Jean Mattern «September», Berlin Verlag

«Ist es denn zu fassen, dass man in Deutschland noch einmal Juden ermordet? Vor dreissig Jahren gehorchten die Deutschen, wenn man ihnen auftrug, uns zu töten. Und jetzt gehorchen sie nicht, wenn man ihnen aufträgt, das Leben der unseren zu retten.»
Es sollten heitere Spiele werden in München 1972 nach den Nazispielen in Berlin 1936. Mark Spitz wurde zum schnauzbärtigen Superstar und Heike Rosenthal verzückte als erste deutsche Olympiasiegerin dieser Spiele. Alles bestens.
Unter den vielen Journalisten und Reportern, die zu berichten hatten, begegnet Sebastian Sam Cole, einem jüdischen Journalisten aus New York. Verunsichert und gebannt von dessen Erscheinung verheddert sich Sebastian immer mehr in seinen Gefühlen, erst recht, als am 5. September palästinensische Terroristen israelische Sportler zu Geiseln machen. Ein Wettlauf mit der Zeit, nervöse Poilitiker, sensationsgeile Massen, ahnungslose Journalisten, ein masslos überforderter Apparat. Bis in jene Nacht, als das Herantasten der beiden Journalisten zur amour fou wird, die Situation in München auf einem Flugplatz im Chaos tödlich eskaliert, alle Geiseln sterben und die ganze Welt geohrfeigt wird.
Jean Mattern erzählt in seinem vierten Roman in klarer Sprache, gut recherchiert und gekonnt erzählt die Tragödien um den 5. September 1972. Auch ein Stück Aufklärung darüber, wie Dilettantismus und Machtdünkel Menschenleben kosten können. Lesen!

Jean Mattern wurde 1965 geboren und wuchs in Deutschland auf. Er lebt in Paris, wo er als Verlagslektor arbeitet. September ist sein vierter Roman.