Dorthe Nors «Die Sonne hat Gesellschaft», Kein & Aber

Nicht immer hat man Zeit und Lust auf einen seitenstarken Roman. Nicht immer muss es eine verschlungene, sich windende Familiensaga sein, die irgendwo kurz vor dem Ersten Weltkrieg unter sich am Himmel aufbauender Wolken beginnt und sich hochschraubt bis in unsere Gegenwart plus einen Ausblick auf die Zukunft, bevölkert von einem hundertköpfigem Helden-Ensemble, mindestens. Manchmal soll es nur eine kleine Geschichte sein.

«Geschichten wie Blitzeinschläge»
Gastbeitrag von Frank Keil

Zwei Personen treten an und auf, nicht mehr. Na gut – drei. Vielleicht noch hält sich die eine oder andere Figur im Hintergrund, die sich vage einmischt, sozusagen mit Hörensagen. Aber nicht mehr!
Hineingeworfen werden möchte man in eine Szenerie, in der es gleich im ersten Satz um aber auch alles geht. Der den Takt angibt, der erste Satz, der die Richtung zeigt, in die es nun geht, bergab, bergauf, aber meistens bergab, mit Tempo, getragen von einer gewissen Gnadenlosigkeit. Und dann ist alles schon wieder vorbei und fängt doch im eigenen Kopf erst an. Wer das mag, wer das schätzt, wer da aufschreckt im positiven Sinne auf den letzten Satz starrt, ist bei der dänischen Erzählerin Dorthe Nors genau richtig.

Dorthe Nors „Die Sonne hat Gesellschaft“, aus dem Dänischen von Frank Zuber Kein&Aber, 2020; 142 Seiten, 26 CHF, ISBN: 978-3-0369-5823-1.

Ein vor sechs Jahren erschienener Erzählband trägt den Titel „Handkantenschlag“; ein darauffolgender Roman hört auf den Titel „Rechts blinken, links abbiegen“, da weiß man gleich Bescheid. Nun ist just ein nächster Erzählband erschienen: „Die Sonne hat Gesellschaft“. Auch nicht schlecht.
Also: Ein Mann hat es satt, dass er jede, aber auch jede Auseinandersetzung mit seiner Frau verliert, und er flieht in den Wald; fürchterlich gefroren hat er in der Nacht, Tiere brachen durchs Unterholz. Zwei junge Frauen sammeln in einem heruntergekommenen Wohnviertel Spenden für die Krebshilfe, sie haben eine Büchse, mit der man gut rasseln kann, wenn ein wenig Geld sich darinnen versammelt hat, aber dann fragen sie sich plötzlich: Was machen wir hier eigentlich, in einer Gegend, in die wir nicht hineingehören, dabei läuft es nicht schlecht, also mit dem Sammeln läuft es eigentlich ganz gut, nur die Liebe – puh: die Liebe! Ein Mann besucht eine Frau, die vielleicht seine neue Freundin ist oder die es werden wird, wenn es gut wird, mal schauen, eine Nacht haben sie miteinander verbracht, und nun nimmt sie ihn mit zu einem Familienfest, in einem Gasthaus in der Nähe, ein Mittagessen, aber da duldet man ihn gerade mal so. Noch ein anderer Mann steht am Sarkophag von Lord Nelson, dem Einarmigen, der zuletzt auch einäugig war, in der Mitte der Krypta steht der Sarkophag, Erinnerungen an seine abenteuersehnsüchtige Kindheit überschwemmen unseren Mann, an Modellbauschiffe, an ruppige Eishockeyspiele denkt er, seine Frau sitzt draußen auf den Stufen, mit Sonnencreme im Gesicht und schaut gelangweilt in ihr Handy, sie spielt ein Spiel, bei dem man bunte Ballons zerplatzen lassen kann.

14 hochkonzentrierte Geschichten sind so versammelt, 14 Geschichten wie Blitzeinschläge, 14 mal Grundmomente wie Verzweiflung, Einsamkeit, aber auch des Aufbegehrens werden uns auf jeweils wenigen Seiten erzählt, das kann Literatur, das kann sie wirklich, auch das denkt man und denkt an all die Leute, die da sagen: „Bücher? Ich lese keine Bücher mehr, vielleicht mal ein Fachbuch.“. Während man durchaus angestrengt überlegt, ob man jetzt gleich die nächste Geschichte hinterherlesen will, sofort, ohne Pause, oder ob man sie sich aufsparen will, auch weil man ein wenig Angst hat, dass der Zauber und mehr noch die Macht des eben Gelesenen in die Kniee gehen könnte, wenn jetzt gleich wieder der Anfangssatz der nächsten Geschichte zündet und diese die eben Gelesene überlagert.

Dabei hat Dorthe Nors mit Romanen angefangen. Hat zugleich immer in die USA geschielt, sich ausgedacht, dass sie das nicht könne, Kurzgeschichten schreiben, aber dann setzte sie sich in eine Schulklasse von jungen Leuten, die dabei waren noch den letzten Halt zu verlieren und denen man noch eine Chance geben will, eine letzte, eine allerletzte; saß da unter ihnen, schaute hin, hörte zu, schrieb darüber einen kurzen, knappen Text, las ihn den Schülern vor und die waren begeistert, sie fühlten sich gesehen, weil sie sie gesehen hatte.
Und Dorthe Nors schrieb weiter, schrieb weitere Kurzgeschichten, eine Gattung, die es in der klassischen dänischen Literatur eher nicht gibt, sie in einem Rutsch, in einem dieser typischen Ferienhäuser an der jütländischen Westküste, das einst dem dänischen Dichter Knut Sørensen gehört und das nun für Stipendienaufenthalte zur Verfügung steht; zwei Wochen nahm sie sich Zeit, schrieb und schrieb und schrieb, was auch gut war und half: Sie war in dieser Zeit verliebt, schwer verliebt, wie man so sagt, war sich sicher, die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben.

„Handkantenschlag“ oder übersetzt: „Karate Chop“ wurde ein Erfolg in den USA, eine Erzählung aus dieser Sammlung druckte der The New Yorker ab, so wurde sie die erste Dänin, von der ein literarischer Text im The New Yorker abgedruckt ist.
Und so ist sie – sozusagen unterbrochen von weiteren Romanen, wobei „Rechts blinken, links abbiegen“ für den Man Booker International Prize nominiert war – beim Sujet der Kurzgeschichte geblieben, was man nur begrüßen kann, und in ihrem eben neuen Erzählband gibt es neben den Geschichten über den Lord-Nelson-Fan und dem Mann im nächtlichen Wald, auch eine Geschichte über eine Schriftstellerin: Eine Schriftstellerin zieht sich zum Schreiben in das ehemalige Sommerhaus eines norwegischen Schriftstellers zurück, mitten im Wald liegt es, aber sie findet keine Ruhe zum Schreiben, eine Liebe ist zerbrochen, unweigerlich, wie soll man da schreiben, aber dann fügen sich die Dinge neu zusammen, Pferde spielen eine Rolle, das Foto von einer nackten Frau an einer Wand, eine Mutter und ihr Sohn und sie kommt ins Schreiben und der erste Satz geht so: „Es ist lange her, aber einmal wohnte ich in einem kleinen Haus in Norwegen.“

Dorthe Nors wurde 1970 in Herning, Dänemark, geboren und studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Åarhus. Sie ist die Autorin mehrerer Romane, Kurzgeschichten und Novellen. Bei Kein & Aber erschien 2016 ihr Roman «Rechts blinken, links abbiegen», der für den Man Booker International Prize nominiert wurde. Dorthe Nors lebt an der dänischen Westküste.

