Joachim B. Schmidt «Moosflüstern», Landverlag

Er ist da, der Neue von Joachim B. Schmidt! «Moosflüstern», erschienen beim Landverlag. Ein Mann erfährt, dass seine leibliche Mutter nach dem Krieg nicht wie erzählt ins Wasser gegangen sei. 1949 liess sie sich vom isländischen Bauernverband mit 300 anderen, vornehmlich Frauen, anheuern. In Island fehlten auf den einsamen Höfen rund um die Insel Frauen, die anpacken sollten.

Es braucht nicht viel, um aus dem Trott zu fallen. Und doch gibt es Menschen, die sich durch ganz viel Leid nicht fallen lassen wollen. Joachim B. Schmidt erzählt in seinem dritten Roman «Moosflüstern» von zwei solcher Leben. Von Heinrich und seiner Mutter.
Heinrich, Ingenieur, Familienvater in einer Einfamilienhaussiedlung unweit der bündnerischen Hauptstadt, erfährt von seinem Vater ein bislang gut gehütetes Familiengeheimnis. Vreni ist nicht seine leibliche Mutter. Heinrichs Mutter starb vor ein paar Tagen und liegt auf einem isländischen Friedhof begraben.
Heinrich beginnt zu fallen. Zuerst zerfällt die innerfamiliäre Wirklichkeit und dann erschüttern zwei Tödesfälle in einem eingestürzten Lagerhaus das Ingenieurbüro, in dem Heinrich arbeitet. Das eingestürzte Gebäude wurde von Heinrich durchgerechnet. Die beiden Portugiesen, die ums Leben kamen, vielleicht Opfer eines Berechnungsfehlers, vielleicht Opfer Heinrichs. Ausgerechnet, gilt doch der untadelige Familienvater und Modelleinsenbahner als sonst korrekter Rechner.
Heinrich beginnt zu fallen. Zuerst ist da der Zweifel, der sich immer mehr zur Gewissheit durchfrisst. Auch die Ungewissheiten um seine Mutter, von der man 40 Jahre lang eine Lüge erzählte. Und jetzt, zu spät, ist da bloss noch ein Grab in Reykjavik und eine Tante in Paris, von der sein Vater bislang auch nichts verriet. Heinrich fällt. Und nachdem ihn sein Chef heisst, für ein paar Tage eine Auszeit zu nehmen, macht sich Heinrich auf den Weg. Zuerst nach Paris zur greisen Schwester seiner Mutter, dann nach Island, die Insel der brodelnden Vulkane. Eine Reise, um mehr darüber zu erfahren, warum seine Mutter ihn als Kleinkind mit dem Vater zurückliess, um aus seinem Leben zu verschwinden.

Während Heinrich fällt, erzählt Joachim B. Schmidt die Geschichte Heinrichs Mutter, die nach dem Krieg einen versehrten Mann, einen Rückkehrer aus englischer Gefangenschaft zurücknehmen musste, einen, der aus den Maschen fiel, lauthals verkündet, nun endlich Ordnung zu machen. Dabei war es Heinrichs Mutter, die zusammen mit einem Heer zurückgelassener Frauen die zerbombte Stadt händisch von Trümmern befreite. Zumindest von den greifbaren Trümmern. Nicht von den Verletzungen, die der Krieg auch nach seinem Ende durch Hunger, Entbehrung, Krankheit, Mord und Vergewaltigungen anrichtete. Heinrichs Vater kam zurück, ohne sich um den Schmerz seiner Frau zu kümmern, schwängerte sie und liess sie auch in Ruhe, als sie nach Heinrichs Geburt in zerstörerische Depressionen verfiel. Sie verschwand aus einer Nervenklinik, verliess die Trümmer und mit ihnen den kleinen Heinrich, um dort auf der Insel in der Anonymität ein neues Leben beginnen zu können. Heinrichs Mutter fängt sich auf, richtet sich in der isländischen Einöde auf, trotzt allem und allen.

Joachim B. Schmidt erzählt geschickt und gekonnt. Genauso die Leben von Heinrich und seiner Mutter, ihren so unterschiedlichen Geschichten, ihren Charakteren. Er spinnt eine Geschichte, dessen Spannung einem nicht loslässt, die einem gar zwingt, den Anfang des Buches ein zweites Mal zu lesen.

