Das 44. Literaturblatt ist unterwegs zu den FreundInnen der Literatur!

Eingepackt und eingetütet! Auf dem Weg zur Post in der Hoffnung, damit Freude und Inspiration auszulösen!

Ich möchte ihnen ein großes Kompliment dafür aussprechen, was Sie da quasi «nebenher» auf die Beine stellen – ein großartiges und wunderbares Zeugnis für das, was Leidenschaft vermag!» Christian Torkler, «Ein Platz an der Sonne», C. H. Beck

Für mindestens 50 Fr./€ schicke ich ihnen 10 Nummern der Literaturblätter. Die Literaturblätter erscheinen ca. 6 Mal jährlich.

Für mindestens 100 Fr/€ schicke ich ihnen als Freunde der Literaturblätter 10 Literaturblätter, 6 pro Jahr. Zudem sind sie auf literaturblatt.ch vermerkt.

Für mindestens 200 Fr./€ sind Sie als Gönner stets eingeladen, als Gönner der Literaturblätter auf literaturblatt.ch vermerkt bekommen 10 Literaturblätter (6 pro Jahr), also etwa 1 1/2 Jahre lang und werden einmalig auf Wunsch mit einem Buch beschenkt.

Kontoangaben:
Literaturport Amriswil, Gallus Frei, St. Gallerstrasse 21, 8580 Amriswil
Raiffeisenbank, Kirchstrasse 13, 8580 Amriswil
CH16 8137 3000 0038 6475 8
SWIFT-BIC: RAIFCH22

Was sind Literaturblätter?

Als Büchermensch werde ich immer wieder um Buchtipps gefragt. Dann steht man da, forscht mit der Person vor Augen in seinem Kopf und muss kurz nach dem Treffen feststellen, dass man dieses oder jenes Buch noch vergessen hat.

Deshalb schreibe ich seit einigen Jahren eigene Kurzrezensionen. Und zwar nur von Büchern, die mir gefallen und die ich auch der Mehrzahl von LeserInnen zutrauen kann. Es fiele mir nicht im Traum ein, ein Buch vorsätzlich „zerreissen“ zu wollen – schon aus blossem Respekt.

Das 44. Literaturblatt ist fertig gestaltet.

Manchmal dauert es schon lange, bis ein Literaturblatt entstehen kann, bis jene Bücher sich aus der Menge der gelesenen schälen, denen ich ihren Platz auf dem Literaturblatt geben will. Aber diesmal drängten sich die Titel förmlich auf das Blatt. Im Februar verschicke ich sie an all jene, die sich für 4 aussergewöhnliche Titel interessieren.

Drei Neuentdeckungen meinerseits und ein Name, der mich schon längere Zeit begleitet und bewegt. Zwei Frauen, zwei Männer, ohne dass es gendermässige Kriterien gäbe, um einen Platz auf einem Literaturblatt zu erhalten. Zwei Frauen, zwei Mütter, die es irgendwie schaffen, neben Familie, Muttersein, Pflichten und Erziehungsarbeit eine ganze Reihe Bücher zu schreiben. Bücher, die genau davon erzählen, was es bedeutet, Familie zu sein. Zwei Männer die sich in ihrem Schreiben gleich auf mehreren Bühnen bewegen. Der eine schriebt neben Romanen auch Theaterstücke und Jugendbücher, der andere ist Radioproduzent, schreibt Kolumnen und gibt diesen Frühling ein Buch über «Die alten Wege» Europas heraus.