Frank Keil, Journalist, lebt und arbeitet in Hamburg und Norddeutschland. Studium der Diplom-Pädagogik. Seit 1995 unterwegs als freier Journalist, Schwerpunkte Kunst und Kultur, Geschichte sowie Bildung und Soziales. Aktuell regelmässige Beiträge für die Taz Nord, Hinz&Kunzt, Nordis, Mare, Jüdische Allgemeine, die Evangelische Wochenzeitung und andere Medien. 1990 Förderpreis für Literatur der Hansestadt Hamburg, 2009 Essaypreis der Akademie für Publizistik.

Webseite Frank Keil

Beitragsbild © Petra Kleis

Saskia Luka «Tag für Tag», Kein & Aber

Es bricht über Maria herein! Es stirbt ihr Mann Georg, urplötzlich, wie aus dem Nichts. Dann holt sie ihre alt und müde gewordene Mutter Lucia aus einem kleinen kroatischen Bergdorf, das sich immer mehr und mehr entvölkert. Und zuschlechterletzt bricht ihre noch nicht volljährige Tochter Anna die Schule ab und vergräbt sich in ihrem Zimmer.

Ein Frauenroman? Mitnichten, wenn es diese überhaupt gibt. Ein Generationen-, Familienroman, ein Heimatroman der ganz besonderen Art, ein Abschiedsroman, ein Entwicklungsroman, ein Roman einer noch jungen Autorin, der hellhörig macht, weil da jemand schreibt, der es versteht, ganz verschiedene Lesarten einer Geschichte anklingen zu lassen. Ein Roman, der durch seine behutsame Sprache besticht, die Art, wie die Autorin mit grösster Zärtlichkeit Personen, Gegenstände, Landschaften und Situationen beschreiben, als würde sie mit der Hand sanft über das Beschriebene schreiche(l)n.

Maria, die als Kind Marija hiess und in dem kleinen Dorf in Dalmatien aufwuchs, lebt als Künstlerin schon lange in Deutschland, nabelte sich einst ab von einer Kindheit am Rande eines Krieges, eines Krieges, der den Tod bis in ihre Familie brachte. Zusammen mit ihrem Mann Georg kaufte sie sich in Bayern ein Haus, renovierte es gemeinsam mit ihm, um dieses Zuhause in dem Moment wieder zu verlieren, als das Herz ihres Mannes völlig unerwartet aufhört zu schlagen. Wieder bricht der Tod in ihre Familie ein. Was sich wie Heimat anfühlte, droht zu entgleiten. Noch mehr, als sie sich gezwungen fühlt, ihre Mutter aus dem leer gewordenen Dorf in Kroatien zu sich zu holen, eine alte Frau mit Kopftuch, klobigen Schuhen und mehreren Röcken übereinander, eine Frau, die kein Deutsch versteht und sich zu Beginn ihres Exils im Haus ihrer Tochter weigert, das Wasser aus dem Hahn zu brauchen. Was sie ein Leben lang für das einzig Richtige hielt, tut sie weiterhin. Sie holt das Wasser im Garten.

„Ich habe damals gedacht, das alles hat nichts mit mir zu tun. Es hat alles mit uns zu tun.“

So sehr sich Marias Mutter von ihrem Zuhause entfernte, so sehr entfernt sich ihre Tochter Anna. Beide schweigen sie zeitweise und lassen Maria alleine. Alle drei sind sie entwurzelt; Lucia von ihrem Dorf in den Bergen, Anna von ihrer Herkunft und den Schienen in die Zukunft, Maria von ihrem Mann, der ihr ihr Zuhause war. Manchmal zieht sie sich ins Zimmer ihres verstorbenen Mannes zurück und schreibt Briefe an ihn, die sie an die Adresse jenes Hauses in Kroatien schickt, in ein leeres Haus.

„Manchmal ändert sich alles an einem einzigen Tag.“

Saskia Luka schildert mit grossem Einfühlungsvermögen, starken Sätzen und dem sicheren Gefühl für Komposition das Leben dreier Generationen unter einem Dach. Die Tochter Anna sucht nach Antworten, einem guten Weg aus dem Dämmerzustand von Trauer und betonierter Rolle in der Familie. Maria sucht den Stand, nachdem ihr der Tod ihres Mannes den Boden unter den Füssen weggerissen hatte, den Ort, an dem sie Wurzeln schlagen kann, Ordnung in einem Leben, dass sich im Chaos eines Dreigenerationenhaushalts aufzulösen droht. Und Lucia, die Mutter und Grossmutter einen Weg, mit Würde das zur Last gewordene Leben zu verlassen. Ein Abschiedsroman, weil Anna weg will, Maria das Leiden satt hat und Lucia sterben will. Im Haus der drei Frauen entwickelt sich eine ganz eigene Dramatik. Maria steht zwischen Tochter und Mutter, zwischen einer jungen Frau, die ausbrechen will, die autonom werden will, frei von Erwartungen und einer alten Frau, die sich immer mehr einer Welt verweigert, die sie nicht mehr interessiert.

„Das Trauerwetter hatte Verwüstungen hinterlassen, aber sie lebte noch.“

Es ist, als ob die Schriftstellerin Saskia Luka in viel kräftigeren Farben sehen würde als ich. Ohne es der Leserin und dem Leser auf die Nase zu binden, erzeugt sie mit ihrer Sprache genau das: Farben, Farben!

Ein Interview mit Saskia Luka:

Ein fast verlassenes Dorf in Dalmatien, ein Dorf in Bayern. Während das eine zerfällt oder durch EU-Zuschüsse entstellt wird, scheint das andere tief in der Zeit verankert, Häuser wie Festungen, in denen Dramen kaum nach aussen dringen. Die Tochter Anna will ausbrechen, sich Normen entgegenstellen, die Mutter Lucia sich dem Tod stellen. Lieben sie Gegensätze? 

Ich liebe die Frauen des Buchs, weil sie so menschlich sind. Sie tragen viele Seiten in sich, sie verändern sich, sie sind widersprüchlich, sie tun, was sie können, sie nehmen sich Raum für ihren Schmerz, sie sind verletzlich. Sie kommen gerade nicht sehr gut miteinander zurecht, sie sind unterschiedlich, aber sie halten das auch aus. Sie begleiten sich, trotz allem, trotz aller Unterschiedlichkeit. 

Maria ist nach dem Tod ihres Mannes herausgerissen, heimatlos. Ihre Tochter distanziert sich, genauso wie ihre Mutter, nur in gegensätzlicher Richtung, obwohl sie diese doch zu sich nach Bayern genommen hatte. Ihr Roman beschreibt die Suche nach Heimat, die Sehnsucht nach einer Ordnung, mit der man leben kann. Sie leben in Berlin und auf der dalmatinischen Insel Brač. Hat ihren das Schreiben Antworten gegeben? 

