Kellnerin in einem Hotelrestaurant in Tokio für eine kranke Kollegin einspringen muss, wird der Tag wohl nicht zu dem, was sich die junge Frau erhoffte. Doch weil noch mehr Zufall auch den Vorgesetzten krank werden lässt, einen Mann, der sonst nie krank wird, bekommt die junge Frau jene Aufgabe, die ihr Vorgesetzter jeden Tag Punkt 20 Uhr zu erfüllen hat: das Abendessen auf Zimmer 604 bringen. Dort lebt der Besitzer des Hotels, den sonst niemand zu Gesicht bekommt. Die junge Frau tut, wie ihr befohlen und trifft dort einen gepflegten älteren Herrn, der zu wissen scheint, dass sie 20 wird. Zu ihrer Überraschung ermuntert der Mann sie, einen Wunsch zu fassen, ohne ihn auszusprechen. Er verspreche ihr, ihn zu erfüllen.

Einmal einen Wunsch haben. Märchen sind voll davon. Auch mit Warnungen davor. Jeder weiss, wie in Märchen Wünsche die Betroffenen zerstören können. Warum sind Kinder voll mit Wünschen? Warum scheinen sich Wünsche mit dem Alter zu verflüchtigen? Schenken oder zerstören Wünsch mehr? Sind wir nicht die, die wir sind und Wünsche zweck- und sinnlos?
Grosse Fragen in einem schmalen Band!

Ein Geschenk Haruki Murakamis und Kat Menschiks an mich und all jene, die sich verführen lassen. Das ideale Geschenk für alle zwischen 20 und 100!

Haruki Murakami, 1949 in Kyoto geboren, lebte über längere Zeit in den USA und in Europa und ist der gefeierte und mit höchsten Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Werk erscheint in deutscher Übersetzung im DuMont Buchverlag.

Kat Menschik, 1968 geboren, lebt als freie Illustratorin in Berlin und im Oderbruch. Ihre Zeichnungen erscheinen regelmäßig in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Für DuMont illustrierte sie Haruki Murakamis «Schlaf» (2009) sowie «Die Bäckereiüberfälle» (2012) und Ernst H. Gombrichs «Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser» (2011). Der immerwährende Kalender «Das Variable Kalendarium» erschien 2012.

Bücher für Weihnachten

Noch ein paar Ideen für eine entspannte Weihnachtszeit? Geschenksideen?Vielleicht sogar ein Buch für NichtleserInnen? Das gibt es! Oder Bücher fürs stille Örtchen? Warum nicht! Oder schmucke Bändchen fürs Nachttischchen? Kurz vorgestellt einige Tipps:

9783869711324Kat Menschik ist eine herausragende Illustratorin. Der Galiani Verlag Berlin hat den Mut, zusammen mit der Illustratorin eine ganze Reihe kleiner, literarischer Schmuckstüche herauszugeben. Bücher, die in allen Belangen überzeugen: inhaltlich, weil von grossen Autoren, optisch, weil in Menschik-Manier illustriert, haptisch, weil hochwertig produziert und buchtechnisch, weil die Bücher mit farbigem Schnitt, tiefgepresstem Umschlag jedes Büchernarrenherz höher schlagen lassen. Wenn Sie also jemandem eine Freude machen wollen, der schon alles gelesen hat, dann sind es diese Perlen. Bücher, die man gar nie ins Bücherragal schieben möchte!
Band 1 sind Franz Kafkas 1919 zum ersten Mal erschienen Erzählungen unter dem Titel «Ein 9783869711423Landarzt». Seltsame Geschichten wie eben jene vom Landarzt, von seltsamen Menschen in seltsamen Situationen. Illustriert von der Künstlerin Kat Menschik verdichten sich Lesegefühle, potenziert sich das schon magische Leseerlebnis Kafkas geheimnisvoller Geschichten.
Band 2 ist William Shakespeares Stück «Romeo und Julia». Wohl jeder kennt die tragische Liebesgeschichte, die 1597 zum ersten Mal zur Aufführung gekommen sein soll. Eine der Urgeschichten aller menschlichen Tragödien. Kat Menschiks Illustrationen sind nicht einfach Bilder zum Theater, sondern Nahaufnahmen, fein, über das Detail hinaus gesehen.
Jedes dieser Schmuckbändchen ist in seiner eigenen Sprache gestaltet, im gleichen Format, mit farbigem Schnitt, «ein Fest für Geist und Sinne». Kat Menschik «Franz Kafka – Ein Landarzt», «William Shakespeare – Romeo und Julia», Galiani

