In der Buchhandlung Johannes Heyn in Klagenfurt «Polarrot»

Es gibt sie noch, die besonderen Buchhandlungen. Es gibt sie überall, aber immer seltener. Buchhandlungen, bei denen ich als Kunde schon am Inhalt der Regale spüre, dass neben dem Bemühen, davon leben zu können, auch die Liebe zum Buch, zur Literatur, zum schönen, besonderen Buch durchschimmert. Es sind die Details, das Regal mit einheimischen Dichterinnen und Dichtern, die persönlichen Kommentare zu Büchern, die Kompetenz in der Beratung und hier in Klagenfurt, der Hauptstadt des Landes Kärnten, die Treppe ins Obergeschoss.

Dort in jener Buchhandlung leuchtete das Polarrot des Romans «Polarrot», dem zweiten Roman des Schriftstellers Patrick Tschan. Ein Roman, der es wert ist, auch vier Jahre nach seinem Erscheinen noch einmal in Erinnerung gerufen zu werden: Köbi Breiter, ein armer Mann (mehr) aus dem Toggenburg (Tal im gebirgigen Süden des Kantons St. Gallen CH), arbeitet sich mit viel Geschick und Charme nach oben, bis an die Seite einer reichen Russin im noblen Palace Hotel in St. Moritz, wo er eigentlich bloss Angestellter ist und sich mit einem geliehenen Anzug zum glücklosen Heiratsschwindler macht. Er wird entlassen. Aber selbst im Büro des Hoteldirektors schafft es Breiter, die Katastrophe auf ein titelseite-neuMindestmass herunterzuhandeln. Was für jeden anderen Schule genug gewesen wäre, ist für Breiter das Zeichen «Jetzt erst recht!». Er, nun Jack Breiter, wird Handlungsreisender in Farben eines Basler Chemiekonzerns und macht prächtig Umsatz mit dem Polarrot in den Fahnen und Wimpeln des nationalsozialistischen Nachbarn. Lässt sich Glück endlos strapazieren? Patrick Tschan erzählt eine erstaunliche Geschichte, fabuliert und fesselt, erzählt mit verblüffender Leichtigkeit und erzeugt derart Spannung, dass man das Buch nur ungern weglegt.

„Einen politisch derart unkorrekten Helden hat die Schweizer Literatur kaum je gesehen: Patrick Tschans Jack Breiter ist ein Hochstapler und ein Großmaul, er schmuggelt Geld und Gold und Menschen und schreckt auch nicht davor zurück, den Nazis das Rot für ihre Hakenkreuzfahne zu verkaufen -Tschan macht großes Kino.“ Alex Capus

ptweb2-e1438961673944Patrick Tschan, geboren 1962, lebt in Allschwil, Schweiz. Studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie. Er führte in zahlreichen Theaterstücken Regie und war viele Jahre in der Werbung und Kommunikation tätig. Patrick Tschan ist Präsident der Schweizer Schriftsteller-Fussball-Nationalmannschaft. Beim Braumüller Verlag erschienen die Romane «Keller fehlt ein Wort» (2011), «Polarrot» (2012) und «Eine Reise später» (2015).

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