Franz Hohler ging mit mir spazieren. Mit mir und 33 weiteren Glücklichen, die einen Platz im Literaturhaus Thurgau ergattern konnten. Wir waren über eine Stunde unterwegs – durch das literarische Gesamtwerk des Autors.
von Cornelia Mechler
Lebhaft, zurückhaltend, witzig und nachdenklich: Franz Hohler verlieh jedem seiner Texte, die in über 40 Jahren entstanden sind, eine eigene Stimmungslage. Er rezitiert im Stehen, gestenreich, sehr oft auswendig. Als Zuschauer:in ist man gebannt, möchte keine Sekunde verpassen, denn man weiss: So ein Abend bleibt ewig in Erinnerung.
Und man weiss auch: Hier steht ein ganz Grosser auf der Bühne, dem so rasch niemand das Wasser reichen kann. Und wenn sich der Autor dann an den Tisch setzt, um den «Weltuntergang» zu inszenieren und eindrücklich vorherzusagen, dann ist dies so unterhaltsam wie beängstigend zugleich. Das Stück entstand vor mehr als 40 Jahren – und ist doch so aktuell, dass es man es kaum fassen mag. Es folgt noch das «Totemügerli» auf «berndeutsch» und eine Kurzfassung auf «rätoromanisch».
Ach, man möchte, dass dieser Abend niemals enden möge. Als er es dann doch tut, signiert der Autor noch immer bestens gelaunt die vielen Bücher, die ihm gereicht werden. Man geht, geschichtenbepackt und glücklich, nach Hause – und man freut sich auf ein freies Pfingstwochenende. Endlich Zeit, um weiter im Werk von Franz Hohler herumzuspazieren. Aber Achtung, wenn man einmal anfängt, dann könnte es rasch eine Langstreckenwanderung werden!
Programm Literaturhaus Thurgau
Beitragsbilder © Sandra Kottonau / Literaturhau Thurgau