Daniela Danz „Aber heute Nacht treffen wir uns wieder im Waldkasino“

Aber heute Nacht treffen wir uns wieder im Waldkasino und sitzen mit den rußigen Brüdern schwarz im Rauch wie eine Wand kommt der Regen herab in die Senke es geht um die Grenzen die oben auf dem Pass von den Patrouillen abgefahren werden es geht um uns unser Einsatz wird in die Loren verladen und zur Furt gebracht wo tagsüber die Passgänger sich das Wasser über den Schädel schöpfen: es gibt dieses Glitzern von Nähe und Abstand – doch das Kasino ist lang schon zerfallen und wir stehen im Dämmerlicht der Buchen nur um zu sagen: ich weiß nicht was sie hier taten die Köhler die Schmuggler und was aus uns wird wenn die
schwarzen Kübel voll sind mit Laub und Schnee und
selbst nachts das Kasino verriegelt bleibt für zwei die
zu wenig Tricks kannten etwas ins Trockne zu bringen Brombeergestrüpp überwuchert langsam den Boden

Daniela Danz wurde 1976 in Eisenach geboren und lebt in Kranichfeld. Sie studierte Kunstgeschichte und Germanistik in Tübingen, Prag, Berlin, Leipzig und Halle und promovierte über den Krankenhauskirchenbau der Weimarer Republik. Seit 2002 ist sie freiberufliche Autorin und Kunsthistorikerin. Mehrere Jahre arbeitete sie als Kunstinventarisatorin für die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland. 2010 gründete sie die internationale Schülertextwerkstatt svolvi und bekleidet seit dieser Zeit einen Lehrauftrag an der Universität Hildesheim. Daniela Danz ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz und leitet seit 2013 das Schillerhaus in Rudolstadt.

Rezension von „Lange Fluchten“ auf literaturblatt.ch, ein »Roman voller Verzweiflung und Schmerz, in bildhafter, starker Sprache, mit Sätzen die sich tief einbrennen«
(Gallus Frei, Literaturblatt, 06.04.2016)