Was mich am meisten freut, sind die Reaktionen auf meine Literaturblätter. Wenn ich spüre, dass ich nicht nur Freude bereite, sondern zur Lektüre animiere. Drei Reaktionen auf das 43. Literaturblatt:

43. Literaturblatt: von Hand auf 160g schweres Papier gestaltet und geschrieben, kopiert und verschickt.

«Ich danke Ihnen sehr für Ihre Besprechung meines Buches. Es war eine sehr angenehme Überraschung. Was mich besonders gefreut hat ist, wie Sie die Beziehung der Sprache zur Musik hervorgehoben haben. Für Ihre aufmerksame Arbeit bin ich Ihnen sehr dankbar.» Virginia Helbling

«Es ist einfach wunderschön! Dankeschön, lieber Gallus Frei!» Usama Al Shahmani

«Freue mich auf Nummer 50!» Franz Hohler

Für Interessierte:

Für mindestens 50 Fr./€ schicke ich ihnen 10 Nummern der Literaturblätter. Die Literaturblätter erscheinen ca. 6 Mal jährlich.

Für mindestens 100 Fr/€ schicke ich ihnen als Freunde der Literaturblätter 10 Literaturblätter, 6 pro Jahr. Zudem sind sie auf literaturblatt.ch vermerkt.

Für mindestens 200 Fr./€ sind Sie als Gönner stets eingeladen, als Gönner der Literaturblätter auf literaturblatt.ch vermerkt bekommen 10 Literaturblätter (6 pro Jahr), also etwa 1 1/2 Jahre lang und werden einmalig auf Wunsch mit einem Buch beschenkt.

Kontoangaben:
Literaturport Amriswil, Gallus Frei, St. Gallerstrasse 21, 8580 Amriswil
Raiffeisenbank, Kirchstrasse 13, 8580 Amriswil
CH16 8137 3000 0038 6475 8
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Text und Musik im Theater 111, St. Gallen: Noëmi Lerch und Sound von Berger/Doppler

Zusammen mit dem Musiker Christian Berger organisiere ich eine ganz besondere Lesereihe im Theater 111 in St. Gallen. Eine Lesereihe mit jungen Schweizer Autorinnen in Verbindung mit improvisierter Musik der Musiker Christian Berger und Dominic Doppler.

Samstag, 12. Januar, 2019, 20 Uhr, Theater 111:
Noëmi Lerch liest aus ihrem Roman „Grit“.
Noemi Lerch, 1987 geboren, Schriftstellerin und Älplerin, arbeitet seit 2014 zusammen mit der Cellistin Sara Käser im Duo Käser & Lerch. 2015 erschien ihr erstes Buch «Die Pürin», für den sie den Terra-Nova Schillerpreis für Literatur 2016 erhielt. Ihr zweites Buch »Grit« erschien 2017. Eine Hütte am Rande einer kargen Ebene. Im Innern der Hütte ein Kessel. Am Kessel eine junge Frau, sie rührt mit der Harfe die Milch. Wenig Licht kommt durch das Fenster, wo eine alte Frau im Offiziersmantel steht und raucht. In dieser Stille die beiden Frauen, deren Leben kaum unterschiedlicher sein könnte. Die Ältere hat studiert und in der Politik Karriere gemacht, die Jüngere umsorgt einen kleinen Hof und zwei Kinder. Trotz ihrer Verschiedenheit sind die beiden Frauen durch ein starkes Band verbunden, sie sind Mutter und Tochter.

„Wortklang“ definiert an sechs Abenden die Begegnung zwischen Wort und Klang, zwischen Literatur und Musik neu. Das Gegensätzliche verschmilzt und lässt Harmonisches in Spannungen um Aussagen ringen. Jeder Abend ein Unikat und einmaliges Erlebnis, das Hörerinnen und Hörer begeistern soll!

und kein Ende.

Das 43. Literaturblatt ist verschickt. Mein «analoges» Literaturblatt, von Hand geschrieben, gezeichnet und per Post mit Briefmarke verschickt. Meine «digitales» Literaturblatt, die Literaturseite literaturblatt.ch steuert mit seinen 500 Beiträgen seinem dritten Geburtstag entgegen. 