Ein Interview:

Du lässt Heinrich ziemlich abstürzen. In jeder Beziehung, ausser in der Beziehung zu seiner Frau. Warum dieser Absturz ins Wasser? Warum hast du mir die Assoziation zu Leonardo di Caprio nicht erspart? Nicht dass ich das Ende schlecht oder unpassend fand. Schon gar nicht, weil du mit dem Ende deinen Roman begonnen hast.
Es ist für Heinrich die einzige Möglichkeit, seiner Mutter zu begegnen. Ein Happy End in gewissem Sinne, wenn auch äusserst tragisch. Endlich ist seine Mutter für ihn da, kümmert sich um ihn, wie er es insgeheim von ihr gewünscht hätte.
Die Frage hat ihn geplagt und zu dieser Reise bewegt: Wieso hat sie mich verlassen? Er geht nach Island, um die Antwort darauf zu erfahren. Mit dem Sich-Annähern an seine Mutter, gewinnt er an Selbstvertrauen, Zuversicht, und damit heilt die Beziehung zu seiner Ehefrau und seiner Familie. Er weiss nun, woher er kommt, wer er ist, und er ist endlich zufrieden mit sich.
Klar, man hätte ihn überleben lassen können. Es fiel mir schwer, Heinrich sterben zu lassen. Und darum soll der Prolog ein Hintertürchen sein, um ihn trotzdem nicht ganz sterben zu lassen. Was wissen wir schon über diese verschobenen Alkoholiker, Obdachlosen, Clochards. Wieso sind sie, wie sie sind? Vielleicht ist einer von ihnen ins Meer gefallen und hat sein Gedächtnis dabei verloren…
Kurzum: Ich lass ihn ins Meer fallen, weil ich will, dass er seine Mutter trifft. Und ich will, dass sie endlich ihre Mutterpflichten wahrnehmen kann.
Zudem: Ich widme das Buch einem Freund, der eine Wanderung in den Bergen unternahm, ohne jemanden wissen zu lassen, wo er sich aufhalten würde. Er wurde von einer Schneelawine verschüttet und während Wochen nicht gefunden. Die Wanderung war Teil seiner Abschlussarbeit für eine Multi-Media-Schule. Das Leben ist manchmal bitter.

Wie kam das Zitat, das ganz am Schluss des Buches wohl verrät, was die Zündung des Romans war, zu dir?
Ich habe Ursula während den Recherchen kennengelernt. Es ist ein Zitat, das sie bei jedem Besuch – mit Tränen in den Augen – wiederholt. Sie ist in einer kaputten Mutter-Tochter-Beziehung gefangen. Und ich wünsche mir, dass sie von ihrer Mutter in den Arm genommen wird, wenn sie stirbt.

Heinrich der Mann fällt und fällt, bodenlos. Seine Mutter, deren Verletzungen doch eigentlich viel tiefer waren, fällt auch, steht aber wieder auf. Sind das zwei geschlechtstypische Verhaltensmuster? Hätte das Arrangement auch in umgekehrter Rollenbesetzung stattfinden können? Die starke Frau, der schwache Mann? Huldigst du deinem weiblichen Publikum? (Nicht wirklich ernst gemeint!)
Heinrich ist ein eher schwacher Charakter, zugegeben. Und darum vielleicht schwer zu mögen. Aber seine Mutter finde ich nicht unbedingt stärker. Sie gleichen sich eigentlich sehr. Auch sie stellt sich nicht den Problemen, sondern macht sich davon. Sie widersetzt sich ihrem Mann nicht. Sie lässt sich von ihrer Schwester nach Island verschiffen, wird beinahe von Hakon vergewaltigt, muss von Dagur gerettet werden, und bringt es nie fertig, Heinrich zu schreiben. Aber vielleicht huldige ich den isländischen Frauen. Sie sind stark, selbstbewusst, aber zugleich rücksichtsvoll. Heinrichs Schwestern kümmern sich fürsorglich um ihn, gönnen ihm aber den nötigen Abstand, denn er ist ein fragiles Bergblümlein.

