St. Gallen am 30. August: Margret Kreidl und das Jazzduo STORIES

Als Gast und Stipendiatin der Bodman-Stiftung und der Kulturstiftung Thurgau weilt Margret Kreidl einen weiteren Sommermonat lang im Bodman-Haus in Gottlieben. Zusammen mit den Musikern Christian Berger (Saiteninstrumente) und Dominic Doppler (Schlagzeug), eingeführt von Gallus Frei-Tomic, performte Margret Kreidl ihre Poesie mit Musik.

Margret Kreidl, 1964 in Salzburg geboren und zusammen mit ihrem Lebenspartner Lucas Cejpek aus Wien angereist, ist genau das, was eine von ihrer Leidenschaft durchdrungene Sprach- und Wortkünstlerin ausmacht. Eine, die sich mit unerschöpflicher Kreativität und Virtuosität in vielen Sparten bewegt, sei es als klassische Dichterin, als Theater- oder Hörspielautorin oder als Performerin, die mit ihren Kunststücken die Wirkkraft von Sprache ausschöpfen kann.

Margret Kreidl bringt Ordnung in die Sprache und zerpflückt sie. Sie kostet genüsslich aus und beweist, dass sie in der textlichen Kurzform, im Kontrast zu all der Geschwätzigkeit – auch in der Literatur – in aller Dichte und Kürze episch Leben erzählen kann.

«Der Abend klingt im wahrsten Sinne des Wortes noch in mir nach. Die Performance von Margret Kreidl zusammen mit den beiden Musikern öffneten in mir ganz neue Räume was Sprache, Rhythmus und Musik betrifft. Der Abend hat mich unglaublich inspiriert.» Jacqueline Forster-Zigerli

Margret Kreidl, man wurde im Kultbau St. Gallen Zeuge davon, ist frech, bringts auf den Punkt, fabuliert und kontrastiert, schimpft und schmeichelt. Witz und Schalk in ihren Texten fegen jede Patina, alles, was Staub ansetzen könnte, weg und verleihen der Sprache eine Frische und Unmittelbarkeit, die angesichts aller Instrumentalisierung, der sie ausgesetzt ist, das zurückgibt, was ihr als Stimmmusik ganz eigen ist; Melodie, Klang, Mehrdeutigkeit, die Stimme aller Sinne. In Margret Kreidls Sprachkunst pulst überschäumendes Leben.

An diesem Abend wurde man hineingerissen in ein musikalisches Abenteuer. Margret Kreidl agierte mit dem Gitarristen Christian Berger und dem Schlagzeuger Dominic Doppler so schlaftrunken sicher, dass man hätte meinen können, die Darbietung wäre bis ins kleinste Detail choreografiert. Aber genau dort zeigte sich, dass drei VollblutkünstlerInnen am Werk sind. Musik und Poesie kongenial vereint und verwoben.

«Wer Freude an experimenteller Sprachkunst und ihrer Darbietung hat, wer die Kombination von Poesie und spontaner Musik liebt und am 30. August 2019 sich nicht bei Noisma im Kult-Bau eingefunden hat, der hat definitiv etwas verpasst: Auf höchstem Niveau haben Dominic Doppler (Percussion) und Christian Berger (Gitarren) den roten Teppich für die unverwechselbare Wortkunst von Margret Kreidl ausgebreitet und die österreichische Dichterin hat diesen in vollendeter Selbstvergessenheit und geradezu ekstatischer Performance-Lust betreten: voller Witz, Chuzpe und Charme.»
Florian Vetsch