Was der 22jährige Autor in einem schmalen Bändchen als ‹konkrete Poesie› vorlegt, geht tief unter die Haut und ist an Grausamkeit und Aktualität nicht zu überbieten, aber auch nicht wirklich zu geniessen. Da ist jemand auf der Flucht von Syrien, geflohen, nachdem der IS seinen Freud Al-Amad erwürgt hatte, auf der Flucht ins gelobte Land, vielleicht Österreich, wenn das Geld reicht Schweden. Er hat das Mittelmeer überwunden, ist den Uniformierten in der Türkei entwischt und steckt nun mit 60 anderen in der Dunkelheit eines bulgarischen Schlepperlastwagens, eingesperrt, verdreckt, im langsam verstummenden Geschrei, in Luft wie Blei.
Carlos Peter Reinelts Text ist Mahnmal, Kunstwerk und Hilfeschrei zugleich.
Für diesen Text erhielt Reinelt den Rauriser Förderungspreis 2016 zum Thema „Zeitraffer“. Aus der Begründung der Jury (Thorsten Ahrend, Christine Haidegger, Christine Riccabona): „Der Text widmet sich mutig und respektvoll dem Thema Flucht aus mörderischen Verhältnissen und macht die unmenschliche Realität des Weges nach Europa sichtbar, indem er die Leser in die entsetzliche Spannung zwischen erhoffter Rettung und auswegloser Situation in einem Schlepper-LKW hineinversetzt.“
Carlos Peter Reinelt, geboren 1994 in Lustenau/Vorarlberg. Kolumbianische Mutter, Vater aus Tirol, Gymnasium in Bregenz, Landessiege bei Mathe- und
Philosophieolympiaden, Skispringen im Leistungssportbereich, Rock- und Metalbands, politische Arbeit. Er studiert Deutsch, Philosophie und Psychologie in Salzburg.
Lesung von Carlos Peter Reinelt am 18.09.2016 um 20.00 Uhr Bregenz (A), Theater KOSMOS (Foyer), Mariahilfstrasse 29