Wenn unbeirrbare Leidenschaft, das sichere Gefühl für Ästhetik und ein Plan, der sich in keiner Weise von wirtschaftlichem Denken leiten lässt, zusammenfinden, dann entstehen Kostbarkeiten, die ihresgleichen suchen, papierene Kunst, die einen Verkaufsort bräuchte, der sich grundlegend von den Gemischtwarenläden der Gegenwart unterscheidet.
Als nach der Erfindung des Buchdrucks das gedruckte Buch zu einem Kulturgut wurde, auch für «Normalsterbliche» erschwinglich, jedes Buch ein Manifest von Sorgfalt und Kompromisslosigkeit war, war Literatur noch weit weg vom Verbrauchsmaterial der Gegenwart. Dass es noch immer Verlage, BuchkünstlerInnen und BannerträgerInnen des Guten und Schönen gibt, grenzt an ein Wunder. Aber dass der Schweizer Schriftsteller, Herausgeber, Dichter und Lektor Markus Bundi zu ihnen gehört, verwundert nicht. Zusammen mit dem Grafiker Claudius Fischer erscheinen jährlich zwei Hefte, die eigentlich auf Samtkissen und Marmorsockeln zu Ansicht und Verkauf präsentiert werden müssten. Papierobjekte zum Lesen, Staunen und Verweilen, Kunststücke, die sich nach der Lektüre nicht so einfach in ein Regal schieben lassen, Hefte, die man nach der Lektüre in jedem Fall noch eine Weile mit sich herumträgt, weil sie einem ans Herz wachsen.
Markus Bundi: Menschen werden von Bildern inspiriert, und seit es Sprache gibt, evozieren Texte in deren Köpfen Bilder. Wenig erstaunlich also, dass das altgriechische Wort Idee nichts anderes meint als »Bild«. Darin trafen wir uns, die Herausgeber der edition aequinoctium schon früh. Claudius Fischer, der Zeichner und Gestalter, und ich, der Wörtermensch. Manchmal als ein scharfer Gegensatz – wie Tag und Nacht –, dann wieder ganz nah beieinander wie die Tag- und Nachtgleiche. Diese Wechselwirkung wollen wir befördern, indem wir sie nach aussen tragen, uns darüber austauschen, welches Tandem aus Kunst und Literatur gemeinsam abheben und fliegen könnte. Und so wird, wenn alles gut geht, auf das kommende Aequinoctium das nächste Heft erscheinen …
Am 22. September 2024 erschien das erste Heft der beiden Initianten selbst; «Als Sisyphos seinen Stein verlor», eine Kurzgeschichte von Markus Bundi (Erstveröffentlichung) und Zeichnungen aus dem Abreisskalender-Tagebuch von Claudius Fischer.

Die Hefte der edition aequinoctium haben einen Umfang von 16 bis maximal 24 Seiten, sind in ein Format 13 mal 21 gekleidet und werden mit grösster Sorgfalt von Hubert Oeschger in Bad Zurzach gedruckt. Die Auflage jedes Heftes ist limitiert, die einzelnen Exemplare handsigniert.
Im Frühling 2025 erschien «Nicht ganz stabil», ein Text von Zsuzsanna Gahse (Gewinnerin des Schweizer Grand Prix Literatur) und Fotografien des Künstlers Christoph Rütimann. Ein kongeniales Paar! Betrachtungen über den Mittelpunkt und die Wölbungen darüber.
Das dritte Heft, erschienen zur Tag- und Nachtgleiche im Herbst 2025, enthält neue Gedichte von Katharina Lanfranconi sowie einen durch das Heft fliessenden Farbrausch. Tuschearbeiten, die Sadhyo Niederberger aus Aarau speziell für die Edition geschaffen hat. Text und Bilder durchdringen sich, spiegeln sich wider und setzen Kontrapunkte.
Das ideale Weihnachtsgeschenk für kunstaffine HaptikerInnen!
Markus Bundi, lic. phil. I, geboren 1969, studierte Philosophie, Neue Deutsche Literatur und Linguistik an der Universität Zürich. Er arbeitete in jungen Jahren als Journalist, erst als Sport-, dann als Kulturredaktor bei einer Schweizer Tageszeitung. Seit über zwanzig Jahren unterrichtet er Philosophie an der Alten Kantonsschule Aarau. Er lebt als freier Autor, Literaturvermittler, Lektor und Herausgeber (u. a. der Werkausgabe Klaus Merz) in Neuenhof/ Schweiz. Für seien literarische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er ist Mitglied bei PEN Deutschland.
Claudius Fischer, geboren 1962, lebt in Würenlingen. Ausbildung zum Grafiker. Weiterbildung an der F+F Schule für Kunst und Design und an der Schule für Gestaltung in Bern/Biel. Arbeit als Grafik-Designer in verschiedenen Agenturen und viele Jahre als Hausmann. Seit 2000 eigenes Studio für Grafik-Design. Diverse Auszeichnungen, zuletzt 20214 Red Hot Design Award in visueller Kommunikation.
Beitragsbild © Sadhyo Niederberger
