Die Buchhandlung zur Rose, einen Steinwurf von der Klosterkirche St. Gallen entfernt, ist Buchhandlung des Jahres 2017, ein mit 5000 Franken dotierter Preis des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbandes SBVV.
Genau das, was es braucht, um ins Bewusstsein zurückzurufen, wie viel Herzblut, Engagement und Leidenschaft es braucht, einen unabhängigen Buchladen zu führen, über so viele Jahre bestehen zu bleiben, Kundinnen und Kunden mit Qualität, Fachwissen und Geheimtipps weg vom Mainstream zu überzeugen. Sich dabei stets treu zu bleiben und nicht zu einem der bunten Gemischtwarenläden zu mutieren, der neben Olivenöl, Taschen und unsäglich vielen Nippes und Unnützlichkeiten auch noch Bücher verkauft. Leonie Schwendimann erzählte, dass da durchaus einmal die Idee da war, in einem der hinteren Räume ein Café einzurichten. Aber warum ein Café, wenn man in Hörweite einen Kaffee an der Sonne trinken kann? Warum Kaffeetassen abräumen, Gläser trocken reiben und Tische abwischen, wenn dabei Bedienungs- und Beratungszeit an Buchinteressierten verloren geht? Es reicht, wenn das die übermächtige, grosse Schwester tut, die sich in fastnichts mehr vom grossen Eventkaufhaus unterscheidet. Wenn in der Kleinstadt eine Buchhandlung Kaffee und Kuchen anbietet und das Sitzen und Verweilen möglichst genussvoll gestalten will, verstehe ich das gut. In kleinen Orten ist die einzige Buchhandlung am Platz viel mehr als eine Buchhandlung, sondern sehr oft der einzige Ort, wo der Konsum nicht im Vordergrund steht, sondern die Begegnungen. Mich ärgert in «Buchhandlungen» nichts mehr als Personal, das selbst nicht liest, ein Sortiment, das alles abzudecken versucht und ganze Wände am Eingang, die bloss den Bestsellern huldigen, die eigentlich keine Werbung mehr brauchen. Auf den Fenstersimsen der Buchhandlung zur Rose stehen all die kleinen Perlen, die in den Bestsellerlisten verloren gehen, von Verlagen, die nicht mit der grossen Kelle anrühren können, von Autorinnen und Autoren, die mich mich mit Sprachkrunst betören, nicht mit dick aufgetragenen Stories aus Welten, die die Realität vorgaukeln.
Ich gratuliere von ganzem Herzen und wünsche der Buchhandlung zur Rose mit ihrem Team einen langen Atem. Dort fühle ich mich zuhause!
Begründung der Jury:
„Bei knapp 75 000 Einwohnern gibt es sieben Buchhandlungen: Das macht St. Gallen zu einer der Städte mit der höchsten Buchhandelsdichte in der Schweiz. Und dennoch heben wir eine heraus; nach der Nomination in der ersten Runde «Buchhandlung des Jahres» nun zum zweiten Mal: Die Buchhandlung zur Rose, 2005 von Leonie Schwendimann als Quartierbuchhandlung gegründet. Nicht nur der schöne Ort selbst in der Gallusstrasse überzeugt: Im kleinen Hauptraum wird eine feine Auswahl aus dem allgemeinen Sortiment präsentiert – ansprechend aber unaufgeregt, vielleicht mit einer solitären Vase als Dekoration. Einen ganz besonderen Charme haben der kleine Nebenraum, der für die Kinder- und Jugendbücher reserviert ist, und natürlich der «Cave Littéraire», wo regelmässig Lesungen, Buchpräsentationen und Konzerte organisiert werden. Leonie Schwendimann und ihr Team überzeugen bei allem was sie tun mit ihrem Engagement, ihrem Charme und Charisma. Die Kunden kommen gerne in den Laden (auch die Vertreter) und es gibt beste Beziehungen zu allen St. Galler Institutionen und Bibliotheken. In über zehn Jahren ist die «Buchhandlung zur Rose» so zu einer richtigen Institution in der Ostschweizer Hochschulstadt geworden.“