Ich denke, es hat Auswirkungen gehabt, dass ich Tag für Tag hauptsächlich auf einem Friedhof geschrieben habe – eigentlich war ich auf der Suche nach einem ruhigen Ort – ich war glücklich in der Naturvielfalt mitten in der Stadt, ich habe die Jahreszeiten bewusster erlebt und zwischen den Grabsteinen plötzlich ganz andere Fragen gestellt. Das Schreiben ist mein Weg, mich mit mir und der Welt zu verbinden und natürlich gibt es Antworten.

Maria kehrt zurück ins Dorf ihrer Familie, zurück zum Friedhof, wo ausser Georg ihre Toten liegen. Wenn sie in Deutschland auf dem Friedhof sitzt, meist nicht einmal dort, wo ihr Mann Georg begraben liegt, ist das ein ganz anderer Friedhof. In Dalmatien spiegelt sich das Leben in den Namen auf den Grabsteinen und Kreuzen. In Deutschland in den Begegnungen, vor allem in der Begegnung mit Adam, der im Roman die Rolle des wahren Freundes übernimmt. Sie berühren in ihrem Roman den Krieg immer wieder, schildern den Tod als immerwährenden Begleiter. Lehrt Sie die Geschichte, den Tod mitzunehmen? 

Ich war selbst überrascht, als Lucia – die Grossmutter in meinem Buch – starb und ich erinnere mich, dass ich geweint habe, als ich die Zeilen in den Computer tippte, Lucia den letzten Atemzug tat und tot war. Dann bin ich spazieren gegangen und habe meine Kinder vom Kindergarten abgeholt – und während ich dies hier schreibe, frage ich mich, ob ich erzählen sollte, dass ich um meine Romanfigur geweint habe. In solchen Momenten weint man um alles, einen geliebten Menschen, einen vergangenen Tag. Berührt zu werden ist, was uns lebendig macht und der Tod ist keine Drohung, er ruft uns zu: Lebe!

Maria baut zusammen mit ihrem Mann ein Haus um, macht es zu ihrem Nest, zum Nest einer Familie. Am Schluss ihres Buches reist Maria ins Dorf ihrer Mutter und baut auch dort das Haus um, rettet es vor dem Zerfall. Muss man Häuser bauen oder Familien gründen, um zuhause zu sein? 

Nein, natürlich nicht. In beiden Fällen baut Maria kein Haus – sie erhält sie, bewahrt sie. Das Haus ihrer Familie in den dalmatinischen Bergen würde ohne sie zerfallen und letztlich in Bäumen verschwinden. Es ist ein Ort voller Erinnerungen, den sie nun doch bewahren möchte, vielleicht für ihre Tochter Anna. Der Versuch, ein „Nest“ für ihre Familie zu bauen, scheitert: ihr Mann stirbt, ihre Tochter geht, und vielleicht ist sie am ehesten in ihrer Arbeit zuhause.

So zart die Art ihres Beschreibens, so klar ihre Sprache, so offen bleiben die Geschichten ihrer Protagonisten. Sie malen nicht aus, geben längst nicht alles preis, verknappen das Preisgegebene bis zu einem Konzentrat. Exemplarisch dafür der im Krieg gefallene Bruder Marias. Es ist, als hätten sie mich als Leser eben erst mit dem Personal eines ganzen Kosmos vorgestellt. Absicht? 

Jeder hat seine Geschichte – und wir kennen sie nicht. Wir sollten behutsamer miteinander umgehen. Gerade bin ich in ein Dorf gezogen, wo es quasi gar nicht den einzelnen Menschen gibt, er ist immer Teil seiner Familie(ngeschichte), von Generationen… Viele Leute hier wissen nicht, wie sie uns greifen und einordnen sollen, weil unsere Familien hier nicht verwurzelt sind. Wir sind fremd. Und niemand hier besitzt seine Geschichte. Andere machen sie sich zu eigen, schmücken sie aus, erzählen sie weiter. Ich lerne viele neue Menschen kennen und oft bin ich überrascht – ich versuche mich daran zu erinnern, dass ich ihre Geschichte nicht kenne. 

Vielen Dank!

Saskia Luka wurde 1980 in Köln geboren. Nach ihrem Studium der Germanistik in Bonn arbeitete sie in Berlin im Bereich Presseund Öffentlichkeitsarbeit und als freie Texterin. Saskia Luka ist verheiratet und hat zwei Kinder. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und auf der dalmatinischen Insel Brač.

Beitragsbild © Sandra Kottonau

Yishai Sarid «Monster», Kein & Aber

«Monster» ist der Bericht eines Mannes, der als Tourguide im ehemaligen Konzentrationslager Treblinka einen Dokumentarfilmer, den er durch die Anlage führt, mit einem Faustschlag niederstreckt. «Monster» ist ein Buch über den Ehrgeiz, der den Inhalt vergisst, von all den Monstern, die einen Mann innerlich zerfleischen, bis sie zubeissen. Der Bericht an den Vorgesetzten, die Erklärungen eines „falsch Verstandenen“.

Das Buch trifft, betrifft! Die Faszination, die einem beim Lesen packt, entlarvt, beschämt und verunsichert zugleich. «Monster» ist nichts für «schwache Nerven», nichts zur blossen Unterhaltung, keine Geschichte, sondern Geschichte. Geschichte dessen, was die Abstraktion des Bösen mit denen macht, die sich acht Stunden und länger jeden Tag mit den menschlichen Abscheulichkeiten beschäftigen.

Ein israelischer Historiker, verheiratet und Vater eines kleinen Sohnes, verdient sein Geld nicht in Israel, wo er studiert hatte und die kleine Familie wohnt, sondern in den vielen jüdischen Gedenkstätten in Europa, wo er sein Publikum durch das dokumentierte Grauen der Judenvernichtung führt. Er, der über Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Arbeitsmethoden deutscher Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg doktorierte und nichts mehr wünschte, als sich in Ruhe und Gelassenheit mit abgeschlossener Geschichte zu beschäftigen, der mit fundiertem Wissen und fachmännischem Rat zur Seite stehen könnte, sieht die Pferde, auf die er gesetzt hatte, davonrennen. Seine Karriere stockt, die Menschen funktionieren nicht so, wie es seiner Reputation helfen würde, seine finanziellen Sorgen verschwinden nur kurzzeitig  und sein kleiner Sohn weit weg von seiner Arbeit kämpft erfolglos gegen die Monster in seiner Welt.

Er schildert den Apparat des Grauens, stellt Fragen und gibt Antworten. Aber so nah ihm die Fakten sind, so sehr entfernen sich die Millionen, die in diesem Apparat vernichtet wurden, die keine Chance hatten. Es blühen Blumen dort, wo damals Tausende erschossen wurden, die Nachwelt forscht mit der gleichen Akribie wie damals der Vernichtungsapparat die Ziele der Wannseekonferenz umsetzte. Angesichts seiner Studien und Forschungen über das absolute Grauen kann der fleissige Historiker in euphorische Verzückung geraten. Er wird zum Soldat seines Auftrags, fasziniert von der Perfektion der Vernichtung, der fast makellos sauberen Effizienz einer Entsorgungsmaschinerie. Im krassen Gegensatz zur Szenerie um seinen Sohn Ido, der in seinem Kindergarten gemobbt wird. Wo er als Vater auftritt, um Probleme zu erledigen. Nur mit Gewalt kommt man gegen Gewalt an.

