La befana scende dal camino, e porta doni ad ogni bambino…
Die Befana kommt durch den Schornstein und bringt jedem Kind Geschenke…
Er war aus dem Norden gekommen, nicht aus dem Süden, wie sie lange geglaubt hatte. All die Jahre glaubte sie, der Süden, Mandelblüten, Lavendel, Orangen, der heiße Wind zwischen den Bergkuppen, all das gehörte zu ihm, genau wie zu ihr. Mehr noch, er verkörperte all dies für sie, schlimmer noch, sie war, überzeugt gewesen, ohne ihn würde all das nicht existieren.
Sie erinnert sich an den Besuch der Floating Piers, dort wandelten sie gemeinsam über Wasser, Hand in Hand, der Geruch von Meer, kreischende Möwen über ihnen und dieses Gefühl, alles wäre möglich mit ihm an ihrer Seite. Heute zeigte der Kompass ihres Herzens: Nord.
Sie erinnert sich an seine Ungeduld, damals beim Frühstück in dem kleinen Hotel am Iseo-See. Avanti, Avanti, rief er ihr zu, auch, als sie zögerte, sich gerne von der Masse treiben lassen wollte, die da über den See wandelte. Er aber war ihr immer drei Schritte voraus, seufzte, stöhnte, rollte mit den Augen über ihre Langsamkeit. Dass es schon immer so gewesen war, fiel ihr nach und nach auf. Während sie noch die Wäsche vor der Abreise sortierte, hatte er schon im Auto gesessen, das fesche Käppi auf dem Kopf, mehrfach gehupt, bis sie am Ende doch die Wäsche liegen ließ, aus dem Haus eilte, nur, damit sich die Nachbarn nicht beschwerten. Später bei ihrer Rückkehr, ärgerte sie sich, dass sie noch dabei war Wäsche zu sortieren, während er längst vor dem Fernseher eingeschlafen war. Es hatte eben jeder seinen Aufgabenbereich, oder nicht? Dein Vater, hatte sie dem Kind gesagt, wenn es sich über seine Härte beschwerte, weiß was gut für dich ist. Sie hatten nur dieses eine Kind gehabt. Mit dir stimmt etwas nicht, hatte er gesagt, als es nicht mehr klappen wollte, und sie sich geschämt und gedacht, was bin ich nur für eine Hexe. Aber die Sehnsucht danach, zu geben, war in ihr geblieben, doch ihr Herz war ausgetrocknet, wie ein Flussbett in der Hitze des Sommers, oder wie das menstruierende Blut in ihrem Körper, da kommt nichts mehr nach, nach und nach hatte sie verstanden, dass er nicht aus dem Süden gekommen war, so wie sie Anfangs gedacht hatte, und irgendwann fragte sie sich nicht mehr, ob er schon immer so rau und so kalt gewesen war, sie war sich sicher, er war aus dem Norden gekommen. Und das würde sie auch vor Gericht sagen, ja, sie hatte zurückgeschlagen, ihn erschlagen, morgen schon, würde sie sprechen.
Barbara Peveling, geboren 1974 in Siegen, studierte in Tübingen Ethnologie und Pädagogik, promoviert über das Zusammenleben von Juden und Muslimen in einem Viertel von Marseille und lebt mit ihrer Familie in Paris. Sie publizierte mehrere Prosastücke und Poesie in verschiedenen Zeitschriften, darunter Akzente Zeitschrift für Literatur. 2006 nahm sie am 14. Open Mike teil. «Wir Glückspilze», ihr erster Roman, erschien bei Nagel & Kimche.