Der Mann mit dem braunen Kittel
Es ist neun Uhr abends im Dezember. Leon und Steve laufen auf der Dark-Street der grossen Stadt New York nach Hause. Plötzlich steht ein Mann vor ihnen. Er hat einen braunen Kittel über den Schultern. Die Kapuze verdeckt sein Gesicht. In der Hand hat er eine Sense mit einer schwarzen Klinge. Leon und Steve erstarren und bleiben stehen mit offenem Mund. Der Mann streckt die Sense verschwörerisch in die Höhe. In diesem Moment ändert das Wetter und Blitze fallen wie Regen vom Himmel. Leon und Steve stürzen zu Boden und werden ohnmächtig.
Eine Stunde später öffnen sie die Augen: „Wo sind wir?“, fragt Steve verschlafen und reibt sich den Kopf. „Ich denke in einem Schacht unter der Erde. Siehst du, es ist so feucht und dunkel“, gibt Leon zur Antwort. Steve meint: „Könnte doch auch eine Höhle sein. Wo ist nur der beängstigende Mann mit der Sense?“ Beide schauen um sich. Nach einer Weile haben sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt und Leon entdeckt eine Tür. Die beiden stehen auf und gehen zur Tür. Leon will sie öffnen, aber sie bleibt verschlossen. Entmutigt setzen sie sich wieder auf den Boden. „Wir können nichts tun, als hier zu warten.”, meint Leon. Es dauert nicht lange, da öffnet sich die Tür und zwei Männer mit den selben braunen Kitteln kommen herein. Sie bringen etwas zu Essen, sagen keinen Ton und gehen wieder. Hungrig machen sich die beiden Jungs über das Essen her. Es schmeckt ihnen gut. Das Guckloch der Tür öffnet sich und ein düsteres Augenpaar schaut hinein und eine tiefe Stimme fragt: „Seid ihr mit dem Essen fertig?“ Steve antwortet: „Ja danke, wir sind fertig, aber was soll das alles eigentlich, wir haben nichts getan!??“ Wieder die tiefe Stimme des Unbekannten: „Das geht euch einen feuchten Scheiss an. Ihr werdet es genug früh erfahren. Es gibt immer einen Grund.“ Er knallt das Guckloch zu und öffnet die Tür, um den leeren Teller zu holen. Diese Gelegenheit nutzt Leon und rast auf die Tür zu, geschickt an dem Mann vorbei, schnappt sich das Maschinengewehr, welches an der Aussenwand steht und bedroht damit den Wächter. Aber der flinke, muskulöse Mann packt Steve und hält den verdatterten Jungen zum Schutz vor sich hin. Weil Leons zittriger Finger schon auf dem Abzug der Waffe liegt, drückt er automatisch ab und schiesst seinem Freund in den Oberschenkel. Auch der Wächter hat einen Streifschuss am Arm und lässt vor Schmerz den Jungen los. Leon drückt erneut auf den Abzug, um den Mann zu erschiessen. In diesem Augenblick wird er von hinten in das Knie gekickt von der zweiten Wache, so dass er das Gleichgewicht verliert und mehrere Löcher in die Decke schiesst. Der andere Wächter packt die Jungen und stösst sie unsanft wieder in den Raum. Geschickt schliesst er diesen ab. Erneut sind die Beiden gefangen.
Glücklicherweise haben Passanten die Schüsse gehört und alarmieren die Polizei. Da die Jungen vermisst werden und die Kriminalpolizei schon auf der Suche ist, sind sie schnell am Tatort. Durch die Schusslöcher in der Decke des Raumes hören die beiden Freunde die Sirene. Sie schreien und rufen so laut sie können. Die Verletzung von Steve schmerzt, aber er möchte gefunden werden. Sie haben Erfolg und werden gefunden. Auch ein Krankenwagen ist zur Stelle. Die Polizisten bergen die beiden Jungen aus dem Schacht. Beide werden ins nächste Krankenhaus gefahren und dort behandelt und untersucht.
Steve muss zwei Nächte bleiben und Leon ist dankbar, dass sein Freund wieder gesund wird und er ihn nicht verloren hat.
Am nächsten Tag kommt die Polizei ins Krankenhaus, während Leon Steve besucht. Sie nehmen alle Aussagen der Beiden auf und erzählen von ihrem grossen Erfolg. Gestern Abend haben sie eine Bande junger Männer, die schon lange gesucht werden, verhaftet. Die Gang nennt sich «bown boys» und ihr Ziel ist es, Unschuldige zu verängstigen oder sogar zu foltern. Dankbar schliessen sich die beiden Freunde in die Arme. „Schön, dass wir uns nicht verloren haben und davongekommen sind“, sagt Leon zu seinem verletzten Freund.
Tim Ayan Schnyder, 4. Klasse
Laudatio zu „Der Mann mit dem braunen Kittel“ den Siegertext von Tim Ayan Schnyder in der Kategorie B
«Tim wählt für seine Geschichte Motive und Szenarien, die man aus Filmen und Games zwar kennen mag, er schafft es jedoch, eine eigenständige spannende Geschichte zu erzählen. Mit gut gezeichneten Figuren und einem in sich stringenten Handlungsverlauf. Tim erzählt detailtreu und ohne Abkürzung und greift das Wettbewerbsthema zum Schluss nochmals geschickt auf.»
Katja Alves, Schriftstellerin, Jurymitglied
Die 20 besten Geschichten werden in einem Büchlein abgedruckt, dass ab Mitte Juni bei der Schulverwaltung Amriswil käuflich zu erwerben ist.
Jury für den Schreibwettbewerb 2020/2021 :
Katja Alves, 1961 in Coimbra, Portugal geboren. Verfasserin von Radiotexten und Hörspielen, Romanen, Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Daneben arbeitet Katja Alves arbeitet sie als leitende Lektorin für den NordSüd Verlag. katjaalves.ch
Jens Steiner, 1975 in Zürich geboren, schreibt seit zwölf Jahren Bücher für Erwachsene und Kinder. Seit Kurzem lebt er an der deutschen Ostseeküste. jenssteiner.ch
Urs Bader, Lic. phil. I Universität Zürich. Von 1984 bis 2019 Redaktor beim St.Galler Tagblatt, lebt in Amriswil.
Gallus Frei-Tomic, 1962 in St. Gallen geboren, Primarlehrer in Amriswil, Literaturvermittler und seit 2020 Programmchef im Literaturhaus Thurgau. literaturblatt.ch
Illustration © leafrei.com