In meinem lesenden Umfeld stelle ich immer wieder fest, dass Bücher, Romane, die sich mit dem letzten Weltkrieg, der Shoa, dem Holocaust beschäftigen, schnell schon vorab auf Ablehnung stossen. Nicht nur bei Viellesern aus Deutschland, denen man eine gewisse Schädigung aus der Schulzeit anmerkt, sondern auch bei jenen, die Schule und Ausbildung ähnlich wie ich durchliefen. Keine Ahnung, ob es damit zusammenhängt, dass man im Unterbewussten genau spürt, dass dieses Monster mit dem Ende des Krieges, nicht einmal mit der mehr oder weniger intensiven Aufarbeitungen der Geschehnisse begraben ist. Dieses Monster lauert weiter, sowohl in der gegenwärtigen Geschichte, in der Politik, die immer unverhohlener mit Verbalattacken aus dem Wortschatz der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie auffahren, auf Schulhausplätzen, im Zug und ganz bestimmt im www.

«Monster» taugt nicht zur Unterhaltung, ist keine Lektüre für einen verregneten Nachmittag, weil einem die Lektüre im Regen stehen lässt. Keine Strandlektüre, weil die Sonne auf der Haut und die Lektüre auf der Seele brennt. Und trotzdem soll und muss man «Monster» lesen, weil Yishai Sarid die Banalität des Grauenhaften zeigt, von der «Banalität des Bösen» (Hannah Arendt) erzählt, es schafft, dass es mir bei der Lektüre schlecht werden kann, weil ich den Gegensatz zwischen Grauen und Banalität kaum ertrage. Ein Gegensatz, den man angesichts der Bilder in Presse und Medien schon längst mit aller Coolness ertragen gelernt hat, wenn einem Bilder von einem ertrunkenen Kind an einem Mittelmeerstrand gezeigt werden, von vergewaltigten Mädchen im Sudan, fast im gleichen Augenblick wie die vom Kampf gegen Bauchfett oder über Abstiegskatastrophen in der Fussballbundesliga.

Yishai Sarid wurde 1965 in Tel Aviv geboren, wo er bis heute lebt. Nachdem er als Nachrichtenoffizier in der israelischen Armee tätig war, studierte er in Jerusalem und Harvard und arbeitete später als Staatsanwalt. Heute ist er als Rechtsanwalt tätig, und er veröffentlicht Artikel in diversen Zeitungen. Bei Kein & Aber erschienen bislang seine Romane «Limassol» und «Alles andere als ein Kinderspiel».

Beitragsbild © Sandra Kottonau

Claudia Schreiber las am «WortMenue», dem literarisch-kulinarischen Festival Bodensee

Zum 11. Mal lud das literarisch-kulinarische Festival am Bodensee mit Schriftstellernamen wie Franz Hohler, Claudia Schreiber, Karl-Heinz Ott oder Thomas Meyer in Überlingen und Umgebung zu Tisch. Ein Festivalkonzept, eine Genussmischung, die zu funktionieren scheint, denn die meisten der Veranstaltungen waren schon kurz nach Beginn des Vorverkaufs ausverkauft.

An der Rezeptur des „WortMenues“ hat sich in den zwanzig Jahren seines Bestehens so gut wie nichts geändert; „Die Verbindung von anspruchsvollen Inhalten renommierter Schriftsteller mit gepflegter Gastlichkeit und Kochkunst in kleineren, dafür atmosphärisch ansprechender Gaststätten.“ Und weil Festivalchef Peter Reifsteck vor 14 Jahren mit der der damals noch wenig bekannten Autorin Claudia Schreiber und ihrem eben erschienenen Roman „Emmas Glück“ ein Volltreffer gelang, lud er sie mit ihrem neusten Roman „Goldregenrausch“ wieder ans „Wortmenue“ nach Überlingen. Damals begann die Erfolgsgeschichte von Claudia Schreibers Roman „Emmas Glück“, der wenige Jahre später mit der ebenso erfolgreichen Verfilmung mit den Schauspielern Jürgen Vogel und Jördis Triebel 2016 ihren Höhepunkt feierte. Eine Produktion, bei der Claudia Schreiber auch beim Drehbuch mitwirkte und die bei Presse und Publikum viel Beachtung und grossen Erfolg erntete.

Mit „Goldregenrausch“ wollte Claudia Schreiber noch einmal „so richtig reinhauen“, von jenem Milieu erzählen, in dem sie aufgewachsen ist, einem Dorf, das nichts zu tun hat mit LandLiebe-Idylle, dem verkörperten Sehnsuchtsort all jener, die dem städtischen Dichtestress entfliehen wollen und  zwischen Obstbäumen und putzigen Fassaden das Glück vermuten. Claudia Schreiber erzählt in „Goldregenrausch“ das harte Aufwachsen eines Mädchens, das nicht besser oder liebloser gehalten wird, wie die Kälber und Ferkel im Stall. Ein Kind eben, mehr nicht. Claudia Schreiber wuchs auf dem Land auf, klaute als Kind unendlich viele Süsskirschen und besass als Studentin 700 Sauerkirschenbäume, die es zu bewirtschaften hiess, mit denen sie sich ihr Studium finanzierte. Sie weiss, dass Nahrungsmittel nicht aus dem Supermarkt kommen und Liebe nicht wie Sauerkirschen an Bäumen wächst. Claudia Schreibers Schlag gilt all jenen, die Dummheit, Stumpfheit und Borniertheit von Generation zu Generation mit Überzeugung weitergeben als wäre es ein Naturgesetz und widerspricht all jenen, die glauben, dass sich der Liebreiz einer Gegend automatisch in die Herzen ihrer Bewohner überträgt, weder damals noch heute.

Greta steckte die Zigarette an, sog gierig, inhalierte tief. Kam dem Mädchen nah, umschloss mit ihren Lippen dessen kleine Nase und pustete dem wimmernden Kind die tröstende Betäubung in keinen Schüben ein.

«Veritables Drama, in das ich als Leser so sehr einsteige, dass ich am liebsten Brandbeschleuniger hinzuschütten würde, um ein Schrecken ohne Ende abzuwehren.“

Resilienz beschreibt die Fähigkeit, allen Widrigkeiten zum Trotz ein „guter Mensch“ zu werden, trotz aller Lieblosigkeit und Kälte lieben zu lernen, nicht unterzugehen, jenen Kern nicht zu verlieren, der glühen soll. Das Interesse an der kleinen Marie ist schnell verloren, schon allein, weil sie von produktiver und gewinnbringender Tätigkeit auf dem Hof abhält. Die grossen Brüder helfen, haben sich längst eingefügt in das zweckgebundene Handeln auf einem Hof, der immer zu wenig helfende Hände hat. Wäre da nicht die Schwester des Bauern, die im Nebenhaus Wohnrecht auf Lebenszeiten „geniesst“, die sich unwiederbringlich mit ihrem Bruder verstritten hat, wäre Marie längst an Unterernährung, seelischer und körperlicher Kälte gestorben. Aber Marie gedeiht, den Umständen zum Trotz, erst recht.

