Neonfische im Aargauer Literaturhaus

Neonfische sind Süsswasserfische, die im Amazonas leben, kleine, bunte Schwarmfische, irisierend leuchtend. Auch im Aargauer Literaturhaus in Lenzburg versammelte sich eine bunte Schar geheimnisvoll schimmernder Autorinnen und Autoren, die während zweier Tage ein konzentriertes Publikum «zum Schweigen» brachten.

Wer glaubt, Lyrik würde kaum mehr jemanden aus der warmen Stube locken, wurde an diesem Festival der Dichterinnen und Dichter Lügen gestraft. Das Haus lebte, der Schwarm war beträchtlich, die Säle voll, dass man zwischendurch «das Wasser wechseln» musste. Es war Musik, es wären Töne, Klänge, Dissonanzen, Bilder, Träume, Blitzlichter und Makroaufnahmen, Horizonte, Landschaften, Gesten und Gefühle.

Da zum Beispiel die 1981 geborene Julia Trompeter, die aus ihrem ersten bei Schöffling und Co. erschienenen Gedichtband «Zum Begreifen nah» vortrug. Mehr als bloss vorlas, denn Julia Trompeter versteht es, ihre Gedichte mit ihrer Stimme zu performen. So bekommen Texte auf dem Papier durch ihre Stimme nicht nur ihre eigene Note, ihren Klang, sondern oft Klarheit, mehr Bedeutung, ein gosses Fenster mehr.

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Julia Trompeters Gedichte sind geistreich, witzig, spielen mit Doppelbödigkeiten, verleiten und verführen. Dass ihre Lyrik mich, wie moderne Lyrik überhaupt, zwingt, den Text immer wieder, laut und deutlich, zu lesen. Das sei die Qualität moderner Lyrik, meinte Manfred Papst, Moderator und Ressortleiter Kultur in der NZZ am Sonntag, unauflösbare Bilder, nicht aufzulösen wie Kreuzworträtsel, unauflösbar zu Diskussion und Interpretation provozierend.

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img_0212Julia Trompeter wurde 1980 in Siegburg geboren. Sie studierte Philosophie, Germanistik und Klassische Literaturwissenschaft in Köln und promovierte in Berlin und Bochum. Seit 2009 tritt sie in dem performativen Projekt Sprechduette zusammen mit Xaver Römer auf. 2010 war sie Finalistin des open mike, 2012 erhielt sie das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln, 2013 für ihren Debütroman eine Förderung der Kunststiftung NRW und 2014 den Förderpreis des Landes NRW für junge Künstlerinnen und Künstler.

Webseite Julia Trompeter & Xaver

(Alle Rechte zur Veröffentlichung der Gedichte liegen beim Verlag Schöffling & Co. literaturblatt.ch dankt für die spezielle Erlaubnis!)

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