img_0135Ein Buch fürs Klo? Der Autor dieses Buches möge mir verzeihen. Aber jeder Bücherfreund muss auch am stillen Örtchen beweisen, dass man mit Stil, Muse und Kultur jene Zeit versüssen kann, erst recht dann, wenn Sitzungen etwas länger dauern. Stefan Keller, Journalist und Herausgeber, bekannt geworden mit seinem Buch «Grünigers Fall» über die Taten des in Ungnade gefallenen St. Galler Polizeihauptmanns und Flüchtlingsretters, öffnet in seinem neusten Buch «Bildlegenden» sein und fremde Archive. Stefan Keller ist Historiker und sammelt alte Bilder und Dokumente, kauft sie auf Flohmärkten und Brockenhäusern. 66 Bilder, Postkarten und Artefakten, literarisch kurz und knapp kommentiert, Zeitzeugnisse aus Ostschweizer Geschichte und darüber hinaus, nicht bloss erklärt, sondernd feinsinnig einander gegenüber gestellt, manchmal erhellend, manchmal nur angetippt. Viel mehr als ein zufällig arrangiertes Foto- und Kuriositätenalbum. Ein schön gestaltetes Büchlein im Querformat, das man gerne offen liegen lassen möchte. Stefan Keller «Bildlegenden, 66 wahre Geschichten», Rotpunktverlag

img_0136Als ich ein kleiner Junge war, gab es nichts, was mich mehr faszinierte, als Seefahrergeschichten. Abenteuer in den sieben Weltmeeren, Legenden von Piraten und ihren Schätzen, von verlorenen Orten, den Rändern der Zivilisation. Der mare Verlag Hamburg, dessen Bücher alle irgendwie mit Meer oder Wasser zu tun haben, schenkt all jenen, die mit Phantasie entdecken wollen, ein ganz besonderes Buch. Ein Buch zum wegfahren, abtauchen, überfliegen. Dirk Liesemer, Journalist, auch für die Zeitschrift «mare», erfand dreissig imaginäre Inseln und erzählt dazu von ihren wechselvollen Geschichten, Geschichten nicht nur von Inseln, sondern von Menschen, die an diesen Inseln fast allesamt scheitern. «Das Lexikon der Phantominseln» ist ein wunderlicher Reiseführer durch die Welt der Fantasie. Zweifarbig gedruckt, mit Karten, farbigem Schnitt und Lesebändchen lehrt Dirk Liesemer vielleicht nicht so sehr Geographisches, dafür umso mehr über die Abgründe der menschlichen Seele. Dirk Liesemer «Das Lexikon der Phantominseln», mare

img_0078Ich lebe in einer kleinen Stadt in der Ostschweiz. Bis vor hundert Jahren war Amriswil ein Bauerndorf. Mit der Eisenbahn und der Industialisierung wuchs Amriswil schnell. In ihrer Blütezeit bekam man wohl fast alles im Dorf. Es gab kleine Läden, Handwerker, mehrere Metzgereien… Heute stirbt ein Laden nach dem andern. Dafür wuchern an allen Ecken Kebabbuden, Krimskramsläden, noch ein Friseur, Hörgräte… «Handwerkstätte» ist eine Hommage an fast vergessene Berufe; den Rosshaarmatratzenmacher in Niederbipp, den Buchdrucker in Vättis, den Seiler in Winterthur, der Büstenmacherin in Küssnacht am Rigi und die Sackdruckerin in Heimiswil… Portraits mit Bild und Text, mit Adressen und Internetauftritten, ein Nachschlage- und Inspirationsbuch für all jene, die sich nicht begnügen mit Massen- und Stangenware. Eine gelungene Zusammenarbeit zwischen der Zeitschrift «Schweizer Familie» und dem Rotpunkt Verlag! Kathrin Fritz / Maurice K. Grünig «Handwerkstätten», Rotpunktverlag