Claudia Schreiber mag Konflikte, in ihren Protagonisten genauso wie zwischen Drama und Witz, zwischen scheinbarer Idylle und abgrundtiefer Finsternis, mag Szenerien, die ebenso erotisch wie komisch sein können. Sie taucht tief in eine Welt, die während des Lesens phasenweise fast unerträglich wird, weil sie „Dampf“ ablassen kann, ohne die Menschen dabei durch Klischees platt zu machen, weil sie flucht und wettert, weil sie die Verteilung aus dem Paradies bis in alle Details schildert, weil sie erzählt, wo andere längst rot werden und zu stottern beginnen, weil sie authentisch ist.

© Holger Kleinstück

Claudia Schreibers Freundin Dorothea Neukirchen las und Claudia Schreiber erzählte im Landgasthof Keller in Lippersreute. Eine überaus gelungene Mischung, die einen ganzen Saal zum Beben brachte.

Claudia Schreiber wurde 1958 in einem nordhessischen Dorf geboren, als viertes von fünf Kindern, die Eltern waren erst Obstbauern, später Konservenfabrikanten. Nach dem Studium wurde sie 1985 Redakteurin beim Südwestfunk Baden-Baden, später Redakteurin und Moderatorin beim ZDF. Seit 1992 ist sie Autorin mehrerer Romane und Kinderbücher. Besonders erfolgreich war sie mit «Emmas Glück», verfilmt mit Jördis Triebel und Jürgen Vogel in den Hauptrollen. Bei Kein & Aber erschien 2011 ihr ebenfalls erfolgreicher Roman «Süß wie Schattenmorellen», neu lieferbar als Kein & Aber Pocket. Seit 1998 lebt und arbeitet Claudia Schreiber in Köln.

Rezension zu «Goldregenrausch» auf literaturblatt.ch

«Die Brautmutter» auf der Plattform Gegenzauber

Webseite der Autorin

Max Porter «Lanny», Kein & Aber

Wer nimmt uns die Träume, wer die Bilder, Stimmen und Gesänge unserer Kindheit, das Wissen, dass alles anders ist, als es sich die Erwachsenen mit aller Wissenschaft einreden und einbilden? Max Porter hat den kindlichen Blick nicht verloren. Es ist, als ob er in ganz besonderer Weise sehend wäre. In der Geschichte um den verschwundenen Lanny nimmt uns der jung gebliebene Max Porter in jene Zwischenwelt, die den meisten hinter Ratio und Glauben in vielfältigster Form verborgen bleibt.

Ein kleines Dorf nicht weit von London. In einem der wenigen Häuser lebt eine junge Familie mit Lanny. Lanny ist anders, ob in der Schule oder zuhause; Lanny lässt sich nicht einordnen, fasziniert und verunsichert. Die Lehrerin schwärmt, weiss, dass von dem Jungen etwas ausgeht, was in der ganzen Klasse wirkt. Lannys Mutter spürt, dass ihr Junge Dinge sagt, spürt, sieht und weiss, die ihr verborgen bleiben. Lanny ist mit den Dingen der Welt in einer Art und Weise verbunden, die sich der Mutter entziehen. Aber sie lässt ihn, lässt ihn gewähren, herumstromern, bis in den Wald.

Sie selbst ist Schauspielerin und Schriftstellerin, schreibt Krimis, in denen eine Welt herrscht, die sich diametral von der unterscheidet, in der sich ihr Junge bewegt. Lannys Vater arbeitet in der Stadt, in London, in einer Welt, die sich nicht nur geographisch der von Lanny entzieht. Und weil Lannys Mutter spürt, dass ihr Sohn in vielem eine eigene Art des Ausdrucks sucht, fragt sie den verschrobenen Künstler Pete, der einmal ein gefeierter Szenenmann war, ob er Lanny unterrichten würde.

Lanny spricht mit den Wurzeln, erzählt von einem Mädchen, das in einem Baum wohnt, seit Hunderten von Jahren und stellt Fragen, die ein Junge in seinem Alter sonst nicht stellt: «Was meinst du ist geduldiger, eine Idee oder eine Hoffnung?» Pete versteht, genauso wie der rätselhafte, mythische Altvater Schuppenwurz, eine märchenhafte Stimme im Buch und im Äther dieses Dorfes, was mit dem Verschwinden des kleinen Lanny aus den Angeln gehoben wird. Mit einem Mal ist alles anders. Was im ersten Teil ein Kammerspiel zwischen Lannys Eltern, dem Künstler Pete und der Stimme aus dem Off, jener von Altvater Schuppenwurz ist, wird im zweiten Teil, nachdem Lanny verschwunden ist und bleibt zu einem mehr- und vielstimmigen Chor aus Dorfmitgliedern und Kommentaren, die sich immer tiefer ins undurchsichtige Geschehen im Dorf einmischen. Das, was die Mutter in ihren Kriminalgeschichten schrieb, wird mit einem Mal Dreh- und Angelpunkt in einer Geschichte um Verzweiflung, Panik, Verleumdung und Schuld.

So wie Lanny als Kind, als Protagonist nur schwer zu fassen ist, so schwer fassbar ist die Geschichte, Max Porters Art zu erzählen. Er kümmert sich nicht um Klarheit und Stringenz. So wie das Schriftbild im Buch dann auseinanderzufliessen scheint, wenn Altvater Schuppenwurz seine Stimme erhebt, so sehr fliesst das Geschehen über das Reale hinaus, wabert in Träumen, im Surrealen. Ich als Leser kippe dauernd zwischen Faszination und Verunsicherung, Durchblick und Verwirrung, Nähe und Distanz. Es ist, als ginge Max Porter so nahe ans Geschehen, dass ich drohe, den Blick für das Ganze zu verlieren, so wie wenn ich meine Nase eine Hand breit vor ein Gemälde von Segantini setze und dabei nur noch den einzelnen Pinselstrich, die aufgetragene Farbe erkenne. Max Porter protokolliert nicht, er malt.

Wer bereit ist, bei der Lektüre eines Buches ein Abenteuer einzugehen, der lese «Lanny». Es bleibt haften!

© Lucy Dickens

Max Porter, 1981 geboren, studierte Kunstgeschichte und arbeitete jahrelang als unabhängiger Buchhändler, was ihm den Young Bookseller of the Year Award einbrachte. Seit 2012 ist er Lektor bei Granta Books. «Trauer ist das Ding mit Federn» ist sein schriftstellerisches Debüt.

Beitragsbild © Sandra Kottonau

Lukas Linder «Der Letzte meiner Art», Kein und Aber

Auch wenn man bei der Lektüre von «Der Letzte meiner Art» versucht sein kann, der Geschichte nur die schrägen Seiten abzugewinnen, die Überzeichnungen, die Konzentration an schrägen Typen, in Schieflache geratenen Akteure, die Geschichte im Theatralischen beinahe zu kippen droht, man geneigt ist, dem Roman seine Ernsthaftigkeit abzuerkennen. Zugegeben, «Der Letzte seiner Art» ist Groteske, aber vor glasklar realem Hintergrund – und herrlich zu lesen. 