Das kleine Stück Geschichte war spannend und aufschlussreich. Aber täuscht der Eindruck, dass dich die Geschehnisse um den 2. Weltkrieg ganz besonders interessieren?
Mich interessieren alte Geschichten. Der 2. Weltkrieg interessiert mich sehr, vor allem die Geschichten, die sich in Island abspielen, aber ich bin kein „Weltkrieg-Fan“. Island erlebte völlig absurdes während dem Krieg und blieb vom Horror erspart. Das finde ich befreiend: Ein deutscher Pilot, der zum Abendessen eingeladen wird. Deutsche Frauen, die nach Island geholt werden, weil die Bauern Frauen brauchen. Es sind die seltenen, fast sympathischen Seiten dieser menschlichen Katastrophe. Darüber darf man auch mal schreiben. Es muss ja nicht immer KZ und D-Day sein.
Aber dass ich erneut über den 2. Weltkrieg berichte ist eher Zufall. Als ich mit den Recherchen zu den Deutschen Frauen in Island vor 10 Jahren begonnen habe, gabs praktisch nichts darüber zu lesen oder zu hören.

Was sind die Unterschiede zwischen Island und der Schweiz? Unterschiede, die freuen oder nerven? Welchen Isländer soll man lesen, wenn man keine Krimis mag und Laxness schon kennt?
Zu dieser Frage könnte man mehrere Seiten verfassen. Ich will mich ganz kurz halten: Schweizer und Isländer sind sich ähnlich, und doch nicht. Beide Völker leben auf Inseln, wollen in Ruhe gelassen werden und empfinden deshalb wenig Verantwortung für das Schicksal anderer Völker. Sie sind nationalistisch und meinen, dass sie alles erfunden haben. Mich nerven die Schweizer und die Isländer. Die Geldmacherei durch Waffenverkäufe, das Horten von Reichtum … Auch die Isländer huldigen den Reichen, wählen Politiker, die selber aus einer Finanzkrise Profit geschlagen und das Volk über den Tisch gezogen haben. Sie haben ein Goldfischgedächtnis. Sie fischen in afrikanischen Gewässern, wo sie nichts verloren haben.
Zugleich liebe ich die Schweizer, diese ehrlichen Häute, Krampfer, Denker, Zweifler. Es sind wunderbare Eigenschaften. Die Isländer sind Charakterköpfe, die man einfach mögen muss, selbst wenn sie kein Feingefühl für ihre schöne Natur haben. Sie sind familienbewusst, humorvoll, gesprächig, neugierig und optimistisch. Wunderbare Eigenschaften.
Mich interessiert das Fehlerhafte im Menschen. Es gibt kaum etwas langweiligeres, als ein Held, der keine Fehler macht.

Deine Tipps: Steinunn Sigurdardottir: «Herzort», Jon Kalmann Stefansson: alles, Einar Karason: einiges, Sjón: «Der Junge, den es nicht gab»

Wirst du auf Island als Schriftsteller wahrgenommen?
Ja und nein. Der Schriftsteller Sjón hat mich wahrgenommen. Er setzt sich für die ausländischen Schriftsteller in Island ein, will versuchen, das Potential, das hier irgendwie vergessen geht, zu erschliessen. Auf seinen Rat und seine Verbindungen habe ich eine Kurzgeschichte, übersetzt auf Isländisch, in einer Zeitschrift veröffentlichen können. Ansonsten gibt es mich in Island als Schriftsteller nicht.

Vielen Dank!
Lesen und entdecken Sie Joachim B. Schmidt!

Joachim B. Schmidt, geboren 1981, wuchs in Cazis am Heinzenberg als Bauernsohn auf. Seit einigen Jahren lebt und arbeitet er als Journalist, Schriftsteller und Gelegenheitsarbeiter in Island.
Von Haus aus ist Schmidt diplomierter Hochbauzeichner und Journalist, doch er verdiente sein Brot auch schon als Knecht, Gärtner, Trockenmaurer, Kellner, Hilfskoch, Molkereiarbeiter und Rezeptionist. 2013 erschien beim kleinen Landverlag sein erster Roman «Küstennähe», ein Jahr später der Roman «Am Tisch sitzt ein Soldat». Joachim B. Schmidt lebt mit seiner Isländischen Lebenspartnerin und einer gemeinsamen Tochter in Reykjavik.

