Literaturtage Zofingen mit Pascal Janovjak und «Der Zoo in Rom»

Rolf Lappert, Regina Dürig, Silvia Tschui, Beat Sterchi, Philipp Tingler, Michèle Minelli oder Pascal Janovjak – um nur einige der vielversprechenden Namen aufzuzählen, die das Programm der diesjährigen Literaturtage Zofingen auszeichnet. «Der Zoo in Rom», mit dem Pascal Janovjak höchst verdient mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet wurde, war ein erster Höhepunkt.

Pascal Janovjak, der schon länger in Rom lebt, macht den Zoo in Rom zu einem Ort, der seine hundertjährige Geschichte erzählt. Die Geschichte der Tiere, der Menschen und des Ortes selbst. Auch wenn Tiere im Zoo auf den ersten Blick keine Geschichten erzählen, erzählen sie doch, durch ihren starren Blick, in den sich unsäglich viel hineininterpretieren lässt. So wenig, wie ein Zoo die Tiere «brauchen» sollte, so wenig sollte es die Literatur tun, nicht einmal als Träger für all die menschlichen Untaten, die an den Tieren begangen werden. «Der Zoo in Rom» ist eine Liebeserklärung. Weniger an die Institution Zoo, sondern an das Bemühen, dem Tier mit dem ihm gebührenden Respekt zu begegnen.

Clarissa John (Dolmetscherin), Pascal Janovjak und Moderator Hanspeter Müller-Drossaart

«Der Zoo in Rom», der vieles dokumentarisch erzählt, ist auch eine Kulturgeschichte des Zoos. Einer Institution, die noch vor wenigen Jahrzehnten Menschen- und Völkerschauen inszenierte, um Publikum zu generieren, einen finanziellen Gewinn, der niemals bis zu den Ausgestellten weiterging. Menschen und Tiere als Ware, austauschbar. Obwohl die Sensibilität heute eine ganz andere ist und man sich für einen Zoobesuch beinahe erklären muss, fasziniert die Institution und gleichermassen seine Geschichte. «Der Zoo in Rom» ist ein Fest der Tiere, nicht zuletzt weil der Autor sich die Freiheit nahm, Tiernamen zu erfinden, so wie es der Mensch über Jahrhunderte tat, damals als Zeichen der Unterwerfung, heute mehr und mehr im Bewusstsein einer Endlichkeit.
Zoos bleiben Gefängnisse, auch wenn ihre Absperrungen immer geschickter in der inszenierten Umgebung verborgen werden. Zoos sollen Abbild sein, damals ein Garten Eden, ein Stück Paradies, heute ein künstlicher Lebensraum. Selbst die Tierwelt, die Natur ist zu einem Bild, einem Mythos geworden, eine «reine, schöne Landschaft», die mit der Realität immer weniger zu tun hat. Erst wenn es dem Menschen gelingt, so der Autor, mit der Natur, den Tieren respektvoll, symbiotisch umzugehen, ist die Existenz der Natur gesichert. 

«Der Zoo in Rom» ist ein Kunstwerk erzählter Menschheits- und Tiergeschichte. Eine Geschichte im Hin-und-Her zwischen absoluter Respektlosigkeit und der feinen Berührung zweier Lebewesen auf Augenhöhe.

Besuchen sie Zofingen! Die Literatur lockt!

Rezension von «Der Zoo in Rom» auf literaturblatt.ch