Alfred von Ärmel ist von durchaus seriöser Erscheinung. Auch seine Familie, sein begabter grosser Bruder, sein Fabrikantenvater und die selbst im Alter blendend aussehende Mutter, die bis zu ihrem «Schluss» ein Dolde Verehrer zu mobilisieren vermag. Auch Alfreds bemerkenswerter Stammbaum geht zurück bis zur Schlacht von Marignano, als einer seiner Vorfahren mit gleichem Namen zum Held mit Helebarde wurde. Alfred von Ärmel würde sich liebend gerne in die Reihe heldenhafter von Ärmels stellen, aber alles in seinem Leben legt sich dieser Absicht quer: Ein steifer Vater, dem der Nachfolger in seiner Wimpelfabrik fehlt, eine hyperaktive, ruhelose Mutter, die ihn mit Verachtung straft und ein Bruder, der alles Wohlwollen bindet, dem man von Kindesbeinen eine grosse Zukunft voraussagt, der aber im entscheidenden Moment von der Bildfläche verschwindet, für immer.

Alfred von Ärmel ist ein Einsamer. War es schon als Kind, ohne Freunde in der Schule, ohne Liebe in der Familie, ohne Wirkung auf das weibliche Geschlecht, ohne Kraft, sich endlich als der Held zu zeigen, der er eigentlich sein möchte. Alfred ist ein aus der Zeit Gefallener, ein Überbleibsel aus der grossbürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts, mit Etikett und überheblicher Nobles im 21. Jahrhundert gestrandet. Auf der letzten Seite des Romans lässt Lukas Linder ihn sagen: «Ich war eine Witzfigur, eine Karikatur. Ich war der Letzte meiner Art.» Ein Don Quichot, ein Münchhausen, ein Ritter der traurigen Gestalt.

Als Leser folge ich dem armen Tropf von Niederlage zu Niederlage, auf der Suche nach jenem Moment, der ihn zum Helden macht, der den Vorhang fallen lässt, hinter den ihn die Zeit und seine Familie verbannt hat.

Der Reiz der Lektüre ist das Absonderliche, das Groteske. Dass ich als Leser das Gefühl habe, schon das Entstehen des Buches muss ein Vergnügen gewesen sein. Als hätte sich Lukas Linder von Logik und Stringenz befreit, um bei jeder Wendung der Geschichte eine Überraschung mehr zu kreieren. Als wolle sich der Autor bei diesem Buch auf jeder Seite, bei jeder Wendung dagegen stellen, dass dereinst die in diesem Fall abstruse Frage auftreten könnte, was denn nun an der Geschichte autobiographisch sei. Alles steht geschrieben und ist somit jene geschriebene Wahrheit zwischen zwei Buchdeckeln. Gekonnt inszeniert von einem preisgekrönten Theaterautor. So erfrischend erzählt, wie man es auf der kleinen Bühne dar Schweizer Literatur sonst nie antrifft.

Lukas Linder, geboren 1984 im Kanton Zürich, studierte Germanistik und Philosophie in Basel. Er ist Dramatiker, schrieb unter anderem für das Theater Basel und wurde mit mehreren Preisen, darunter dem Kleist-Förderpreis und dem Publikumspreis des Heidelberger Stückemarkts, ausgezeichnet. »Der Letzte meiner Art« ist sein Romandebüt.

Claudia Schreiber «Goldregenrausch», Kein & Aber

Ein Hof und daneben ein Haus. Eine Familie mit ein paar Kindern und daneben eine ledig gebliebene Tante, die Schwester des Bauern. Was als Setting so gar keine Spektakel verspricht, wächst sich in Claudia Schreibers neuem Roman „Goldregenrausch“ zu einem veritablen Drama aus, in das ich als Leser so sehr einsteige, dass ich am liebsten Brandbeschleuniger hinzuschütten würde, um ein Schrecken ohne Ende abzuwehren.

Marie, das fünfte Kind der Bäuerin, flutscht. Ein ungewollter Nachzügler, ein Mädchen nach vier Rabauken, nachdem sich das Leben auf dem Feld, mit der Hacke in der Hand längst endgültig eingespielt hatte. Während die Bäuerin im Wochenbett das süsse Nichtstun geniesst und mit ihrem kräftigen Busen stillt, bringt sie ihr Arzt darauf, die überflüssige Muttermilch zu verkaufen. Interessierte verschiedenster Couleur gäbe es genug. Und so wird aus dem Wochenbett ein monatelanger, ärztlich abgesegneter Dauerzustand. Es fliesst Geld, viel Geld, von dem der Bauer keine Ahnung hat und das die Träume der Bäuerin beflügelt.

Aber kaum ist das nicht mehr länger aufrecht zu haltende Wiegenfest zu Ende, beginnt für die kleine Marie, das Mädchen, das noch nicht einmal spricht und noch in Windeln liegt, ein Leben im Abseits. Während die Eltern von morgens bis abends auf dem Feld rackern und die viel älteren Brüder die Schule und Umgebung verunsichern, parkiert man Marie in einem Laufstall, mit einer Flasche Milch und einer Flasche Wasser, überlässt sie dem Schicksal, im Sommer im Garten und im Winter in einem leeren Zimmer mit psychodelischer Tapete.

Bauer und Bäuerin erwarten von Greta, der Schwester des Bauern, die im kleinen Häuschen neben dem Hof Wohnrecht geniesst, keiner geregelten Arbeit nachgeht und eine begnadete Gärtnerin ist, dass sie sich um die kleine Marie kümmert. Aber Greta wurde nie gefragt, so wie sie im Leben nie gefragt wurde, wenn man über ihr Leben entschied. Der Bruder ist davon überzeugt, Greta sei zurückgeblieben, protzt in Gesellschaft, „der Vater habe nach Gretas Geburt versehentlich ihren Körper im Garten vergraben und statt dessen deren Nachgeburt grossgezogen“.

Aber irgendwann schafft es die kleine Marie, die gehärtete Seele ihrer Tante zu erweichen. Nicht durch Überzeugung, aber mit der Erkenntnis, es den Pflanzen gleichtun zu müssen, freundlich zu erblühen, selbst mit ganz wenig Wasser.
So entgleitet Marie immer mehr den herzlosen, abgestumpften Eltern. Selbst Arzt und Klerus können nichts bewegen. Zwischen Marie und Greta wächst eine Allianz der Verschmähten, zwei Vergessener. Marie, ganz im Stillen zum grossen Mädchen geworden, an den Eltern vorbei heimlich bis zum Abitur, findet allen Widrigkeiten zum Trotz den Zugang zur Welt. Zusammen mit ihrer Tante. Manchmal auch im Goldregenrausch, da die Tante sehr gut weiss, wie die heilende und tröstende Wirkung des Krauts einzusetzen ist.