„Ich habe Ihre Rezension im Literaturblatt gelesen und bin tief berührt über Ihre Worte, die mir nahe gehen. Haben Sie dank für dieses genaue Lesen und kluge Formulieren.“ Urs Faes

„Ach, wenn nur alle Kritiker und Rezensentinnen so gründlich, klug und aufs Wesentliche fixiert wären wie du.“ Wolfgang Bortlik

„Mein Kompliment zu literaturblatt.ch: lesenswerte Auswahl durch lesenswerte Besprechungen des Lesens für wert befunden. Klasse!“ Thomas Gierl, Verleger

„Literarische Blogger und -innen gibt es zuhauf, auch wenn kaum mal einer oder eine ein Buch aus dem Verlag hier hinten am Horizont in die Hände bekommt. Macht nix, Hauptsache Long John Silver liest unsere Preziosen. Nun ist es so, dass auch die Welt der Blogs eine der Superlative ist und wen wundert es, dass die Suche nach dem Besten, Schönsten und Weitvernetztesten im Gange ist. Mir persönlich ist nur einer bekannt; ein wenig verrückt ist er, – wie könnte ich ihn sonst kennen –, publiziert er doch seine immer eigenwillig geschriebenen Buchrezensionen – davon kann man sich jederzeit selbst überzeugen – nicht nur auf seinem Blog, sondern schreibt diese zusätzlich und von Hand mit Kugelschreiber wie in ein (B)Logbuch, druckt das Ganze auch noch auf Papier und verschickt diese Flaschenpost, die LITERATURBLATT heisst, per Post, mit Briefmarke und allem, was dazu gehört.“ Ricco Bilger, Verleger

„Ihre Literaturseite gefällt mir sehr gut, auch die Texte auf der Plattform, wo ich manche KollegInnen entdeckt bzw. wiedergefunden habe.“ Simone Regina Adams

„Auf der Fahrt nach Zürich las ich auf dem Handy deine Rezension und war ganz geplättet. Es ist so selten geworden, dass sich jemand mit dem Stoff und der Art, wie er umgesetzt wurde, auseinandersetzt. Sich Gedanken dazu macht, diese weiterspinnt zu einer Meinung. Ich habe deine Rezension auch deswegen aufgeschlürft. An dir und deiner Art, dich für Rezensionen wirklich hinzugeben (Hingabe), könnten viele andere lernen.“ Michèle Minelli

Mein 43. Literaturblatt ist unterwegs!

Vier von Hand geschriebene Rezensionen, gestaltet und komponiert, fünf bis sechs Mal pro Jahr per Post an Literaturfreunde, Lesebegeisterte und Freunde des guten Buches verschickt.

Es würde mich freuen, noch mehr «Unterstützer*innen» für mein Literaturengagement zu finden.

«What a miracle to see a hand-written review; such a nice flashback to days when words, their order and appearance still mattered… Thank you, Gallus. Bianca Bellová»

«Lieber Gallus Frei, Ihr Literaturblatt! Ein Ereignis! Ich danke Ihnen von Herzen. Wie gerne möchte ich das Blatt per Post bekommen. Hanna Sukare»

«Lieber Gallus, ich möchte Dir ganz herzlich danken, dass ich immer wieder das Literaturblatt von Dir erhalte. Ich lese dieses jeweils (mit der Lupe?!) mit grosser Freude! M. Graf»

«Lieber Gallus, seit einiger Zeit erhalte ich von dir das persönlich geschriebene Literaturblatt und habe es bis vor ganz kurzem nicht so richtig geschätzt, was ab sofort anders geworden ist. Deshalb: vielen Dank und Bewunderung für deinen Einsatz für unsere Literatur.»

«Ihre Literaturblätter sind sehr beeindruckend! Ich habe sie auf Ihrer Webseite gesehen; schon in diesem kleinen Format entfalten sie eine eigene Wirkung. Melinda Nadj Abonji»

Hier Informationen für jene, die die Literaturblätter künftig abonnieren möchten.

Übersicht aller bisher erschienen Literaturblätter

Im Dezember gibt es das 43. Literaturblatt!

