Zum Anschlag auf den Gedenkstein in Goldegg

Lieber Gallus Frei, in der Nacht auf Samstag wurde der Gedenkstein für die Kriegsdienstverweigerer in Goldegg so beschmiert, dass alle eingravierten Namen unkenntlich wurden. Solche Werbung für mein Buch hatte ich mir nicht gewünscht.
Ich grüße Sie herzlich,
Hanna Sukare

«Karl Rupitsch wurde 1944 in Mauthausen gehenkt, weil er den Kriegsdienst verweigert hatte. Ein Grab bekam er nicht. Die Nationalsozialisten ermordeten ihre Gegner nicht nur, sondern wollten auch deren Namen auslöschen.

Karl Rupitschs Tochter, Brigitte Höfert, kämpfte lange für einen Gedenkstein, der an ihren Vater und die anderen Goldegger Kriegsdienstverweigerer erinnert sowie an deren Unterstützerinnen, die ins KZ kamen. 2014 wurde der Gedenkstein in Goldegg schließlich auf dem Grundstück der Gebietskrankenkasse verlegt. In der Nacht auf den 2. September 2018 wurde dieser Gedenkstein beschmiert. Penibel hat der Täter jeden einzelnen Opfernamen unkenntlich gemacht, als verübe er seine Untat gemäß der Tradition des Nationalsozialismus: Die Namen der Opfer auslöschen.

Ich denke heute an die Nachkommen der Goldegger Kriegsdienstverweigerer. Der Anschlag in Goldegg reißt ihre Wunden wieder auf. Den Nachkommen gelten mein Mitgefühl und meine Hochachtung. Ihre Väter und die Frauen, die sie unterstützt haben, trugen mit dazu bei, dass Österreich seinen Staatsvertrag bekam, und wir alle in einem freien Land leben. Die Namen dieser Männer und Frauen sind unauslöschlich im Buch der Geschichte verankert.

Ich hoffe, die Gemeinde Goldegg nimmt diese schockierende Untat zum Anlass, sich ein für alle Mal zu ihren Kriegsdienstverweigerern und deren Unterstützerinnen zu bekennen.

Hanna Sukare, 3. September 2018»

Rezension von «Schwedenreiter» auf literaturblatt.ch