In einer „Familie“, in der nur Arbeit und Erfolg zählt, in der Probleme mit flotten Sprüchen weggewischt werden, in der man sich am Feierabend zudröhnt, muss eine Frau wie Greta, die nie einer geregelten Arbeit nachging und trotz allem in ihrem Gleichgewicht nicht gestört werden kann, eine permanente Provokation. So sehr, dass die kleine Bühne von Hof und Nebenhaus Schauplatz eines Dramas wird, dass niemand aufzuhalten vermag. Am wenigsten ich Leser, der zurufen will: „Nimm endlich das Gift!“

Kein Kind verdient, wohin es geboren wird. Nicht die Kinder in Kriegsgebieten, nicht die Kinder in familiären Kriegsgebieten. Die Schäden und Traumas, die Kinder in ihr Erwachsensein schleppen, lassen sich untereinander nicht vergleichen und nicht einstufen. Schrecklich sind sie allemal. Und jeder, der in irgend einer Weise mit dem Schicksal solcher Kinder konfrontiert ist, weiss, wie schwierig es ist, Einfluss zu nehmen, etwas bewirken zu wollen. Wie schnell «elterliche Gewalt» zur existenzbedrohenden, realen, körperlichen und psychischen Gewalt werden kann.

Claudia Schreiber schreibt markig, unverblümt und direkt. Beschönigungen und Vorsicht liegen ihr nicht. Es lässt sich auch nicht verbergen, dass Männer in ihrer Geschichte alles andere als gut wegkommen. Marie und ihre Tante Greta sind einsame Kämpferinnen. Eine ganz junge und eine alte, die mit dem, was ihnen geblieben ist, den Kampf aufnehmen. Einen Kampf mit ungleichlangen Spiessen. Eine Kampf allerdings, der erst auf den letzten Seiten des Buches ausgetragen ist. Ein Kampf, bei dem man bei der Lektüre zum schweigenden Mitlesen gezwungen ist. Wahre Kraft verbirgt sich nicht hinter denen, die den Mund aufreissen. Und wer wie Greta den Menschen durch Enttäuschungen abgeschworen hat, mit der Natur, den Pflanzen und Tieren aber mehr als nur verbunden bleibt, dort ist auch die Liebe geblieben.

Ein in vieler Hinsicht starkes Buch von einer starken Frau über starke Frauen!

Claudia Schreiber wurde 1958 als das vierte von fünf Kindern geboren, die Eltern waren Landwirte, Obstbauern und später Konservenfabrikanten. Nach dem Studium wurde sie 1985 Redakteurin und Reporterin beim Südwestfunk Baden-Baden, später Redakteurin, Reporterin und Moderatorin beim Zweiten Deutschen Fernsehen Mainz, wo sie die Kinder-Nachrichtensendung logo! realisierte. 1992 begann – in Moskau – ihre Arbeit als Autorin, seit 1998 lebt und arbeitet Claudia Schreiber in Köln.

«Die Brautmutter» von Claudia Schreiber, eine Kurzgeschichte auf der «Plattform Gegenzauber»

Webseite der Autorin

Beitragsbild © Sandra Kottonau

Bianca Bellová „Am See“, Kein und Aber

Was sich auf dem Büchertisch in der Buchhandlung wie eine Geschichte um Leidenschaft, mit dem Titel «Am See» wie eine liebliche Geschichte gibt, ist alles andere. Nami wächst dort auf. Der Wasserspiegel ist viel tiefer wie einst, die ehemaligen Fischerdörfer hoch an den Hängen über dem stinkenden See. Die Sonne brennt, ausser der Polizei fahren keine Autos mehr auf den aufgerissenen Strassen. Die Vergangenheit ist verloren gegangen, die Welt heute nicht einmal mehr Erinnerung.

Der See liegt irgendwo dort, wo einst Russland lag. Eine stinkende, giftige Kloake, salzig und tot. Die Dörfer und Städte an diesem See sind entweder abgeschottet für die Reichen und Mächtigen oder dem Zerfall, der Anarchie, der Willkür überlassen. Regen ist mehr Erinnerung, die Haut juckt, wer Kinder auf die Welt setzt, nimmt Missbildungen wie Schicksal entgegen. Nicht nur das, was an Infrastruktur und Natur dem Zerfall preisgegeben ist, zerfällt, auch das was das Menschsein in vergessener Vergangenheit ausmacht; Freundschaft, Liebe, Verbundenheit.

Hier wächst Nami auf, in Boris, einem kaputten Dorf, ein Junge mit blauen Augen. Zuerst bei den Grosseltern, bis diese sterben und in einer düstern Zeremonie den Seegeistern übergeben werden. Der Kolchosevorsteher übernimmt das Haus der Grosseltern, sperrt Nami in einen Verschlag, aus dem ihm der Weg in die Schule unmöglich gemacht wird. Er bricht nachts aus, streift durchs Dorf, lernt Zaza, ein Mädchen aus der Nachbarschaft kennen. Aber als Zaza von Soldaten vor den Augen Namis vergewaltigt wird, flieht dieser, macht sich auf den Weg in die Stadt, auf der Suche nach seiner Mutter, die er nur aus seinen Träumen kennt.

Namis Odyssee durch die Reste einer sterbenden Zivilisation, seine Suche nach seiner Herkunft, nach Freundschaft, einem Zuhause, bringt ihn zusammen mit allerlei Gestalten. Mit Nikititsch, mit dem er Schwefel schürt, den er in einer Schreddermaschine sterben sieht. Mit Johnny, der ihn mitnimmt in seine Wohnung in einem Hochhaus, dem er dienen soll, der ihm ausgetragene Kleider gibt und ihn aus dem Kühlschrank Dinge essen lässt, von denen er nicht wusste, dass es sie noch gab, der Nami hält wie einen Hund, bis dieser zu beissen beginnt, Haken schlägt und den Gewehrkugeln entkommt. Mit der Alten Dame, die ihn aufnimmt, deren Garten er zurückgewinnt und die ihn belohnt mit einem Weg zu seiner Mutter.

«Der See» ist eine Dystopie. Ein Endzeitroman. Ein Bild dessen, was sein könnte, wenn das Schiff ungebremst über den Abgrund hinausfährt. Kein Science fiction mit Superhelden, dafür umso mehr Verlierern. Eine Geschichte, die eine apokalyptische Welt in aller Selbstverständlichkeit zur Kulisse nimmt, den Weg Namis auf der Suche nach seiner Mutter, den Willen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, nicht zu akzeptieren, was unveränderlich scheint, so knochentrocken beschreibt, dass der Speichel im Mund während des Lesens wegbleibt.

Bianca Bellová gliedert ihren Roman in vier Teile: Ei – Larve – Puppe – Imago. Wer mit dieser Unterteilung, dem Werden Namis auf die Metamorphose zu einem Helden hofft, kommt nur strichweise auf seine Rechnung. «Am See» ist ein düsterer Entwicklungsroman. Die Geschichte eines Mannes, der nicht nur auf der Suchen nach einer Mutter ist, sondern auf der Suche nach seiner Bestimmung, jenem Ort, jenen Menschen, zu denen er wirklich gehört. Ein Buch mit ungeheuren Bildern, suggestiv erzählt, in seiner Düsternis von bezaubernder Schönheit.

