Letzte Gelegenheit zum Abstimmen! 1. Buchblog Award

Liebe Bücherfreunde,

vielen Dank für all die positiven Stimmen und Rückmeldungen zu meiner Bewerbung für diesen 1. Buchblog Award. Auch wenn in der ersten Runde bloss die Klicks zählen und damit die Vernetzung eines Bloggers, waren es die Zusprüche und Komplimente, die mir Schub verleihen. Und doch gab und gibt es gute Gründe, an dieser «Ausscheidung» teilzunehmen:

  1. Nie war das Stöbern in fremden Blogs einfacher als hier. Nie konnte man besser in die Vielfalt dieser Welt hineinschauen. Nie war mein Staunen grösser darüber, wie vielfältig diese Landschaft ist.
  2. Ich glaube, dass sich Verleger und Autoren (Natürlich gilt die Bezeichnung immer auch für die weibliche Form!) erst jetzt wirklich bewusst geworden sind, wie wichtig Literaturblogger in einer digitalen Welt, in der man seine Infos unmittelbar aus dem Netz holt, werden können. Trotzdem scheint mir die Rolle eines Bochbloggers noch zu wenig klar zu sein. Buchblogger sind keine Rezensenten. Ich werde für mein Lesen und Schreiben nicht bezahlt. Will das auch nicht, weil ich es köstlich finde, unabhängig zu sein. Aber wenn mir ein Buch nach 50 Seiten nicht sein Gesicht zeigt, wenn es mich nicht einlässt, mich nicht umgarnt und umarmt, dann lass ich es liegen. Warum sollte ich mich mit Lektüre quälen. Ich bin ein Schatzsucher, der weiss, dass das, was er für glänzend schön hält, eine subjektive Beurteilung ist.
  3. Gleichzeitig wird bei einem Streifzug durch die Buchbloggerwelt auch klar, wie viel Luft es nach oben hat, wie viel Potenzial in dieser Nische liegt. Da nehme ich auch meinen eigenen Blog nicht davon aus: zu viele vermeidbare Fehler, zu viele ehrgeizige Ziele, die bei realistischer Betrachtung unerreichbar sind, kein Geld, um in Lektorat oder eine kleine Redaktion zu investieren, keine Möglichkeiten, Kulturbeiträge zu bekommen, weil die Nische noch zu jung ist…
  4. Buchblogs untereinander vernetzen sich kaum. Auch wenn das Gegenteil behauptet wird. Niemand will, dass andere von der eigenen Arbeit profitieren. Man hütet seine Schätze.
  5. Es ist der erste Award dieser Art, so weit ich weiss. Und wenn die guten Erfahrungen überwiegen, wird sich dieser Award entwickeln und bei anderer Gelegenheit, vielleicht auch bei Festivals, Nachahmer oder Ähnliches provozieren. Das ist gut so. Nicht nur die Lesegewohnheiten, die Literatur verändert sich. Auch die Art der Vermittlung. Und Blogger sind Kulturvermittler verschiedenster Qualität und Färbung.

Buchpreis Long- und Shortlist

Wozu solche Listen? Soll ich damit in die Buchhandlung gehen? Soll es eine Liste sein, mit der ich meine «Treffer» abhäkeln kann? Soll ich mich wieder ärgern über alle jene Titel und Namen, die auf diesen Listen fehlen? Über die «Fehlbesetzungen»? Soll ich auf die Shortliste des Lichtensteiner Literaturpreises 2017 warten?

Doch, es gibt Gründe, warum solche Buchpreise Sinn machen. Sie bringen Literatur ins Gespräch, in die Medien, in den Focus einer Öffentlichkeit, die sich sonst allenfalls für Unterhaltung, aber nicht so sehr für Literatur interessiert. Nur schade, wenn Medien und Öffentlichkeit dann staunen, wenn jene Literatur,
die dann prämiert wird, nicht jene ist, die man so einfach abends vor dem Einschlafen lesen kann. So wie die Preisträgerin des letztjährigen, ersten Österreichischen Literaturpreises Frederike Mayröcker. Wer Frederike Mayröcker zu lesen beginnt, merkt schnell, dass man nicht so einfach aufsitzen kann, dass die Autorin von mir etwas abverlangt, wenn ich mich wirklich mit ihrem Schreiben auseinandersetzen will. Ebenso schade, wenn man sich über die Jury mockiert und ihr alles Mögliche und Unmögliche vorwirft und nicht akzeptieren will, dass es neben sicherlich ehrenwerten «Kriterien» der Geschmack ist, der entscheidet.

Solche Listen sind eine Aufforderung. Selbst eifrige Leser blenden Namen aus, lesen an Autoren vorbei. Ich hätte Christian Krachts Roman «Die Toten» wahrscheinlich nicht gelesen, tat es dann doch, weil sein Buch in der Shortlist des Schweizer Buchpreises auftauchte. Ein Buch, dass mich bewegte, erstaunte und faszinierte. Die Diskussion allerdings, die im Anschluss an die Preisverleihung anlässlich der BuchBasel entstand, befremdete mich viel mehr als Buch und Preis selbst. Solche Listen sind auch Netze. Und manchmal bleiben Fische hängen, die man noch nie gesehen hat, deren Namen man nicht kennt, die einem neugierig machen. So «warte» ich mit Spannung und Neugier auf diese Listen, immer in der Hoffnung, dort Überraschungen zu finden, Perlen, die ich noch nie gesehen habe.

Nun ist sie da, die Longlist des Deutschen Buchpreises. Darunter solche, die ich kenne und die es verdienen:
Franzobel «Das Floss der Medusa», Monika Helfer «Schau mich an, wenn ich mit dir rede!», Jonas Lüscher «Kraft», Robert Menasse «Die Hauptstadt», Feridun Zaimoglu «Evangelio» und Namen, die ich schlicht nicht kenne: Christoph Höhtker, Birgit Müller-Wieland, Kerstin Preiwuss, Robert Prosser, Sasha Marianna Salzmann, Michael Wildenhain oder Christine Wunnicke. Auf diese Entdeckungen freue ich mich.

Und meine spontane Favoritin: Marion Poschmann!