Ein A4-Blatt gestaltet, darauf vier Rezensionen aussergewöhnlicher Bücher, von Hand geklebt, gemalt, geschrieben. Eingepackt in ein Kuvert, an Menschen per Post verschickt, die Freude an guten Bücher haben und gerne Post bekommen. Post, wie damals, als man noch mit froher Erwartung zum Briefkasten ging.

Wenn Sie interessiert sind, finden Sie inter folgendem Link die entsprechenden Informationen.

Hier finden Sie eine Übersicht aller bisher erschienen Literaturblätter.

Ich freue mich auf Sie!

Mein Highlight an der BuchBasel 2018

Warum nach Basel an das Internationale Literaturfestival? Wegen der Preisverleihung? Nein. Wegen der internationalen Gäste? Schon eher, bemüht sich die Festivalleitung doch sehr, aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen eine Bühne zu geben, sei es mit Diskussionsrunden oder Schreibenden, die sich engagiert mit Konflikten, möglichen Antworten und deren Auseinandersetzung stellen. Aber ein Grund; Jedes Jahr Überraschungen und Entdeckungen.

Peter Stamm ist neu gekührter Buchpreisträger mit seinem Roman «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt» (Rezension vom 1. April 2018 auf literaturblatt.ch). Das ist gut so – und keine Überraschung. «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt» wird bleiben und nicht einfach im Meer der Neuerscheinungen langsam verschwinden. Dereinst wird dieses Buch in Schulen gelesen werden wie man es mit «Agnes» tut, Peter Stamms vor genau 20 Jahren erschienen erstem Roman. Man wird ihn lesen, weil die beiden Bücher miteinander korrespondieren, das eine irgendwie zum andern gehört.

Das alleine ist aber kein Grund, das Buch zum besten deutsch geschriebenen Werk 2018 zu erklären, zumal die Konkurrenz in diesem Jahr sehr gut und ebenfalls preiswürdig gewesen wäre. «Ein vielschichtiger Doppelgänger-Roman, in dem sich zwei Künstlerpaare ineinander spiegeln. Im Innersten dreht sich das Buch um die wirklichkeitsstiftende Kraft des Erzählens – und funktioniert zugleich so spannend wie ein Kriminalroman. Wir sind die Geschichten, die wir uns erzählen. Peter Stamm führt uns in ein virtuos konstruiertes Labyrinth, in dem wir uns glücklich verlieren», heisst es in der Begründung der Jury.

In Peter Stamms Roman geht es um existenzielle Fragen, wie immer in seinen Romanen. Auch in seinem letzten Roman „Weit über das Land“, in dem ein Familienvater scheinbar plötzlich aus seinem Leben abtaucht. In „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ kreuzen sich Realitäten. Die eine löscht die andere. Peter Stamm heizt dort ein, wo man meint, sicher zu sein. Er reisst auf, wie sich sonst kaum mehr jemand traut zu erzählen: von Vielbödigkeit, von den trüben Rändern der Wirklichkeit. Von dem, was die Erinnerung mit der scheinbaren Wahrheit macht. Peter Stamm tut dies in so unaufgeregter Art und Weise, dass es mich wundert, wie tief mich der schmale Roman ins Grübeln stösst.

Doch in meinem Bücherkoffer, den ich im Zug von Basel mit nach Hause schleppte, wartete ein ganz besonderer Schatz darauf gelesen zu werden. Als ich auf den Büchertischen im Volkshaus Basel stöberte, fiel mein Blick auf einen grauen Schuber mit fünf verschiedenen Büchern, bei denen man erst es sich erst auf den zweiten Blick bestätigte, dass sie vom selben Autor geschrieben wurden. Fünf Bücher, eine Enzyklopädie, eine Erzählung, ein Notizheft, eine Audiotranskription und ein Comic (jener gezeichnet von Raffaela Schöbitz). «Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen» (Suhrkamp) heisst das Panoptikum, das Konvolut an Texten, Illustrationen, Berichten, Zeichnungen. 1000 Seiten, von denen der Autor Philipp Weiss meint, es gäbe keinen Anfang, an dem man mit der Lektüre beginnen müsse, weder eine chronologische, oder sonst logische Linie, der man folgen müsse. «Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen» ist eine literarische Welt, in die man abtauchen kann, die übersprudelt von Ideen, Querverweisen, sprachlicher Vielfalt, Überraschungen und optischem Genuss.