Webseite des Autors

literaturblatt.ch fragt, Teil 8, Joachim B. Schmidt antwortet

Joachim B. Schmidt, 1981 im Bündnerland geboren, lebt seit Jahren zusammen mit seiner Familie auf Island. Ein junger Autor, der sich auf zwei Inseln weiss. Ein Talent, das bereits zwei Romane veröffentlichte; 2013 «Küstennähe» und ein Jahr später «Am Tisch sitzt ein Soldat». Im April erscheint sein 3. Roman «Moosflüstern», dem ich von Herzen viele LeserInnen wünsche. Beste Unterhaltung!

Es gibt Schreibende, die Geschichten erzählen wollen, mit Spannung fesseln. Andere, die politische und gesellschaftskritische Inhalte und Meinungen in literarisches Schreiben verpacken. Was wollen Sie mit Ihrem Schreiben? Ganz ehrlich! Ich möchte unterhalten. Ich möchte beim Leser Gefühle auslösen. Ich schreibe Bücher, die ich selber gerne lesen möchte. Ich mag es zum Beispiel sehr, wenn mich ein Buch (oder ein Film oder ein Lied) zu Tränen rührt. Beim Schreiben von Moosflüstern habe ich oft geheult. Ich finde das befreiend. Weinen wird leider noch immer mit Schwäche assoziiert. Dabei sind Weinen und Lachen fast dasselbe.

Wo und wann liegen in ihrem Schreibprozess der schönste oder/und der schwierigste Moment? Gibt es gar Momente vor denen sie sich fürchten?
Ich fürchte mich vor dem ungeschriebenen Werk. Ich habe ein Buch im Kopf, habe vielleicht ein paar Seiten geschrieben, entschliesse mich dann, das Buch zu schreiben, und das macht Angst. Der schiere Zeitaufwand, die brotlose Arbeit, das ist hart und braucht Überwindung. Obwohl alles dagegenspricht, schreibe ich dann trotzdem, denn die Geschichte muss raus. Die schönsten Momente sind die, wenn sich das Buch plötzlich selber zu schreiben beginnt. Manchmal geraten mir die Zügel aus den Händen, ich schreibe Dialoge, wo ich keine Kontrolle mehr habe, ein Stunde geht vorbei wie zehn Minuten, meine Hand schmerzt beim Schreiben, die Protagonisten erwachen zum Leben, ich halte den Atem an, lache manchmal, oder weine. Das sind die allerschönsten Momente, die aber selten sind. Doch ich jage ihnen nach, so oft ich kann.

Lassen Sie sich während des Schreibens beeinflussen, verleiten, verführen? Spielen andere Autorinnen und Autoren, Bücher (nicht jene, die es zur Recherche braucht), Musik, besondere Aktivitäten eine entscheidende Rolle?
Wenn ich nicht mehr weiter weiss, lese ich. Das ist die beste Möglichkeit, einen Schreibstau zu lösen. Wichtig dabei: Das Buch oder den Text, den ich lese, muss gut geschrieben sein. Manchmal genügt eine Seite, dann lege ich das Buch weg und weiss plötzlich genau, wie es in meinem Buch weitergeht. Nicht weil ich abschreibe, sondern weil ein gutes Buch die kreativen Kanäle öffnen kann. Musik hilft auch, um die passende Stimmung im Text zu schaffen. Beim Schreiben höre ich meistens Musik.

Hat Literatur im Gegensatz zu allen anderen Künsten eine spezielle Verantwortung? Oder werden Schriftstellerinnen und Schriftsteller gegenüber andern Künsten anders gemessen? Warum sind es vielfach die Schreibenden, von denen man in Krisen eine Stimme fordert?
Ich glaube nicht, dass Literatur eine Verantwortung hat, politisch sein oder die Welt verändern soll. Aber sie darf das von mir aus. Wenn sich Schriftsteller in Krisenzeiten äussern, sozusagen das Gewissen der Nation in Worte fassen, finde ich das bewundernd. Ich selber würde mir das nicht zutrauen – zumindest noch nicht, dafür fühle ich mich zu jung und zu unerfahren. Fakt ist, dass ein Buch oder ein Schriftsteller in der heutigen Zeit kaum noch Einfluss nehmen kann. Die Bücher werden von Gleichgesinnten gelesen – wie übrigens die Zeitungsartikel auch: Man liest nur die Kommentare, welche die eigene Meinung bestätigen. Deshalb lesen die Linken die Weltwoche nicht mehr, weil sie ihrem eigenen Meinungsbild nicht entspricht. Deshalb rümpfen Rechte die Nasen über linke Kunst ect. Ein schönes Beispiel ist Trump. Durchs Band haben sich Schauspieler, Schriftsteller ect gegen ihn gewehrt. Eigentlich die ganze intellektuelle Breite Amerikas. Gebracht hats nichts. Die Zeiten haben sich geändert. Dank dem Internet erhält jeder eine Plattform: Der US-Veteran, der die Kriege im Nahen Osten kritisiert, der Parkinson-Kranke, der dank Marihuana ein besseres Leben führt, ect. Ich denke, der Schriftsteller wird nicht mehr gebraucht, um Meinungen zu verbreiten. Die Leute an der Front haben heute eine Stimme.

