Alles ist alt, in die Jahre gekommen. Frederic Trömerbusch, von dem vor sechs Jahren sein letzter Roman erschien – das Vier-Sterne-Hotel beim Kurpark, dem nicht nur der fünfte fehlt – das Immergleiche in Beziehungen, Gewohnheiten und Traditionen – und selbst die Liebe.
Im Kur- und Kulturhotel Reichenhoffer (Kalauer) kündigt der Hotel-Juniorchef im Gastraum auf der improvisierten Bühne Professor und Schriftsteller Frederic Trömerbusch an. Ein Literaturgespräch in der langen Reihe seiner Stern-Stunden mit der Literaturredaktorin Mariella Brem. Im Kulturhotel haben Events mit Berühmtheiten Tradition. An der Wand hängen Bilder von Reinhold Messner, Martin Walser und DJ Ötzi. Mariella Brem ist glühende Verehrerin der Bücher des grossen Frederic Trömerbusch, der Gästeraum voll mit satten Kurgästen, aber das Gespräch entgleitet. Trömerbusch langweilt sich, weil er die immer gleichen Fragen fürchtet, schaut er seiner Gesprächspartnerin Brem nicht einmal in die Augen. Die Technik setzt aus und eine Frau mit Burka stört.
Der Haussegen im matt gewordenen Hotel hängt genauso schief wie der zwischen Trömerbusch und seiner viel jüngeren Begleitern, mit der er das Hotelzimmer teilt, aber das Bett eigentlich schon lange nicht mehr. Aus Lisa, die ihren Friedrich einst anhimmelte, aus dem Groupie ist eine junge Frau geworden, die sich auch ein Stück vom VIP-Kuchen abschneiden will. Sie will in Kürze als Bloggerin berühmt werden, Social Media, Kreativ Dancing, Schauspiel, Mode… Sie, die den Mann Trömerbusch wollte und ihn hatte, aber kein einziges Buch gelesen hatte, will aussteigen, aus dem kalten Bett, dem fremden Zimmer, der antiquierten Welt.
Während nach dem Debakel auf der Hotelbühne in der Bar aus der Konserve «Stranges in the Night» trällert, sitzen Juniorchef David-Christian Reichenshoffer am einen Thekenende, am andern die Literaturredaktorin Brem, die schon unter Vater Reichenshoffer die Stern-Stunden im Hotel moderierte. Es kommt auch zwischen diesen beiden zum Knall.
Alles zerbricht, Beziehungen und Traditionen genauso wie die Kultur von gestern, der Literaturbetrieb, die Literatur selbst. Glattauer spielt gekonnt mit seinen Figuren, heizt mit Emotion und Gegensätzen. So alt das Motiv des alternden Schriftstellers, der sich der Gegenwart und Zukunft entgegenzustellen versucht, so erfrischend das Leiden derer, die in dieser Komödie vorgeführt werden.
Ein Theater lesen? Ja, unbedingt. Glattauer inszeniert perfektes Schauspiel im Kopf. Ein gelungener Theaterabend im Ohrensessel vor dem Kamin mit einem Glas Wein. Gar nicht so anders wie die Stimmung im Kur- und Kulturhotel Reichenshoffer.
Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, Autor und ehemals Journalist. Mit seinen beiden Romanen, «Gut gegen Nordwind» (2006) und «Alle sieben Wellen» (2009), gelangen ihm zwei Bestseller, die in zahlreiche Sprachen übersetzt und auch als Hörspiel, Theaterstück und Hörbuch zum Erfolg wurden. Im Deuticke Verlag sind auch die Romane «Ewig Dein» (2012) und «Geschenkt» (2014) sowie die Komödien «Die Wunderübung» (2014) und «Vier Stern Stunden» (2018) erschienen.
Beitragsbild © Sandra Kottonau


Paulus Hochgatterer, geboren 1961 in Amstetten/Niederösterreich, lebt als Schriftsteller und Kinderpsychiater in Wien. Er erhielt diverse Preise und Auszeichnungen, zuletzt den Österreichischen Kunstpreis 2010. Bei Deuticke erschienen bisher: «Über die Chirurgie» (Roman, 1993, Neuauflage 2005), «Die Nystensche Regel» (Erzählungen, 1995), «Wildwasser» (Erzählung, 1997), «Caretta caretta» (Roman, 1999), «Über Raben» (Roman, 2002), «Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen» (Erzählung, 2003), «Die Süße des Lebens» (Roman, 2006), «Das Matratzenhaus» (Roman, 2010) und «Katzen, Körper, Krieg der Knöpfe. Eine Poetik der Kindheit» (2012).
Variationen zu erzählen versteht. Ein Fabulierer und begnadeter Geschichtenerzähler. Ein Mann, der nicht nur äusserlich Sein Lausbubengesicht nie ganz verloren hat. Einer, der sich weigert, den dicken Mantel des Erwachsenseins bis unters Kinn zuzuknöpfen. Radek Knapp liebt die Schrullen und Schrulligen, die Abseitigen und Vielseitigen, die Bunten und Knalligen. «Der Mann, der Luft zum Frühstück ass» ist eine Erzählung wider den tierischen Ernst, in einer Sprache geschrieben, die sich locker, süffisant und prall zeigt, gepaart mit Weisheit und Klugheit.
Radek Knapp, 1964 in Warschau geboren, lebt als freier Schriftsteller in Wien und in der Nähe von Warschau. Sein Roman «Herrn Kukas Empfehlungen» ist ein Longseller. Außerdem erschienen von ihm u.a. die Erzählungssammlung «Papiertiger», eine «Gebrauchsanweisung für Polen», der mit dem aspekte-Preis ausgezeichnete Band «Franio» (Deuticke) und 2015 der Roman «Der Gipfeldieb».