Manchmal zwingt mich einer meiner erwachsenen Söhne, wenn er in meiner Gegenwart am Computer spielt, versuchsweise auch zum Spieler zu werden. Eines dieser neuen Spiele heisst «red dead redemption II», eine Westernwelt im Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert. Ein Spiel, von dem mein Sohn sagt, man können jederzeit irgendwo einsteigen und spielen, ob man nun einer Spur folge oder sich von der Lust leiten liesse.
Genauso scheint «Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen» zu funktionieren. Eine in Wort und Bild gezeichnete Welt zwischen Frankreich und Japan, zwischen dem 19. und 21. Jahrhundert, von der 17jährigen Paulette, die 1871 den Aufstand der Pariser Kommune erlebt, ausbrechen will, einen Japaner heiratet, ein Kind von ihm bekommt und nach einer Wanderung über 130 Jahre im «ewigen» Eis eines französischen Gletschers eingeschlossen liegt. Von der Klimaforscherin Chantal, einer Urenkelin von Paulette, die ins aufgetaute Gesicht Paulettes schaut und sich auf die Suche nach Spuren macht und von Jona, dem von Chantal verlassenen Künstler, der sich auf die Suche nach Chantal macht und in Japan ein Land findet, das nicht nur von Tsunami und Erdbeben erschüttert wird.

«Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen» ist eine Reise, eine 1000 Seite lange Reise, auf die ich mich freue, von deren Erlebnissen ich mit Sicherheit noch berichten werde, weil Philipp Weiss zusammen mit der Künstlerin Raffaela Schöbitz etwas schuf, was einmalig, extravagant, kühn und intelligent ist!

Buchtrailer

Philipp Weiss, geboren 1982 in Wien, studierte Germanistik und Philosophie. Er schreibt Prosa und Theaterstücke, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. 2009 nahm er mit seinem Text «Blätterliebe» am Ingeborg-Bachmann-Preis teil. 2011 gewann er mit seinem Stück «Allerwelt» das Hans-Gratzer-Stipendium; das Stück wurde am Schauspielhaus Wien uraufgeführt, wo er in der Spielzeit 2013/14 Hausautor war. «Ein schöner Hase ist meistens der Einzellne» gewann 2015 den Preis der Theatertage Lyon und erschien auf Französisch in den Éditions Théâtrales (Montreuil). «Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen» ist sein Romandebüt.
Webseite des Autors

Raffaela Schöbitz, geboren 1987 in Korneuburg, hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien sowie Filmwissenschaft und Kunstgeschichte in Berlin studiert. Sie arbeitet als freischaffende Autorin, Dramatikerin und Illustratorin, u. a. für Revolver. Zeitschrift für Film und Deadline. Das Filmmagazin, und ist Teil des nicht.THEATER-Ensembles. Ihre Theaterstücke, «Zugvögel» (2014) und «Im Mutterbauch war’s früher besser» (2015), werden vom Kaiser Bühnenverlag vertreten. Daneben hat sie Kinderbücher verfasst, u. a. «Knollnase» und «Roboter haben’s auch nicht leicht», deren Illustrationen ebenfalls aus ihrer Feder stammen. Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem DIXI Kinderliteraturpreis für Illustration (2015) und mit Stipendien des BKA Kunst und Kultur (2016 & 2017). 2017 war sie Stipendiatin der Peter Suhrkamp Stiftung. Ihre Bilder sind oft Mixed-Media-Collagen, ansonsten arbeitet sie häufig mit Tusche, Wasserfarben, Kohle und Buntstiften.
Webseite der Künstlerin

