
Lesekreis Literaturhaus St. Gallen „Gegenwartsliteratur“ 1. Halbjahr 2025
Lesen ist das eine – aber mit andern unverkrampft über das Gelesene in Austausch treten – und sich mit den entsprechendne Schriftstellerinnen und Schriftstellern austauschen – ist noch viel, viel intensiver.
In diesem speziellen Lesekreis widmen wir uns in 5 Treffen bis im Sommer der aktuellen Literatur. Neben Hintergrundinformationen zu den entsprechenden AutorInnen und ihren Büchern, informiere ich sie über Perlen der aktuellen Literatur und Literaturrosinen im Veranstaltungskalender.
Absoluter Höhepunkt: Wir treffen uns an jeweils einem der Abende mit der Autorin oder dem Autor, sprechen über das Buch, das Schreiben, die Literatur und bekommen so einen ganz speziellen Eindruck ins Schaffen der jeweiligen KünsterInnen.
Kosten pro Person: 200 Fr. inkl. Minimalhonorar und Spesen für AutorInnen
Anmeldungen direkt an literaturhaus@wyborada.ch
5 Abende, von 19 – 21 Uhr, ohne Autorin in der Bibliothek Wyborada, mit AutorIn im Stadthaus
Dienstag, 4. Februar | Tine Melzer „Do Re Mi Fa So“, Seiten 1 – 60 | Bibliothek Wyborada, Davidstrasse 42, St. Gallen |
Dienstag, 4. März | Tine Melzer „Do Re Mi Fa So“, Seiten 61 – 134 (wer will noch ihr Debüt „Alpha Bravo Charlie“) | Bibliothek Wyborada, Davidstrasse 42, St. Gallen |
Dienstag, 22. April | Tine Melzer „Do Re Mi Fa So“,
ganzes Buch, Besuch von Tine Melzer |
Stadthaus, Gallusstrasse 14, 9001 St. Gallen |
Dienstag, 27. Mai | Urs Faes „Sommerschatten“, Seiten 1 – 85
(wer will noch „Raunächte“, Insel Bücherei) |
Bibliothek Wyborada, Davidstrasse 42, St. Gallen |
Dienstag, 1. Juli | Urs Faes „Sommerschatten“,
ganzes Buch, Besuch von Urs Faes |
Stadthaus, Gallusstrasse 14, 9001 St. Gallen |
3 Abende. Wir lesen:
„Do Re Mi Fa So“ von Tine Melzer, Jungundjung
Sebastian Saum fehlt es an nichts: Er ist ein gefeierter Opernsänger, verkehrt in anregender Gesellschaft und lebt sorgenfrei mit seinem besten Freund Franz im geerbten Familienanwesen. Alles könnte gut so bleiben, wie es ist, bis er irgendwann ein Vollbad nimmt und beschließt, nicht mehr aus der Wanne zu steigen. Tag um Tag vergeht, und während Franz ihn geduldig und treu bewirtet, gewinnt er nackt und allein Distanz zur Welt. Sein Leben und die Rollen, die er darin einnimmt, werden ihm fragwürdig. Er legt sie ab wie ein Kostüm, wie seine Garderobe, wie alles, was er jemals getragen hat. Und was bleibt übrig, von einem nackten Sänger ohne Publikum? Von einem, der immer nur Applaus gesucht hat? Ein Haufen abgetragener Kleider und Schuhe, die er im Kopf sortiert. Und die Frage, was ist es wert, aus der Wanne zu steigen und sich mit den Menschen zu verbinden.
Tine Melzer (1978) studierte Kunst und Philosophie in Amsterdam. Ihr 2023 erschienener Debütroman „Alpha Bravo Charlie“ wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Franz-Tumler-Literaturpreis, und war für den Rauriser Literaturpreis nominiert.
Zwei Abende, Wir lesen:
„Sommerschatten“ von Urs Faes, Suhrkamp
Auf dem Rückweg in seine Rebhütte im Schwarzwald bekommt der Erzähler einen Anruf, der alles verändert: Seine Partnerin Ina ist beim Freitauchen schwer verunglückt. Sie wird ins künstliche Koma versetzt, niemand weiß, ob ihr Gehirn Schaden genommen hat, ob sie je wieder aufwachen wird. In den folgenden Tagen bangt er um ihr Überleben, benachrichtigt er Freunde und Verwandte, erinnert sich an das tastende Kennenlernen, die geteilten Wege und Glücksmomente. Er harrt an Inas Krankenbett aus, spricht zu ihr, liest ihr vor, hofft, sie möge endlich aufwachen, zurückkehren zu ihm. Sein Erzählen ist Notwehr gegen das Gefühl des Verlassenseins, die Angst, sie endgültig zu verlieren.
„Sommerschatten“ ist ein einfühlsamer Roman über eine späte Liebe und die Kraft der Erinnerung. Als Brücke zurück in den Alltag, ins Leben.
Urs Faes (1947) lebt und arbeitet in Zürich. Seine Werke wurden vielach ausgezeichnet, u. a. mit dem Schweizerischen Schillerpreis. Seine Romane „Paarbildung“ und „Halt auf Verlangen“ standen auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis.