Vogelstill
Vogelstill
ist es in mir
und
wolkenschwer
hängen die
Gedanken
in Himmeln die
noch nicht
erschlossen sind
dem Winter
will ich sein
Eis abgraben
schürfen vom
Tag
was tiefer als
Kristalle liegt
schwerer wiegt
als Erde noch
von Laub
bedeckt
vogelstill
ist es
in Himmeln
die keiner
kennt
wo Eisluft
vor sich
sich hin treibt
und die Zeit
faltet
wie Papier
Tomaten schneiden
Schneide die Zwiebeln,
die Tomaten
Scharfes Messer dringt
nicht in mein
Fleisch
Roter Vogel über
dem Haus fliegt
ganz tief
Ich bleibe hier,
hier drin
bis ich das Geräusch
von Flügeln nicht
mehr höre
auf dem Dach
Wenn wir schliefen
(Über Dächern Schnee)
Der Schnee auf den
Dächern –
nackt –
die Konturen
unscharf
Wenn auch die
Krähen stumm
bleiben
gibt es nichts mehr
zu sagen
Wenn wir schliefen,
wenn wir doch
nur schliefen
Wer weiß schon
wo wir hingehören
wenn kein Wind
mehr weht
und alles so
still ist
Wenn wir schliefen,
wenn wir doch nur
schliefen
Ein Haus aus Glas
würde auch nicht
mehr zeigen
bei all› dem
Weiß und Grau
und Katzen hinter
Schornsteinen sind
unsichtbar
Wenn wir schliefen,
wenn wir doch
nur schliefen
Vielleicht,
wenn wir schliefen,
könnten wir die
Farben sehen,
wie sie wirklich
sind
Wenn wir schliefen,
wenn wir doch
nur schliefen,
träumten wir
die Krähen bunt.
Astrid Ylva Dornbrach (1965) wurde sie in Pirmasens geboren und wuchs dort auf. Nach der Schauspielausbildung in München kehrte sie in die Pfalz zurück und arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Rheinpfalz. Heute lebt sie als Autorin mit ihrer Tochter in Berlin. Ihre Erzählungen und Romane spielen häufig in der Pfalz. Ihre Texte sind in einigen Anthologien veröffentlicht, beispielsweise in der WORTSCHAU.
Beitragsbild © Astrid Ylva Dornbrach