Inwiefern schärft ihr Schreiben Sichtweisen, Bewusstsein und Einstellung?
Durch mein Schreiben spitze ich vermehrt die Ohren. Ich bin ein guter Zuhörer.

Es gibt die viel zitierte Einsamkeit des Schreibens, jenen Ort, wo man ganz alleine ist mit sich und dem entstehenden Text. Muss man diese Einsamkeit als Schreibende(r) mögen oder tun Sie aktiv etwas dafür/dagegen?
Die Einsamkeit des Schreibens stört mich nicht, aber die physische Bewegungslosigkeit ist ein Problem. Ich vernachlässige meinen Körper. Eigentlich habe ich einen Körper zur Verfügung, mit dem ich über alle sieben Berge wandern könnte, Trockenmauern bauen oder Möbel zimmern könnte. Aber ich brauche nur meinen Kopf und mein Herz. Der Rest wird vernachlässigt. Das ist schade. Die Einsamkeit bleibt mir erspart, da ich Kinder habe und gelegentlich als Tourguide arbeite, also viel schwatzen und erklären muss – das pure Gegenteil zum Schreiben. Wenn die Tage 50 Stunden hätten, wäre ich Schriftsteller, Familienvater, Schreiner, Trockenmaurer, Musiker, Denker …

Gibt es für Sie Grenzen des Schreibens? Grenzen in Inhalten, Sprache, Textformen, ohne damit von Selbstzensur sprechen zu wollen?
Momentan lote ich noch immer meine Grenzen aus. Zum Beispiel in Sexszenen. Wie weit kann man gehen, ohne dem Leser den Lesespass zu verderben? Ohne vulgär zu werden? Doch mit dem eigenen Erwachsenwerden weitet sich glücklicherweise mein Horizont.

Zählen Sie 3 Bücher auf, die Sie prägten, die Sie vielleicht mehr als einmal gelesen haben und in Ihren Regalen einen besonderen Platz haben?

«Bis bald», Markus Werner
«Die kalte Schulter», Markus Werner
«Froschnacht», Markus Werner
«Pferde stehlen», Per Pettersen

Frisch hätte wohl auch als Architekt sein Auskommen gefunden und Dürrenmatt kippte eine ganze Weile zwischen Malerei und dem Schreiben. Wären Sie nicht Schriftstellerin oder Schriftsteller, hätten sich die Bücher trotz vieler Versuche nicht verlegen lassen, hätte es eine Alternative gegeben? Gab es diesen Moment, der darüber entschied, ob Sie weiter schreiben wollen?
Ich bin noch immer auf der Kippe. Wenn ich nicht bald mal meinen Lebensunterhalt als Schriftsteller bestreiten kann, muss ich eine andere Tätigkeit suchen. Momentan verdiene ich mein Brot als Reiseleiter und Filmkritiker.

Was tun Sie mit gekauften oder geschenkten Büchern, die Ihnen nicht gefallen? Es fällt mir schwer, ein Buch fortzuschmeissen, selbst wenn es schlecht ist. Solange der Umschlag schön ist, bleibt es im Regal. In der Regel lese ich ein schlechtes Buch gar nicht zu Ende. Das wäre Zeitverschwendung.

Vielen Dank für das Interview!

Im kleinen Emmentaler Landverlag erscheint im kommenden April «Moosflüstern», ein Roman über einen Mann, der auf Island nach seiner Mutter sucht. Ein Roman, den es unbedingt zu lesen lohnt! Tun Sie es! Ich verspreche Lesevergnügen!

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