Friedrich Glauser «Die Verschwundene», Illustrationen Sabine Rufener, SJW Verlag

Im SJW Verlag erscheint zum 125. Geburtsjahr des Schweizer Schriftstellers Friedrich Glauser die Novelle «Die Verschwundene». Ihr Bezug zur aktuellen Pandemie ist augenscheinlich: Wieviel darf die Gesellschaft einem Einzelnen zum Wohle der Allgemeinheit aufbürden? Glauser selbst schöpfte Kreativität aus dem Zeitgeist und seinem steten Kampf um persönliche Freiheit.

Eine Novelle über das Zweifeln und Verzweifeln

In Kooperation mit der Stiftung Litar und anlässlich des 125. Jubiläums erscheint im SJW Verlag Friedrich Glausers Novelle «Die Verschwundene». Das Nachwort zur SJW Neuerscheinung hat Christa Baumberger geschrieben, Leiterin der Stiftung Litar und Herausgeberin des Bandes «Friedrich Glauser: Jeder sucht sein Paradies…«, das soeben im Limmat Verlag erschienen ist.

Litar realisiert vom 28. Mai bis 10. Juli 2021 die Ausstellung «Friedrich Glausers Zelle» im Rahmen ihres Programms «Stimmlos – Literatur und (Un)Recht».

«Stimmlos» verleiht Autorinnen eine Stimme, welche in der Welt der Literatur aus den unterschiedlichsten Gründen verkannt blieben. Im Rahmenprogramm «20 Minuten mit…» erleben und Besucher die Illustratorin Sabine Rufener und Lionel Felchlin, den Übersetzer der französischen Sprachversion, in einem Tête-à-tête.

«Die Verschwundene» – spannend und aktuell

Friedrich Glauser «Die Verschwundene» Illustrationen Sabine Rufener, SJW, 32 Seiten, CHF 8.00 (bei SJW direkt CHF 6.00), ISBN 978-3-7269-0237-7

Der Chemiker Johann Furrer gerät nach seiner Rückkehr aus den französischen Kolonien in einen Strudel der Ereignisse. Als er im Hafen von Marseille von Bord geht, folgt er einer jungen Frau, die ihn magisch anzieht. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist gegenseitig. Als Furrer einige Tage geschäftlich verreisen muss, ist die Geliebte bei seiner Rückkehr jedoch spurlos verschwunden. Für den Chemiker beginnt ein beschwerlicher Weg einer aussichtslosen Suche und des Zwiespalts, der in einer hoffnungslosen Verzweiflung sein jähes Ende findet.

Friedrich Glauser kommt 1896 in Wien zur Welt und würde dieses Jahr seinen 125. Geburtstag feiern. Der Schweizer Autor sieht sich zeitlebens mit schicksalhaften Momenten und deren fatalen Folgen konfrontiert. Seine Mutter stirbt, als er vierjährig ist. Der junge Glauser wächst unter der strengen Aufsicht des Vaters auf. Als Dreizehnjähriger entflieht er seinem Elternhaus, wonach ihn sein Vater in das Landerziehungsheim Glarisegg (Thurgau) steckt. Das weitere Leben Glausers ist geprägt von Drogenabhängigkeit, Internierungen in psychiatrische Anstalten, chronischer finanzieller Not und Entmündigung.
Glausers Herz schlägt für die sogenannt «kleinen Leute»: Arbeiter, Aussenseiter, Menschen ohne Macht und wenig Rechten. In seinen Erzählungen und Romanen rückt er sie in den Mittelpunkt. Hochaktuell und brisant ist das Schlüsselthema «der Verschwundenen»: Die rasche und effiziente Bannung der drohenden Pandemie und der damit verbundenen Frage, wie sie Glauser formulierte: «Was ist schliesslich das Schicksal eines einzelnen im Vergleich zu der Panik einer ganzen Stadt?»

Webseite der Illustratorin Sabine Rufener