«Schreiben ist praktizierte Utopie.» BuchBasel 2018

Wir brauchen Bücher, die zum Nachdenken bewegen, vielleicht sogar zwingen. Nicht nur blosse Unterhaltung. Während Antisemitismus, Unterdrückung jeglicher Art, Frauenfeindlichkeit und Pöbeleien salonfähig zu werden scheinen, sollen Bücher herausfordern, Texte wachrütteln, Kopf und Herz bewegen. Literatur ist Eingemachtes, Eingekochtes, Konzentriertes, destilliert, handgemacht, authentisch, wenn auch nicht immer leicht verträglich.

Während drinnen zwischen den Vitrinen bloss ein paar schwarze Kabel am Boden verraten, dass dort, wo sie enden, hinter weissen Stehlen, vor den Schaufensterscheiben, Autoren lesen, stehen vor dem Warenhaus drei Reihen Metallstühle mit Kunstfellen und ein Lautsprecher im Strom der Menschen. Michelle Steinbeck ist die erste, die liest. Und sie passt. Sie ist hipp mit ihren knallroten Lippen und den schmalen Fesseln unter dem minimalistischen Tischchen. Schaufensterlesungen!

«Ich wusste gar nicht, dass Schaufensterpuppen lesen können», meint einer der Vorübergehenden, einer derer, die nicht stehen bleiben, sich aber wenigstens hinreissen lassen. Michelle Steinbeck liest aus ihren neuen Gedichten «Eingesperrte Vögel singen mehr», macht die Lesung hinter Glas zur einstudierten Performance, kein Aquarium, aber ein Literarium, für einmal abgetrennt vom Publikum. Sie liest und sieht dabei nur sich selbst im Spiegel der grossen Scheibe in die Schwärze der einbrechenden Nacht, hört nichts, nur sich selbst, nicht einmal den Zwischenapplaus.
Während man aus dem Warenhaus volle Taschen trägt und drinnen im Erdgeschoss an Handgelenken schnuppert, ziert sie sich nicht, scheut sich nicht, durch ein Fenster ins Unbekannte zu schauen, durch ein Fenster, das den Blick nicht freigibt.

Julia von Lucadou, Bild © Christian Werner

Schaufensterlesungen – durchaus ein Gag, aber niemals das, was Literatur will. Literatur selbst ist Schaufenster. Nicht abgenabelt von dem, was auf der Strasse passiert, in keinem Elfenbeinturm entfremdet, von dem Felicitas Hoppe in ihrer Eröffnungsrede erzählt. Gute Literatur hat keine glatte Oberfläche, sie ist nicht durchsichtig, abgeschnitten vom Wahrhaftigen. Das beweisen all die Namen im Programmheft des Internationalen Literaturfestivals, die Schauplätze, an denen Literatur entstanden ist und von denen Literatur erzählt.

Ein paar hundert Stühle zur Eröffnungsfeier im Festsaal des Basler Volkshauses, ganze Batterien von langstieligen Gläsern, die bereitstehen und Publikum, dass sich auf den Füssen steht. Gespräche, wer das Rennen macht, den Schweizer Buchpreis 2018 erhalten soll. Peter Stamm, den man mit Nichtbeachtung vielleicht vergrämen würde, Heinz Helle, der doch schon einmal auf der Liste stand, Vincenzo Todisco, dessen Text beim Lesen schmerzen kann oder die Erstlinge der wilden Jungen, Gianna Molinari und Julia von Lucadou? Ob die Jury das Richtige tut, das Notwendige oder das Mutige?

