Benedict Wells «Vom Ende der Einsamkeit», Diogenes

«Eine schwierige Kindheit ist wie ein Feind. Man weiss nie, wann er zuschlagen wird.»

Nach dem tödlichen Unfall seiner Eltern kommt Jules zusammen mit seiner Schwester Liz und seinem Bruder Marty in ein Internat. Obwohl sie unter dem gleichen Dach wohnen, zerrt sie das Leben in verschiedenen Klassen und Zugehörigkeiten auseinander. Was an letztem Rest Familie blieb, droht zu verschwinden. Jules findet nur schwer Tritt. Noch kurz vor seines Vaters Tod mahnt ihn dieser, nicht die Liebe sei es, die einem halte, sondern Freundschaft. Jules sehnt sich nach Freundschaft. Und als diese sich endlich zaghaft findet in der geheimnisvollen Alva, glaubt Jules etwas wiederzufinden, was er mit dem Tod seiner Eltern verloren hatte. Aber kurz vor dem Abitur wird aus grosser Hoffnung tiefe Enttäuschung. Jules sucht weiter, sucht beruflich, sucht nach einem Weg zu seinen Geschwistern, etwas von dem, was sich nach Familie anfühlt. Viel später trifft er Alva wieder.

Benedict Wells beweist 32jährig mit seinem vierten Roman erstaunlich viel Gespür für die verletzte Seele eines Menschen. Mit einem Mindestmass an Sentimentalität und dem Wissen, dass es die Brüche sind, aus denen wirklich gelebtes Leben wird, spinnt der junge Autor ein vielschichtige Geschichte um die Kraft von Familie, Freundschaft und Liebe, die Macht von Verletzungen der Seele und die Kraft der Erinnerungen:

«Das Gedächtnis ist ein geduldiger Gärtner, und der winzige Samen, den ich an jenem Abend (…) in meinem Kopf angelegt habe, ist im Laufe der Jahre zu einer prächtiger Erinnerung herangewachsen.»

Ein Buch, in das ich mich gerne hineinfallen liess.

Video der ersten Lesung

diogenes.ch

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