Das Bundesamt für Kultur verleiht im Bereich Literatur jährlich einen Schweizer Grand Prix Literatur, um in der Schweiz und im Ausland auf das Werk einer bestimmten Autorin aufmerksam zu machen. Die Jury zeichnete Pascale Kramer für ihr Schaffen aus, eine Autorin, die sich als scharfe
Beobachterin mit grosser Sensibilität beweist. An den Solothurner Literaturtagen wird Pascale Kramer an einer Hommage ganz besonders gefeiert – mit Recht!
Pascale Kramer schreibt mit analytischem Blick, beschreibt die Einsamkeit derer, die jeden Halt, jede Sicherheit verlieren. Nicht nur die Perspektive, aus der die Autorin schreibt, auch die Sprache machen die Romane zu erschütternden Enthüllungen, was Verlorenheit und Verzweiflung anrichten können. Ihr letzter auf Deutsch erschienener Roman «Die unerbittliche Brutalität des Erwachens» erlangte viel Aufmerksamkeit und wurde vielfach ausgezeichnet. Trotzdem gilt die Autorin im deutschsprachigen Raum noch immer als Geheimtipp.
Alissa, eben Mutter geworden, eingezogen mit ihrem Mann in eine Wohnung mit Pool, findet den Tritt im neuen Leben nicht. Obwohl sie mit dem Mann verheiratet ist, der ihr Traummann gewesen war. Schachteln und Kisten bleiben unausgepackt, kein Tag ohne Kampf mit sich selbst und der Welt. Die Liebe zu ihrem Mann ist ihr entglitten – und auch das Mutterglück scheint abhanden gekommen zu sein. Und als ihr Mann nach der Rückkehr eines Freundes aus dem Irakkrieg, der ihn als Versehrten ausspuckt, den Stand verliert und sich ihre Mutter von ihrem Vater scheiden lässt, beginnt sich die Spirale von Dramatik und Tempo zu drehen. Die Katastrophe scheint unausweichlich.
Pascale Kramer, 1961 in Genf geboren, hat zahlreiche Romane veröffentlicht, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Aufgewachsen in Lausanne, verbrachte sie einige Jahre in Zürich und ging 1987 nach Paris, wo sie auch heute lebt und arbeitet. Mit ihrem vierten Roman «Die Lebenden» (Prix Lipp Suisse), 2000 in Frankreich und 2003 erstmals auf Deutsch in der Übersetzung von Andrea Spingler erschienen, kam der literarische Durchbruch. Im Rotpunktverlag liegt außerdem «Die unerbittliche Brutalität des Erwachens» (2013) vor, für den ihr der Schillerpreis, der Prix Rambert und der Grand Prix du roman de la SGDL zuerkannt wurde. 2017 konnte Pascale Kramer mit dem Schweizer Grand Prix Literatur erstmals eine Auszeichnung für ihr Gesamtwerk entgegennehmen.
Eben neu erschienen ist im Rotpunktverlag in der Edition Blau Pascale Kramers «Die Lebenden». neu erscheint im Juli ihr Roman «Autopsie des Vaters».
Titelbild: Sandra Kottonau