So hat zumindest die Festivalleitung Mut, weil sie sich mit Literatur einmischen will. Sie beweist, dass sich Literatur in keinen Elfenbeinturm einsperren lässt, dass sie aber sehr wohl weit über Grenzen hinausschauen kann, räumlich und zeitlich. So überzeugen Formationen wie «Kosovë is everywhere», Sprachklangräume mit Dominic Oppliger & Marco Papiro, Klangwortverflechtungen mit DJ Tom Nagy und der Buchpreisnominierten Julia von Lucadou. Literatur ist ganz da!

Hauslesung mit Catalin Dorian Florescu

Catalin Dorian Florescu, Schweizer Buchpreisträger 2011, besuchte im September Amriswil, erzählte und las aus seinen Büchern, verzauberte ein Wohnzimmer mit seinen Geschichten genauso wie mit seiner flammenden Leidenschaft. Geschichten spielen nicht in Büchern. Catalin Dorian Florescu findet sie in Begegnungen, in seinem Herkunftsland Rumänien, trägt sie mir sich, seine sechs Roman wie ein nie versiegender Kosmos, der seine Strahlung nie kleiner werden lässt.

Am Morgen danach sassen meine Frau und ich in der Stube mit Blick auf den Stuhl, der immer noch vor dem Fenster stand. „Catalin ist immer noch da“, sagte meine Frau. Und das stimmte. Die Luftströme im Raum wirbeln noch immer von seinen Gesten, die Erzählungen hängen im Raum vor dem Bücherregal. Es waren drei wunderbare, intensive, unvergessliche Stunden. Jenen, die da waren, brannte Catalin Dorian Florescu tief in ihre Seele.

«Liebe Irmgard, lieber Gallus,
In all den Jahren, seitdem ich schreibe und veröffentliche, sind mir immer wieder Menschen begegnet, die mich daran erinnerten, worum es beim Lesen geht: Um die Bereitschaft, sich von einem Text mit dem ganzen Wesen ergreifen zu lassen. Ihr seid zwei davon, und ich danke euch – auch bestimmt im Namen vieler anderer Autoren – dass euch beim Lesen Begeisterung, Herz, Leidenschaft leiten. Der Vormittag bei euch, umgeben von all den Büchern, mit den netten Zuhörern und den tollen Leckereien war ein Aufsteller!! Lieben Dank, Catalin Florescu»

«Fremdheimisch»: Catalin Dorian Florescu (Teil 1) Hörpunkt SRF 2

 

Der 42., analoge, gezeichnete und gestaltete Literaturblatt wird!

Die Zeichnung ist gemacht. Die vier Schriftstellerinnen und Schriftsteller und ihre herausragenden Bücher ausgewählt.

Ein Interview mit mir selbst:

Seit ein paar Jahren gibt es diese Literaturblätter. Was bewegt dich dazu, mit so viel Aufwand ein Blatt für das gute Buch zu gestalten? Am Anfang war immer wieder die Frage nach einem guten Buch, einem Lesetipp, Lesefutter für Ferien. Zudem gab es einen Kurs, bei dem ich am Schluss schriftlich Empfehlungen abgab, auch damals schon vier Bücher. Aber man nahm meine Empfehlungen bloss zur Kenntnis, selbst die Tatsache, dass ich die Rezensionen nicht bloss aus dem Netz kopierte. Altpapier. Dann zeichnte und schrieb ich mein erstes Literaturblatt und die Reaktionen waren umwerfend.

Wie gestaltest du diese Blätter? Sind sie verkleinert? Die Blätter sind im Format A4 und Originalgrösse. Ich zeichne und schreibe immer mit schwarzem Kugelschreiber, kann mir Fehler und Korrekturen nur ganz begrenzt leisten. Es kam auch schon vor, dass ich ziemlich weit gereifte Blätter noch einmal beginnen musste. Ich zeichne und schreibe gerne. Und ich bin ein haptischer Mensch. So wie elektronische Bücher für mein Genussverständnis undenkbar sind, bleibt ein Schriftstück und eine Zeichnung das ganz Spezielle.

