Ein Tipp: Andreas Neeser «Wie halten Fische die Luft an», Haymon

Warum auf dem Nachttisch nicht ein Gedichtband; ein Gedanke in die Nacht, ein Geschenk für die Seele, Balsam für den Geist!

Begegnung

Du suchst dir noch einmal
den Spiegel im Spiel
du stellst dich da hin
und du bist es, das Lächeln
zu Hause im Bild
sind die Augen ganz heute und jetzt.

Ich fahr dir durchs Haar und
du winkst dir und
winkst dir zurück;
dann sagen wir leise einander die Namen
wie Vater und Kind.

für I. M.


Menetekel

Gestern um neuen
ging mir das Licht auf
zwei Fingerbreit
über dem Wald
blutrot
das halbe Gesicht
war nicht Stern
und nicht Stirn.

Ich brannte
bis weit in die Nacht
und wusste nicht wo.

aus «Wie halten Fische die Luft an», Haymon Verlag

Der Gedichtband wurde von der Deutschen Akademie für Dichtung in Darmstadt unter die Top 10 der deutschsprachigen Lyrikbände 2015 gewählt und mit dem Prädikat „Lyrikempfehlung 2016“ ausgezeichnet! «Neesers Erkundungen im Zwischenmenschlichen, im Naturraum draussen und drinnen, im Kopf des Ichs, sind beeindruckend konzentriert, wirken wie hingetupft und nehmen doch präzise Gestalt an.» Daniela Strigl, Jurorin Lyrikliste!

Andreas Neeser lebt in Suhr bei Aarau und verfasst neben Romanen (zuletzt «Zweischen zwei Wassern» Haymon) auch Mundarttexte (nach «No alles gliich wie morn» (2009) «S wird nümme, wies nie gsi isch» bei Zytglogge)
andreasneeser.ch

Schreiben Sie einen Kommentar