Anna Galkina «Das kalte Licht der fernen Sterne», Frankfurter Verlagsanstalt

Nastja erzählt von sich einer Kindheit in einem kleinen Städtchen unweit von Moskau. Was sich im ersten Teil des Buches anekdotisch und witzig liest, wird im zweiten Teil immer mehr zu einem wüsten Tripp in die russische Provinz, wo Trostlosigkeit, selbstgebrannter Schnaps und Gewalt den Alltag bestimmen. Das mag wie eine Kritik klingen, ist es aber nicht. Anna Galkina malt in grellen Farben, das Erzählte klingt hölzern, grob geschnitzt. Aber vielleicht ist es genau dieses Ungeschliffene, das den Reiz dieser Reise durch die russische Provinzseele ausmacht; überall Enge zusammen mit Mutter und Grossmutter in einem kleinen Häuschen ohne Klo und fliessendem Wasser, durch die Schule, in der selbst die erste Lehrerin mit Rehaugen den Kindern die Köpfe verdrischt, in die Stadt in den Club der Poesieliebhaber, der in der von Kakerlaken besetzten Bücherei bekannte Gesichter der modernen Literatur vorlesen lässt bis zu den üblen Saufgelagen in Scheunen und Wohnungen, aus der sich am kommenden Morgen die Katerkranken aus den schlaffen Umarmungen schälen. Mit Sicherheit keine leichte Kost – Selbstgebranntes!

Anna Galkina, geboren und aufgewachsen in Moskau, kam 1996 mit ihren Eltern nach Deutschland. Nach einem Studium der Informatik arbeitet sie als Software-Testingenieurin, Malerin und Fotografin und lebt in Bonn. Anna Galkina schreibt auf Deutsch, Das kalte Licht der fernen Sterne ist ihr erster Roman. (FVA)