Wie lange arbeitest du an einem solchen Blatt? Immerhin sind es mittlerweile 42 an der Zahl. Die Arbeit beginnt mit der Auswahl der vier Bücher, den Rezensionen. Auf meinen Blog schaffen es Bücher, die mir in irgendeiner Weise gefallen, die ich nicht einfach weglege. Bücher auf meine Literaturblätter schaffen es nur, wenn sie mir ganz besonders ans Herz wachsen, wenn ich glaube, dass sie beinahe jede und jeder gelesen haben muss. Dann brutzelt in meinem Kopf, was und wie ich gestalte, welche Zeichnung aufs neue Literaturblatt gesetzt werden soll. Dann die Suche nach dem Sujet – und dann in meiner Bibliothek am Schreibtisch das konzentrierte Arbeiten mit dem Kugelschreiber. Fertig ist die Arbeit noch lange nicht. Aber es vergehen viele glückliche, intensive Stunden, manchmal über Wochen.

Warum Kugelschreiber? Warum muss die Schrift so klein sein. Unbedingt lesefreundlich erscheint mir ein solches Blatt nicht. Es gab einen schweizer Schriftsteller, Redaktor und Zeichner, der fast alle seine Skizzen und Zeichnungen mit Kugelschreiber fertigte. Vor Jahrzehnten entdeckte ich ihn für mich, begann ihn zu lieben und zu verehren. Arnold Kübler war auch jahrelang Redaktor der Kulturzeitschrift DU, die einst eine ganz andere Bedeutung hatte, als sie es heute neben all den digitalen Medien hat. Arnold Kübler machte Reisen, besuchte Ausstellungen. Er fotografierte kaum, zeichnete stets. Zeichnen als eine Art des Schauens. Und die Schrift ist meine Schrift. Zugegeben ein bisschen angelehnt an die Mikrogramme von Robert Walser. So wie Arnold Kübler war und ist Robert Walser einer der Grossen in meiner Bibliothek, auch im unendlich grossen Regal in meinem Herzen.

42 Literaturblätter. Wie lange soll die Reihe werden? Was bewegt dich jedes Mal, mit einem neuen Blatt zu beginnen? Alle, die einmal mit einer Reihe begonnen haben, wissen, wie schwierig es ist aufzuhören. Das wissen SammlerInnen aller Couleur. Die Literaturblätter sind zu einem „Konzeptkunstwerk“ geworden. Sie haben längst eine Eigendynamik bekommen, sind zu etwas geworden, was es sonst kaum mehr gibt. Allein die Tatsache, dass ich sie alle per Post mit ein paar persönlichen Worten auf der Rückseite verschicke, gibt den Blättern den Wert eines Briefes. Und wer bekommt heute noch einen Brief? Ich bekomme Fotos von Menschen, die die Literaturblätter in ihrer Wohnung aufhängen, sogar eingerahmt. Vielleicht sind sie etwas von einer Welt, die unterzugehen droht. Alles bunt, digital, perfekt, billig, schnell… vielleicht ein notwendiger Kontrapunkt zu meinen Rezensionen im Netz. Die analogen Literaturblätter und die digitale Form unter literaturblatt.ch erreichen ganz verschiedene Lesegruppen, geben meiner Arbeit etwas Spezielles.

Und zu meiner Freude hängen sie nun an Wänden, Türrahmen, werden aufbewahrt und gehortet.

Meine grosse Freude aber sind die vielen Reaktionen auf die Literaturblätter. Seien es nun Leserinnen und Leser oder Autorinnen und Autoren; Lesende, die sich bekräftigt fühlen oder einfach nur Freude am Literaturblatt haben – und Schreibende, die sich erkannt und verstanden fühlen!

Sind Sie interessiert?

Sie können die Literaturblätter abonnieren:
Gallus Frei-Tomic
LITERATURPORT Amriswil
St. Gallerstrasse 21
8580 Amriswil

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