Bianca Bellová wurde 1970 in Prag geboren und ist Schriftstellerin, Übersetzerin und Dolmetscherin. Sie ist die Autorin mehrerer in ihrem Heimatland gefeierter Romane und Novellen. Für ihren neusten Roman «Am See» wurde sie mit dem tschechischen Buchpreis «Magnesia Litera» sowie mit dem European Union Prize for Literature ausgezeichnet.

Titelfoto: Sandra Kottonau

Ayelet Gundar-Goshen «Lügnerin», Kein & Aber

Ayelet Gundar-Goshen ist eine herausragende Autorin. Nicht erst mit ihrem dritten auf Deutsch erschienen Roman „Lügnerin“, sondern auch mit ihren beiden ersten Romanen. Unvergessen bleibt „Löwen wecken“. In ihrem neuen Roman nimmt sich die israelische Autorin der Lüge an, jenem Tun, das von Stirnrunzeln bis Entsetzen alles auslösen kann, vor der sich niemand entsagen kann, die in der aktuellen Politik hüben und drüben zur Strategie geworden ist. Ausgerechnet in einer Zeit, die sich nach der Digitalen Revolution der allseits verfügbaren Wahrheit verpflichtete.

Als ich ein kleiner Junge war, erklärte man mir zwei Sorten von „Unwahrheiten“. Zum einen die Lüge, die andern schadet, zum andern das „Flunkern“ (schweizerdeutsch „Schwindeln“), mit der man anderen aber keinen Schaden zufügt. „Du sollst nicht lügen“, steht da als indiskutables, ehernes Gesetz. Und doch wissen alle, dass wir in einem fort lügen. Das ist selbst wissenschaftlich belegt. Wir fügen ganze Lebensgeschichten aus Versatzstücken zusammen, die sehr wohl in der Nähe der Wahrheit liegen. Aber es gibt keine Biographie, sei sie bedeutend oder unbedeutend, die ohne Lüge auskommt. Und darin eingeschlossen sind durchaus auch Lügen, die anderen Schaden zufügen.

Nuphar Schalev, eine junge Erwachsene, verkauft einen Sommer lang Eis. Nuphar Schalev ist nicht hässlich, aber gerade so unauffällig, dass wohl auch dieser Sommer zu Ende gehen wird, ohne dass das wirkliche Leben begonnen hätte.

„Sie wuchs zu einem zaghaften, in sich gekehrten Mädchen heran und bewegte sich in der Welt wie ein ungebetener Gast auf einem Fest.“

Ganz anders als ihre jüngere Schwester, der die Sympathien wie ein Schwarm Fruchtfliegen zuschwärmt. Nuphar hofft auf Verwandlung, dass sie irgendwann aus der starren Hülle ausschlüpfen könne, um der Welt ihre bunten Flügel zu zeigen. Dieser Tag kommt. Aber Nuphar schafft es nicht aus eigener Kraft, sich aus ihrem Nebengleis in den Vordergrund zu schieben.

Eines Tages taucht an ihrer Eisdiele Avischai Milner auf, ein fallengelassenes Showsternchen, das für einige Zeit im Rampenlicht der Nation stand, um ebenso schnell wieder in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Und ausgerechnet ihn lässt eine unscheinbare, sommersprossige Eisverkäuferin eine gefühlte
Ewigkeit vor der Eisdiele warten. Genügend Zeit, um beim Missachteten alle Dämme brechen zu lassen, erst recht als das Ding hinter der Eisdiele auch noch korrigiert. Es bricht aus Avischai Milner heraus, eine Kasskade verbaler Hässlichkeiten, deren Wirkungen unabsehbar werden. Ein Schrei Nuphars und alles läuft zusammen. Eine einzige Frage an das Mädchen mit den verquollenen Augen und Avischai Milner steht unter Verdacht, sich an dem Mädchen vergangen zu haben. In einem einzigen Moment richtet sich die Aufmerksamkeit einer ganzen Nation, des Kollektivs auf den Schrecken eines Mädchens, um den im gleichen Moment Verurteilten ohne ein rechtskräftiges Urteil mit Schimpf und Schande zu bestrafen.

Avischai Milners Leben gerät fast ohne sein weiteres Dazutun immer heftiger in Schieflage. Dieser eine Ausraster an der Eisdiele in der Stadt und alles, was daraus folgte, wischen das Wenige weg, was dem jungen Mann von dem bisschen Hoffnungen, das er noch mit sich herumtrug, übrig blieb. Von einem aufgeblasenen Ego bleibt ein leerer Sack.

Nuphar ist aber nicht allein mit ihrer Lüge. Da ist auch Lavie, der sie im Hinterhof bei dem angeblichen Übergriff beobachtete, der sie zuerst erpresst, der seine Eltern belügt, seine Mutter, die seinen Vater belügt. Oder die alte Raymonde, die aus einer Mischung aus Lust und Not die Identität ihrer verstorbenen Freundin aus dem Altenheim annimmt, die Ausflüge mit Schüler/innen mit dem Namen der Verstorbenen mitmacht zur Erinnerung an die Shoa, Schrecken von denen sie eigentlich verschont blieb, ihr aber mit einem Mal eine Bedeutung verleihen, auf die sie nicht mehr verzichten kann. „Dinge erfinden, um weniger allein zu sein.“

Nebst einer unerhört raffinierten Konstruktion ist es die Sprache, Sätze wie „Am Ende eines jeden Satzes lauerte das Schweigen wie ein Furcht einflössender Hund hinter der nächsten Strassenecke“ oder „Liebe sei vielleicht der einzige Muskel, der im Alter nicht schrumpfe, sondern wachse“ oder „…aber sie waren wieder in ihr eigenes Leben verschwunden und rannten sinnlos hin und her wie mit Gift besprühte Küchenschaben“ – Sätze, die man sich wie Pralinen langsam auf der Zunge zergehen lassen will.

Während Nuphar immer mehr an ihrer Lüge leidet, Avischai Milner einen Selbstmordversuch unternimmt und die Polizei dem Konstrukt immer näher kommt, zieht einem die Autorin unweigerlich ins Resümieren über die eigene Geschichte hinein. Man denkt, das Ausgesprochene wirke im Tun und Lenken des Menschen. Man ahnt, dass das Unausgesprochene, Verschwiegene, Gelöschte sehr oft viel mehr wirkt, tief in das Ausgesprochene hinein und letztlich wenig bleibt von dem, was Wahrheit und Wahrhaftigkeit sein könnte.

Ayelet Gundar-Goshen ist ein Seismograph menschlichen Gefühlslebens- und bebens, sei das Erzittern noch so unscheinbar und verborgen in den Falten innerer Abgründe.

„Hoffnungslose Sehnsucht schmeckt wie der Inhalt schimmeliger Konserven.“

Literatur, die packt und mitreisst, von einer Autorin, die einem zum Zuhören zwingt – unbedingt lesen!

Ayelet Gundar-Goshen, geboren 1982, lebt und arbeitet als Autorin und Psychologin in Tel Aviv. Für ihre Kurzgeschichten, Drehbücher und Kurzfilme wurde sie bereits vielfach ausgezeichnet. Ihr erster Roman, »Eine Nacht, Markowitz« (2013), dem der renommierte Sapir-Preis für das beste Debüt Israels zugesprochen wurde, wird derzeit von der BBC verfilmt.

Titelfoto: Sandra Kottonau