An der Fassade am Eck über der Bahnhofstrasse prangt ein Plakat; «wellness vibrations». Unter Wellness lässt es sich einiges vorstellen. Bei Vibration gebe ich zu, dass meine männlich geprägte Vorstellungskraft schon ziemlich eingeschränkt ist. Zumal in dieser Kombination. Wäre damals die Initiative «Freie Schulwahl» angenommen worden, würde man Schulhäuser mit Werbesprüchen behängen. «wellness school» oder «school vibrations», will man doch die Kinder mit Bildung «elektrisieren». Jetzt erst recht, wo uns der deutsche Philosoph und Buchautor David Precht glauben macht, dass es die Schule so nicht braucht, dass unsere Schulen noch immer wie Kasernen funktionieren, in denen gehorsame Staatsbürger gedrillt werden. Da braucht es vielleicht doch wellness vibrations, um all den Bildungsschrott, den man unsern Kindern mit Müh und Not eintrichtert, zu neutralisieren. Bildungsschrott? Lesen, Schreiben, Kombinieren, Diskutieren, Probleme lösen, Stärken fördern, Gestalten, kreativ sein, das interkulturelle Leben üben – eben Schrott. Vielleicht lasse ich mir ein T-Shirt machen mit der Aufschrift «man of natural vibration».
Titelfoto: Sandra Kottonau